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Katholiken, 1861 nichtunierte Griechen, 1862 Evangelische, 4640 Israeliten, 217 konfessionslos.
Die Industrie besteht vornehmlich im Schiffbau, in der Maschinenfabrikation, in der Mehl-, Seifen- und Biererzeugung. Die Schiffswerfte des Österreichisch-Ungarischen Lloyd ist eins der größten derartigen Etablissements des Kontinents; ihr reiht sich die Schiffbauanstalt des Stabilimento tecnico (für Kriegsschiffe) an. Die Maschinenfabriken liefern Schiffs- und industrielle Dampfmaschinen [* 2] und Kessel. Zwei große Dampfmühlen versenden Schiffsladungen Mehl [* 3] nach allen Weltteilen.
Die Drehersche Bierbrauerei [* 4] in Guardiella versorgt nicht nur die Stadt mit diesem Getränk, sondern versendet es bis nach dem fernen Osten. In zweiter Linie reihen sich die Gerberei, die Fabrikation von Seilen und Segeltuch, Möbeln, Spielkarten und Zigarrettenpapier, Teigwaren, Essig, Schokolade, Wachskerzen, Weinstein, chemischen Präparaten etc. an. Auch die Versendung von Fischen nach den an der Südbahn gelegenen Städten, insbesondere nach Wien, [* 5] ist lebhaft. In Triést befindet sich ferner die Leitung mehrerer in den südlichen österreichischen Provinzen gelegener industrieller Etablissements.
Die Umgegend von Triést produziert vorzüglichen Wein, Obst, Getreide, [* 6] Öl und Steine. Seine eigentliche Bedeutung verdankt Triést aber dem Handel. 1887 belief sich der Warenverkehr auf einen Gesamtwert von 665,2 Mill. Gulden, und zeigt derselbe im Rückblick auf frühere Jahre eine ansehnliche, stetige Entwickelung (1857: 280,3, 1867: 320,2, 1877: 448,3 Mill. Guld.). Auf die Einfuhr kamen 1887: 342,1 (zur See 196,8, zu Land 145,3), auf die Ausfuhr 323,1 (zur See 175,5, zu Land 147,6) Mill. Guld. Die Hauptartikel sind in der Einfuhr zur See: Kaffee (1887: 328,000 metr. Ztr.), Wein (306,000 metr. Ztr.), Südfrüchte (650,000 metr. Ztr.), Getreide (548,000 metr. Ztr.), Reis (110,000 metr. Ztr.), Olivenöl (96,000 metr. Ztr.), Baumwollsamen-, Palm- und Kokosöl (79,000 metr. Ztr.), Petroleum (294,000 metr. Ztr.), Baumwolle [* 7] (617,000 Ztr.; von Ostindien, [* 8] Ägypten [* 9] etc.), Valonen (175,000 Ztr.), Kolophonium (102,000 Ztr.), Seesalz (104,000 metr. Ztr.), Steinkohlen (659,000 Ztr.), Roheisen und Eisenwaren (75,000 Ztr.), Faßdauben und andre Holzwaren (1 Mill. Stück), Farbholz (50,000 Ztr.), Indigo [* 10] und andre Farb- und Gerbstoffe, Sämereien, Tabak, [* 11] Hanf, Jute, [* 12] Häute und Felle, Gummiarten und Harze, Seefische, Pfeffer und andre Gewürze, Schwefel, Maschinen etc. Die Hauptgegenstände des Exports zur See, welcher vorzugsweise die aus Österreich [* 13] zugeführten Waren verfrachtet, zu einem Teil aber auch auf dem Zwischenverkehr für die zur See importierten Waren beruht, sind: Spiritus [* 14] (83,500 metr. Ztr.), Rum (49,000 metr. Ztr.), Wein (215,000 Ztr.), Bier (112,000 Ztr.), raffinierter Zucker [* 15] (633,000 metr. Ztr.), Mehl (533,000 metr. Ztr.), Papier (144,000 Ztr.), Baumwollwaren (31,000 Ztr.), Eisen [* 16] u. Eisenwaren (140,000 Ztr.), Holzwaren, als Faßdauben, Bretter etc. (34 Mill. Stück), Glaswaren (57,000 Ztr.), Zündhölzchen (55,000 Ztr.), Steinkohlen, Maschinen, Kurzwaren, Juwelierarbeiten, Baumwolle, Schafwollwaren, Getreide und Reis, verschiedene Früchte, Sämereien, Kaffee etc. Es landeten 1887 in Triést 8033 Schiffe [* 17] mit 1,384,877 Ton. Gehalt (davon 3664 Dampfer mit 1,172,092 Triést) und liefen aus 8128 Schiffe mit 1,393,524 Triést Gehalt (darunter 3678 Dampfer mit 1,174,893 Triést). Den größten Anteil an diesem Schiffsverkehr haben außer der österreichisch-ungarischen die britische und italienische Flagge.
