Uterus
(lat.), s. v. w. Gebärmutter (s. d.);
männlicher s. Vorsteherdrüse.
(lat.), s. v. w. Gebärmutter (s. d.);
männlicher s. Vorsteherdrüse.
(»Außenland«),
in der nord. Mythologie das Reich der Riesen oder Jöten (s. d.), daher auch Jötunheim genannt, lag jenseit der von Menschen bewohnten Erde (s. Midgard).
1) (jetzt Bu Schater) altphönik. Stadt, unfern der Ruinenstätte Karthagos an der Mündung des Medscherda (des alten Bagradas) ins Mittelmeer gelegen, von deren einstigem Glanz noch die Trümmer eines Amphitheaters, des Hafens mit Admiralspalast, Aquädukts und mehrerer Zisternen Kunde geben. Nach Movers fällt ihre Gründung durch Tyrer ins Jahr 1100 v. Chr., 287 Jahre vor derjenigen Karthagos. Während alle nordafrikanischen Städte bereits Karthago unterthan waren, genoß Utica lange noch Unabhängigkeit mit eignem Senat und selbstgewählten Suffeten.
Als es sich endlich beugen mußte, suchte es wiederholt das Joch abzuschütteln und nahm auch am Söldneraufstand teil. Während es im zweiten Punischen Krieg Karthago treu blieb, ergab es sich im dritten zuerst von allen Städten den Römern und ward zum Lohn dafür, nach Karthagos Fall 146, zur Hauptstadt der Provinz Africa gemacht. Utica war der Schauplatz des Todes des jüngern Cato. In der christlichen Zeit war es Bischofsitz; der letzte aktive Bischof, Potentius, floh 683 vor den Arabern nach Spanien. Im Martyrologium besitzt den Ruhm, die sogen. Massa candida (300 Märtyrer auf einmal) hervorgebracht zu haben.
Vgl. Tissot, Géographie comparée de la province romaine d'Afrique, Bd. 2 (Par. 1888). -
2) (spr. jútika) Stadt im nordamerikan. Staat New York, Grafschaft Oneida, am Mohawkfluß und Eriekanal, hat ein Staatsirrenhaus, Woll- und Baumwollspinnerei, Kornmühlen, Stärkefabriken, Orgel- und Pianofortefabriken, Maschinenbauwerkstätten etc. und (1880) 33,914 Einw. Utica wurde 1784 an Stelle des ehemaligen Forts Schuyler gegründet.
s. Silurische Formation.
Beiname von Cato dem jüngern.
dulci (lat.), »das Nützliche mit dem Angenehmen (verbinden)« (Horaz, »Ars poetica«, 343).
(neulat., Nützlichkeitstheorie, Nützlichkeitssystem), die von Jeremias Bentham aufgestellte Moral- und Staatstheorie, deren Prinzip es ist, der größtmöglichen Anzahl von Menschen den größtmöglichen Nutzen zu verschaffen.
Name einer kurz vor der Julirevolution 1830 begründeten kommunistischen Sekte.
Vgl. Birks, Modern Utilitarianism (Lond. 1874).
infra (lat.), wie unten bemerkt wird.
possidetis (lat., »wie ihr besitzt«),
Bezeichnung für den augenblicklichen Besitzstand (status quo), ein neuerdings beim Abschluß eines Waffenstillstandes gebräuchlicher Ausdruck;
im römischen Recht Bezeichnung für eine Klage zum Schutz im Besitz von Grundstücken (interdictum u. p., im Gegensatz zum interdictum utrubi bei Mobilien).
Inselgruppe Polynesiens.
rogas (abgekürzt Uti rogas R., lat.), »wie du vorschlägst«, bei den Römern auf den Stimmtafeln Zeichen der Zustimmung zu einem Gesetzvorschlag.
Gipfel des Albis bei Zürich (s. d.).
(lat., »Nirgendwo«),
die fabelhafte Insel, auf welcher Thomas Morus seinen Staatsroman »De optimo reipublicae statu, deque nova insula Utopia« spielen ließ, das Schlaraffenland der Deutschen (s. Schlaraffe).
Daher Utopist, einer, der sich mit unausführbaren Weltverbesserungsplänen beschäftigt.
s. Kalixtiner.
