wegen der
Erfindung der altrömischen Kurzschrift, die man seitdem 16. Jahrh. als die
Tironischen Noten bezeichnet. Das
Alphabet
der
TironischenStenographie ist gebildet durch
Verkürzung und Vereinfachung der römischen Majuskelzeichen. In der
Verbindung
miteinander erfahren die
TironischenBuchstaben mancherlei Modifikationen und Verschmelzungen, für einige
Vokale besteht eine
einfache symbolische Bezeichnung an dem vorangehenden Konsonantenzeichen.
Als
Abkürzungen benutzt, stehen die
Tironischen Buchstabenzeichen für häufig vorkommende
Wörter, und zwar werden durch Benutzung
kleiner diakritischer Merkmale, durch Ansetzen von Endungszeichen u. dgl.
aus einem einzigen alphabetischen Zeichen oft viele
Abkürzungen dieser Art gebildet. Bei der
Mehrzahl der nicht auf solche
Weise gekürztenWörter geschieht die notwendige Vereinfachung durch Buchstabenauslassen, in dessen Vornahme
eine systematische Regelmäßigkeit nicht erkannt werden kann.
Mit dem Sinken des römischen
Reichs schwand auch die Kenntnis der
Tironischen Noten, doch erlebten diese unter den
Karolingern
noch eine Nachblüte, ehe sie ganz der Geschichte anheimfielen.
Unsre Kenntnis der
Tironischen Noten beruht
teils auf ganzen Werken oder einzelnen
Abschnitten in
TironischenZügen, die sich erhalten haben, teils auf lexikonähnlichen
Lehrbüchern. Die ältesten
Handschriften dieser Art stammen aus dem 8. Jahrh.
n. Chr.
Vgl. Engelbronner,De M. Tiro Tirone (Amsterd.
1804);
Ganz im N. Tirols entspringen der
Lech und die
Isar, die aber bald nach
Bayern übergehen. Der Hauptfluß des südlichen Tirol ist
die
Etsch
(Adige), die links die
Passer, den
Eisack und den Avisio, rechts den
Noce aufnimmt und bei Borghetto
in das
Venezianische übertritt. Außerdem sind von
Flüssen zu nennen: im
SW. die
Sarca, im SO. die
Brenta. Unter den
Seen sind
der
Boden- und der
Gardasee, deren
Spiegel
[* 12] nur zum Teil zu Tirol gehören, die größten; außer diesen beiden gibt es nur kleinere
Seen, z. B. der
Achensee, der Brennersee, der
See von Caldonazzo, der Loppiosee.
Die berühmtesten der zahlreichen (123)
Mineralquellen sind die von
Rabbi,
Prags, Maistatt,
Innichen, das Brennerbad und das
Mitterbad im
Thal
[* 13]
Ulten. Das
Klima
[* 14] Tirols ist sehr verschieden, indem die zentrale
Gebirgskette eine Klimascheide bildet. Nördlich
von derselben ist die
Temperatur vorherrschend rauh und kalt; südlich von der Zentralkette, namentlich
im Etschthal, erreicht die Sommerwärme oft eine unerträgliche
Höhe. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in
Innsbruck
[* 15] +8° C., in
Bludenz +8½° C., in
Lienz +7½° C., in
Trient
[* 16] dagegen +12,6° C. Im nördlichen Tirol beträgt der Regenniederschlag
gewöhnlich 88-122
cm im Jahr, in Südtirol etwa 94
cm. Die niedrigern
Striche des Innthals, wie das
Zillerthal,
haben ergiebiges Ackerland; im Etschthal erinnert schon die ganze
Natur an
Italien, und hier ist der
Boden überaus fruchtbar.
von Vorarlberg 1869: 885,789, 1880: 912,549, ohne dasselbe 1869: 782,753, 1880: 805,176 Seelen und zeigt eine sehr geringe
Zunahme (jährlich etwas über ¼ Proz.);
für Ende 1887 wird die Zivilbevölkerung von Tirol mit 805,728 (hierzu Militärca. 8140 Mann),
für Vorarlberg mit 110,525 (Militärca. 130 Mann), zusammen mit 916,253 Bewohnern (hierzu Militärca. 8270 Mann)
berechnet.
Auf 1 qkm kommen im Durchschnitt 31 Einw. (in Vorarlberg 41). Von der Bevölkerung gehören 60 Proz. der deutschen, 40 Proz.
der italienischen Nation an. Am weitesten zieht sich die deutsche Bevölkerung an der Etsch hinab. Die herrschende Religion ist
die katholische, die Protestanten bilden bis jetzt nur wenige kleine Gemeinden; ihre Zahl betrug 1880:
2190, die der Juden 542. Die geistige Bildung des Tirolers ist infolge klerikaler Einflüsse weit hinter seiner Bildungsfähigkeit
zurückgeblieben. Ein gemeinsamer Charakterzug des Volkes ist Anhänglichkeit an das Vaterland und kirchlicher Sinn. Infolge
der geringen Produktivität des Bodens sucht eine bedeutende Anzahl der Bewohner (etwa 33,000) ihr Fortkommen
zeitweilig oder dauernd in der Fremde; in den letzten Jahren hat die Auswanderung auch nach überseeischen Ländern, namentlich
in Welschtirol, größere Ausdehnung
[* 19] gewonnen.
