des
Schädels selbst in derselben
Familie, z. B. bei dem bis zum
Eocän zurückverfolgbaren
Geschlecht der pferdeartigen
Tiere
(Equiden), ein beständiges Wachstum in der Zeit aufweist, wie denn die
Tiere mit sehr unausgebildetem
Hirn, z. B. die
Faultiere,
unter den Säugern auch ein sehr unentwickeltes Seelenleben und große Stumpfheit zeigen.
In den höhern
Abteilungen, z. B. bei den
Affen,
[* 2] ist es namentlich das Großhirn, dessen beide
Hemisphären eine erhebliche Zunahme zeigen,
bis sie (beim
Menschen) alle übrigen Gehirnteile bedecken.
Den einzigen wesentlichen Unterschied der tierischen von der menschlichen
Intelligenz sucht Vignoli in dem Mangel des
Selbstbewußtseins
bei der erstern, doch ist eine bestimmte
Grenze auch hierin nicht zu ziehen, und man kann nur ein stufenweises
Wachstum der Fähigkeiten bei den höhern
Tieren nachweisen.
Vgl.
Wundt, Grundzüge der physiologischen
Psychologie (3. Aufl.,
Leipz. 1887);
Gouvernement der russ. Statthalterschaft
Kaukasien, 40,417 qkm (734 QM.) groß mit (1885) 785,313 Einw.
(darunter 24 Proz. Mohammedaner), erstreckt sich zu beiden Seiten des Kuraflusses, im N. bis an den
Hauptkamm des Kaukasusgebirges, im S. bis an das armenische
Hochland reichend, hat nur in der Mitte
Ebenen,
auch
Steppen, ist aber im ganzen ein fruchtbares Gebirgsland mit vielem Weinbau, zahlreichen ergiebigen Naphthabrunnen und
Mineralquellen. Die gewerbliche Thätigkeit der Bewohner ist nicht unbedeutend, man fabriziert besonders schöne
Teppiche und
Shawls. Der
Handel wird besonders gefördert durch die das
Gouvernement mitten durchschneidende
Poti-Baku-Eisenbahn
sowie durch die über den
Kaukasus durch den Engpaß Dariel nach
Wladikawkas führende Tiflisstraße. Deutsche
[* 19]
Kolonien befinden
sich in Alexandershilf, Elisabeththal, Marienfeld, Katharinenfeld mit zusammen 5000 Einw., zahlreiche
Deutsche wohnen außerdem in der Stadt Tiflis und in Neutiflis.
Die gleichnamige Stadt, in einem engen, von kahlen
Felsen eingeschlossenen, durch Weinpflanzungen, Gebüsch
und
Gartenanlagen verschönerten Kesselthal, zieht sich an beiden
Ufern der wilden Kura hin, 460 m ü. M., hat (1886)
104,024 Einw., meist Armenier,
Georgier,
Russen, über 2000 Deutsche, ferner
Tataren,
Perser,
Polen,
Juden u. a. Nach
Brugsch werden
hier 70
Sprachen gesprochen. Die Stadt ist in Bauart und Lebensweise eine interessante Mischung asiatischen
und europäischen
Wesens.
Sie zerfällt in vier Teile. Am rechten Flußufer liegen die
Altstadt und
Seid Abbad mit ganz asiatischem
Charakter,
Karawanseraien,
Bazaren, vielen
Kirchen, warmen
Quellen, und der nördlich davon außerhalb der alten Stadtmauer von den
Russen angelegte Teil,
dann das an schönen
Plätzen, Kaufläden,
Palästen reiche
Quartier Sololaki, am linken
Ufer das aus einer
schwäbischen Ansiedelung entstandene
Kuki, der Vergnügungsort der Tifliser und
Wohnsitz der meisten
Europäer.
Von den
Industrien der Stadt sind erwähnenswert die Fabrikation von
Woll-,
Baumwoll- und Halbseidenstoffen,
Tapeten,
Leder, Salzraffinerie,
die
Arbeiten in Silberfiligran, Büchsenmacherei und Schwertfegerei. Dem Handelsverkehr dienen die Tiflisstraße und die
Poti-Baku-Eisenbahn (s.
oben), doch hat der Transitverkehr nach
Persien
[* 22] durch die seit 1883 eingeführten
Zollerhöhungen aufgehört.
Europäer und Armenier vertreiben als Großkaufleute die europäischen
Waren. - Die Stadt, 455
n. Chr.
gegründet, geraume Zeit
Residenz der
Könige von
Georgien, erlitt öfters Verheerungen infolge der vorderasiatischen Völkerbewegungen.
Zu Anfang des 17. Jahrh. fiel sie zwar unter türkische Herrschaft, ward
aber von dem georgischen König Rustum (1636-58) wiedererobert und befestigt. Zu Anfang des 18. Jahrh.
bemächtigten sich die
Türken abermals der Stadt, wurden aber 1735 von
Schah¶
mehr
Nadir wieder vertrieben, der den georgischen König Theimuras wiederum einsetzte. Dessen Sohn Irakli (Heraklius) hob die Stadt
zu hoher Blüte;
[* 24] aber 1795 vertrieb der PerserAgaMohammedChanIrakli, legte die Stadt abermals in Asche und schleppte 30,000
Menschen in die Sklaverei. Im November 1799 nahm der russische Generalmajor Lasarus von der Stadt Besitz. 1801 wurde
Grusien zu einem russischen Gouvernement und Tiflis zur Gouvernementsstadt erhoben.