[* ] niederländ. Provinz (s. Karte »Niederlande«),
von dem Zuidersee und den Provinzen Gelderland, Süd- und Nordholland umschlossen, 1384 qkm (25,1 QM.) groß mit (1888) 215,958 Einw. (62 Proz. Reformierte, 37 Proz. Katholiken und 1 Proz. Juden), ist im W. und längs der Flüsse niedrig und eben mit fruchtbarem Marschboden; im O. erheben sich die Amersfoorter Hügel, und der Boden wird sandig und unfruchtbar. Das Hauptgewässer ist der Rhein mit seinen oft kanalisierten Armen, dem Lek im S., dem Krummen oder Alten Rhein, der Vecht und der Holländischen Yssel; ferner die Eem (s. d.). Auch gibt es mehrere Kanäle, von denen die den Lek mit der Vecht verbindende Vaart oder der Vaartsche Ryn der bedeutendste ist. Das Klima ist gesund. Die wichtigsten Produkte sind: Getreide, Tabak (bei Rhenen und Amersfoort), Pferde, Rindvieh, Bienen, Obst (bei Wyk bv Duurstede) und Blumen. Die Industrie liefert vornehmlich Wolle, Baumwolle, Seide, Leinwand, Tabak und Thonwaren.
[* ] Hauptstadt der gleichnamigen niederländischen Provinz, liegt am Alten Rhein, von welchem aus hier die Vecht nach dem Zuidersee und die Vaart nach dem Lek abgehen, ist von zwei Kanälen oder Armen des Alten Rheins durchschnitten, von starken Forts umgeben und bildet den strategischen Vorposten von Amsterdam. Die Stadt ist Knotenpunkt der Eisenbahnen Amsterdam-Utrecht-Arnheim, Amsterdam-Hilversum-Utrecht, Zwolle-Utrecht, Utrecht-Boxtel und Utrecht-Rotterdam. Sie hat 4 Vorstädte und 20 Kirchen, darunter der reformierte Dom (Maartenskirche), ein prächtiges gotisches Gebäude, dessen Langhaus jedoch 1674 bei einem Orkan einstürzte, so daß jetzt Chor mit Querschiff und Turm (103 m hoch) getrennt stehen.
Unter den übrigen Gebäuden sind zu nennen: die Akademie, in deren großem Saal (früher Kapitelsaal des Doms) 1579 die Union der nördlichen niederländischen Provinzen geschlossen wurde;
der Palast des vormaligen Königs von Holland, Ludwig Bonaparte, der Utrecht zu seiner Residenz gewählt hatte (jetzt Sitz des Obermilitärgerichtshofs);
das Papsthaus (Paushuizen), gestiftet von Papst Adrian VI, der in Utrecht geboren war (jetzt Regierungsgebäude);
der Justizpalast, 1837 an der Stelle der berühmten Abtei von St. Paulus errichtet;
das schöne Rathaus, 1830 vollständig erneuert, mit dem reichen Stadtarchiv und einem Antiquitätenkabinett;
das Münzgebäude, das Gebäude für Künste und Wissenschaften mit dem Museum Kunstliefde, das neue Zellengefängnis, das Schauspielhaus etc. Die Zahl der Einwohner belief sich 1888 auf 81,398. Die Industrie Utrechts erstreckt sich auf Tuch-, Woll-, Baumwoll-, Lein- und Seidenweberei, Fabrikation von Zigarren, Porzellan, Maschinen (von drei Eisenbahngesellschaften), landwirtschaftlichen Gerätschaften, chemischen Produkten, Farben etc., Metallgießerei, Ziegelbrennerei, Ölraffinerie, Brauerei etc. Dem entsprechend ist auch der Handel mit diesen Fabrikaten und den Landesprodukten (besonders Käse und Butter) sehr lebhaft.
Die Universität (mit fünf Fakultäten, 1634 gestiftet) hat gegen 700 Studierende, chemisch-physiologische und physikalische Laboratorien, ein anatomisches und ein physikalisches Museum, ein Naturalienkabinett, eine Bibliothek, einen botanischen Garten, eine neue
[* ] ^[Abb.: Wappen von Utrecht.]
