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sich die Colorados, welchen Flores die Präsidentschaft verdankte, in zwei Parteien gespalten, von denen die mächtigere sich gegen ihn erklärte. Seine Lage wurde noch schwieriger, als im August 1855 Oribe wieder erschien. Der Kampf wurde unter Vermittelung der Gesandten Frankreichs, Englands und Spaniens nur dadurch vermieden, daß Flores 9. Sept. abdankte und Manuel Bustamente bis zum März 1856 an seine Stelle trat. Flores und Oribe vereinigten sich nun zur Aufrechterhaltung der Verfassung u. Unterstützung der verfassungsmäßigen Behörden, worauf die brasilischen Truppen Uruguay [* 2] räumten. Da 1864 keine Präsidentenwahl zu stande kam, so trat der zeitherige Vizepräsident Aguirre die Präsidentschaft provisorisch an. Dieser wies Entschädigungsansprüche Brasiliens zurück, da der Diktator von Paraguay, Lopez, die Partei der Weißen zu unterstützen versprach und Brasilien [* 3] den Krieg erklärte.
Hierauf rückten im Oktober 1864 brasilische Truppen in Uruguay ein, und 6. Dez. griffen die Truppen des Generals Flores, von der brasilischen Flotte unterstützt, die Stadt Paysandu an und eroberten sie in Gemeinschaft mit der brasilischen Invasionsarmee Der nach dem Rücktritt Aguirres (15. Jan.) vom Kongreß mit der höchsten Gewalt betraute Senator Vilalba schloß 20. Febr. mit Flores in La Union einen Friedensvertrag, dem zufolge letzterer als Gefe del Gobernio provisorio in Montevideo [* 4] einzog. Derselbe ging sofort ein Bündnis mit Brasilien gegen Paraguay ein, dem im Mai auch die Argentinische Republik [* 5] beitrat. Der Krieg verlief jedoch nicht so glücklich und rasch, wie die Verbündeten erwartet hatten (s. Paraguay, S. 704). Das Kontingent von Uruguay wurde fast aufgerieben, und Flores überließ, wie die Argentinische Republik, Brasilien allein die Last des Kriegs. Im Innern suchte er die Parteien zu versöhnen und geordnete Zustände herzustellen, jedoch ohne Erfolg. Am ward Flores auf der Fahrt in das Gouvernementshaus von vier Blanquillos ermordet.
Der Aufstand, welcher mit dieser Blutthat eingeleitet werden sollte, mißlang jedoch, und die Rädelsführer wurden noch an demselben Tag standrechtlich erschossen. Der Senat ernannte nun den Bruder des Ermordeten, Manuel Flores, zum provisorischen Präsidenten und, als dieser und 21 andre angesehene Anhänger des Ermordeten 22. Febr. plötzlich gestorben waren, den bisherigen Kriegsminister, General Lorenzo Battle, einen gemäßigten Colorado, welcher 1. März definitiv zur Präsidentschaft berufen wurde. Am folgte Thomas Gomensoro als Präsident, auf diesen José Ellauri.
Dieser wurde vertrieben, und Varela trat an seine Stelle. Alle diese Machthaber bereicherten sich in schamloser Weise aus den Staatseinkünften, und wenn sie selbst davor zurückscheuten, so wurden sie von ihren Genossen (compadres), denen sie ihr Amt verdankten, gezwungen, es ihnen zu gestatten, oder gestürzt. Handel und Wandel stockten, die Landwirtschaft verfiel, und die Staatskassen waren stets leer. Im April 1875 beschloß daher die Legislative, die Zinsen der Staatsschuld nicht zu bezahlen. Im März 1876 wurde Varela wieder gestürzt vom Obersten Latorre, der mit diktatorischer Gewalt bekleidet ward.
Derselbe herrschte, auch nachdem er sich im Februar 1879 zum konstitutionellen Präsidenten hatte wählen lassen, durchaus despotisch und vernichtete seine Gegner mit rücksichtsloser Grausamkeit, stellte aber wenigstens für einige Zeit den innern Frieden her und machte dem Unwesen der habsüchtigen Abenteurer (caudillos) ein Ende. Doch dankte er plötzlich ab und ging nach Brasilien aus Furcht vor der Entdeckung großer Unterschleife in den Staatskassen.
Ihm folgte Vidal als Präsident, der 1882 von dem rohen General Santos verdrängt wurde. Derselbe schlug einen Einfall von Aufständischen aus Argentinien bei Quebracho zurück und ward bis zum Präsidenten gewählt, dankte indes, nachdem er das Land genügend ausgeplündert hatte, schon im November 1886 ab und hatte den General Tajes zum Nachfolger.
Vgl. T. Vaillant, La República Oriental del Uruguay (Montevideo 1873);
Diaz, Notice historique et statistique sur la République Orientale de l'U. (Par. 1878);
»The Republic of Uruguay« (hrsg. vom Generalkonsul in London, [* 6] 1886),
van Bruyssel, La République orientale de l'U. (Brüssel [* 7] 1889);
die Veröffentlichungen der »Direccion de Estadistica general«; Sommer-Geiser, Lebensbilder aus dem Staat Uruguay (Basel [* 8] 1861);
Woysch, Mitteilungen über das soziale und kirchliche Leben in der Republik Uruguay (Berl. 1864);
Franckenberg, Politische Verhältnisse der Republik Uruguay (Buenos Ayres [* 9] u. Köln [* 10] 1866);
Mulhall, Handbook of the River Plate Republics (5. Aufl., Lond. 1885);
de Maria, Compendio de la historia de la Republica Oriental Uruguay (Montevideo 1864);
F. Bauza, Historia de la dominacion española en el Uruguay (das. 1880).