oder Gazellenflusses (s. d. 2) fort, welches in den Niederungen von Egai und Bodele endigt. Während der See aus der Wüste im
N. keine Zuflüsse erhält, münden von W. her der spärlich Wasser führende Waube, von S. der gleichfalls nicht bedeutende
Mbulu und von SO. der allezeit wasserreiche Schari in denselben. Der Tsad hat einen sehr schwankenden Wasserstand,
der im November infolge der Flut des Schari am höchsten ist; seine Ufer sind teilweise ganz unbestimmt, man schätzt seinen
Flächeninhalt aus 27,000 qkm (fast 500 QM.). Er hat eine dreieckige Gestalt und besteht
in seinem westlichen Teil aus offenem Wasser, während der östliche nur ein netzartig verzweigtes Gewirr
von Wasseradern mit zahlreichen Inseln ist, auf denen das Volk der Jedina oder Budduma haust.
Sind die Regenfälle sehr stark, so müssen die Inselbewohner wohl auf das Uferland flüchten, während lange Trockenheit
die Vereinigung der Inseln mit dem Ufer herbeiführt. Häufig sind die Ortschaften an den Ufern durch die
Anschwellungen des Sees vernichtet worden. Nahe dem Westufer liegt Kuka, die Hauptstadt Bornus. Die Umwohner sind Kanembu, Bornuaner,
im SO. nomadisierende Araber. Die ersten Europäer, welche den See erblickten, waren Clapperton, Denham und Oudney; der erste
aber, welcher ihn befuhr, war der Deutsche A. Overweg (1851); Vogel untersuchte ihn 1853, Nachtigal 1870.
Vgl.
Nachtigal in der Berliner »Zeitschrift für Erdkunde« (Bd. 12);
Derselbe, Sahara und Sudân, Bd. 2 (Berl. 1880).
Adolf, Ritter von, österreich. Staatsmann und Dichter, geb. 9. Juli 1809 zu
Klagenfurt, studierte in Wien die Rechte, trat 1832 in den Staatsdienst, ward 1850 Oberlandesgerichtsrat in Klagenfurt, 1854 in
Graz, 1859 Hofrat beim obersten Gerichtshof in Wien, 1861 Mitglied des Reichsrats, 1870 des Herrenhauses, war vom 12. April 1870 bis 4. Febr. 1871 Justizminister
im Kabinett Potocki;
starb 1. Nov. 1877. Er schrieb: »Gedichte« (Dresd. 1833; 4. Aufl., Leipz. 1872);
»Neue Gedichte« (Wien 1851);
»Aus dem Zauberwalde«, Romanzenbuch (Berl. 1856);
Novellen und Romane: »Die Ironie des Lebens« (Wien 1841),
»Der moderne Eulenspiegel« (Pest 1846),
»Die Industriellen« (Zwick. 1854),
»Sünder und Thoren« (Brem. 1875) u. a. Seine »Gesammelten
Werke« erschienen Bremen 1875-77, 6 Bde.
Vgl. v. Herbert, A. Ritter v. Tschabuschnigg (Klagenf. 1878).
(Dschaggatai), der zweite Sohn des Dschengis-Chan, dem nach dessen Tode die Länder am Oxus und Jaxartes, die
Bucharei und Turkistan zufielen, die in jenen Teil des mongolischen Reichs einverleibt wurden, welcher unter dem Namen »Chanat
von Tschagatai« von den uigurischen Pässen bis nach Amaje am Oxus sich erstreckte. Tschagatai starb 1241, seine
Nachkommen behaupteten sich bis auf Timur.
(Csaïken), kleine galeerenartige, mit Segeln und Rudern versehene Boote, welche, mit Kanonen und Haubitzen ausgerüstet,
im ehemaligen österreichisch-ungarischen Militärgrenzland zur Beschützung und Bewachung
der Wassergrenze
gegen die Türken dienten. Es waren 25 solcher Schiffe im Gang, mit 1-8 Kanonen und mit dem Tschaikistenbataillon bemannt, das
den Marktflecken Titel (Titul) an der Theißmündung zum Stabsort hatte.