Sternwarte und ein meteorologisches Observatorium. Außerdem besitzt Utrecht: ein Gymnasium, eine höhere Bürgerschule, ein Reichshospital, eine Veterinär und Zeichenschule nebst andern Unterrichtsanstalten, mehrere gelehrte und industrielle Gesellschaften, eine Gemäldegalerie, ein sehr reiches erzbischöfliches Museum von kirchlichen Altertümern und verschiedene Wohlthätigkeitsanstalten. ist der Sitz der Provinzialregierung, eines Provinzialbezirks- und Kantonalgerichts, des Obermilitärgerichtshofs, einer Fortifikationsinspektion, eines katholischen und eines sogen. altkatholischen (jansenistischen) Erzbischofs und einer deutschen Ordenshausballei. An der Ostseite der Stadt ist die berühmte Maliebaan, eine sechsreihige, zu beiden Seiten mit schönen Villen besetzte, 1000 Schritt lange Lindenallee. - In der Römerzeit war Utrecht (Trajectum ad Rhenum) eine Stadt der Bataver im römischen Belgien.
Nach dem Untergang der Römerherrschaft in Gallien setzten sich eine Zeit lang die Franken, später die Friesen hier fest. Das alte Utrecht lag auf der Nordseite des Rheins; nachdem aber Dagobert 630 auf der Südseite eine Kapelle erbaut hatte und 696 durch den heil. Willibrord ein Bistum gestiftet war, erwuchs um die Burg, die im 10. Jahrh. von den Normannen verwüstet, doch von Bischof Balderich wiederhergestellt wurde, eine städtische Ansiedelung. Die Bevölkerung bestand vornehmlich aus bischöflichen Ministerialen; doch waren die Grafen von Bentheim, dann die Herren von Cuyk im Besitz der Burggrafschaft, bis diese 1220 von Bischof Otto II. durch Kauf erworben wurde. Utrecht wurde im 13. Jahrh. in die Wirren und Kämpfe verwickelt, welche dem mit Gütern reich gesegneten Bistum Utrecht aus seiner isolierten Stellung inmitten zahlreicher weltlicher Dynasten erwuchsen.
Dazu kamen innere Parteiungen, indem Patrizier und Zünfte um das Regiment in der Stadt miteinander haderten. 1279 brannte fast die ganze Stadt nieder. Im 14. Jahrh. erwarb sich der städtische Adel auf die Bischofswahl mehr Einfluß. So hatte auch die Stadt nach den zwiespältigen Bischofswahlen von 1425 und 1433 viel zu leiden; jahrelang wütete der Kampf, besonders 1449-52. Bischof Heinrich von Utrecht, ein geborner Pfalzgraf bei Rhein, überließ 1527 Stadt und Fürstentum an Kaiser Karl V. Papst Paul IV. erhob 1559 die Kirche in Utrecht zur Metropolitankirche und überwies dem neuen Erzbischof, Friedrich Schenk v. Tautenburg (gest. 1580), die Bistümer Haarlem, Middelburg, Leeuwarden, Deventer und Groningen.
Unter der Regierung Philipps II. ward hier die Union der sieben nördlichen Provinzen (Utrechter Union) abgeschlossen, welche die Unabhängigkeit der Niederlande begründete (vgl. P. L. Muller, De Unie van Utrecht, Utrecht 1878). Auch versammelten sich hier die Generalstaaten, bis sie 1593 nach dem Haag verlegt wurden. Das neue Erzbistum Utrecht hatte nicht lange Bestand; wohl wählte man nach dem Tode des ersten Erzbischofs noch zwei Nachfolger, allein keiner von beiden brachte es bis zur Weihe. Die reformierte Lehre wurde in Utrecht allmächtig, und der Papst begnügte sich seit 1602 mit einem apostolischen Vikar.
Ein Jahrhundert später fand der Jansenismus im Stiftskapitel Anhänger, und die Wahl eines Jansenisten (Cornelius Steenhoven) zum Erzbischof führte 1723 zum Bruch mit Rom und zur Bildung einer besondern Sekte (s. Jansen), welche seit 1871 mit den Altkatholiken Deutschlands in nähere Verbindung getreten ist. Die Stadt ist seit der Gründung der Universität (1636) einer der bedeutendsten Mittelpunkte der Wissenschaft in Holland geworden. Am wurde hier der Utrechter Friede geschlossen, der den spanischen Erbfolgekrieg beendigte. Am wurde Utrecht von den Franzosen unter Pichegru besetzt.
Vgl. »Le traité d'U. réclamé par la France« (Leipz. 1814);
Geer, Bijdragen tot de geschiedenis der provincie Utrecht (Utrecht 1860);
Nippold, Die altkatholische Kirche des Bistums Utrecht (Heidelb. 1872).