6) Die Tschoudoren leben in etwa 12,000 Kibitken in den Grenzstrichen
Chiwas.
7) Dem linken
Ufer des
Amu Darja weiter aufwärts folgend, leben die Sakar, 3000 Kibitken, 20 km oberhalb der bocharischen
Stadt Tschardschui, und
8) die 30,000 Kibitken zählenden Erssary mit 4 Geschlechtern; sie sind mehr oder weniger von
Bochara abhängig und erstrecken
sich bis
Afghanistan.
[* 2]
ihre Gebiete wurden dem
transkaspischen
Bezirk einverleibt.
10) Die Saryk bewohnen die südöstlich von
Merw am Murghab gelegenen
Landschaften Juletan und Pandsh-Dech;
12,000 Kibitken in 5 Geschlechtern mit 16
Familien; sie treiben
Garten- und
Ackerbau und leben mit den
Merw-Teke in
Feindschaft.
11) Die Salyr, 3000 Kibitken, hatten sich in der persischen
LandschaftSur-Abad niedergelassen, verlegten dann ihren
Wohnsitz
nach
Alt-Sarachs am
Heri-Rud, wurden hier aber von den
Merw-Teke überfallen, mit ihrer ganzen
Habe fortgeschleppt
und diesen einverleibt. Im ganzen beziffert sich somit die
Stärke
[* 4] aller Turkmenen auf 900,000-950,000, auch wohl 1 Mill.
Köpfe.
Alle Turkmenen betrachten den
Raub als eine vollständig gestattete Erwerbsquelle; sie leben deshalb in fast steter
Feindschaft untereinander,
sind aber besonders eine entsetzliche
Geißel für die benachbarten
Völkerschaften, zumal wenn sie als
Sunniten den
Schiiten gegenüberstehen. Nachdem aber Rußland bis in das
Herz Turkmeniens vorgedrungen ist, wird diesen Räubereien
wohl bald ein
Ziel gesetzt werden, zumal wenn
Persien in seinen Nordprovinzen einen größern
Widerstand leistet, als dies jetzt
der
Fall ist.
Das einzige, was die Turkmenen achten, ist die Macht der
Stärke und das Adat, das uralte
Gewohnheitsrecht. Die
Stämme wählen wohl aus ihrer Mitte
Chane; doch haben diese keinerlei
Gewalt, wenn sie auch durch persönliche Vorzüge zuweilen
bedeutenden Einfluß ausüben. Die
Mollas sind wenig geachtet, wie überhaupt die Turkmenen sich leicht über
die
Lehren
[* 5] des
Korans hinwegsetzen. Je mehr aber die seßhafte Lebensweise Platz greift, desto mehr werden die Turkmenen auch
einer gesellschaftlichen
Ordnung zugänglich werden.
Die den
Frauen zugestandene geachtete
Stellung, die
Liebe zu den
Kindern, das Halten des gegebenen
Wortes und stete Gastfreiheit
sind als Charaktereigenschaften hervorzuheben. Dabei sind sie äußerst mäßig. Ein magerer, zäher
Körper, fast bronzefarbige
Gesichter mit kleinen, tief liegenden
Augen, schwarze
Haare,
[* 6] ungewöhnlich weiße
Zähne,
[* 7] lange
Bärte
kennzeichnen das Äußere. Das nationale
Kostüm
[* 8] besteht aus einem weiten, langen Gewand, je nach dem
Stand von
Seide
[* 9] oder einem
andern
Stoff, und hohen Lammfellmützen, welche dieFrauen durch einen um den
Kopf gewundenen
Shawl ersetzen.
Letztere lieben und tragen viel
Schmuck und verhüllen sich nicht. Zur
Wohnung dient die Filzjurte, in welcher die
Frauen frei
schalten. Gewöhnlich hat der Turkmene zwei
Frauen, für welche er einen gewissen Kaufpreis zu zahlen hat. Die
Ehe kann aber
willkürlich gelöst werden.
Ackerbau,
Gartenbau,
Fischerei,
[* 10]
Viehzucht
[* 11] sind je nach den Wohnplätzen die
Hauptbeschäftigungen. Die
Jagd wird nicht sehr kultiviert. Die
Industrie beschränkt sich auf Anfertigung von Reitzeug, Kamelhaartuch,
Ackergerätschaften etc.; die Fischerboote, in Hassan
Kuli gefertigt, und die
Teppiche der Teke haben einen großen
Ruf.
Vorläufig ist von
Handel noch keine
Rede, daß aber die Transkaspische
Eisenbahn in dieser Beziehung einen
Umschwung hervorbringen wird, dürfte kaum bezweifelt werden.
Inselgruppe der brit.
Bahamainseln
(Westindien),
[* 13] bestehend aus der
InselGrandTurk (18 qkm mit 2500 Einw.)
und dem kleinern Inselchen
Salt Cay (s. d.).
GrandTurk ist niedrig und sandig und liefert außer
Fischen
und
Schildkröten
[* 14] noch
Salz.