Die wichtigsten Länder der Herkunft und Bestimmung der ein- und ausgelaufenen Schiffe sind außer Österreich-Ungarn: [* 18] Italien, [* 19] die Türkei, [* 20] Großbritannien, [* 21] Ägypten, Frankreich, Ostindien, Rußland (Schwarzes Meer), Griechenland [* 22] und China. [* 23] Triést besitzt zwei Häfen. Der alte, südöstliche ist eigentlich eine offene Reede mit mehreren Steindämmen und Molen, als deren größte der Molo San Carlo, auf dem Wrack eines 1737 hier versunkenen Kriegsschiffs erbaut, sodann die Molen Santa Teresa mit dem 33 m hohen Leuchtturm auf der Spitze, Giuseppina, Sartorio, Molo del Sale etc. zu nennen sind.
Nordöstlich von der Reede ist 1868-83 der neue Hafen angelegt worden. Derselbe umfaßt vier Molen, je 95 m breit und 200-215 m lang, welche durch zwischenliegende Kaistrecken verbunden sind, wonach die Hafenanlage eine Ausdehnung [* 24] von 1228 m erreicht; ferner einen äußern Schutzdamm (Wellenbrecher) von 1088 m Länge. Außerdem wurden in den Bassins des neuen Hafens eiserne Anbindpfahlwerke, ferner an den Kais und Molen Eisenbahnanlagen und Kräne sowie endlich Warenlagerhäuser hergestellt. Triést ist 1719 zum Freihafen erklärt worden.
Doch ist bereits bei Abschluß des österreichisch-ungarischen Zoll- und Handelsbündnisses von 1878 mit der Beseitigung der Zollausschlüsse der Monarchie auch die Aufhebung des Freihafenprivilegiums von Triést prinzipiell ausgesprochen und nur vorläufig noch für einige Jahre (bis 1891) aufgeschoben worden. Die großartige Bedeutung als Seehandelsplatz dankt Triést übrigens nicht diesem Privilegium allein, sondern vor allem seiner geographischen Lage am Nordende des tief ins Festland einschneidenden Adriatischen Meers sowie dem Umstand, daß sein offener Hafen für große Schiffe zugänglicher ist als jener Venedigs.
Ungünstig wirkt dagegen das Triést gegen die Landseite umgebende unwirtliche und den Verkehr mit den Ländern des Donauthals hindernde Karstgebirge, wodurch sich der Verbindung mit dem österreichischen, ungarischen und deutschen Bahnnetz große Schwierigkeiten entgegenstellen.
Von Triést läuft denn auch nur eine große Eisenbahnlinie (Südbahn) aus, welche sich in Nabresina in die Linie nach Wien, anderseits in die Linie über Cormons nach Italien teilt. Außerdem führt eine Zweigbahn von Triést nach Herpelje zur Istrianer Staatsbahn; alle andern Projekte (Lacker Bahn, Predil- und als Fortsetzung die Tauernbahn) scheitern an den technischen Schwierigkeiten und den Kosten. Die Entwickelung des österreichischen und ungarischen Eisenbahnnetzes hat daher dem Handel Triests manchmal geradezu Abbruch gethan, wie insbesondere die Linien nach Fiume [* 25] und die Pontebbabahn.
