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dem Moor kommt, in geeignete Formen (Naßpreßmethode, System Koch und Mannhardt) und erhält auf diese Weise den Preßtorf. Bei Gewinnung von Schlämmtorf nach dem System Challeton wird die rohe Torfmasse zwischen Messerwalzen zerkleinert, mittels eines Bürstenapparats und unter Zufluß von Wasser durch ein Sieb getrieben und in andern Apparaten noch weiter zerkleinert. Der Schlamm gelangt dann in Gefäße, in denen sich die schweren mineralischen Beimengungen absetzen, und hierauf in Bassins, durch welche das Wasser absickern kann.
Wenn die Torfmasse dann genügend kompakt geworden ist, wird dieselbe in Ziegel geformt. Siebtorf nach System Versmann wird gewonnen, indem man die rohe Torfmasse in einen Trichter von Blech bringt, welcher am Umfang mit kleinen Löchern versehen ist. In dem Trichter bewegt sich ein eiserner Konus, welcher um seine Peripherie herum ein schneckenartig gewundenes Messer [* 2] trägt. Dieses Messer schneidet den Torf fein und drückt ihn in feinen Strähnen durch die seitlichen Löcher des Trichters, während die gröbern Teile die untere Trichteröffnung passieren.
Unter Maschinentorf im engern Sinn (kondensierter oder verdichteter Torf) begreift man alle diejenigen Torfsorten, bei denen die Torffasern durch maschinelle Vorrichtungen zerrissen und wieder miteinander vermengt werden, so daß ein möglichst homogenes Produkt entsteht, und wobei das Verdichten des Torfbreies ohne Anwendung von Torfpressen vor sich geht. Man unterscheidet hierbei noch, ob die Herstellung des Torfs mit oder ohne Wasserzufluß erfolgt. Das Formen des Torfs geschieht von Hand, [* 3] oder es werden durch die Maschine [* 4] prismatische Stränge gebildet, welche nach den üblichen Dimensionen zerschnitten werden.
Eine besondere Art des Maschinentorfs ist der Kugeltorf, bei welchem der durch die Maschine hergestellte Torfbrei in besondern Vorrichtungen zu faustgroßen Kugeln geformt wird. Die Herstellung von kondensiertem oder verdichtetem Maschinentorf ist wohl als die bisher rationellste und jetzt am meisten verbreitete Methode zu bezeichnen. Nach einer andern Methode der Torfzubereitung wird der Torf auf einer Zentrifugalmaschine entwässert, in Brei verwandelt, getrocknet, gemahlen und in heißen Pressen komprimiert. Im bayrischen Kolbermoor und Haspelmoor wird die zu bearbeitende Parzelle von der Vegetation befreit, geebnet, gepflügt und geeggt und der abgelöste Torf lufttrocken gemacht.
Dann sammelt man ihn mit einem Schneepflug, bringt ihn in eine Zerkleinerungsmaschine, aus dieser in den Trockenofen und mit einer Temperatur von 50-60° in die Presse, [* 5] welche ihn in dunkelbraune, glänzende Ziegel verwandelt. [* 1] Fig. 1 der Tafel zeigt eine Torfmaschine für Pferdebetrieb von Schlickeysen. Die an der stehenden Welle W befestigten Schneckenflügel S, S sind schraubenförmig gestaltet und umfassen nicht den ganzen Kreisumfang, wie sich aus [* 1] Fig. 2 und 3, welche die beiden obern Messer, resp. Flügel darstellen, ergibt.
Das obere Messer ist mit einem Schaber B versehen, welcher die am innern Umfang des Bottichs hängen gebliebenen Torffasern abschabt und den Messern zuführt. Damit sich die Torfmasse nicht festsetzt, sind mehrere Eisenstäbe E, E quer durch den Bottich hindurchgezogen. Der den untern Teil des Bottichs abschließende Boden O ist mit der Welle W fest verbunden. Wenn nun die Torfmasse oben in den Bottich eingeschüttet wird, so muß bei entsprechender Drehung der Welle W die Masse zerrissen, durcheinander gemengt, durch das untere Messer der Ausgangsöffnung, vor welcher sich die Form F befindet, zugedrängt werden und aus dem Mundstück in einem fortlaufenden Strang austreten. Um das unbequeme Aufgeben des rohen Torfmaterials in die hohen Bottiche zu vermeiden, konstruierte man Torfmaschinen mit liegender Schneckenwelle, wobei aber das Eigengewicht des Torfs beim Nachschieben der Torfmasse nicht mehr behilflich ist.