Die Bodenproduktion Tirols ist wegen der gebirgigen Beschaffenheit vorwiegend auf Waldwirtschaft und Viehzucht
[* 20] beschränkt;
doch wird, wo nur möglich, auch Körnerbau betrieben. Die produktive Bodenfläche beträgt 81,69
Proz. des Gesamtareals. Nach Kulturgattungen verteilt sich die produktive Bodenfläche folgendermaßen:
Ackerland 6,23 Proz., Weinland 0,54, Wiesenland
8,21, Gärten 0,21, Weiden 5,83, Alpen 32,51, Wald 46,18, Seen, Teiche 0,29 Proz. Was zunächst das Grasland betrifft, so läßt
die Kultur der Wiesen an Düngung und Bewässerung zu wünschen übrig, dagegen ist die Art der Heugewinnung
und Auftrocknung ausgezeichnet.
Überwiegend sind die Alpenweiden, auf welchen das Vieh den Sommer über gehalten wird. Der gesamte Ertrag an Grasheu beläuft
sich auf etwa 11 Mill. metr. Ztr. In der Bewirtschaftung der Äcker herrschen große Verschiedenheiten.
In Nordtirol überwiegt die Eggartenwirtschaft mit langjähriger Grasnutzung, in Vorarlberg die freie Wirtschaft. Eigentümlich
ist die Feldwirtschaft in Südtirol, wo es für Feldprodukte nur schmale Ackerbeete zwischen den Reben- oder auch Maulbeerbaumpflanzungen
gibt, welche meist einem sehr bunten Zwischenfruchtbau gewidmet sind.
Die Produkte des Ackerbaues in Tirol sind: Weizen (250,000 h.), Roggen (435,000), Gerste
[* 21] (185,000), Hafer
[* 22] (140,000),
Mais (420,000 hl), letzterer in Südtirol Hauptfrucht, aber auch in Nordtirol, z. B. im obern Inn- und Lechthal, vertreten;
das Kernobst wird zu Obstwein
(Cider) und das Steinobst zur Branntweinerzeugung verwendet. In Südtirol ermöglichen die Lage und Temperatur
die Kultivierung edler Obstsorten, von denen neben der Traube auch Pfirsiche, Aprikosen, Mandeln, Zitronen (am Gardasee), Orangen,
edlere Apfelsorten, besonders bei Bozen
[* 24] (Hauptsorte der weiße Rosmarinapfel), feine Birnen, Kirschen, Granatäpfel etc.
gezogen
werden.
Das Erträgnis an Obst beläuft sich durchschnittlich in Tirol auf 90,000 metr.
Ztr. Kernobst, 40,000 metr. Ztr. Steinobst, 14,000 metr.
Ztr. Nüsse und Mandeln und 14,500 metr. Ztr. Kastanien. Der Ölbaum wird in Tirol mit Erfolg nur in den südlichsten Teilen um
Arco und Riva gezogen; auch die Kultur der Maulbeerbäume ist auf Südtirol beschränkt. Der Weinbau ist ebenfalls
auf Südtirol und kleine Teile des Pusterthals und Vorarlbergs beschränkt. Die Weine sind in Deutschtirol vorwiegend weiß
und schiller, in Welschtirol rot, würzig und bei guter Behandlung wertvoll. Als die vorzüglichsten Sorten gelten die von
Isera bei Roveredo und der Traminer. Durchschnittlich beträgt die Weinernte 260,000 hl. Den größten Teil
der produktiven Bodenfläche Tirols nehmen die Waldungen ein, von denen über 10 Proz. auf Staatsforsten
kommen. Eine der Haupterwerbsquellen ist für Tirol ferner die Viehzucht. Nach der Zählung von 1880 gab es:
Der Stand der Pferde
[* 25] ist ein sehr geringer und nur im Pusterthal von größerer Bedeutung; dagegen ist das Rindvieh sehr reich
und durch mehrere vorzügliche Rassen vertreten. Der Ertrag an Milch beläuft sich auf 4,3 Mill. hl, jener an
Butter auf 85,000 metr. Ztr., an Käse auf 211,000 metr. Ztr. Zu besserer Verwertung der Milchprodukte
tragen Molkereigenossenschaften bei. Die Seidenraupenzucht wird in Südtirol stark betrieben, hat aber durch Raupenkrankheit
und durch den Druck der italienischen Konkurrenz sehr gelitten (jährlicher Kokonsertrag ca. 14,000 metr. Ztr.). Die Jagd, eine
Lieblingsbeschäftigung der Tiroler, ist nicht mehr so ergiebig wie früher. Steinböcke, Wildschweine und
Hirsche
[* 26] sind fast ausgerottet, Gemsen und Rehe selten, nur Hasen und Geflügel noch in größerer Menge vorhanden.
Der Bergbau
[* 27] und Hüttenbetrieb, ehemals in Nordtirol von hoher Bedeutung, hat fast seine ganze Wichtigkeit verloren. Für
Eisen
[* 28] bestehen 3 Bergwerke und 2 Hochöfen (zu Jenbach und Pillersee), für Kupfer
[* 29] eine ärarische Schmelzhütte
zu Brixlegg und ein Privatwerk zu Prettau. Die Hüttenproduktion belief sich 1887 auf 80 kg Silber, 2717 metr. Ztr. Kupfer und
13,425 metr. Ztr. Roheisen. Außerdem wird Bleierz (7881 metr.
Ztr.), Zinkerz (22,152 metr. Ztr.), Schwefelkies (18,000 metr. Ztr.) und Braunkohle (zu Häring, dann zu
Wirtatobel in Vorarlberg, zusammen 254,230 metr. Ztr.) gefördert.