Dazu kommt die auch in andrer Beziehung von der ungarischen Regierung wirksam unterstützte Konkurrenz des Fiumaner Hafens sowie endlich manche Mängel in den Triester Handelsverhältnissen selbst. Infolge dieser Umstände ist trotz der Eröffnung des Suezkanals und der dadurch erleichterten Verbindung mit Ostindien, der Einrichtung von subventionierten Schiffahrtslinien nach Bombay, [* 26] Kalkutta, [* 27] Singapur [* 28] und Hongkong der Aufschwung im Handels- und Schiffahrtsverkehr von Triést in den letzten Jahrzehnten hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Neuestens sind durch Vervollständigung der Hafeneinrichtungen, Anlage großer Lagerhäuser, Einführung von Differentialzöllen (ermäßigte Zollsätze für die zur See eingeführten Waren), Subventionierung neuer Schiffahrtslinien des Lloyd (insbesondere nach Südamerika) [* 29] Maßregeln zur Belebung des Triester Hafen- und Handelsverkehrs ergriffen worden. Unter den zahlreichen Instituten ¶
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und Vereinen für Verkehr, Kreditwesen und Industrie behauptet den ersten Platz der 1836 errichtete Österreichische (jetzt Österreichisch-Ungarische) Lloyd, der über eine aktive Handelsflotte von 83 Dampfern verfügt. Andre Institute sind: die Triester Kommerzialbank, die Volksbank, die städtische Sparkasse, dann die Filialen der Österreichisch-Ungarischen Bank, der Kreditanstalt, der Unionbank u. a. Triést ist der Sitz von vier Versicherungsanstalten, darunter die weltbekannten Assicurazioni generali und Riunione Adriatica di sicurtà. Es operieren hier außerdem 41 österreichisch-ungarische und ausländische Versicherungsgesellschaften.
Von Wohlthätigkeitsanstalten sind hervorzuheben: das städtische Krankenhaus [* 31] samt Gebäranstalt und Siechenhaus, in welchem bis 2000 Personen Unterkunft finden können, das große Militärspital, das Irrenhaus, die Findelanstalt, das Hauptarmeninstitut (mit 600 Betten für Pfründner und arme Kinder), eine Verpflegungs- und Arbeitsanstalt für verwahrloste Kinder u. a. Das Seelazarett befindet sich außerhalb der Stadt in dem südlich bei Muggia gelegenen Valle San Bartolommeo. An Unterrichtsanstalten besitzt die Stadt: eine Handels- und nautische Akademie und eine Handelshochschule (Stiftung Revoltella), 2 Obergymnasien und 2 Oberrealschulen (je eine staatliche deutsche und eine städtische italienische Anstalt), eine Staatsgewerbeschule, 2 gewerbliche Zeichenschulen, eine Hebammenlehranstalt, eine zoologisch-zootomische Übungsstation, ein städtisches Mädchenlyceum, endlich 4 Bürger-, 35 öffentliche und 19 Privatvolksschulen. An Museen und andern Sammlungen befinden sich in Triést: ein naturhistorisches Museum (Ferdinando-Massimiliano), welches unter anderm eine Fauna des Adriatischen Meers enthält;
ein städtisches Museum mit Altertümern, insbesondere aus Aquileja, das Museo lapidario, gleichfalls mit römischen Antiquitäten, einem Münzkabinett, alten Manuskripten und dem 1823 errichteten Marmordenkmal Winckelmanns (s. d.);
eine städtische Bibliothek mit 65,000 Bänden (worunter die kostbarste Sammlung von Petrarcas Werken), eine öffentliche Studienbibliothek, ein hydrographisches Institut der k. k. Kriegsmarine mit Sternwarte, [* 32] ein Kunstmuseum im Palast Revoltella und mehrere Privatgemäldesammlungen. In Triést erscheinen 29 Zeitungen (24 italienische, 2 deutsche, eine griechische und 2 slowenische). - Die Stadt ist Sitz der Statthalterei des Küstenlandes, des Stadtmagistrats, der österreichischen Seebehörde, des Oberlandes- und Landesgerichts, des Handels- und Seegerichts, des Hafen- und Seesanitätskapitanats, der Finanz-, Post- und Telegraphendirektion, eines Hauptzollamtes und einer Handels- und Gewerbekammer.
