2) LinksseitigerNebenfluß des
Rheins in der
Schweiz,
[* 3] 122 km lang, entspringt in zwei Quellflüssen im
obersten Teil des
Toggenburg, bei Wildhaus (1104
m) und am
Säntis, durchfließt in nordwestlichem
Lauf das
Toggenburg, wendet
sich dann bei Wyl nach
NO., bei Bischofzell, unter
Aufnahme der
Sittern (457 m), wieder nach W., durchfließt den Thurgau
und das
Züricher
Weinland und mündet in korrigiertem
Bett
[* 4] unterhalb
Andelfingen (348 m). Ihr größter linksseitiger Zufluß
ist die
Murg.
im
Hochbau verschließbare Durchgangsöffnung in einer
Umfangs- oder Zwischenwand, besteht aus einer meist steinernen
oder hölzernen, selten eisernen
Einfassung, aus ein- oder mehrteiligen, meist hölzernen, seltener aus
Metall bestehenden
Flügeln und aus dem
Beschlag. Die Thüröffnung erhält je nach der Bestimmung der Thür eine
Breite
[* 5] von 0,5-1,5m und eine
Höhe von 1,8-2,5 m, während sie je nach Baumaterial und
Stil des Gebäudes
oben wagerecht oder durch
Bogen
[* 6] (s. d.)
begrenzt ist.
Die
Einfassung einer rechteckigen Thür besteht aus dem
Sturz, den beiden Gewänden
(Säulen,
[* 7] Pfosten) nebst der
Schwelle
(Sohle)
und ist mit
Falz
[* 8] versehen, in welchen sich die
Flügel legen, welche bei untergeordneten Gebäuden oder Gebäudeteilen aus
Brettern mit zwei Querleisten und einer
Strebe, für Gebäude, welche höhern Anforderungen genügen müssen, aus Rahmstücken
und
Füllungen zusammengesetzt sind. Im romanischen
Stil bildet der meist gewölbte
Bogen einen
Halbkreis, im gotischen
Stil einen
Spitzbogen.
Die Thürflügel lehnen sich entweder direkt an diese
Bogenoder an den wagerechten
Abschluß eines zwischen dieselben eingeschalteten,
mehr oder minder reich ornamentierten Bogenfeldes an. Der
Beschlag besteht aus den Thürbändern und dem Thürschloß von
verschiedener
Konstruktion, wozu in manchen
Fällen noch besondere Verschlußvorrichtungen, wie
Riegel und
Thürzuwerfer, hinzutreten. Je nach
Lage und Bewegungsweise hat man noch Schiebethüren, Fallthüren, Klappthüren u. a. Die
Thür wird je nach dem
Charakter des Gebäudes mehr oder minder reich ausgebildet und erhält besonders im Kirchenbau oft reichgegliederte
und ornamentierte
Einfassungen, künstlerisch ausgestattete Thürflügel und kunstvoll geschmiedete
Beschläge (s. Tafel »Schmiedekunst«).
[* 9] In diesem
Fall, besonders bei den Haupteingängen der
Kirchen, wird die Thür mit
Portal bezeichnet.
(spr. türä),Gustav,
Botaniker, geb. zu
Paris,
[* 10] studierte
Rechtswissenschaft, dann
Botanik, ging 1840 als
Attaché der französischen Gesandtschaft nach
Konstantinopel,
[* 11] kehrte aber schon im nächsten Jahr nach
Frankreich zurück,
um sich ganz den Untersuchungen der Meeresalgen widmen zu können. Hier lebte er bis 1851 auf seinem
Schloß Reutilly bei
Lagny, siedelte dann mit
Bornet nach
Cherbourg
[* 12] und später nach
Antibes über, wo er einen botanischen
Garten
[* 13] anlegte. Er starb Thuret entdeckte die Geschlechtlichkeit und die
Befruchtung der
[* 14]
Fukaceen (1853) und
Florideen (1867). Nach seinem
Tod erschienen: ȃtudes phycologiques.
Analyses d'algues marines« (Par. 1878, mit 50 Tafeln).
Kanton
[* 15] der nördlichen
Schweiz, durch den
Bodensee und
Rhein von
Baden,
[* 16]
Württemberg
[* 17] und
Bayern
[* 18] getrennt, umfaßt 988 qkm
(17,9 QM.).
In dem zum Thalsystem der
Murg gehörenden Hinter-Thurgau steigt das Land fast zu voralpinen
Höhen
an, so am
Hörnli (1135 m), jedoch ohne dessen Gipfel zu erreichen. Auch der größere Teil des an den
Kanton St.
Gallen grenzenden
Gebiets steigt erheblich an, während die tiefsten
Punkte an der
Thur und am
Rhein liegen. Zwischen Thurthal und
Bodensee zieht
ein breites
Plateau
(Seerücken) hin, zu dem als einer der markantesten
Punkte der Ottenberg (671 m) gehört.
Viele Gesellschaftskäsereien sind vorhanden. In
Ermatingen und
Gottlieben werden jährlich
ca. 150,000
Gangfische gefangen.
