(Trichinose) tritt in der Zeit vom 1.-30.Tag ein. Die ersten
Symptome hängen
ab von der Gegenwart und Fortentwickelung der
Trichinen im
Magen
[* 5] und
Darm,
[* 6] die zweite
Gruppe von dem Eindringen unzähliger
Embryos
in die
Muskeln,
[* 7] die letzte von der Beendigung der
Wanderung und der allmählichen Beruhigung der Muskelreizung während der
beginnenden Einkapselung der
Trichinen. Abgesehen von dem anfänglich schleichenden Verlauf oder den zuweilen
beobachteten stürmischen choleraähnlichen Magendarmerscheinungen, klagen die
Patienten in der
Regel einige
Stunden oder
Tage
nach dem
Genuß trichinösen
Fleisches über heftiges Magendrücken, über
Aufstoßen und
Übelkeit, verbunden mit dem
Gefühl
großer Mattigkeit und Abgeschlagenheit.
Meist tritt einigemal
Erbrechen schleimiger und galliger
Massen ein. Vom siebenten
Tag ab, dem Beginn der
Einwanderung der
Embryos in die
Muskeln, stellen sich, gleichviel ob deutliche gastrische
Symptome vorangegangen waren oder nicht,
vage
Schmerzen,
Gefühl von Steifsein und wassersüchtige Anschwellung des
Gesichts, besonders der Augenlider, ein. Die
Bewegungen
werden nun bald sehr erschwert, da die
Muskeln starr, unnachgiebig werden, beträchtlich anschwellen,
kautschukähnliche Resistenz bekommen und äußerst schmerzhaft sind.
Dabei besteht typhöses
Fieber, welches früher gewöhnlich und auch jetzt noch zuweilen einen
Unterleibstyphus vortäuscht.
Der
Tod kann an Zwerchfelllähmung
oder an allgemeiner Erschöpfung eintreten, er ist von der 2.-7.
Woche zu befürchten.
Leichte
Trichinosefälle gelangen in einigen
Tagen bisWochen zur
Genesung; in schwereren
Fällen zieht sich die
Krankheit 6-7
Wochen hin, ja manchmal vergehen mehrere
Monate bis zur vollen Gesundung. Die Gefährlichkeit der
Krankheit hängt
ab von der
Quantität der genossenen
Trichinen, in einzelnen
Epidemien stieg die
Sterblichkeit bis auf 30 Proz. der Erkrankten.
Wirksame
Heilmittel der Trichinose sind bis jetzt nicht gefunden;
Mittel, welche auf die auf der
Wanderung
befindlichen und in die
Muskeln eingedrungenen
Trichinen wirken, fehlen ganz, und selbst für frische
Fälle, wo es darauf ankommt,
die noch im
Darm vorhandenen
Trichinen zu töten und aus dem
Körper zu schaffen, sind noch keine sichern Abführmittel entdeckt
worden. Die mit
Trichinen behafteten
Schweine
[* 8] erkranken nicht, ebensowenig die andern für diese
Würmer
[* 9] empfänglichen
Tiere,
mit Ausnahme der
Kaninchen,
[* 10] die auch wohl daran sterben.
Gerade die Abdeckereien, wo
Abfälle von Schweinekadavern verfüttert werden, gelten als die raffiniertesten
Trichinenschweine-Züchtungsanstalten. Ein zweites Schutzmittel liegt in der obligatorischen mikroskopischen Untersuchung
aller frisch geschlachteten
Schweine sowie
der jetzt zahlreich eingeführten amerikanischen Speckseiten. Da die
Trichinen an
gewissen Körperstellen und zwar im
Zwerchfell, den Zwischenrippen-,
Hals-,
Kehlkopf-,
Kiefer- und Augenmuskeln und besonders
an den Übergängen der
Muskeln in die
Sehnen sehr reichlich sich vorfinden, so wählt man solche
Stellen zur Untersuchung.
Wer wissentlich trichinenhaltiges
Fleisch feilhält oder verkauft, verfällt nach dem deutschen
Reichsstrafgesetzbuch
(§ 367) in eine
Geldstrafe bis zu 150
Mk. oder in Haftstrafe bis zu 6
Wochen, während es in der
Regel als fahrlässige
Tötung
oder
Körperverletzung zu bestrafen sein wird, wenn dadurch der
Tod oder die
Krankheit einer
Person herbeigeführt wurde. Das
letzte und sicherste Schutzmittel vor
Trichinen besteht darin, daß man
Speisen aus Schweinefleisch nur
gehörig durchkocht oder durchbraten genießt.
Kurze Einwirkung einer
Wärme
[* 15] von etwa 45° R., wie es bei dem sogen. Wellfleisch geschieht, tötet die
Trichinen nicht, ebensowenig
längere Einwirkung einer höhern
Wärme von 60° R. und darüber auf dickere
Stücke, so daß diese im
Innern saftig rot bleiben. Letzternfalls werden nur die in den Außenteilen befindlichen
Trichinen getötet, während die
im Innern vorhandenen lebendig bleiben und beim
Genuß eine
Infektion vermitteln. Nur längeres
Kochen und
Braten nicht zu dicker
Stücke bei mindestens 50-55° R. richtet die
Trichinen sicher zu
Grunde.
Ebenso sterben sie zweifellos nach einer zehntägigen Einpökelung des
Fleisches in nicht zu großen
Stücken
ohne Hinzufügung von
Wasser, 30 g
Kochsalz auf 1 kg
Fleisch gerechnet, sowie nach energischer Heißräucherung, bei der eine
Temperatur von 52° R. erreicht wird. Dagegen ist ein schwächeres Pökeln, welches den
Trichinen weniger
Wasser entzieht, sowie
die Kalträucherung oder
gar die Schnellräucherung, bei der die
Schinken und
Würste nur mit
Holzessig oder
Kreosot überstrichen
werden, völlig wirkungslos. Indessen unterstützen sich
Salz,
[* 16]
Wärme und
Rauch gegenseitig in ihrem
Effekt, so daß die stärkere
Wirkung des einen die schwächere des andern ersetzen kann.
Vgl.
Wolff, Untersuchung desFleisches auf
Trichinen
(6. Aufl., Bresl. 1880) und die
Schriften gleichen
Inhalts von Tiemann (3. Aufl., das. 1887),
Johne (3. Aufl., Berl. 1889) und
Long (das. 1886).
wird von einzelnen
Personen und
Firmen, von Interessentenverbänden, von besondern
Gesellschaften
(die Anhaltische Trichinenversicherungs-Anstalt in
Köthen,
[* 17] die Hannöversche, die
Einbecker etc.) oder als
Nebengeschäft der Viehversicherungsgesellschaften betrieben und unterscheidet sich von der
Viehversicherung (s. d.) dadurch,
daß diese gegen Vermögensverluste durch den vom Versicherten nicht gewünschten
Tod seines Viehs infolge von
Seuchen und
Verunglückung, jene aber gegen den aus der unvorhergesehenen
Entdeckung der Wertschmälerung geschlachteter
Tiere
(Schweine)
infolge der Fleischdurchsetzung mit
Trichinen drohendenSchaden schützen soll. Mit der Trichinenversicherung pflegt die ihr
analoge
Finnenversicherung verbunden zu sein.
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