Abweichungen nach der Obertonseite (#-Tonarten) erscheinen als eine
Steigerung, als hellere, glänzendere, die nach der Untertonseite
(b-Tonarten) als
Abspannung, als dunklere, verschleierte; die erstere
Wirkung ist eine dur-artige, die letztere eine moll-artige.
Dazu kommt die Verschiedenheit der ästhetischen
Wirkung der
Dur-Tonarten und
Moll-Tonarten selbst, welche in der Verschiedenheit
der Prinzipien ihrer
Konsonanz wurzelt;
Dur klingt hell,
Moll dunkel.
Die Tonarten mit viel Vorzeichen klingen am besten beim
Klavier; dagegen machen manche Tonarten den
Instrumenten mit teilweise
gebundener
Intonation besondere Schwierigkeiten. Die
Posaunen stehen in
Es dur, haben daher eine natürliche
Abneigung gegen #-Tonarten; umgekehrt stehen
Flöte und
Oboe in
D dur, d. h. sie haben Abneigung gegen B-Tonarten. Auch die
Streichinstrumente sind zufolge der
Stimmung der leeren
Saiten als in G-, resp. D- oder
A dur stehend anzusehen, d. h. sie begegnen
in den B-Tonarten größern Schwierigkeiten. Die Schwierigkeiten der
Applikatur belasten in einer ganz
ähnlichen
Weise die
Vorstellung wie die des
Systems der Notenschrift, und
Es dur erscheint daher den Posaunisten,
D dur den Flötisten,
Oboisten und Violinisten als eine besonders einfache Tonart.
die mathematische Bestimmung der Tonhöhenverhältnisse, die Feststellung der relativen Schwingungszahlen
oder Saitenlängen, welche den einzelnen musikalischen
Intervallen zukommen. Der Schwingungsquotient ist der genaue mathematische
Ausdruck des Verwandtschaftsverhältnisses zweier
Töne, z. B. der Schwingungsquotient 9:8 für den großen
Ganzton c:d; 10:9
für den kleinen
Ganzton d:e; 16:15 für den großen
Halbton e:f; 25:24 für den kleinen
Halbton f:fis; 5:4 für die (reine)
große
Terz c:e; 6:5 für die kleine
Terz c:es; 256:225 für die verminderte
Terz dis:f; 64:81 für c:e als vierte
Quinte aufgefaßt
c (g
d a) e (mit Ignorierung der Oktavversetzungen) etc. Eine
Tabelle der wichtigsten denkbaren Tonwerte im
Umfang einer
Oktave,
von e ausgehend und nach diesem die akustischen
Werte der übrigen
Töne bestimmend, findet sich in
Riemanns
»Musiklexikon« (3. Aufl., Leipz.
1887).
(Tönder), Kreisstadt in der preuß.
ProvinzSchleswig-Holstein,
[* 3] an der Widaue,
Knotenpunkt der
LinienElmshorn-Heide-Ribe
der
Schleswig-HolsteinischenMarsch- und Tingleff-Tondern der Preußischen Staatsbahn, hat eine schöne evang.Kirche,
ein Schullehrerseminar, ein
Amtsgericht, ein
Hauptsteueramt, Bierbrauerei,
[* 4] Viehmärkte, Fettviehausfuhr und (1885) 3516 fast
nur evang. Einwohner. 1639 fand man bei dem benachbarten
Ort Galhus im Schlamm ein großes goldenes, mit
Figuren verziertes
Horn und 1734 ein zweites. Diese sogen. TondernschenHörner, welche 1802 aus der
Kunstsammlung zu
Kopenhagen
[* 5] entwendet wurden,
waren
Schau- und Luxusstücke. Die Runenschrift des einen
Horns gehörte dem
angelsächsischen
Alphabet an und war, aus dem 6. Jahrh.
stammend, die älteste bekannte.
(spr. tongdör),Alexander, Bildhauer, geb. 1829 zu
Berlin,
[* 6] besuchte seit 1848 die dortige
Akademie und bildete
sich dann unter
Bläsers Leitung weiter aus. Nachdem er sich von 1852 bis 1854 in
Wien
[* 7] aufgehalten, begab
er sich auf ein Jahr nach
Paris
[* 8] und 1856 nach
Rom,
[* 9] wo eine verwundete
Venus entstand, die von der
Iris zum
Olymp getragen wird,
worauf eine Marmorgruppe der Mutterliebe folgte. 1858 begann er in
Berlin eine ausgedehnte Thätigkeit namentlich in allegorischen
und mythologischen Gestalten.
