Sternwarte und ein meteorologisches Observatorium. Außerdem besitzt Utrecht: ein Gymnasium, eine höhere Bürgerschule, ein Reichshospital,
eine Veterinär und Zeichenschule nebst andern Unterrichtsanstalten, mehrere gelehrte und industrielle Gesellschaften, eine
Gemäldegalerie, ein sehr reiches erzbischöfliches Museum von kirchlichen Altertümern und verschiedene Wohlthätigkeitsanstalten.
ist der Sitz der Provinzialregierung, eines Provinzialbezirks- und Kantonalgerichts, des Obermilitärgerichtshofs,
einer Fortifikationsinspektion, eines katholischen und eines sogen. altkatholischen (jansenistischen)
Erzbischofs und einer deutschen Ordenshausballei. An der Ostseite der Stadt ist die berühmte Maliebaan, eine sechsreihige,
zu beiden Seiten mit schönen Villen besetzte, 1000 Schritt lange Lindenallee. - In der Römerzeit war Utrecht (Trajectum ad Rhenum)
eine Stadt der Bataver im römischen Belgien.
Nach dem Untergang der Römerherrschaft in Gallien setzten sich eine Zeit lang die Franken, später die Friesen hier fest. Das
alte Utrecht lag auf der Nordseite des Rheins; nachdem aber Dagobert 630 auf der Südseite eine Kapelle erbaut hatte und 696 durch
den heil. Willibrord ein Bistum gestiftet war, erwuchs um die Burg, die im 10. Jahrh. von den Normannen verwüstet,
doch von Bischof Balderich wiederhergestellt wurde, eine städtische Ansiedelung. Die Bevölkerung bestand vornehmlich aus bischöflichen
Ministerialen; doch waren die Grafen von Bentheim, dann die Herren von Cuyk im Besitz der Burggrafschaft, bis diese 1220 von Bischof
Otto II. durch Kauf erworben wurde. Utrecht wurde im 13. Jahrh. in die Wirren und Kämpfe verwickelt, welche dem mit Gütern reich
gesegneten Bistum Utrecht aus seiner isolierten Stellung inmitten zahlreicher weltlicher Dynasten erwuchsen.
Dazu kamen innere Parteiungen, indem Patrizier und Zünfte um das Regiment in der Stadt miteinander haderten. 1279 brannte
fast die ganze Stadt nieder. Im 14. Jahrh. erwarb sich der städtische Adel auf die Bischofswahl mehr Einfluß. So hatte auch
die Stadt nach den zwiespältigen Bischofswahlen von 1425 und 1433 viel zu leiden; jahrelang wütete der Kampf, besonders
1449-52. Bischof Heinrich von Utrecht, ein geborner Pfalzgraf bei Rhein, überließ 1527 Stadt und Fürstentum
an Kaiser Karl V. Papst Paul IV. erhob 1559 die Kirche in Utrecht zur Metropolitankirche und überwies dem neuen Erzbischof, Friedrich
Schenk v. Tautenburg (gest. 1580), die Bistümer Haarlem, Middelburg, Leeuwarden, Deventer und Groningen.
Unter der Regierung Philipps II. ward hier die Union der sieben nördlichen Provinzen (Utrechter
Union) abgeschlossen, welche die Unabhängigkeit der Niederlande begründete (vgl. P. L. Muller, De Unie van Utrecht, Utrecht 1878).
Auch versammelten sich hier die Generalstaaten, bis sie 1593 nach dem Haag verlegt wurden. Das neue Erzbistum Utrecht hatte nicht
lange Bestand; wohl wählte man nach dem Tode des ersten Erzbischofs noch zwei Nachfolger, allein keiner
von beiden brachte es bis zur Weihe. Die reformierte Lehre wurde in Utrecht allmächtig, und der Papst begnügte sich seit 1602 mit
einem apostolischen Vikar.
Ein Jahrhundert später fand der Jansenismus im Stiftskapitel Anhänger, und die Wahl eines Jansenisten
(Cornelius Steenhoven) zum Erzbischof führte 1723 zum Bruch mit Rom und zur Bildung einer besondern Sekte (s. Jansen), welche seit 1871 mit
den Altkatholiken Deutschlands in nähere Verbindung getreten ist. Die Stadt ist seit der Gründung der Universität (1636) einer
der bedeutendsten Mittelpunkte der Wissenschaft in Holland geworden. Am
wurde hier der Utrechter
Friede geschlossen, der den spanischen Erbfolgekrieg beendigte. Am wurde Utrecht von den Franzosen unter Pichegru besetzt.
