Koburg,
[* 2] welches die verlornen
Niederlande
[* 3] wiedererobern sollte, ernannt und Generaldirektor der Staatskanzlei unter
Kaunitz und damit thatsächlich, nach
Kaunitz'
Tod 1794 auch formell,
Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Ein Mann von
Geist und
Talent, aber ränkevoll und gewissenlos, schärfte er durch seine unruhige, neidische Eroberungspolitik den
Gegensatz zwischen
Österreich
[* 4] und
Preußen,
[* 5] dessen
Plänen er in
Polen auf alle
Weise hindernd in den Weg trat, ohne
für
Österreich Wesentliches zu erreichen, während er die energische Kriegführung der
Koalition gegen
Frankreich empfindlich
schädigte.
Tourn.
(Lebensbaum),
Gattung aus der
Familie der Kupressineen,
Bäume von in der
Regel mehr oder weniger
pyramidenförmigem Wuchs, mit blattartig flachen letzten Verästelungen, vierreihig dachziegeligen, schuppenförmigen, nur
an der
Spitze freien Blättern, monözischen
Blüten auf verschiedenen
Ästen und kleinen, im zweiten Jahre reifenden
Zapfen.
[* 10] Thuja occidentalisL. (abendländischer
Lebensbaum), ein 20-22 m hoher
Baum von pyramidenförmigem Wuchs mit abstehenden bis horizontalen
Ästen, in horizontaler
Ebene dicht und fiederig zweizeilig verzweigten jüngern
Zweigen, kurzen, fast stachlig
gespitzten Blättern, von denen die auf den flachen Seiten der
Zweige stehenden eine rundliche, stark riechende
Drüse auf
dem
Rücken besitzen, und länglichen, überhängenden, braunen
Beerenzapfen, wächst in
Nordamerika
[* 11] und wird seit dem 16. Jahrh.
bei uns kultiviert.
In denGärten benutzt man mehrere
Varietäten als Ziersträucher, auch ist der
Baum an vielen
Orten beliebte
Gräberpflanze. Das
Holz
[* 12] dient zu Wasserbauten und feinen Tischlerarbeiten; die
Blätter und das daraus bereitete ätherische
Öl wurden früher medizinisch benutzt (daher der
Name, den zuerst
Dodoens brauchte). Thuja
(Biota) orientalisL. (morgenländischer
Lebensbaum), ein niedriger, bleibender, pyramidenförmiger
Baum mit in senkrechter
Ebene fiederig verzweigten
Ästchen, einer Mittelfurche auf dem
Rücken der
Blätter und fleischigen, hellgrünen, bläulich bereiften, später fast der
ganzen
Länge nach sich öffnenden
Beerenzapfen, wächst in
China
[* 13] und
Japan, auch in
Mittelasien und
Gilan und wird wie die vorige
in mehreren
Abarten bei uns kultiviert, ist aber viel empfindlicher. - Thuja articulata, s.
Callitris.
1) athen. Staatsmann, Sohn des Melesias, übernahm nach
Kimons,
seines Verwandten,
Tod (449
v. Chr.) die
Leitung der konservativen
Partei in
Athen,
[* 14] wußte durch seinen uneigennützigen
Charakter und seine Rednergabe viele Anhänger
zu gewinnen, ward, als er
Perikles zu stürzen versuchte, 444 durch den Ostrakismos verbannt, setzte aber
nach seiner Rückkehr die
Opposition gegen
Perikles fort.
2) Ausgezeichneter griech. Geschichtschreiber, geb. 471
v. Chr. (so eine Angabe aus dem
Altertum, wahrscheinlich jedoch einige
Jahre später) im attischen
Gau Halimus, stammte durch seinen
Vater Oloros von einem thrakischen Fürstengeschlecht ab, während
er durch seine
Mutter mit
Miltiades verwandt war, hatte den
PhilosophenAnaxagoras und angeblich auch den Redner
Antiphon zu
Lehrern.
Er führte 424 den Oberbefehl über eine Flottenabteilung in den thrakischen Gewässern, ward aber,
weil er die
Eroberung der
Stadt
Amphipolis durch die Spartaner nicht verhindern konnte, 423 verbannt, kehrte 403 infolge der veränderten
Verhältnisse nach
Athen zurück, aber nur auf kurze Zeit, und starb wenige Jahre nachher;
über
Ort, Zeit und Art seines
Todes
besitzen wir nur unzuverlässige, sich untereinander widersprechende Nachrichten. Er war der erste, der eine strenge historische
Kritik anwandte;
sein Werk stellt den Peloponnesischen
Krieg dar, jedoch nur bis 411, wo es unvollendet
abbricht, und zeichnet sich ebensosehr durch Wahrheitsliebe und politische Einsicht wie durch die kräftige, gedrängte
Sprache
[* 15] aus;
die gedankenreichen Betrachtungen über die
Gründe der Vorgänge sind meist in die Form von
Reden gekleidet, die den
handelnden
Personen in den
Mund gelegt werden und die einen besonders wertvollen
Bestandteil des Werkes
bilden.
Unter den
Ausgaben sind außer der ersten (Vened. 1502) die von Poppo (Leipz.
1821-40, 11 Bde.; Handausgabe, 2. Aufl.,
das. 1875, 2 Bde.),
Bekker (Berl. 1821, 3 Bde.; in 1 Bd.
1868),
Dindorf (Leipz. 1824),
Göller (2. Aufl., das. 1836, 2 Bde.),
Arnold (neue Ausg., Oxf. 1854, 3 Bde.),
Bloomfield (Lond. 1842, 2 Bde.),
Krüger (3. Aufl., Berl. 1860, 2 Bde.),
Schöne (das. 1874),
Classen (2. Aufl., das. 1870-78, 8 Bde.)
und
Böhme (2. Aufl., Leipz. 1862 ff.)
hervorzuheben. Neuere Übersetzungen lieferten
Osiander (Stuttg. 1826 bis 1829 u. öfter, 8 Bdchn.),Campe
(das. 1856-1857, 2 Bde.) und
Wahrmund (2. Aufl., das. 1867, 2 Bde.).
Eine
Biographie des Thukydides in griechischer
Sprache besitzen wir von
Marcellinus (hrsg. von
Westermann in den
»Biographi graeci minores«,
Braunschw. 1845).
AntikeBüsten des Thukydides befinden sich in
Neapel
[* 16] (Doppelherme, mit Herodot) und zu
HolkhamHall
[* 17] inEngland.
Vgl.
Krüger, Untersuchungen über das
Leben des Thukydides (Berl. 1832);