(Freundschaftsinseln), eine zum südlichen
Polynesien gehörige Inselgruppe im
StillenMeer, unter 18-22°
südl.
Br., südöstlich von den
Fidschi- und südlich von den Samoainseln, umfaßt im ganzen 32 größere
Inseln und ungefähr 150 kleinere
Eilande mit einem Gesamtflächenraum von 997 qkm (18 QM.). Die meisten
der
Inseln sind niedrig, haben Korallenfelsen zur Grundlage und sind mit einer dicken, fruchtbaren Erdschicht bedeckt; nur
einzelne sind hoch, gebirgig und vulkanischen Ursprungs.
Der Archipel ist aus drei
Gruppen zusammengesetzt. In der nördlichen, 205 qkm (3,7 QM.)
großen Hafulu-Hu-Gruppe ist Vavau (145 qkm mit über 3000 Einw.) die größte
Insel; auf Amarpurai (Fanulai) und
Lette (Bickerton)
sind thätige
Vulkane,
[* 27] letzteres hatte 1854 einen heftigen
Ausbruch, das erstere ist seit der
Eruption von 1846 nur noch eine
Masse von Felsentrümmern. Die mittlere
Gruppe umfaßt die Namukagruppe (37 qkm), die Kotuinseln, Tofoa
(55 qkm), 854 m
hoch und mit einem thätigen
Vulkan, das kleinere (11 qkm), aber 1524 m hohe Kao und die aus sechs
Inseln und
6-8 Inselchen bestehende Hapaigruppe, 68 qkm (1,2 QM.). Zur südlichen
Gruppe gehören Pylstaart, das 174 qkm
¶
(3,2 QM.) große Eua und die bedeutendste aller Inseln, Tongatabu, 430 qkm (7,8 QM.) mit ca. 9000 Einw. Die Zahl der Einwohner
betrug 1884: 22,937, darunter 350 Engländer, 63 Deutsche,
[* 31] 13 Amerikaner, 11 Franzosen. Die Tonganer (22,000) gehören zu den
Polynesiern (s. Tafel »Ozeanische Völker«,
[* 32] Fig. 22) und übertreffen an Bildungsfähigkeit die meisten
Bewohner der benachbarten Inselgruppen. Sie treiben sorgfältigen Landbau, sind geschickte und unternehmende Seeleute und
beweisen bei dem Bau ihrer Häuser und Boote wie bei der Verfertigung ihrer Gerätschaften, Waffen
[* 33] (Keulen, Bogen
[* 34] und Pfeile) und
Kleider (Stoffe aus Papiermaulbeerbaum) ziemliche Kunstfertigkeit.
Sie sind jetzt zum Christentum bekehrt. Schon 1797 kamen Missionäre aus London
[* 35] auf Tongatabu an, drei wurden
ermordet, die andern kehrten zurück; seit 1822 siedelten sich Methodisten an. Auf den südlichen Inseln haben französische
Missionäre dem Katholizismus Eingang verschafft. Etwa 5500 Kinder besuchen Schulen; von höhern Bildungsanstalten existieren
eine Industrieschule und ein Gymnasium. Die ganze Gruppe bildet seit Anfang dieses Jahrhunderts ein einheitliches
Reich unter einem König, dem eine gesetzgebende Versammlung zur Seite steht.
Die Inselgruppe wurde 1887 besucht von 74 Schiffen von 28,264 Ton., darunter 34 deutschen von 19,468 Tongaarchipel. Die deutschen Postdampfer
laufen den Tongaarchipel auf der Fahrt von Sydney
[* 38] nach Apia regelmäßig an. Die Inseln wurden 1643 von Tasman entdeckt
und von Cook, der sie 1773 und 1777 genauer erforschte, wegen des sanften und gutwilligen Charakters der Eingebornen Freundschaftsinseln
(FriendlyIslands) benannt. Die Flagge s. auf Tafel »Flaggen
[* 39] I«.
[* 40]
Vgl. Mariner, Account of the Tonga Islands (Lond. 1814, 2 Bde.;
deutsch, Weim. 1819);