ses glossateurs« (Leipz. 1857; deutsch von
Bischoff, das. 1859), da hier der
Autor bei seiner einseitigen Verehrung
Mozarts
vielfach zu schiefen und ungerechten
Urteilen über
Beethoven gelangt. Zur
Hebung
[* 2] und Läuterung des Musikgeschmacks in Rußland
hat Ulibischew jedenfalls viel beigetragen.
Von seinen
Schriften, die für die sogen. Vermittelungstheologie klassisch sind, heben wir hervor:
»Gregorius von Nazianz, der Theolog« (Darmst.
1825; 2. Aufl., Gotha
[* 12] 1867);
DonAntonio d', einer der verdienstvollsten
Spanier im 18. Jahrh., geb. zu
Sevilla,
[* 15] widmete sich dem Seedienst, ward schon 1733
Kapitän einer königlichen
Fregatte, begleitete 1734 einige Mitglieder der
PariserAkademie nach
Peru,
[* 16] um dieselben bei der
Gradmessung
[* 17] am
Äquator zu unterstützen, durchforschte dann bis 1744 die spanischen
Besitzungen inSüdamerika
[* 18] und setzte die von den Briten bedrohten
Küsten in Verteidigungszustand. Nach
seiner Rückkehr bereiste er noch fast alle
MeereEuropas und einen großen Teil des
Festlandes. Er beförderte in seinem Vaterland
den Aufschwung der königlichen Wollmanufakturen, vollendete die großen
Kanäle und Hafenbassins von
Cartagena und
Ferrol und
belebte die berühmten Quecksilberminen von
Almaden und
Huancavelica in
Peru, wohin er 1755 als Geschwaderchef
gegangen war.
Die merkwürdigsten Gebäude der nach altreichsstädtischer
Weise eng u. unregelmäßig gebauten Stadt sind: das
Rathaus (15.
Jahrh.) mit dem Marktbrunnen (sogen. »Fischkasten«),
die ehemalige Komturei des
DeutschenOrdens (jetztKaserne), das sogen.
Palais (jetzt Sitz der Kreisregierung),
das
Zeughaus, Gouvernementsgebäude, mehrere
Kasernen und unter den
Kirchen besonders das protestantische
Münster,
[* 24] ein großartiger
gotischer
Bau in den reinsten Verhältnissen, an dessen
Restauration seit Jahrzehnten gearbeitet wird, und der demnächst seiner
Vollendung entgegensieht. Er bedeckt einen Flächenraum von 5100 qm und wird hinsichtlich seines
Umfangs
in
Deutschland
[* 25] nur von dem
Kölner
[* 26]
Dom übertroffen.
Das fünfschiffige, von mächtigen
Säulen
[* 27] getragene
Innere ist 139 m lang, 57 m breit und durch edle Einfachheit von erhebender
Wirkung; es enthält ausgezeichnete
Holzschnitzereien
(Chorstühle von
JörgSyrlin dem ältern),
Skulpturen,
Ölgemälde und Fensterglasmalereien
und eine 1856 erbaute, 1888 veränderte große
Orgel mit 100
Registern und 6286
Pfeifen. Das Mittelschiff
erreicht eine
Höhe von 41 m, die vier Seitenschiffe von je 23 m, das
Chor von 29 m. Der über dem prachtvollen Hauptportal
sich erhebende
Turm,
[* 28] welcher (das hölzerne Notdach nicht gerechnet) nur bis zur
Höhe von 75 m fertig
gebracht war, ist seit 1885 im
Ausbau begriffen und wird, nach dem Originalriß des
MatthäusBöblinger ausgeführt, eine
Höhe
von 151 m erreichen.
Der
Bau des
Münsters wurde 1377 begonnen und bis 1494 fortgeführt. Die beiden andern
Kirchen Ulms sind die
Heilige Dreifaltigkeitskirche
und die
katholische Kirche (mit sehenswerten
Skulpturen). Von neuern Bauwerken sind noch die 1832 vollendete
Donaubrücke
(Wilhelm Ludwigs-Brücke), die
Eisenbahnbrücke, mehrere
Schulhäuser, ein Schlachthaus und der
Bahnhof zu erwähnen.
Die
Bevölkerung
[* 29] betrug 1885 mit der
Garnison (ein Grenadierreg. Nr. 123, ein Infanteriereg.
Der lebhafte Handel, unterstützt durch eine Handels- undGewerbekammer, durch eine Reichsbanknebenstelle und mehrere Bankinstitute,
ist besonders Holz-, Produkten- und Speditionshandel. Unter den Messen und Märkten sind noch die Tuch- und Ledermesse sowie die
Fruchtmärkte von Bedeutung. An Bildungs- und andern öffentlichen Anstalten befinden sich dort: ein Gymnasium,
ein Realgymnasium, eine Realanstalt, eine Frauenarbeitsschule, eine landwirtschaftliche Winterschule, ein Verein fürKunst
und Altertum, eine Stadtbibliothek von 30,000 Bänden, ein Theater
[* 35] und ein Museum;
Geschichte. Ulm, in der Karolingerzeit ein königliches Hofgut mit einer Pfalz, wird zuerst 854 erwähnt
und wurde von Ludwig dem Deutschen und seinen Nachfolgern mehrfach zur Abhaltung von Reichsversammlungen benutzt. Seit 1027 ist
es als Stadt nachzuweisen und wurde bald Hauptstadt des Herzogtums Schwaben. Wegen seiner Anhänglichkeit an die Hohenstaufen
wurde Ulm 1134 von Heinrich dem Stolzen von Bayern
[* 38] niedergebrannt und geplündert. Doch erhob sich die Stadt
seit 1140 zu neuer Blüte
[* 39] und erscheint schon 1155 als Reichsstadt. 1274 erhielt sie dieselben Freiheiten wie Eßlingen.
[* 40]
Sie stand unter der Vogtei der Grafen von Dillingen, dann der von Württemberg.
[* 41] 1247 widerstand sie heldenmütig
dem GegenkönigHeinrichRaspe. 1331 trat sie in den Schwäbischen Städtebund und beteiligte sich auch 1376 an der Einigung
der schwäbischen Städte. Eine Belagerung durch KaiserKarl IV. in demselben Jahr blieb erfolglos. An dem Krieg von 1388 nahm
Ulm als Vorort des Städtebundes hervorragenden Anteil. Seine Blütezeit fällt in die zweite Hälfte des 14. Jahrh.,
wo es jedoch nur eine Bevölkerung von 20,000 Einw. und ein Gebiet von 926 qkm (17 QM.)
hatte.