vertrat, daß er sich den
Namen des »Sprechministers« erwarb. Im
Januar 1881 wurde er zum
Präsidenten des
Reichsgerichts ernannt.
Seinen juristischen
Ruf begründete er durch das
»System des österreichischen allgemeinen
Privatrechts« (Bd. 1 u.
2, Leipz. 1856-59, 4. Aufl. 1876; Bd.
6, 1864, 3. Aufl. 1879),
ein Werk, welches zu den bedeutendsten
Erscheinungen der juristischen Litteratur
zählt und in der
Entwickelung der österreichischen
JurisprudenzEpoche gemacht hat. Außerdem nennen wir von ihm: »Die
Ehe
in ihrer welthistorischen
Entwickelung«
(Wien
[* 2] 1850);
»Über die wissenschaftliche Behandlung des österreichischen gemeinen
Privatrechts« (das. 1853);
Mit seinem Ministerkollegen
Glaser begründete
er die »Sammlung von zivilrechtlichen
Entscheidungen des k. k. obersten
Gerichtshofs«
(Wien 1859 ff., 2. Aufl. 1873 ff.).
Durch diese Vorarbeiten eignete er sich eine so große Gewandtheit in der Handhabung der
Radiernadel an, daß er die
Kunst der
Radierung in
Deutschland
[* 12] neu belebte und zahlreiche Nachfolger und
Schüler fand. Den
Winter von 1871 bis 1872 brachte
er in
Holland zu, wo die
Blätter zur
»FransHals-Galerie« (mit
Text von
Vosmaer) entstanden. Von da ab entfaltete er eine sehr
umfangreiche Thätigkeit, welche sich auch auf
Nachbildungen von Gemälden moderner
Künstler erstreckte.
(altd.), s. v. w. Missethat
oder
Verbrechen. ^[= # (Delikt, lat. Crimen, Delictum), im allgemeinen jede widerrechtliche Handlung, welche mit öffentlic ...]
Alexander,
Freiherr von, Romanschriftsteller, geb. auf dem väterlichen
Gut Noistfer bei
Reval,
[* 13] sollte sich dem
Studium der
Rechte widmen, folgte aber seiner
Neigung zur
Poesie und lebte seit 1830 in
Deutschland, wo
er sich nach wechselndem Aufenthalt später bleibend in
Dresden
[* 14] niederließ. Er starb zu Dannenwalde
in
Mecklenburg-Strelitz. Ungern-Sternberg hat in einer langen
Reihe von
Romanen und
Novellen, immer aber mit hervorstechender Frivolität,
die verschiedenartigsten
Stoffe behandelt. Die Rokokozeit ist die eigentliche
Domäne seines
Talents. Der romanhafte
Inhalt dieser
Novellen (z. B.
»St.
Sylvan«, Frankf. 1839; »Die gelbe Gräfin«, Berl.
1840) ist dürftig, die künstlerische
Komposition schwach, die
Charakteristik oft oberflächlich; aber
der kulturhistorische
Hintergrund ist treu und sicher gezeichnet so namentlich in »Berühmte deutsche
Frauen des 18.
Jahrhunderts« (das. 1848). Zu dem
Besten, was Ungern-Sternberg schrieb, gehören die
Erzählungen: »Galathee« (Stuttg. 1836)
und
»Psyche« (Frankf. 1838, 2 Bde.) Als der
soziale Tendenzroman
Mode wurde, trat er mit »Diane« (Berl. 1842, 3 Bde.)
und
»Paul«
(Hannover 1845, 3 Bde.) hervor, ohne es freilich zur rechten
ethischen und psychologischen Tiefe zu bringen.
Letzteres Werk hatte zugleich die Absicht, für eine Reorganisation des
AdelsPropaganda zu machen, und diese
Tendenz bewirkte 1848 des
Verfassers
Anstellung als Mitarbeiter am
Feuilleton der »Kreuzzeitung«.
Da aber seine »Neupreußischen Zeitbilder«
(Brem. 1848-49, 2 Bde.) wenig Beifall fanden, ließ er die
Politik fallen und suchte durch die
Erfindung von Pikantem auf frivolem Gebiet zu gefallen, so namentlich in den
»BraunenMärchen«
(das. 1850, 4. Aufl. 1875) und in den
»Rittern von
Marienburg«
[* 15] (Leipz. 1853, 3 Bde.).
Die »Erinnerungsblätter« (Leipz. 1855-60, 6 Bde.)
erzählen des Verfassers Lebensgeschichte. Viel Fesselndes enthält die
»DresdenerGalerie« (Leipz. 1857-58, 2 Bde.),