[* 1] Fig. 4 und 5 zeigen eine solche Maschine für Dampfbetrieb von Schlickeysen. Die Konstruktion der Messer ist aus der Zeichnung ersichtlich. Zu erwähnen ist die unterhalb des Trichters T liegende Speisewalze W, welche durch Zahnräder im entgegengesetzten Sinn mit der Messerwelle S bewegt wird, so daß hierdurch Messer und Speisewalze das Material aus dem Trichter nach unten ziehen. Derartige Maschinen liefern bei geeignetem Rohmaterial in 10 Arbeitsstunden 10-15,000 Loden.
Die in [* 1] Fig. 6 dargestellte Maschine ist von Henry Clayton Son and Howlett in London, [* 6] Atlas [* 7] Works. Bei dieser wird die Torfmasse in den vertikal stehenden Trichter T gegeben und durch Bewegung der Flügel an der im Trichter befindlichen vertikalen Welle nach unten gedrückt, wo sie in den horizontal liegenden Cylinder eintritt. Aus letzterm wird die Masse durch die Formen gepreßt und tritt daselbst in mehreren glatten Strängen aus. Diese Stränge werden dann von Brettern aufgenommen und durch das mit sechs eingespannten Drähten versehene Schneidegatter G in Stücke zerschnitten.
Die Torfmasse wird durch eine besondere Aufzugsvorrichtung vermittelst der Trommel K nach oben geschafft. Diese Maschine hat etwa 5-6 Pferdekräfte für ihre Bewegung nötig und liefert pro Tag 60-100,000 Loden frischen Torf. Da der Torf häufig mit wenig oder gar nicht vermoderten Pflanzenteilen durchsetzt ist, welche sich an die Messer ansetzen und dadurch Verstopfungen und Betriebsstörungen herbeiführen, konstruierte man Torfmaschinen mit zwei nebeneinander liegenden Wellen, [* 8] deren Schraubenflächen aneinander vorbeigleiten und sich gegenseitig reinigen. In [* 1] Fig. 7 ist eine derartige Maschine von Grotjahn und Picau dargestellt.
Die bis jetzt beschriebenen Maschinen zur Herstellung von Maschinentorf stellen den Torf ohne besondere vorherige Beimengung von Wasser her. Von Cohen und Moritz ist eine Wandertorfaufbereitungsmaschine [* 1] (Fig. 8 und 9) konstruiert, bei welcher der Torf durch Zusatz von Wasser zu einer breiartigen Masse verarbeitet wird. Dieselbe enthält mehrere nebeneinander liegende horizontale Cylinder, in welchen sich je eine Schneckenwelle bewegt. Diese Schneckenwellen werden durch Zahnräder vermittelst der Riemenscheibe K durch eine Lokomobile [* 9] getrieben.
In dem zur Aufnahme des Rohmaterials dienenden Trichter T befindet sich ein Rührwerk, durch welches die Torfmasse mit dem zugepumpten Wasser gemischt wird. Diese Maschinen sind mit Rädern versehen und auf Schienen so aufgestellt, daß ihre Fortbewegung zu gewissen Zeiten auf den Schienen neben dem Arbeitskanal her erfolgen kann. Bei geringer Tiefe der Torfgrube wird der ausgestochene Torf direkt in den Trichter geworfen, dagegen wird bei tiefer liegenden Torflagern die Torfmasse durch einen Elevator E nach dem Trichter geführt. Der auf diese Weise gewonnene Torfbrei wird dann durch Karren [* 10] dem Trockenterrain zugeführt. Bei der Kugeltorffabrikation wird der Torf zu einer breiartigen Masse verarbeitet und dann durch eine Hebevorrichtung nach der Formmaschine gehoben. Diese Form besteht aus einer oder mehreren Trommeln von Holz [* 11] oder Metallblech (s. Textfig. 2), welche um Achsen rotieren und an der innern Seite mit Schraubengängen ¶
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versehen sind. In eine solche Trommel wird nun mittels einer im Trichter T rotierenden Schraube der Torfbrei geschoben. Jeder auf diese Weise während einer Umdrehung vorgeschobene Teil wird bei der Drehung in den Schraubengängen zu einer Kugel geformt, verläßt am Ende der Trommel dieselbe und rollt auf einer schiefen Ebene nach dem Trockenraum.