Hauptindustrie ist gegenwärtig die Baumwollspinnerei an der
Thur und
Murg; Islikon im Thurthal besitzt eine ausgedehnte
Färberei
und Druckerei, Amriswyl eine Strumpffabrik. Außerdem sind
Gerbereien,
Papiermühlen, Spielkartenfabriken,
Spiritus- und Leimfabriken,
Ziegeleien etc. im Betrieb. Großhandelsplätze hat der Thurgau nicht, aber einen bedeutenden
Obstmarkt in
Frauenfeld, große Viehmärkte in
Dießenhofen, Bischofzell, Amriswyl und Weinfelden.
Der Thurgau hat auch eine Rettungs- und eine Zwangsarbeits-, aber keine
Blinden- und
Taubstummenanstalt. Die öffentlichen
Bibliotheken
enthalten 60,000
Bände, wovon über 30,000 auf die Kantonsbibliothek in
Frauenfeld entfallen. Nach der
Verfassung vom gehört der Thurgau zu den rein demokratischen
Kantonen. Sie gibt dem
Volk das obligatorische
Referendum,
dem auch die Beschlüsse der
Legislative unterstellt werden können. Die oberste Landesexekutive wird direkt vom
Volk gewählt
und kann, wie die
Legislative, abberufen werden, nämlich wenn 5000 Votanten sich für eine
Abstimmung
ausgesprochen haben.
Die
Legislative übt der
GroßeRat, der auf je drei Jahre durch das
Volk gewählt wird. Die oberste vollziehende Behörde ist
der
Regierungsrat, mit fünf Mitgliedern und ebenfalls dreijähriger Amtsdauer. Die oberste Gerichtsinstanz heißt
Obergericht,
dessen sieben Mitglieder ebenfalls auf drei Jahre durch denGroßenRat gewählt werden. Der
Kanton ist
in acht
Bezirke eingeteilt; jeder derselben hat seinen Bezirksstatthalter, dem ein Bezirksrat zur Seite steht, und ein Bezirksgericht,
jede
Gemeinde ihren
Gemeinderat, dessen Vorsitz der
Ammann führt; für größere
Kreise
[* 25] besteht ein Friedensrichter. Die Staatsrechnung
für 1886 weist an
Einnahmen 1,224,476
Frank auf, darunter
Ertrag des
Staatsguts 449,516,
Abgaben625,207Fr.; die
Ausgaben belaufen sich auf 1,207,793
Fr., wovon 281,784
Fr. auf das Erziehungswesen fallen. Zu Ende des
Jahrs 1886 berechnete
sich das unmittelbare
Staatsgut auf 5,624,823
Fr.,
¶
mehr
die Summe des Spezialfonds auf 6,444,022, also das Gesamtvermögen auf 12,068,845 Fr. Hauptstadt ist Frauenfeld.
Geschichte. Thurgau war der Name einer alten alemannischen Grafschaft, welche ursprünglich außer dem Kanton Thurgau auch die heutigen Kantone Zürich,
Uri,
Schwyz,
Zug,
Appenzell
[* 27] sowie Stücke von St. Gallen, Aargau
und Luzern
[* 28] umfaßte, aber durch die Lostrennung des westlichen Teils als eines besondern
Zürichgaues, durch die Immunitätsprivilegien des Klosters St. Gallen etc. zusammenschmolz. Nach dem Aussterben der Grafen
von Kyburg, welche die Landgrafschaft Thurgau besessen, kam dieselbe an Rudolf vonHabsburg (1264). 1415 wurde infolge der ÄchtungHerzogFriedrichs die hohe Gerichtsbarkeit über den an Konstanz
[* 29] verliehen, 1460 entrissen die Eidgenossen
das Land Österreich
[* 30] gänzlich und machten daraus eine gemeine Vogtei der sieben alten Orte (ohne Bern).
[* 31] Unter dem SchutzeZürichs wandte
sich der größte Teil des Landes der Reformation zu. Der Umsturz der alten Eidgenossenschaft (1798) befreite den aus seiner
Unterthanenschaft, und die Mediationsakte erhob ihn 1803 zum selbständigen Kanton mit einer Repräsentativverfassung,
die 1814 durch Zensus, lange Amtsdauern, künstliche Wahlart etc. ein aristokratisches Gepräge erhielt.
Nach der Julirevolution machte Thurgau unter der Führung des PfarrersBornhauser den Anfang mit der Demokratisierung der schweizerischen
Kantone durch seine neue, angenommene Verfassung. Seitdem gehörte der Thurgau beständig zu den
liberalen Kantonen, nahm teil an den Badener Konferenzbeschlüssen, hob 1848 seine Klöster auf bis auf eins und erklärte
sich für Annahme der neuen Bundesverfassung wie auch für die Revisionen derselben 1872 und 1874. Nachdem schon 1837 und 1849 das
Grundgesetz revidiert worden war, begann 1868 eine neue Revisionsbewegung, welche Einführung des
Referendums und der Initiative, der direkten Volkswahl der Regierung etc. anstrebte und in der Verfassung vom ihren
Abschluß fand.
Vgl. Puppikofer ^[richtig: Pupikofer (= JohannAdam Pupikofer, 1797-1882)], Geschichte des Thurgaus (2. Aufl.,
Frauenfeld 1884);
Häberlin, Geschichte des Kantons Thurgau, 1798-1869 (das. 1872-76, 2 Bde.);
»Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte« (das. 1861 ff.).