Bonifacius VIII. (gest. 1303) gab dem letztern die Gestalt einer Krone (regnum) und setzte darüber noch einen zweiten goldenen
Kronenreif; Urban V. (gest. 1370) fügte dazu einen dritten Kronenreif und machte sie so zur dreifachen
Krone (triregnum), an den Seiten mit zwei herabhängenden Bändern u. oben darauf mit dem Reichsapfel, dem
Symbol der vom Kreuz beherrschten Welt. Seit Papst Paul II. (gest. 1471) besteht sie aus purpurnen, blauen und grünen Streifen
mit dreifachem Reif darum (s. Abbild.).
Pellegrino, ital. Maler und Architekt, geb. 1532 zu Bologna, begab sich 1547 nach Rom, wo er besonders die Werke
Michelangelos studierte, ging sodann zur Architektur über, bethätigte sich aber auch wieder als Maler,
als ihn der Kardinal Gio. Poggi beauftragte, in seinem Palast zu Bologna die Geschichte des Odysseus zu malen. Durch seine Ausschmückung
der Kapelle des heil. Jakob des Augustiners erwarb er sich den Namen eines »Michelangelo riformato«. Im Börsensaal
zu Ancona malte er den die Ungeheuer zähmenden Herakles, inzwischen aber auch zarte und anmutige Bilder in Öl, meist figurenreich,
lebhaft koloriert und mit Architektur verziert. 1562 wurde Tibaldi vom Kardinal Carlo Borromeo nach Pavia berufen, um den Plan zum
Palast della Sapienza zu entwerfen. In Mailand restaurierte er den erzbischöflichen Palast, und nach Vollendung
des Baues der Kirche des heil. Fidelis daselbst wurde er 1570 erster Architekt des Doms und modernisierte als solcher besonders
das Innere desselben. 1586 ward er von Philipp II. nach Madrid berufen, um den Plan zum Escorial zu entwerfen, in welchem er auch
das Deckenbild der Bibliothek malte. Zum Marchese von Valsolda ernannt, kehrte der Künstler nach neun Jahren
nach Mailand zurück und starb daselbst 1598.
Vgl. Zanotti, Le pitture di Pellegrino Tibaldi (Vened. 1756).
Sein Sohn Domenico, geb. 1532 zu Bologna, gest. 1583, erwarb sich ebenfalls als Architekt und Maler einen Namen.
(Tebu), das Volk der östlichen Sahara, hat seine westliche Grenze, gegen die Tuareg hin, ungefähr an der großen
von Tripolis über Mursuk und Bilma nach Kuka verlaufenden Karawanenstraße, wird im N. von Tripolitanien, im S. von Kanem und
Wadai, im O. von der Libyschen Wüste begrenzt und zerfällt in zwei sprachlich getrennte Gruppen: die Teda
oder Tubu in Tibesti und Kauar und die Dasa oder Koran in Borku, Kanem und dem Gebiet des Gazellenflusses in Wadai. Während Rohlfs
u. a. die Tibbu zu den Negern stellten, weist ihnen Nachtigal ihre ethnographische Stellung bei den Berbern zu; doch ist eine Mischung
mit Negern nicht ausgeschlossen.
Die Sprache der Teda ist nach den Untersuchungen von Barth, der die Tibbu für Nachkommen der alten Garamanten (s. d.) hält, und
Fr. Müller entschieden verwandt mit dem benachbarten Kanuri von Bornu. Hautfarbe und Gesichtsbildung der Tibbu schwanken zwischen
hell und »kaukasisch« und negerartig mit krausem Haar und gelber Bindehaut der Augen; vorwiegend sind weißlichgelbe
bis rotbräunliche Individuen. Der Bartwuchs ist spärlich. Alle Tibbu sind jetzt zum Islam bekehrt, dem sie fanatisch anhängen,
wiewohl sie dessen Wesen kaum begriffen haben.
Gesellschaftlich sind die Tibbu in drei Klassen geschieden: die Maina (Edlen), aus welchen die Sultane hervorgehen,
das übrige
Volk und die Schmiede, welche eine Pariastellung einnehmen. Die Industrie ist sehr gering; die Frauen flechten Matten aus Palmfasern,
die Männer gerben Schläuche und verfertigen Sättel. Die Behausungen, durch Reinlichkeit ausgezeichnet, bestehen aus Höhlen
in den Felsen, aus kreisrunden, von Sandsteinen geschichteten Häusern und aus Stabhütten, die mit Matten gedeckt
sind.
