Eine Abart des Tisches ist der weit kleinere Kasten (Springkasten), den die preußische Militärgymnastik zu den Übungen des
Voltigierens an Stelle des Pferdes (s. d.) eingeführt, aber wieder abgeschafft hat.
deutsche Künstlerfamilie: Johann Valentin, geb. 1715 zu Haina in Kurhessen, malte Landschaften und Dekorationen
und starb 1767 als Hofmaler in Hildburghausen. Johann Heinrich, der ältere, Bruder des vorigen, geb. zu Haina, ging 1743 nach
Paris, wo er sich bei Vanloo bildete, 1748 nach Venedig, dann nach Rom und ward 1752 Kabinettsmaler des Landgrafen von Hessen-Kassel,
später Professor an der Kunstakademie zu Kassel, wo er starb. Er entlehnte seine Stoffe meist
der Mythologie.
Seine Zeichnung ist im ganzen korrekt; das Nackte verrät das Studium der Antike, die Gewänder sind im großen Stil behandelt.
Viele seiner vom Geiste des Rokokostils erfüllten Arbeiten finden sich im Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel. Auch
seine Brüder Johann Jakob, gest. 1791 in Lübeck, und Anton Wilhelm, gest. 1804 als Hofmaler in Hanau, erwarben sich einen Namen,
jener durch Tierstücke, dieser durch historische Darstellungen und Genrebilder. Johann Heinrich, der jüngere, Neffe der vorigen,
geb. 1742 zu Haina, gest. 1808 als Inspektor der Galerie zu Kassel, stach vieles nach Joh. Heinr. Tischbein, dem
ältern, und schrieb eine »Abhandlung über die Ätzkunst« (Kassel 1808).
Sein Bruder Johann Heinrich Wilhelm, der Neapolitaner genannt, geb. zu Haina, der bedeutendste der Familie, bildete sich
unter Leitung seiner Oheime Joh. Heinr. und Joh. Jakob Tischbein und war dann zu Hamburg, in den Niederlanden, in der
Schweiz, seit 1782 zu Rom und seit 1787 in Neapel thätig, wo er 1790 als Direktor der Malerakademie angestellt ward; doch kehrte
er bald darauf nach Deutschland zurück und lebte abwechselnd in Hamburg und Eutin, wo er starb.
Von seinen Arbeiten sind hervorzuheben: Konradin von Schwaben und Friedrich von Österreich wird beim Schachspiel
das Todesurteil verkündigt;
Christus und die Kindlein, für die Ansgariikirche zu Bremen;
der wütende Ajax, die Kassandra von der
Statue der Pallas wegreißend.
Unter den von ihm herausgegebenen und zum Teil mit Radierungen ausgestatteten artistischen Werken
sind zu erwähnen: »Têtes de différents animaux, dessinées d'après nature« (Neap. 1796, 2 Bde.),
»Sir Will. Hamilton's collection of engravings from antiques vases« (das. 1791-1809, 4 Bde.)
und sein berühmtestes Werk: »Homer, nach Antiken gezeichnet«, mit Erläuterungen von Heyne (Heft 1-6, Götting. 1801-1804) und
Schorn (Heft 7-11, Stuttg. 1821-23). Seine Selbstbiographie wurde von
Schiller (»Aus meinem Leben«, Braunschw. 1861, 2 Bde.)
herausgegeben.
Vgl. Alten, Aus Tischbeins Leben (Leipz. 1872).
Johann Friedrich August, Sohn Joh. Valentin Tischbeins, geb. 1750 zu Maastricht, als Familienporträtmaler ausgezeichnet, bereiste
Frankreich und Italien, ward dann Hofmaler in Arolsen und lebte hierauf einige Zeit in Holland, seit 1795 aber zu
Dessau und ward 1800 Ösers Nachfolger als Direktor der Akademie zu Leipzig. Er starb 1812 in Heidelberg. Sein Sohn Karl Ludwig, geb. 1797 zu
Dessau, wurde in Dresden gebildet, ging 1819 nach Italien, ward 1825 Professor der Zeichenkunst an der Universität Bonn und 1828 Vorsteher
einer Zeichenschule und Aufseher über die fürstlichen Sammlungen zu Bückeburg, wo er
starb.
