(lat.), röm. Kleidungsstück für
Männer und
Frauen, das unter der
Toga
[* 3] unmittelbar auf dem
Körper getragen wurde. Sie wurde über den
Hüften durch einen
Gürtel
[* 4] zusammengehalten und reichte bis unter die
Kniee herab. Sie war von weißer
Wolle gefertigt und anfangs ohne Ärmel; später
wurden kurze, nicht bis an die
Ellbogen reichende Ärmel üblich. Die
Frauen trugen über der innern, ärmellosen
Tunika noch eine zweite mit Ärmeln (stola), die den halben Oberarm bedeckte und nach der Außenseite einen durch
Agraffen (fibulae) zusammengehaltenen
Schlitz hatte.
Die Tunika der
Knaben und
Soldaten war hochrot (tunica russa). An der Tunika der
Senatorenwar in der Mitte von der
Brust herab bis zum untern
Saum ein Purpurstreif angewebt (tunika laticlavia); die der
Ritter war durch zwei dergleichen schmale
Streifen ausgezeichnet (tunika angusticlavia), doch trugen letztere zur Kaiserzeit auch die tunika laticlavia.
Die Triumphatoren trugen Purpurtuniken, auf deren
SaumPalmen
[* 5] in
Gold
[* 6] gestickt waren (tunika palmata). Die einfarbige, unverzierte
(tunika recta) erhielten die
Jünglinge zugleich mit der toga virilis und
Jungfrauen, wenn sie heirateten, als Brautkleid von ihren
Eltern. - Die Tunika der römischen
Bischöfe ist ein leinenes Gewand von weißer
Farbe, das bis auf die
Füße reicht und durch
das
Cingulum (s. d.) um die
Hüften festgehalten wird.
(TunicataLam.,
Manteltiere), hoch entwickelte Seetiere, deren meist sack- oder tonnenförmiger
Körper von
einem
Mantel, d. h. einer eigentümlichen, oft außerordentlich dicken, bald gallertigen, bald
lederartigen oder knorpeligen
Hülle, umgeben ist (s. Tafel
»Mollusken
[* 7] und Tunikaten«). Diese wird von der eigentlichen
Haut
[* 8] des
Tiers abgeschieden und enthält einen der pflanzlichen
Cellulose ungemein nahe verwandten
Stoff. Sie
besitzt zwei Öffnungen, die eine zur Einfuhr von frischem
Wasser mit den in ihm befindlichen Nahrungssubstanzen, die andre
zur
Entfernung des zum Atmen unbrauchbar gewordenen
Wassers sowie der
Exkremente,
Eier
[* 9] etc. Beide Öffnungen liegen entweder
einander sehr nahe
oder an den entgegengesetzten Körperenden und sind durch
Muskeln
[* 10] mehr oder weniger
verschließbar.
Der Innenfläche des
Mantels, welcher zu seiner
Ernährung von
Blutgefäßen durchzogen wird, liegt die Hautschicht des
Tiers
dicht an. Von ihr umschlossen ist im Vorderende die sehr geräumige
Atemhöhle, in welcher das aufgenommene
Wasser mit der
in ihr befindlichen
Kieme in Berührung kommt und so die
Atmung vermittelt. Die
Kieme selbst besteht bei
vielen aus einem grobmaschigen
Sack, bei andern aus einem hohlen
Cylinder mit durchbrochener Wandung oder einfach aus einer
dünnen, in der
Atemhöhle ausgespannten Scheidewand mit vielen
Lücken. In allen
Fällen bewegt sich das
Wasser, durch zahllose
Flimmerhaare in fortwährender Strömung längs den Wandungen der
Kieme erhalten, vom Vorderende weiter
nach hinten, wo im
Grunde der
Atemhöhle der eigentliche
Mund des
Tiers liegt.
Die Nahrungsteilchen, welche es mitbringt, werden aber schon von der Eingangsöffnung ab durch eine besondere Flimmerrinne,
welche einen zähen
Schleim zu ihrer Festhaltung absondert, dem
Mund zugeführt und gelangen darauf in
den
Magen.
[* 11]
Der
Darm
[* 12] endet durch den
After entweder direkt in den hintern Teil der
Atemhöhle oder in einen besondern
Abschnitt
derselben, die sogen.