Peter Iljitsch, Komponist, geb. 25. Dez. 1840 auf dem Hüttenwerk Wotkinsk im Gouvernement Perm im östlichen
Rußland, studierte Rechtswissenschaft in Petersburg und arbeitete von 1859 an im Justizministerium, bis
er, seiner Neigung zur Musik folgend, den Staatsdienst verließ und in das von A. Rubinstein neubegründete Konservatorium eintrat.
Nach Absolvierung seiner Studien (1866), und nachdem er für eine Kantate nach Schillers Gedicht »an die Freude« die Preismedaille
errungen, erhielt er die Stelle eines Kompositionslehrers am Konservatorium zu Moskau, die er bis 1877 bekleidete,
in welchem Jahr er aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung nahm. Tschaikowsky lebt seitdem zurückgezogen teils
in Italien und in der Schweiz, teils in Rußland. Seine namhaftesten Werke sind: die Opern »Vakula der Schmied« und »Eugen Onägin«,
»Opritschník«, 4 Symphonien, die symphonischen Dichtungen: »Der Sturm«, »Romeo und Julie«, »Francesca da Rimini«, 3 Streichquartette, 2 Klavierkonzerte,
Sonaten und andre Klavierstücke, Kompositionen für Violine und Violoncello etc. Auch veröffentlichte er eine »Harmonielehre«
und eine russische Übersetzung von Gevaerts »Traité d'instrumentation«.
(ungar. Czakot), eine seit dem Anfang dieses Jahrhunderts übliche militärische Kopfbedeckung
in Form einer hohen Mütze, entweder oben und unten gleich weit, oder oben schmäler als unten, wie der jetzige Tschako der Jäger
und des Trains, oder oben breiter als unten, in welcher unpraktischen Form er überall verschwunden ist;
gewöhnlich von Filz,
mit ledernem Deckel und Kopfrand, vorn mit einem Schild versehen.
(»Topfburg«; bei den Europäern Dardanellen genannt), Hauptstadt des zum türk. Wilajet Karasi gehörigen,
etwa die alte Landschaft Troas umfassenden Liwa Bigha, an der engsten Stelle des Hellespont auf asiatischer Seite gelegen, Sitz
zahlreicher militärischer und Zivilbehörden, eines internationalen Telegraphenamtes, eines Quarantäne-
und Hafenamtes, mit über 7000 Einw. (zur Hälfte Mohammedaner). Tschanak-Kalessi ist
Transithafenplatz für Holz, Galläpfel, Wolle und Getreide, betreibt Schiffbau, exportiert viel Töpferwaren und hat ein Regierungsgebäude,
eine Kaserne, 10 Moscheen, 3 Kirchen, 2 Synagogen, 9 türkische, 4 christliche und 2 jüd. Schulen, 11 Vizekonsulate etc. Am Meer
das alte Fort Kale Sultanie, dessen Name häufig für die Stadt selbst gebraucht wird.
eine der niedrigsten Hindukasten in Bengalen und Assam, nichtarischen Bluts und 1881: 1,749,608 Köpfe stark.
Sie sind sehr geschickte Schiffer, kräftig und waren von den Ariern tief verachtet, aber zugleich auch gefürchtet;
sie bekennen
sich zum Teil zum Islam.
(Chandernagur), franz. Enklave in der britisch-ind. Provinz Bengalen, am Hugli,
mehr
35 km oberhalb Kalkutta, 10 qkm groß mit (1885) 25,842 Einw., steht unter einem
von dem Generalgouverneur in Ponditscherri abhängigen Beamten und hatte 1883 eine Einnahme von 210,009, eine Ausgabe von 166,500
Frank. Tschandarnagar erhält von der britisch-indischen Regierung jährlich 300 Kisten Opium unter der Bedingung, daß es selbst kein
Opium bereitet. Es wurde 1673 von den Franzosen besetzt, der Ort erlangte schnell große Bedeutung als Handelsplatz, wurde von
den Engländern mehrmals erobert, 1815 endgültig zurückgegeben, hat sich aber nicht wieder erholen können.
Vgl. Fras, Études
sur Chandernagor (Lyon 1886).