Beifall fand sein Besuch Egmonts bei Klärchen sowie seine Ansichten von Städten, z. B. Bonn, Frankfurt, Leipzig.
Vgl. Michel,
Étude biographique sur les Tischbein (Lyon 1881).
Lobegott Friedrich Konstantin von, bekannt durch seine Arbeiten für Kritik des Bibeltextes,
geb. zu Lengenfeld im Vogtland, studierte zu Leipzig Theologie und Philologie und habilitierte sich 1839 daselbst,
bereiste, um Materialien zu einer Textreform des Neuen Testaments zu sammeln, einen großen Teil Europas und den Orient. Nach
seiner Rückkehr erhielt er 1845 eine außerordentliche, 1859 eine ordentliche Professur der Theologie
zu Leipzig. 1853 und 1859 unternahm er zwei neue Reisen nach dem Orient, besonders nach Ägypten und dem Sinai, von welcher er
viele wertvolle Handschriften, insonderheit eine griechische Bibel aus dem 4. Jahrh., mit zurückbrachte (vgl. seine
beiden Reisewerke: »Reise in den Orient«, Leipz. 1845-1846, 2 Bde.,
und »Aus dem Heiligen Lande«, das. 1862). Er starb Seine Arbeiten betreffen hauptsächlich die
neutestamentliche Textreform, so: die Ausgabe des »Codex Ephraëmi Syri« (Leipz. 1843 u. 1845) und des »Codex Friderico-Augustanus«
(das. 1846);
die »Monumenta sacra inedita« (das. 1846; nova collectio 1855-71, 6 Bde.);
Nach seinem Tod setzten O. v. Gebhardt
und R. Gregory seine neutestamentlichen Arbeiten fort. Auch lieferte Tischendorf mit der Zeit 20 Ausgaben des neutestamentlichen
Textes (8. größere Ausg., Leipz. 1869-1872, 2 Bde.;
hiernach eine kleinere 1873), eine kritische Ausgabe der Septuaginta (7. Aufl., das. 1887, 2 Bde.)
sowie Ausgaben der »Acta apostolorum apocrypha« (das. 1851),
der »Evangelia apocrypha« (das. 1853, 2. Aufl.
1877) und der »Apocalypses apocryphae« (das.
1866). Seine Lösung der Frage: »Wann wurden unsre Evangelien verfaßt?« (Leipz. 1865, 4. Aufl.
1866) wurde von der Kritik fast einstimmig für einen verunglückten Versuch erklärt.
Vgl. Volbeding, Konstantin Tischendorf (Leipz.
1862).
Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Brünn, an der Schwarzawa und der Eisenbahn Brünn-Tischnowitz, mit Bezirksgericht,
Schloß, Tuchweberei, Gerberei und (1880) 2589 Einw. Dabei Tischnowitz-Vorkloster, mit einer
Basilika (von 1238), Zucker- und Papierfabrik und 1205 Einw.
Unterhaltungen oder Äußerungen berühmter Männer bei Tisch über Gegenstände der
Kunst, der Wissenschaft, des Lebens etc. Schon aus dem Altertum finden sich Tischreden in Xenophons und Plutarchs Symposien; am bekanntesten
aber sind die Luthers: »Colloquia, so er in vielen Jahren gegen gelahrten Leuten, auch fremden Gästen und seinen Tischgesellen
geführet« (zuerst hrsg. von Rebenstock, 1571; am besten von
Förstemann, Leipz. 1844-48, 4 Tle.; Auszug, das. 1876). Es finden sich in diesen Tischreden neben sinnreichen Bemerkungen,
namentlich über einzelne Punkte der Glaubens- und Sittenlehre, auch zahlreiche kernhafte Späße. Auch
mehr
die Tischreden (»Table-talk«) des englischen Dichters S. Tischreden Coleridge (s. d.) verdienen Erwähnung.