Der fertige Torf enthält im lufttrocknen Zustand oft noch bis 30 Proz. Wasser, das bei der Verbrennung verdampft werden muß und den Heizeffekt des Torfs herabzieht. Um letztern zu erhöhen, wird der Torf in verschieden konstruierten Darröfen getrocknet. Nach Karsten sind bei Siedeprozessen 2½ Gewichtsteile Torf = 1 Gewichtsteil Steinkohle. Nach Vogel ist die Verdampfungskraft von lufttrocknem Fasertorf mit 10 Proz. Wasser 5,5 kg, von Maschinentorf mit 12-15 Proz. Wasser 5-5,5 kg und von Preßtorf mit 10-15 Proz. Wasser 5,8-6,0 kg. Um den Torf besser verwerten zu können, verkohlt man ihn und zwar namentlich, seitdem er durch die neuen Gewinnungsmethoden in eine homogenere, dichtere Masse verwandelt werden kann.
Die Verkohlung in Meilern oder Haufen geschieht in ganz ähnlicher Weise wie bei Holz, man hat aber auch besondere Verkohlungsöfen konstruiert. Der Torf findet in seiner durch die neuen Gewinnungs- und Bearbeitungsmethoden wesentlich verbesserten Gestalt auch ausgedehnte technische Verwendung. Die Torfkohle kommt in ihrem spezifischen Wärmeeffekt der Holzkohle sehr nahe, doch steht sie in ihrer Brauchbarkeit hinter derselben zurück. Sie gibt wegen ihrer geringen Dichtigkeit und des großen Aschengehalts kein intensives Feuer, ist leichter zerdrückbar und daher in Schachtöfen nicht gut verwendbar, während sie in Herd-, Pfannen- und Kesselfeuerungen mit vielem Erfolg benutzt werden kann.
Aus verdichtetem Torf dargestellte Kohle dürfte für Hüttenwerke sehr wichtig werden, wenn es gelingt, sie billig genug herzustellen. Torfgasfeuerungen sind in verschiedenen Industriezweigen für Puddel- und Schweißöfen, für Glashüttenbetrieb, zum Brennen von Thonwaren, [* 13] Ziegeln etc. angewendet worden. Ferner unterwirft man Torf der trocknen Destillation, [* 14] um Leuchtgas, [* 15] Paraffin, [* 16] Photogen etc. zu gewinnen. Auch hat man versucht, den im T. enthaltenen Stickstoff (bis 3,8 Proz.) in die Form von Ammoniak überzuführen.
Weitere Anwendung findet der Torf bei der Papierfabrikation [* 17] und zwar versuchsweise als Surrogat zur Pappenfabrikation, ferner als Dungmittel, als Streumaterial in Viehställen etc. Vgl. Torfstreu.
Vgl. Wiegmann, Über die Entstehung, Bildung und das Wesen des Torfs (Braunschw. 1837);
Grisebach, Über die Bildung des Torfs in den Emsmooren (Götting. 1846);
Senft, Die Humus-, Marsch-, Torf- und Limonitbildungen (Leipz. 1862);
Sendtner, Die Vegetationsverhältnisse Südbayerns (Münch. 1854);
Vogel, Der Torf, seine Natur und Bedeutung (Braunschw. 1859);
Derselbe, Praktische Anleitung zur Wertbestimmung von Torfgründen etc. (Münch. 1861);
Dullo, Torfverwertung in Europa [* 18] (Berl. 1861);
Schenck, Rationelle Torfverwertung (Braunschw. 1862);
Schlickeysen, Mitteilungen über die Fabrikation von Preßtorf (Berl. 1864);
Wentz, Lintner und Eichhorn, Der Kugeltorf (Freising [* 19] 1867);
Breitenlohner, Maschinenbacktorf (Lobositz 1873);
Hausding, Industrielle Torfgewinnung [* 20] und Torfverwertung (Berl. 1876);
Derselbe, Die Torfwirtschaft Süddeutschlands und Österreichs (das. 1878);
Birnbaum, Die Torfindustrie etc. (Braunschw. 1880);
Stiemer, Der Torf (Halle [* 21] 1883).
[* 12] ^[Abb.: Fig. 2. Formmaschine für Kugeltorf.]