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unangenehme Gefühle des Mangels, die als Begehrungsreize wirken und mit dem periodischen Wechsel des organischen Lebens in
stets gleicher Weise wiederkehren. Derselbe währt daher so lange, als das letztere selbst währt, und ist darum so unwiderstehlich,
weil die Hinwegräumung seiner Ursache außer unsrer Macht liegt. Das Begehren nach Schlaf (Schlafbedürfnis),
wenn die Organe erschöpft sind, nach Nahrung (Nahrungstrieb), wenn es an Stoffersatz, nach Bewegung (Bewegungstrieb), wenn
es infolge dauernder Bewegungslosigkeit dem Leib an Umsatz fehlt, kehrt trotz der Befriedigung in bestimmter Zeit wieder,
weil der Prozeß des physischen Lebens die Reize, welche zu Begehrungen werden, immer von neuem erzeugt.
Nichts erfordert zu seiner Besiegung größere Kraft als dasjenige Begehren, welches durch Triebe unterstützt
wird, und mancher derselben läßt sich nur durch Zerstörung der Ursachen im Organismus (Fortpflanzungstrieb) oder des letztern
selbst (Selbsterhaltungstrieb) unterdrücken. Der Trieb gibt dem Begehrungsleben eine bestimmte Gestalt, indem alles
dasjenige, was durch ihn unterstützt wird, infolge der unaufhörlichen Reize leichter und öfter als
andres Begehren zur Befriedigung gelangt und daher von selbst zur Disposition, Neigung, Hang, Sucht und Leidenschaft sich steigert,
wenn nicht künstliche Hilfen (praktische Grundsätze, Charakter) den natürlichen des Leibes zum Widerstand entgegengesetzt
werden. Gesellt sich zu dem seiner Natur nach blinden (bewußtlosen) Trieb die gleichfalls bewußtlose Kenntnis
der zur Befriedigung desselben tauglichen Mittel, so geht der Trieb in Instinkt über.
eine chronische Entzündung der Augenbindehaut, deren Hauptsymptom in Rötung der Lidränder und fortwährender
Thränenabsonderung besteht. Am häufigsten kommen Triefaugen bei skrofulösen Individuen, nicht selten bei alten
Frauen, vor, bei denen diese das Aussehen stark entstellende Entzündung im Mittelalter manche alte Matrone als Hexe auf den Scheiterhaufen
gebracht hat.
Die stärksten Grade der Entzündung führen zu Verkrümmungen der Augenlider nach auswärts
oder einwärts (Ektropium, Entropium) und sind nur durch plastische Operation zu beseitigen.
Betreffs der Behandlung s. Augenentzündung.
(ital. Trento, lat. Tridentum), Stadt (mit selbständiger Gemeindeverwaltung) in Welschtirol, 190 m ü. M.,
links an der schiffbaren Etsch, in welche hier die Fersina mündet, und an der Südbahnlinie Kufstein-Ala, Sitz eines Fürstbischofs,
eines Domkapitels, einer Bezirkshauptmannschaft und eines Kreisgerichts, hat zwei Vorstädte (San Martino
und Santa Croce), spärliche Reste der alten hohen Stadtmauern (der Sage nach aus der Gotenzeit) mit zwei angeblich von den
Römern erbauten Türmen, gut gepflasterte Straßen und ganz im italienischen Stil erbaute Häuser.
In den letzten Jahren ist Triént durch Anlage von Außenforts zu einer Lagerfestung geworden. Die ansehnlichsten
Plätze sind die Piazza del Duomo mit dem Neptunsbrunnen und die Piazza d'Armi. Unter den 15 Kirchen ragen hervor: der Dom, eine
dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit zwei Kuppeln (im 13. Jahrh. begonnen, im 15. vollendet);
die Kirche Santa Maria
Maggiore, aus rotem Marmor erbaut, mit den Bildnissen der Kirchenfürsten, welche dem in dieser Kirche abgehaltenen
Konzil (s. unten) beiwohnten;
die Peterskirche mit einer Kapelle des heil. Simon von Triént, der als dritthalbjähriger Knabe 1472 angeblich
von den Juden ermordet wurde;
die Jesuiten-, jetzt Seminarialkirche;
die Kirche dell' Annunziata mit hoher, von vier Säulen
getragener Kuppel und die Martinskirche.
Andre ansehnliche Gebäude sind: das Renaissanceschloß Buon Consiglio (einst Residenz
der Fürstbischöfe, jetzt Kastell) mit vielen Fresken, das Rathaus, der Justizpalast, das Theater, mehrere Privatpaläste und
das große Waisenhaus. Die Stadt hat ein Franziskaner- und Kapuzinerkloster, 3 Nonnenklöster, ein Klerikalseminar mit theologischer
Diözesanlehranstalt, ein Obergymnasium, ein bischöfliches Privatgymnasium, eine Lehrerinnenbildungsanstalt,
eine Fachschule für Steinbearbeitung, eine Handelsschule, ein Musiklyceum, ein bischöfliches Taubstummeninstitut, ein städtisches
Museum, eine Volksbibliothek, verschiedene Wohlthätigkeitsanstalten, eine Volksbank, Pfandleihanstalt, Sparkasse und (1880)
19,585 Einw. Die Industrie wird durch zahlreiche Seidenfilanden, eine Seidenspinnerei, Glockengießerei, Töpferwaren- und
Konfitürenfabrikation etc. vertreten. Der Handel ist lebhaft. In der Umgebung große Brüche roten Marmors,
Obst- und Weinbau. Auf dem rechten Etschufer liegt der befestigte Felshügel Dos di Trento (289 m), auf dem einst das Römerkastell
Verruca stand. - Im Altertum war Triént römische Kolonie. Im 4. Jahrh. wurde es Bischofsitz und um 574 Residenz eines langobardischen
Herzogs.
Bekannt ist es durch Secundus von Triént (gest. 604), der eine Geschichte der Langobarden geschrieben hat,
die leider verloren ist. Unter Karl d. Gr. kam es an das fränkische Reich und unter Otto I. mit Italien an Deutschland. König
Konrad II. belehnte 1027 den Bischof von Triént mit der fürstlichen Würde und weltlichen Herrschaft über
die Stadt. Das Konzil von 1545 bis 1563 (s. Tridentinisches Konzil) gab letzterer eine welthistorische Bedeutung. 1803 wurde
das Hochstift säkularisiert und den österreichischen Landen einverleibt. 1805 fiel es an Bayern und, nach den Kämpfen von 1809 im
Angesicht der Stadt, an das Königreich Italien. 1813 kam es wieder an Österreich.
Vgl. Barbacovi, Memorie
storiche della città e del territorio di Trento (Trient 1808);
Ambrosi, Trento e suoi circondario (das. 1881);
Öribauer, Führer
für Triént-Arco etc. (Reichenberg 1884).