Vgl. »Le traité d'U. réclamé par la France« (Leipz. 1814);
Geer, Bijdragen tot de geschiedenis der provincie Utrecht (Utrecht
1860);
Nippold, Die altkatholische Kirche des Bistums Utrecht (Heidelb. 1872).
L. (Wasserschlauch), Gattung der Lentibularieen, Wasser- oder Sumpfpflanzen mit rosettenförmig gestellten
Blättern, welche bei den in Wasser wachsenden Arten fadenartig zerteilt und meist mit Schläuchen versehen
sind, in denen sich kleine Wassertierchen fangen.
Die nackten Blütenschäfte tragen eine oder mehrere lebhaft gefärbte
Blüten, welche an Skrofulariaceenblüten erinnern.
Von den etwa 150 weitverbreiteten Arten wächst Utricularia vulgarisL. (gemeiner
Wasserschlauch, Helmkraut) in Deutschland in Mooren und Teichen;
(Ottowalde), Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft
Dresden, Amtshauptmannschaft Pirna, hat (1885) 199 Einw. und ist bekannt durch die schönen
Felsenthäler Uttewalder und Zscherregrund, welche zu den schönsten Partien der Sächsischen Schweiz gehören und auf dem
Weg von Wehlen nach der Bastei besucht werden.
Barbara, Begründerin des Spitzenklöppelns im Erzgebirge, geb. 1514, ward von ihrem Vater
Heinrich v. Elterlein aus Nürnberg (geb. 1485, gest. 1582), der im Erzgebirge durch Bergbau ein bedeutendes Vermögen erworben
hatte, an einen Bergherrn zu Annaberg, Christoph Uttmann, verheiratet und führte 1561 im Erzgebirge das Spitzenklöppeln ein, das
sie von einer um ihres Glaubens willen aus der Heimat vertriebenen Brabanterin erlernt haben soll. Sie
starb in Annaberg. 1834 wurde ihr auf dem Kirchhof zu Annaberg ein Denkmal, 1886 daselbst ein Brunnenstandbild von
R. Henze errichtet.
Joseph von, Techniker, geb. zu Rieden in Oberbayern, studierte zu München und Ingolstadt, ward 1784 bayrischer
Hofkammerrat, dann bayrischer Salinenadministrator im Fürstentum Berchtesgaden und 1799 Referendar für landständische Angelegenheiten
im Geheimen Finanzdepartement. Seine Verbesserungspläne waren indessen einem großen Teil der Stände mißfällig, und
Utzschneider wurde daher 1801 zur Disposition gestellt. Er errichtete nun eine Ledermanufaktur in München und 1804 mit v. Reichenbach
und Liebherr daselbst das mechanische Institut, welchem die von ihm zu Benediktbeuern angelegte Kunstglashütte das nötige
Crown- und Flintglas lieferte. Aus letzterm entstand, nachdem er sich 1809 mit Fraunhofer (s. d.) vereinigt,
das weltberühmte optische Institut, welches fast ganz Europa mit optischen Instrumenten
mehr
versorgt. Inzwischen war Utzschneider 1807 wieder als Generalsalinenadministrator und Geheimer Finanzreferendar in den Staatsdienst getreten.
Unter seiner Leitung wurde der Bau der Saline zu Rosenheim mit der Solenleitung von Reichenhall dahin ausgeführt, und durch
seinen Einfluß ging 1809 außer der Saline Berchtesgaden auch die zu Hallein in bayrische Administration über.
Ebenso wurde unter seiner Leitung in Bayern der Grund zu dem Parzellenkataster gelegt. 1811 wurde er Vorstand der Staatsschuldentilgungsanstalt,
verließ aber 1814 wieder den Staatsdienst und errichtete eine große Brauerei und eine Tuchmanufaktur. Von 1818 bis 1821 war
er erster Bürgermeister von München; 1827 wurde er zum Vorstand der Münchener neuerrichteten polytechnischen
Zentralschule ernannt. Er starb
Vgl. Bauernfeind, J. v. Utzschneider (Münch. 1880).