sind entweder normal oder verkümmert und verbogen. Die
Ursache dieses lästigen und für das
Auge
[* 2] gefährlichen
Leidens sind
langwierige
Entzündungen des Augenlidrandes. Die nach einwärts sich krümmenden Härchen reizen die Oberfläche des
Auges,
veranlassen dadurch ein höchst quälendes
Gefühl von
Kratzen,
Stechen, Reiben im
Auge, ferner
Lichtscheu und weiterhin mehr
oder weniger intensive
Entzündungen der
Bindehaut und
Hornhaut.
In den mildern
Graden genügt zur Beseitigung des
Leidens das
periodische
Ausziehen der falsch stehenden
Wimpern vermittelst einer feinen
Pinzette, in hartnäckigern
Fällen muß auf plastisch
operativem Wege geholfen werden.
Weiterhin fanden
Gurlt und Leidy auch bei der
Katze
[* 6] und dem
Schwein
[* 7] eingekapselte Trichinen; aber erst
Zenker in
Dresden
[* 8] machte 1860 die
epochemachende
Beobachtung, daß eine angeblich am
Typhus gestorbene
Person an der
Trichinenkrankheit (s. d.) zu
Grunde gegangen war. Die
Sektion der
Leiche ergab eine förmliche
Überschwemmung der
Muskeln mit Trichinen, auch im
Darm
[* 9] wurden
reife Trichinen gefunden. Die Nachforschung zeigte ferner, daß die Erkrankung von dem
Genuß von
Schinken,
Blut- und
Cervelatwurst
eines geschlachteten
Schweins herrühren mußte; denn diese Teile enthielten ebenfalls Trichinen, und auch
andre
Personen, welche davon gegessen hatten, waren zu gleicher Zeit alle mehr oder weniger schwer erkrankt.
Fütterungsversuche mit trichinösem
Fleisch, welche von
Zenker selbst sowie von
Virchow und
Leuckart aus
Anlaß dieses
Falles
bei
Tieren angestellt wurden, führten zu dem
Resultat, daß die im
Fleisch eingekapselten Trichinen im
Magen
[* 10] und
Darm des damit gefütterten
Tiers durch die
Verdauung aus ihrer
Kapsel befreit werden und sich daselbst schnell, ohne weitere
Umwandlung, zu erwachsenen, geschlechtsreifen
Tieren ausbilden, deren lebendig geborne
Junge alsbald den
Darm des
Tiers durchbohren,
in das
Fleisch desselben einwandern und, wenn das betreffende
Tier nicht daran stirbt, hier eingekapselt
werden.
Wird solches
Fleisch vom
Menschen oder gewissen
Säugetieren verzehrt, so geht der Entwickelungsgang abermals vor sich. Man
unterscheidet hiernach Muskeltrichinen und Darmtrichinen (s. Tafel
»Würmer«). Erstere stellen den unentwickelten Zustand
dar, werden 0,7-1,0mm lang, zeigen deutlich den Verdauungskanal und den nicht völlig ausgebildeten Geschlechtsapparat. Die
Darmtrichine, das erwachsene, geschlechtsreife
Tier, ist ein feiner, fadenförmiger, runder
Wurm mit leicht
geringelter chitinöser Körperhülle; das zugespitzte, dünnere Ende ist der
Kopf, das dickere, kurz abgerundete der
Hinterleib.
An ersterm beginnt der Verdauungskanal mit der Mundöffnung, von der im Innern die feine, in ihrer ganzen
Länge von einem
eigentümlichen Zellkörper umfaßteSpeiseröhre ausgeht. An diese schließt sich der flaschenförmig
erweiterte und an seinem Anfang mit zwei kleinen, birnförmigen, blindsackartigen Anhängen versehene
Magen und weiter der
wieder engere und im hintern Teil meist dunkler erscheinende
Darm an. Bei dem
bis 1,5mm langen Männchen besitzt das Schwanzende
zwei lappenartige Fortsätze, und die Geschlechtsöffnung ist mit dem Ende des
Darms zu einer vorstülpbaren
Kloake verbunden.
