für die Zumessung der
Strafe bestimmend gewesen sind. Am
Schluß der
Verhandlung wird das Urteil in öffentlicher
Sitzung verkündet
und zwar durch Verlesung der Urteilsformel und
Eröffnung der Urteilsgründe (s.
Öffentlichkeit). Die
Eröffnung der Urteilsgründe
geschieht entweder auch durch Verlesung oder durch mündliche Mitteilung ihres wesentlichen
Inhalts. Es ist nicht
erforderlich, daß die Urteilsgründe
vor derVerkündigung bereits niedergeschrieben sind.
Nur wenn die
Verkündigung des Urteils ausgesetzt war, müssen die Urteilsgründe vor derselben schriftlich festgestellt werden.
Das Urteil mit den
Gründen ist binnen drei
Tagen nach der
Verkündigung zu den
Akten zu bringen, wenn es nicht bereits vollständig
in das
Protokoll aufgenommen ist. Es muß von den
Richtern, welche bei der
Entscheidung mitgewirkt haben,
unterschrieben werden. Im schwurgerichtlichen
Verfahren ergeht das Urteil auf
Grund des
Wahrspruchs der
Geschwornen (s.
Schwurgericht).
nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch das
Vermögen,
Urteile zu bilden;
dann auch die Fähigkeit,
angemessen, treffend und richtig zu urteilen, und in diesem
Sinne nahe verwandt mit
Verstand (s. d.).
Kant
(»Kritik der Urteilskraft«) unterschied
die subsumierende Urteilskraft, d. h. die, welche das Besondere und Einzelne einem schon
bekannten Allgemeinen unterordnet, und die reflektierende, welche zu der gegebenen Mannigfaltigkeit einzelner
Data die
Einheit
einer allgemeinenRegel sucht.
L.
(Nessel),
Gattung aus der
Familie der Urtikaceen, ein- oder mehrjährige
Kräuter, selten
Sträucher mit gegenständigen,
gesägten bis gezahnten, selten eingeschnitten gelappten, meist mit
Brennhaaren besetzten Blättern, ein-
oder zweihäusigen, grünlichen
Blüten in blattwinkelständigen, gepaarten, trugdoldigen, rispig wickelartigen oder knopfigen
Infloreszenzen und trockner, eiförmiger oder oblonger, zusammengedrückter Schließfrucht.
Etwa 30
Arten in den gemäßigten Klimaten. Die
Brennhaare besitzen eine knopfähnliche, glasartige
Spitze, welche bei Berührung
mit der
Haut
[* 3] leicht abbricht und die letztere ritzt, wobei ein heftig brennender Saft aus der Haarzelle
in die
Wunde fließt. Urtica dioicaL. (große
Brennessel), 60-200
cm hoch, mit länglich herzförmigen, grob gesägten Blättern,
hängenden Blütenrispen, zweihäusig, ist weit verbreitet und bedeckt oft große
Strecken. Urtica urensL. (kleine Brennnessel),
15-30
cm hoch, mit elliptisch eirunden, eingeschnitten gesägten Blättern, aufrechten Blütenrispen,
einhäusig, ist ebenfalls weit verbreitet.
Nesselzwirnfabriken bestanden noch im Beginn des 18. Jahrh. in
Frankreich,
Spanien,
[* 6]
Schweden,
[* 7]
Italien,
[* 8]
Deutschland
[* 9] und der
Schweiz,
[* 10] die letzte derartige Manufaktur in
Leipzig
[* 11] 1720. In jüngster Zeit hat man von neuem
Versuche
zur Verwertung
der Nesselfasern gemacht. Auch andre
Arten, wie Urtica cannabinaL. in
Sibirien, Urtica japonicaThunb. in
Japan
[* 12] etc., liefern Bastfasern.
Manche exotische
Arten sind berüchtigt wegen des starken
Nesselns, so die javanische Urtica stimulansL. und die ostindische Urtica crenulataRoxb., welche einen lange anhaltenden wütenden
Schmerz verursachen, besonders aber Urtica urentissima
Blume
(Teufelsblatt), auf
Timor, deren
Nesseln jahrelang, ja lebenslänglich anhält und bei feuchtem
Wetter
[* 13] sich steigert.
Überhaupt werden alle durch
Nesseln verursachten
Entzündungen durch hinzutretende Nässe verlängert. Früher wurden unsre
Nesseln, wie noch jetzt manche exotische, als
Arzneimittel benutzt, auch als
Aphrodisiaka, wie Urtica membranacea
Pair. in
Ägypten.
[* 14] Die
Knollen
[* 15] von Urtica tuberosaRoxb. werden in
Indien gegessen.
(Urtikaceen,Nesselpflanzen), dikotyle
Familie aus der
Ordnung der
Urticinen,
Kräuter und
Holzpflanzen mit gegen- oder wechselständigen, einfachen, gestielten, ganzen, gezahnten oder gesägten, selten handförmig
gelappten, mit meist stehen bleibenden
Nebenblättern versehenen Blättern, welche bei manchen
Arten mit
Brennhaaren bekleidet
sind, und meist durch
Fehlschlagen eingeschlechtigen, ein- oder zweihäusigen, bisweilen polygamen
Blüten, welche
in
Ähren,
Köpfchen oder
Rispen, bisweilen auf einem fleischigen, von einem mehrblätterigen Involukrum umgebenen Rezeptakulum
stehen.
Die männlichen
Blüten haben ein kelchartiges Perigon, welches aus vier oder fünf freien oder verwachsenen, gleichen, in der
Knospe dachziegelig liegenden Blättern besteht. Die
Staubgefäße
[* 16] sind im
Grunde des Perigons vor den Blättern desselben
in der nämlichen Anzahl inseriert. Die weiblichen
Blüten haben ein zwei-, vier- oder fünfblätteriges Perigon, dessen
Blätter
oft in eine
Röhre mit gezahntem oder gelapptem
Saum verwachsen sind. Der oberständige
Fruchtknoten ist einfächerig, enthält
eine einzige aufrechte oder hängende
Samenknospe und hat einen einfachen, oft sehr kurzen
Griffel mit kopfiger
oder pinselförmiger oder zerschlitzter, vielteiliger
Narbe.
Die
Frucht ist ein
Nüßchen, nackt oder von dem häutig trocknen oder beerenartig erweichenden Perigon umgeben. Der einzige
Same hat eine sehr dünnhäutige
Schale, ein fleischiges
Endosperm und in der
Achse desselben einen geraden
Keimling mit flachen
Kotyledonen und nach
oben gekehrten Würzelchen.
Tertiärschichtenvor. Von mehreren Arten sind die Früchte genießbar, andre liefern Kautschuk, Farbstoffe, Öl, Bitterstoffe.
Die Bastfasern mancher Urticeen werden zu Geweben und auch zur Papierbereitung benutzt.