[* 15] Es bildet mit den Caicos (s. d.) einen Verwaltungsbezirk, der seit 1874 vom
Gouverneur von
Jamaica abhängt, und insgesamt ein
Areal von 575 qkm (10,4 QM.) mit (1881) 4732 Einw.
hat. Die Ausfuhr belief sich 1887 auf 26,015 Pfd. Sterl., die Einfuhr auf
26,721 Pfd. Sterl. Lokalrevenue 1887: 6203 Pfd. Sterl.
[* 16] Gebäude von regulär prismatischer oder cylindrischer Grundform, dessen
Höhe die Abmessungen
seiner
Grundfläche mehr oder minder bedeutend übertrifft. Die Türme werden meist andern Gebäuden, wie
Kirchen,
Schlössern,
Rathäusern, Stadtthoren,
Festungen, angefügt und mit ihnen zu einem architektonischen Ganzen verbunden, oder sie stehen
isoliert. Bei der ägyptischen
Baukunst
[* 17] erkennen wir in den
Pylonen ihrer
Tempel
[* 18] und in ihren
Pyramiden die ersten
Vorläufer der Turmbauten; von den Griechen ist uns nur der achteckige, mit niederm
Zeltdach versehene »Turm der
Winde«
[* 19] (s. Tafel
»Baukunst IV«,
[* 20] Fig. 10) erhalten. Die
Römer
[* 21] kannten nur feste,
oben mit
Plattform und
Zinnen versehene Verteidigungstürme. Ähnlich
waren die meist runden oder quadratischen Festungstürme des
Mittelalters, welche oft noch eine
Laterne
auf den
Zinnen oder einen kurzen Steinhelm erhielten.
Indes zeigten sich die Türme hier überall noch als mehr oder minder
willkürliche An- oder Aufbauten. Erst der christlichen
Baukunst war es vorbehalten, die Türme zu einem
¶
mehr
integrierenden Bestandteil der Kirchen und ihrer Architektur zu machen, indem man in der Zeit Konstantins die christlichen Tempel
mit Glockentürmen zu versehen begann. Dieselben waren anfangs rund und trugen einen Pavillon mit niedrigem Zeltdach, später
wurden sie viereckig, geböscht und mit einem Pavillon unter hohem Zeltdach geschlossen. Anfangs standen die
Türme isoliert neben der Kirche; eine organische Verbindung des Turms mit der Kirche zeigt sich erst im romanischen Stil.
Der für die PariserWeltausstellung von 1889 auf dem Marsfeld von Eiffel und Sauvestre errichtete Turm ist 300 m
hoch, bedeckt eine Grundfläche von mehr als 1 Hektar und ruht auf vier Mauerwerkskörpern, die durch Mauern zu einem Fundament
vereinigt sind. Der Turm hat das Aussehen eines riesigen Gerüstes, ist ganz aus Eisen
[* 38] konstruiert und enthält in 60 m Höhe
das erste, in 115 m Höhe das zweite und in 275 m Höhe das dritte Stockwerk. Eine 250 qm große Glaskuppel krönt den Turm. In
quadratischen Röhren
[* 39] an den vier Ecken des Turms befinden sich Treppen
[* 40] und acht hydraulische Aufzüge. Die Erbauungskosten sollen
5-6 Mill. Frank betragen.
Schiefe Türme
[* 41]
oder Turmhelme verdanken ihre Abweichung von der lotrechten Stellung entweder einseitiger Senkung oder einer beabsichtigten
Baukünstelei. Bei dem berühmten schiefen Glockenturm zu Pisa
[* 42] streitet man zur Zeit noch über den Grund der Abweichung seiner
Achse vom Lot, während man z. B. den schiefen Turmhelm der Pfarrkirche in Gelnhausen
[* 43] als das Kunststück
eines Zimmermeisters zu betrachten hat, da er nicht nur geneigt, sondern auch spiralförmig gewunden ist.
In der Kriegsbaukunst war der Gebrauch von Türmen schon bei den Alten und im Mittelalter an der äußern Seite der
Stadtmauern in teils runder, teils viereckiger Gestalt zur Ermöglichung der Seitenverteidigung üblich. Der Hauptturm einer
jeden Burg hieß Bergfried, bei den Burgen
[* 44] des DeutschenOrdens bildete ein Turm (Danziger) ein vorgeschobenes Außenwerk. Nach Erfindung
des Schießpulvers wurden sie enger mit den Mauern verbunden, und es entstanden aus ihnen die Bastione,
während eigentliche Türme außer Gebrauch kamen.
Erst später wandte sie Vauban unter dem Namen Bollwerkstürme wieder an. Montalembert verbesserte diese Türme und gab ihnen
eine vielfach veränderte Gestalt. Sie sind kasemattiert und so eingerichtet, daß die innern Gewölbe
[* 45] nicht auf den äußern
Umfassungsmauern, sondern auf innern Strebepfeilern ruhen und in bedeckten Geschützständen mehrere ReihenGeschütze
[* 46] übereinander stehen. Ähnlich eingerichtet sind die sogen. Martellotürme (s. d.) in England zur Küstenverteidigung.
In neuester Zeit kommen Türme, mit Eisenpanzerung versehen und mit ihrem obern Teil auf einer Unterlage drehbar, bei Landbefestigungen,
namentlich aber zum Küstenschutz und auf den Kriegsschiffen selbst vor. Vgl. Panzerungen.