Die Kleidung ist das einfache Baumwollgewand (Tobe) des Sudân; Knaben gehen bis zum zehnten Jahr nackt. Waffen sind Schwert, Spieß,
Bogen und das zackige Wurfmesser (Schandermagor), wie es bei den Niam-Niam im Gebrauch ist. Da geschriebene Gesetze fehlen, beruht
die gesellschaftliche Ordnung auf dem Herkommen, wozu seit Einführung des Islam der Koran kommt. Die Sultane
(Derde) werden auf Lebenszeit aus der Klasse der Maina gewählt; ihre Einkünfte bestehen in einem Teil der Raubzugsbeute;
ihre Machtvollkommenheit ist eine beschränkte.
Eine Nation oder einen Staat bilden die Tibbu nicht; auch da, wo, wie in Kauar und Tibesti, mehrere Ortschaften unter einem
gemeinsamen Herrscher stehen, ist doch der Verband ein lockerer.
Vgl. Behm, Land und Volk der Tebu (im Ergänzungsheft Nr. 8 zu
»Petermanns Mitteilungen«, 1862);
Nachtigal, Die Tibbu (in der »Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin«, Berl. 1870);
(ital. Tevere, franz. Tibre, bei den Römern Tiberis, in noch früherm Altertum Albula), der Hauptfluß des mittlern
Italien, an dessen Ufern die Stadt Rom liegt, entspringt in der Provinz Arezzo, 18 km nördlich von Pieve Santo Stefano, am Hochkamm
des toscanischen Apennin, fließt anfangs gegen S. und SW. durch die Provinz Perugia, wendet sich dann bei
der Einmündung der Paglia scharf gegen SO. und läuft nun eine Strecke weit parallel mit der Küste des Tyrrhenischen Meers,
bis er sich wieder gegen SW. dem Meer zuwendet, die Provinz Rom betritt und 38 km unterhalb Rom in zwei Armen
(wovon der nördliche, der von Fiumicino, ein künstlich abgeleiteter Kanal ist) in das Tyrrhenische Meer einmündet.
Das Thal des Tiber ist bald schluchtenartig eng und wild, bald weitet es sich zu einem lieblichen Gebirgskessel aus,
überall aber ist es reich an Naturschönheiten. Auch die Thäler der Nebenflüsse haben einen wilden
Charakter. Nur die untern, erweiterten Thalgründe von Rieti u. Foligno, trocken gelegte Seebecken, machen eine Ausnahme. Bei
Nazzano gelangt der Fluß in die wellenförmige Campagna di Roma. Die beiden Mündungsarme, von welchen nur der nördliche
(Fiumicino) schiffbar, der südliche (Fiumara) aber versandet ist, umschließen die Isola sacra (»heilige
Insel«),
ein mit Wald und Sumpf bedecktes Delta. Von den mehr als 40 Nebenflüssen verdienen nur die Paglia mit der Chiana rechts,
der Chiascio mit Topino und Clitunno, die Nera mit dem Velino und der Teverone links Erwähnung. Die direkte Entfernung von der
Quelle bis zur Mündung beträgt 233, der Stromlauf 418 km. Beim Eintritt in die Stadt Rom, welche er auf
eine Länge von 4450 m durchfließt, ist der Fluß 75, weiterhin nur 52, unterhalb der Tiberinsel 103 m breit, bei einer Tiefe
von 5-13 m. Berüchtigt sind die vielen Überschwemmungen in Rom und der
mehr
Campagna, welche durch rasches Schneeschmelzen und langes Regenwetter bei weitgehender Entwaldung des Flußgebiets verursacht
werden. Den Lauf des Flusses zu regeln und diese Überschwemmungen zu verhüten, ist eine der schwierigsten noch ungelösten
Aufgaben der italienischen Wasserbaumeister. Der Tiber ist von der Mündung der Nera an schiffbar, von Rom aus auch
für kleine Dampfer und Segelschiffe bis zu 180 Ton. Sein Wasserstand ist auch im Sommer höher, als man erwarten sollte, und
es ist anzunehmen, daß er durch unterirdische Zuflüsse aus dem Kalkgebirge genährt wird. Er ist beständig trübe und
von den Thonmassen gelblichweiß gefärbt, welche er von den umbrischen Bergen und Ebenen mitführt, um
sie an seiner Mündung abzulagern. Er schiebt deshalb sein Delta sehr rasch ins Tyrrhenische Meer vor und hat alle Hafenanlagen
ausgefüllt und unbrauchbar gemacht; die älteste, Ostia, liegt jetzt 6½ km vom Meer.
Vgl. Smith, The Tiber and its tributaries
(Lond. 1877);