Wie der tonische, kann aber auch jeder andre
Akkord, der tonalen
Harmonik mit
Durchgangstönen auftreten;
soll die
Tonalität scharf ausgeprägt bleiben, so werden die
Durchgänge so gewählt werden müssen, daß die der
Tonika angehörigen
Töne bevorzugt werden. Die dann zum Vorschein kommenden Skalen sind die alten
Kirchentöne (oder griechischen Oktavengattungen);
die
Skala der
Dominante:
Gattung von
Musik, deren hauptsächlichster
Zweck darin besteht, mittels der Tonsprache Zustände und Begebnisse
zu schildern, welche der
Sinnen- und Erscheinungswelt entnommen sind. Die
Frage über
Berechtigung und Zulässigkeit
der Tonmalerei gehört zu den unentschiedensten auf dem Gebiet der
Ästhetik der
Tonkunst. Unbedingt verworfen wird die Tonmalerei von den
Vertretern der sogen. strengen
Klassizität, wiewohl nicht abzuleugnen ist, daß, wie die
Meister des 17. Jahrh., so auch alle
klassischen Tondichter des 18. und 19. Jahrh., z. B.
Bach,
Händel, Haydn,
Mozart,
Beethoven,
Weber,
Schubert,
Spohr u. a., die Tonmalerei mit Vorliebe gepflegt haben. Jenen gegenüber stehen
diejenigen, welche der
Tonkunst geradezu einen begrifflich erklärbaren
Inhalt zu vindizieren und zu diesem Behuf die Ausdrucksfähigkeit
derselben extensiv und intensiv zu vervollkommnen streben, als die entschiedensten Anhänger der Tonmalerei; nur verfallen
diese wieder in ein gefährliches
Extrem, indem sie in
Komposition und
Kritik einer realistischen
Richtung
huldigen, die nur in Ausnahmefällen mit der
¶
mehr
Tonkunst ein ersprießliches Bündnis einzugehen vermag. Die Musik kann allerdings der realen Außenwelt angehörige Dinge nicht
in jener konkreten Weise schildern wie Dichtkunst und bildende Kunst. Dagegen vermag sie gerade nach jener Seite hin, wo die
beiden genannten Künste ihrer Natur nach mehr oder minder lückenhaft bleiben, nicht nur ergänzend aufzutreten,
wie in der Vokalmusik und im Drama, sondern auch als unabhängige Kunst in den Formen der reinen Instrumentalmusik die Vorgänge
des innersten Gefühlslebens wiederzugeben, insofern erst durch sie die mit der poetischen Grundidee verknüpften Seelenstimmungen
zur vollkommenen und künstlerisch-selbständigen Erscheinung gebracht werden können.
Die Musik kann und soll demnach nicht das wiedergeben, was das Auge
[* 13] sieht und der Geist denkt, sondern nur
die hieraus erwachsenden Empfindungen, die Seelenbilder in ihrer zeitlichen Form. So stellt die Tonkunst die im Innern fortlebende
Außenwelt dar, und die Tonmalerei würde alsdann richtiger als musikalische Stimmungsmalerei zu bezeichnen sein.
Dies hat Beethoven wohl erwogen, wenn er der Pastoralsymphonie die Worte vorausschickte: »MehrAusdruck der
Empfindung als Malerei«.
Ja, selbst da, wo Beethoven eine scheinbar ganz materielle Tonmalerei gibt, wie am Schluß des zweiten Satzes (Nachtigallengesang, Wachtelschlag
und Kuckuckruf) und im letzten Satz (Schilderung des Gewitters), offenbart sich eine so schöne geistige Bedeutsamkeit, daß
darin nur eine symbolische Auffassung der Natur und im letztern Fall nur der durch die Schilderung der
äußern Hergänge in der Natur hervorgerufene Stimmungston zur Darstellung gelangt. Eine solche symbolische Auffassung aber
ist es überhaupt, die der Tonmalerei ihren innern künstlerischen Wert verleiht, indem sie die Vorstellung des Gegebenen bei hörbaren
Vorgängen durch ähnliche Klangwirkung nachahmt (wie z. B. Marschner das Heulen des Sturmwindes in »HansHeiling«),
bei sichtbaren
auch analoge Tonformen wiedergibt, wie sich z. B. in einigen Messen die Worte: »et descendit de coelis« in absteigender und
»ascendit de coelum« in aufsteigender Tonfolge komponiert finden. Am leichtesten
sind solche Vorkommnisse zu schildern, welche einen gewissen Rhythmusin sich tragen. Die Tonmalerei fand in F.
David und Berlioz und in neuester Zeit namentlich in Liszt, Raff, zum Teil auch in R. Wagner, also vorzugsweise in den Anhängern
der sogen. Programmmusik (s. d.), ihre hauptsächlichsten Vertreter.