Kloake. Neben dem
Darm liegt das dünnwandige, beutelförmige
Herz. Das
Blut wird von demselben einige
Minuten in den
Gefäßen in einer bestimmten
Richtung vorwärts getrieben, hört dann kurze Zeit ganz zu
fließen auf und zirkuliert darauf in der entgegengesetzten
Richtung, so daß die kurz vorher als
Arterien fungierenden
Gefäße
nun zu
Venen werden und umgekehrt.
Das
Nervensystem besteht in der Hauptsache aus einem zwischen Einfuhr- und Ausfuhröffnung gelegenen
Ganglion, in dessenNähe
sich meist ein
Auge
[* 13] sowie ein Gehörbläschen befindet. Über die
Niere ist nichts Genaueres bekannt. Die
Geschlechtsorgane
sind im allgemeinen einfach gebaut.
Alle Tunikaten sind im anatomischen
SinnZwitter, befruchten sich jedoch nicht selbst und haben
gewöhnlich auch nicht einmal zu gleicher Zeit reife
Eier und reifen
Samen,
[* 14] sondern vielfach erstere früher
als letztern.
Außer der geschlechtlichen
Fortpflanzung ist aber noch die ungeschlechtliche durch
Knospung sehr verbreitet. Sie liefert
Kolonien,
bei welchen die Individuen häufig ganz bestimmt und charakteristisch gruppiert sind. Die
Eier entwickeln sich in der
Atemhöhle
oder der
Kloake, so daß meist die
Jungen lebendig geboren werden. Bei den im
Alter festsitzenden (s.
Ascidien)
schwärmen sie, mit einem später abfallenden Ruderschwanz versehen, noch eine Zeitlang umher, heften sich dann an und bilden
unter Umständen sofort durch
Knospung eine kleine
Kolonie.
Bei der andern, frei schwimmenden
Gruppe (s.
Salpen) wechselt geschlechtliche u. ungeschlechtliche
Fortpflanzung regelmäßig
miteinander ab, so daß ein
Generationswechsel vorliegt. Über die
Stellung der im
Tierreich sind die
Forscher
nicht einig. Früher ordnete man sie auf
Grund ihres weichen
Körpers allgemein den
Mollusken unter, hat sie aber gegenwärtig
von diesen abgetrennt und vereinigt sie entweder mit den
Bryozoen
[* 15] (s. d.) zu der
Gruppe der Molluskoideen oder
läßt sie besser ganz selbständig sein. Da sie aber aus andern
Tieren hervorgegangen sein müssen, so gibt man ihnen als
Vorfahren entweder die
Würmer,
[* 16] und zwar eine ausgestorbene
Gruppe derselben, oder die
Wirbeltiere.
Mit den letztern haben sie nämlich in der
Entwickelung so viel Gemeinsames (vgl.
Ascidien und
Amphioxus), daß
nahe
Verwandtschaft zwischen beiden mit
Recht angenommen werden darf. Indessen ist bisher noch nicht festgestellt worden, ob
die
Wirbeltiere von den Tunikaten oder diese von jenen abstammen. Im erstern
Fall gäbe es eine stetig aufsteigende
Linie:
Würmer;
Tunikaten
(Ascidien) als völlig rückgebildet,
als auch eine aufsteigende: fischähnliche
Wesen;
Fische etc., so daß dann die Tunikaten sozusagen einen herabgekommenen Seitenzweig
des Hauptstammes der
Wirbeltiere darstellen würden.
Die Tunikaten sind ohne Ausnahme Bewohner des
Meers. Teils sind sie
auf allen möglichen Unterlagen festgewachsen und finden sich dann sowohl an der Flutgrenze als in bedeutenden Tiefen; teils
schwimmen sie auf der Oberfläche oft weit von den
Küsten und in großen
Scharen umher. Sie nähren sich von kleinsten tierischen
und pflanzlichen
Wesen, die mit dem
Wasser in ihre
Atemhöhle geraten und dort zum
Mund gelangen. Viele unter
ihnen leuchten mit prachtvollem
Licht.
[* 18]
FossileFormen sind bisher nicht
¶
mehr
aufgefunden worden. - Man teilt die Tunikaten in zwei große Gruppen: die meist festsitzenden Ascidien (s. d.) oder Seescheiden und
die frei schwimmenden Salpen (s. d.).