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frühere Beschaffenheit der Erdrinde, auf die Anordnung von Wasser und Land u. a. m. wagen zu dürfen. Die gegenwärtige Verbreitung der Tiere bietet viele Sonderbarkeiten dar, die nur durch Zurückführung auf frühere Zustände erklärt werden; z. B. läßt sich die Ähnlichkeit der Fauna (Tierwelt) auf hohen Bergen mit derjenigen der nordischen Gegenden leicht durch die auch sonst begründete Annahme der sogen. Eiszeit begreiflich machen, deren über ganz Europa verbreitete Vertreter in der wärmern Gegenwart nur noch an den genannten kältern Orten zu finden, sonst aber ausgestorben sind. Im übrigen sind noch folgende Thatsachen bemerkenswert.
Von den Wendekreisen zu den Polen hin nimmt im allgemeinen die Anzahl der Arten ab, diejenige der Individuen zu. Die sämtlichen um den Nordpol gelegenen Länder haben, was bei der Gleichmäßigkeit der Lebensbedingungen nicht auffallen kann, eine ziemlich eintönige Fauna, während weiter nach dem Äquator zu die einzelnen Kontinente in Bezug hierauf meist große Verschiedenheiten aufweisen. Doch gilt dies nur von solchen Land- und Wassertieren, deren Mittel zur aktiven oder passiven Wanderung in andere Gegenden gering sind; bei Seetieren hingegen spielen meist Entfernungen keine Rolle, während eingeschobene Länderstrecken leicht als Barrieren gegen die Verbreitung wirken (vgl. Wanderung).
Bei dem Versuch einer Einteilung der Erdoberfläche nach dem allgemeinen Gepräge ihrer Land- und Süßwasserbewohner gelangt man zu 6-8 Regionen, welche aber nur einen relativen Ausdruck für natürliche große Verbreitungsbezirke geben, weil sie sich nicht auf alle Tiergruppen in gleicherweise anwenden lassen. Auch stößt man auf intermediäre Gebiete, welche Eigenschaften der benachbarten Regionen mit einzelnen Besonderheiten verbinden. Diese Regionen sind:
1) die paläarktische Region: Europa, das gemäßigte Asien und Nordafrika bis zum Atlas;
2) die nearktische Region: Grönland und Nordamerika bis Nordmexiko;
3) die äthiopische Region: Afrika südlich vom Atlas, Madagaskar und die Maskarenen mit Südarabien;
4) die indische Region: Indien südlich vom Himalaja bis Südchina und bis Borneo und Java;
5) die australische Region: Celebes und Lombok, nach Osten bis Australien, und die Südseeinseln;
6) die neotropische Region: Südamerika, die Antillen und Südmexiko. - Die vier ersten Regionen haben miteinander eine weit größere Ähnlichkeit als irgend eine derselben mit der von Australien oder Südamerika;
auch hat man Neuseeland als selbständige Region unterschieden und von der palä- und nearktischen Region eine Zirkumpolarprovinz von gleichem Rang abgegrenzt;
einzelne Forscher unterscheiden auch noch eine Mittelmeerprovinz.
Bezüglich des relativen Reichtums der einzelnen Regionen gab Wallace folgende Tabelle:
Region | Wirbeltiere | Säugetiere | Vögel | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Familien | der Region eigentüml. Familien | Gattungen | der Region eigentüml. Gattungen | Prozentverhältnis | Gattungen | der Region eigentüml. Gattungen | Prozentverhältnis | |
Paläarktische | 136 | 3 | 100 | 35 | 35 | 174 | 57 | 33 |
Äthiopische | 174 | 22 | 140 | 90 | 64 | 294 | 179 | 60 |
Indische | 164 | 12 | 118 | 55 | 46 | 340 | 165 | 48 |
Australische | 141 | 30 | 72 | 44 | 61 | 298 | 189 | 64 |
Neotropische | 168 | 44 | 130 | 103 | 79 | 683 | 575 | 86 |
Nearktische | 22 | 12 | 74 | 24 | 32 | 169 | 52 | 31 |
Jedoch sind wegen der Unsicherheit im Begriff der Gattung und Familie die angegebenen Zahlen mit Vorsicht aufzunehmen. Die Grenzen der einzelnen Regionen sind ausgedehnte Meere, hohe Gebirgsketten oder große Sandwüsten; diese Grenzen haben aber nicht für alle Tiere gleichen Wert, denn für einzelne Gruppen bilden sie absolute Hindernisse, während sie andern immer noch Übergänge aus einem Gebiet in das andre gestatten. Für ziemlich abgeschlossene Verbreitungsbezirke braucht man den Ausdruck Verbreitungszentren (Schöpfungszentren), indem man damit der Ansicht Raum gibt, daß dort bestimmte Artengruppen sich ausgebildet und langsam auch in andre Gebiete verbreitet haben.
Vgl. Häckel, Generelle Morphologie (Berl. 1866, 2 Bde.);
Gegenbaur, Grundriß der vergleichenden Anatomie (2. Aufl., Leipz. 1878);
Rütimeyer, Herkunft unsrer Tierwelt (Basel 1867);
Schmarda, Geographische Verbreitung der Tiere (Wien 1853);
Wallace, The Geographical distribution of animals (Lond. 1876, 2 Bde.; deutsch, Dresd. 1876);
Sclater, Über den gegenwärtigen Stand unsrer Kenntnisse der geographischen Zoologie (deutsch, Erlang. 1876);
Semper, Die natürlichen Existenzbedingungen der Tiere (Leip. 1879, 2 Bde.);
Marshall, Atlas der Tierverbreitung (Gotha 1888, 9 Karten).