Der Bürgermeister von Triést trägt den Titel Podestà und ist zugleich Präsident des Landtags (Landeshauptmann); der Triester Stadtrat (54 Mitglieder) fungiert zugleich als Landtag. Triést ist außerdem Sitz eines Bischofs, eines k. k. Divisionskommandos, eines Seebezirkskommandos, einer Polizeidirektion und zahlreicher Konsulate fremder Staaten (darunter auch eines deutschen). Das Budget der Stadt Triést belief sich 1889 auf 3,363,000 Gulden Einnahmen und 3,431,000 Guld. Ausgaben; die Schuld betrug 1887: 4,583,330 Guld., das Vermögen von Triést nach Abzug aller Passiva 5,242,344 Guld. Triést besitzt mehrere Seebadeanstalten.
Für den Lokalverkehr sorgt eine Pferdebahn (14 km Länge). Die Umgebung ist terrassenförmig, mit prächtigen Villen besäet. Über dem Boschetto befinden sich die aussichtsreichen Villen Ferdinanda und Revoltella, hoch über an der Poststraße das Dorf Optschina mit Obelisk und herrlichem Überblick über Stadt und Meer, in der Mitte einer schönen Eichenwaldung das k. k. Hofgestüt Lipizza. Am nördlichen Meeresstrand liegen der Küstenort San Bartolo (Barcola), mit Fabriken und Seebadeanstalt und weiter das schöne Schloß Miramar (s. d.). Die Stadt wird von mehreren Brunnen [* 33] der Umgebung sowie durch eine Wasserleitung [* 34] aus dem Abhang des Gebirgszugs Santa Croce mit gutem Wasser versehen. Das Wappen [* 35] von s. auf Tafel »Österreichisch-Ungarische Länderwappen«. [* 36]
Triést (Tergeste) ward 178-177 v. Chr. mit Istrien [* 37] dem römischen Reich einverleibt und unter Augustus zu einer römischen Kolonie gemacht. Im Mittelalter tritt es zunächst als Bischofsstadt mit einem bedeutenden Territorium (der römischen regio) hervor. Der Kommune gelang es im 13. Jahrh., dem Bischof die wichtigsten Hoheitsrechte teils abzuringen, teils abzulösen. Doch befand es sich, im wechselnden Kampf um seine Selbständigkeit Venedig [* 38] gegenüber, in einer schwankenden Stellung zum Patriarchen von Aquileja als »Markgrafen von Istrien« und zu dessen Vögten, den Grafen von Görz, [* 39] als »Grafen von Istrien«.
Nach dem großen venezianischen Krieg von 1379 bis 1381 kam es 1382 an Österreich und blieb fortan unter dessen Herrschaft, mit Ausnahme der Zeit von 1797 bis 1805, in der es die Franzosen besetzt hielten, und von 1809 bis 1813, in der es zu der illyrischen Provinz Frankreichs gehörte, bis auf die Gegenwart. Die Stadt ward nun bald die glückliche Rivalin Venedigs und, besonders seitdem Kaiser Karl VI. sie zum Freihafen erklärt, die Beherrscherin des Adriatischen Meers. 1818 ward sie nebst Gebiet dem deutschen Bundesgebiet einverleibt.
Durch kaiserliches Dekret vom ward die Stadt nebst Gebiet zur reichsunmittelbaren Stadt erhoben.
Vgl. Mainati, Croniche ossia memorie stor.-sacro-prof. di Trieste (Venedig 1817-18, 7 Bde.);
Löwenthal, Geschichte der Stadt Triést (Triest [* 40] 1857);
Scussa, Storia cronografica di Trieste (neue Aufl., das. 1885-86);
della Croce, Storia di Trieste (das. 1879);
Cavalli, Storia di Trieste (das. 1877);
Neumann-Spallart, Österreichs maritime Entwickelung und die Hebung [* 41] von Triést (Stuttg. 1882);
Scubitz, Triést und seine Bedeutung für den deutschen Handel (Leipz. 1881);
die jährlichen Publikationen der Triester Börsendeputation: »Navigazione di Trieste« und »Commercio di Trieste«; »Führer durch Triést und Umgebung« (2. Aufl., Wien 1886).