Türkei
[* 2] aus, bis 1864 im ganzen 450,000
Seelen, wo sie in den Grenzprovinzen, namentlich in
Bulgarien
[* 3] und in
Thessalien, angesiedelt
wurden, um die mosleminische
Bevölkerung
[* 4] zu vermehren, aber durch ihre unruhige Wildheit und Roheit viele
Klagen hervorriefen.
Auch bei der Bekämpfung des
Aufstandes in der
Herzegowina 1875 und inBulgarien 1876 sowie im neuen russisch-türkischen
Krieg 1877 thaten sich die tscherkessischen
Truppen durch Zügellosigkeit und barbarische Wildheit hervor, während ihre kriegerische
Tüchtigkeit sich im geregelten
Kampf wenig bewährte.
Die im
Kaukasus zurückgebliebenen Tscherkessen machten 1877 ebenfalls Aufstandsversuche, doch ohne einheitlichen
Plan und daher ohne
Erfolg. Als besondere
Nation haben die Tscherkessen aufgehört zu existieren, und ihre
Zerstreuung unter fremde
Völker
wird sie, die keinen Zusammenhang mehr haben, dem
Untergang entgegenführen.
Gustav, Mineralog, geb. zu
Littau bei
Olmütz
[* 5] in
Mähren,
[* 6] studierte 1856 bis 1860 zu
Wien,
[* 7] habilitierte
sich 1861 an der
Universität daselbst, wurde 1862
Kustos am k. k. Hofmineralienkabinett, erhielt 1868 die Professur an der
Universität und die
Direktion des Hofkabinetts, welch letztere er bis 1877 führte. Von seinen durch Ideenreichtum
ausgezeichneten und zum Teil die wichtigsten
Mineralien
[* 8] betreffenden
Arbeiten, deren viele in den von ihm herausgegebenen »Mineralogischen
Mitteilungen«
(Wien 1871-77, seit Anfang 1878 »Mineralogische und petrographische Mitteilungen«)
erschienen sind, seien hervorgehoben: »Untersuchungen über das Volumgesetz flüssiger chemischer
Verbindungen« (das. 1859);
ursprünglich der »schwarze« Gott der Gewitternacht gegenüber dem »lichten«
Sonnen- und Tagesgott. Er wurde in abschreckender, kaum menschenähnlicher Gestalt dargestellt und erhielt Trankopfer
zur Sühne.
Auch mehrere
Berge, vorzeiten jedenfalls Opferstätten, führen noch den
Namen Tschernebog (Corneboh),
z. B. einer in der
Nähe von
Bautzen
[* 17] (558 m).
wird von den
GouvernementsKiew,
[* 19]
Poltawa,
Kursk,
Orel,
Mohilew und
Minsk begrenzt und umfaßt 52,397 qkm (nach Strelbitsky 52,402 qkm = 951,58 QM.).
Die bedeutendsten
Flüsse
[* 20] sind: der
Dnjepr, der jedoch nur die Westgrenze berührt, die
Desna,
Sosh und Trubesch.
Außerdem gibt es viele kleinere
Flüsse und eine
Menge ganz unbedeutender
Seen. Das Land ist im allgemeinen eben und sehr flach
und wird nur durch einige hügelige Flußufer etwas wellig und schluchtenreich. Der nördliche Teil desselben ist waldreich;
imKreis
[* 21]
Gluchow wird der berühmte Gluchowsche weiße
Thon gewonnen (jährlich 60,000
Pud), aus dem 9/10
aller Porzellanwaren in Rußland bereitet werden. In geologischer Beziehung ist das rechte, hohe
Ufer der
Desna bemerkenswert,
das aus Kreideschichten besteht, in denen Sandadern mit
Kiesel und Muschelteilen vorkommen.
Das
Klima
[* 22] ist gemäßigt und gesund. Die
Bevölkerung belief sich 1885 auf 2,075,867 Einw., 40 pro QKilometer,
meist
Kleinrussen, außerdem Großrussen, Deutsche,
[* 23]
Juden, Griechen. Die Zahl der Eheschließungen war 1885: 17,193, der Gebornen
100,917, der Gestorbenen 66,500. Das
Areal besteht aus 54 Proz.
Acker, 20,2 Proz.
Wald, 16,7 Proz.
Wiese und
Weide,
[* 24] 9,1 Proz.
Unland. Tschernigow hat in vielen
Kreisen einen zum
Ackerbau wenig geeigneten
Boden;
Viehstand bezifferte sich 1883 auf 515,334 Stück Hornvieh, 572,182 Pferde,
[* 31] 915,719 grobwollige, 32,236 feinwollige Schafe,
[* 32] 420,000 Schweine,
[* 33] 37,000 Ziegen. Der Waldreichtum liefert einen großen Gewinn durch das Bau- und Brennholz, durch Kohlenbrennerei
und Teerschwelen. Die Industrie wurde 1884 in 587 Fabriken und gewerblichen Anstalten mit 14,439 Arbeitern betrieben und der
Gesamtwert der Produktion auf 21,384,000 Rubel beziffert. Hervorragend sind Rübenzuckerfabrikation und -Raffinerie (6,1 Mill.
Rub.), Tuchweberei (2,4 Mill. Rub.) und Branntweinbrennerei (1,1 Mill. Rub.). Ansehnliche Industriezweige sind ferner: Zündholzfabrikation,
Ölschlägerei, Ziegelei, Lederfabrikation, Holzsägerei. In 10 Fabriken wurden 1886/87: 72,600 Doppelzentner weißer Sandzucker
produziert.
Die gleichnamige Hauptstadt, an der Desna, hat eine Kathedrale aus dem 11. Jahrh., 17 andre Kirchen, 4 Klöster, einen erzbischöflichen
Palast, ein klassisches Gymnasium, ein Lehrerseminar, ein Mädchengymnasium, eine Gouvernementsbibliothek, etwas Handel und Industrie
und (1886) 27,028 Einw. Sie ist Sitz des Erzbischofs von Tschernigow und Njeshin. Tschernigow wird schon zu Olegs Zeit 907 erwähnt, war längere
Zeit die Hauptstadt des tschernigowschen Fürstentums, wurde 1239 vom Mongolenchan Batu erobert und verbrannt, gehörte seit
dem 14. Jahrh. den Litauern, später den Polen und wurde 1648 für immer mit Rußland vereinigt.