Die
Länge der Weibchen beträgt 3-4
mm. An innern
Geschlechtsorganen besitzen dieselben einen einfachen
Eierstock, einen
Uterus
und eine
Scheide. Die äußere Geschlechtsöffnung befindet sich weit nach vorn, etwa an der
Grenze des ersten und zweiten
Viertels der ganzen Körperlänge. Die
Eier
[* 11] sind rundlich, zartwandig und besitzen eine wasserhelle Dotterschicht.
Im
Uterus entwickeln sich in ihnen die jungen Trichinen und werden etwa am siebenten
Tag nach der Ankunft des trichinösen
Fleisches im
Magen lebendig geboren.
Eine erwachsene Trichinenmutter hat etwa 100 lebendige
Junge in ihrem Leib, hinter diesen erzeugt sie
aber immer neue
Eier und
Junge. Sie liegt 5-8
Wochen, bis zu ihrem
Tod, im
Darm vor
Anker
[* 12] und liefert immer neue
Brut, so daß man
auf eine
Mutter mindestens 500-1000
Junge rechnen kann. Die
Jungen wandern sofort durch die Darmwand, Bauchwand und das lockere
Bindegewebe, vielleicht auch durch Vermittelung des Blutstroms in die Körpermuskeln ein. Hier dringen
sie in die Primitivfasern, zerstören den
Inhalt derselben, buchten an ihrer Lagerstelle, indem sie sich spiralig zusammenrollen,
die
Hülle der Muskelfaser aus und reizen dieselbe, so daß sie sich verdickt, zum Teil zerstört wird und eine helle, zitronenförmige
Kapsel um das Tierchen herum bildet.
Zuweilen sind übrigens 2-4 Trichinen in Einer
Kapsel vereinigt. Darüber vergehen 2-4
Wochen, aber schon mit 14
Tagen hat die
Muskeltrichine ihre volle
Größe als solche erreicht. Die
Kapsel wird mit der Zeit immer dicker und durch
Ablagerung von
Kalksalzen
undurchsichtig, so daß sie mit bloßemAuge als weißes Pünktchen erkannt werden kann. In dieser Kalkschale
lebt die Trichine in einer Art
Scheintod; sie stirbt aber nicht ab, sondern noch nach Jahrzehnten zeigt sie sich, wenn die Kalkkapsel
durch
Säure gelöst wird, bewegungsfähig oder wird, wenn sie mit dem
Fleisch in den
Magen eines
Tiers kommt und
dort durch den sauren
Magensaft frei wird, geschlechtsreif.
Bei letzterm sind sie in allen
Erdteilen gefunden worden, in
Europa
[* 18] am häufigsten inDeutschland,
[* 19]
Schottland,
England,
Dänemark
[* 20] und
Schweden.
[* 21] In
Deutschland finden sie sich bei 2-3 Proz. aller menschlichen
Leichen. Seit dem erwähnten
Zenkerschen
Fall ist eine große
Reihe epidemischer Trichinenerkrankungen der
Menschen festgestellt worden. Erwähnenswert ist
besonders die große
Epidemie in Hedersleben bei
Quedlinburg
[* 22] 1865, wo in einem
Dorfe von 2000 Einw. 337 erkrankten
und 101 starben. Aktenmäßige
Thatsachen und
Beobachtungen von dick verkapselten Trichinen in den 60er
Jahren und früher weisen
darauf hin, daß die
Krankheit auch schon früher existierte. Man hat sie nur einem vermeintlichen
Wurstgift oder Schinkengift
zugeschrieben, und die Häufigkeit der Erkrankungen in der Neuzeit erklärt sich zur Genüge aus der
jetzigen Schnellräucherung u. aus der
Neigung, das
Fleisch roh oder oberflächlich
¶
mehr
gebraten, saftig und blutigrot zu genießen.
Vgl. Leuckart, Untersuchungen über Trichina spiralis (2. Aufl., Leipz.
1866);