Auf Veranlassung des polnischen
KönigsWladislaw IV. ward hier 1645 unter
Ossolinskis Vorsitz das sogen. Colloquium charitativum
zur
Versöhnung der Katholiken und
Dissidenten, woran auch G. Calixt teilnahm, veranstaltet. Streitigkeiten, welche zwischen
den Jesuitenzöglingen und den
Schülern des protestantischen
Gymnasiums bei Gelegenheit der Fronleichnamsprozession
entstanden, hatten einen
Tumult zur
Folge, wobei das Jesuitenkloster gestürmt und verwüstet wurde.
Die polnische
Regierung ließ darauf auf
Grund eines ganz ungesetzlichen
Verfahrens den Stadtpräsidenten Rößner
nebst neun
Bürgern enthaupten (Thorner Blutbad) und bestimmte, daß der
Magistrat künftig zur Hälfte
aus Katholiken bestehen und die Marienkirche den Katholiken übergeben werden sollte. Bei der zweiten
TeilungPolens fiel Thorn zugleich
mit
Danzig
[* 8] 1793 an
Preußen.
[* 9] Durch den
Frieden von
Tilsit
[* 10] 1807 kam es an das Großherzogtum
Warschau,
[* 11] und mußte es,
nachdem es von den
Russen und
Preußen eingeschlossen worden war, nach achttägiger Beschießung kapitulieren.
Durch die
Wiener Kongreßakte von 1815 kam es von
Polen an
Preußen zurück und ward seit 1818 mit Festungswerken versehen.
Vgl. Wernicke, Geschichte Thorns (Thorn 1839-42, 2 Bde.);
Hoburg, Die Belagerungen der Stadt und
Festung
[* 12] Thorn (das. 1850);
(spr. thórnbörĭ),GeorgeWalter, engl. Dichter und Schriftsteller, geb. 1828 zu
London,
[* 15] gest. daselbst
begann seine Laufbahn 1845 mit Beiträgen zum
»BristolJournal« und schrieb später hauptsächlich für
das »Athenaeum«.
Sein erstes größeres Werk war: »Lays and legends of the
New World« (1851). Es folgten eine Geschichte der
Bukanier (»Monarchs of the
Main«, 1855, neue Aufl. 1873),
»Shakspere's
England during the reign of
Elisabeth« (1856, 2 Bde.)
und »Art and nature
at home and abroad« (1856, 2 Bde.).
Als Dichter zeigte er sich in »Songs of
Cavaliers and Roundheads« (1857),
»Two centuries of song« (1867) und »Historical
and legendary ballads and songs« (1875) sowie in seinen
Romanen, von denen zu nennen: »Every man his own trumpeter« (1858);
»The vicar's courtship«
(1869)
und
»Old stories retold« (1869).
Als Kunstschriftsteller hat sich Thornbury hervorgethan in den Werken: »British
artists from
Hogarth to
Turner« (1861, 2 Bde.) und »Life
of J. M. W.
Turner« (1861). Von seinen Reiseschilderungen sind anzuführen: »Life
in Spain« (1859);
starb in
Chiswick. Thorpe lieferte viele schätzbare
Ausgaben und Übersetzungen
angelsächsischer Sprachdenkmäler, unter denen hauptsächlich die folgenden hervorzuheben sind: »Anglo-Saxon
version of the story of
Apollonius« (Lond. 1836);
»Libri psalmorum
versio, latina et anglo-saxonica« (1857);
»Anglo-Saxon chronicle« (1861, 2 Bde.) und »Diplomatarium
anglicanum aevi saxonici« (1865).
Außerdem schrieb er: »Northern mythology« (1852, 3 Bde.),
eine kritische Übersicht der Volkssagen
Skandinaviens, Norddeutschlands und der
Niederlande,
[* 20] der sich
»Yule tide tales« (1852)
und eine Übersetzung der
Edda (1866) anschlossen;
(Thoraccise), eine Form der
Aufwandsteuer, erhoben beim Eingang von
Waren in bewohnte (geschlossene)
Orte,
kommt unter der Benennung
Oktroi meist nur als
Gemeindesteuer vor.
Bertel (in
Rom
[* 21] Alberto genannt), Bildhauer, geb. auf der
See zwischen
Island
[* 22] und
Kopenhagen,
[* 23] wohin
sich sein
Vater, ein
Isländer, begab, um sich seinen Lebensunterhalt durch Schnitzen von
Figuren für Schiffsvorderteile zu
erwerben. Thorwaldsen war schon als
Knabe in demselben
Beruf thätig. Vom elften Jahr an besuchte er die
Kunstakademie,
wo er mit Erfolg studierte und mehrere
Preise gewann. Unter anderm hatte Thorwaldsen damals die
Büste des Staatsministers
PeterAndreas
v.
Bernstorff modelliert, welche er später (1798) zu
Rom in
Marmor ausführte. Dadurch wurde der
¶
Gegen das Ende seines auf drei Jahre bestimmten Aufenthalts in Rom führte er noch einen das Goldene Vlies
erobernden Iason aus, fand aber damit keinen Beifall und zerschlug ihn. Ein neuer Iason, in kolossaler Größe, fand zwar bei
Zoega und CanovaAnerkennung, hätte jedoch fast das Schicksal seines Vorgängers geteilt. Thorwaldsen wollte seine Rückreise nach Kopenhagen
mit dem Bildhauer Hagemann aus Berlin
[* 27] antreten, ward jedoch durch eine Paßangelegenheit des letztern
um einen Tag aufgehalten.
Gerade an demselben Tag besuchte der reiche Brite SirTh. Hope Thorwaldsens Atelier und bestellte die Ausführung des Modells vom
Iason, wodurch über Thorwaldsens fernern Aufenthalt in Rom und damit über seine Zukunft entschieden wurde.
Verschiedene Umstände verzögerten die Vollendung der Arbeit bis 1828, wo Thorwaldsen das Werk zugleich mit mehreren Reliefs und Büsten
als Geschenken des Künstlers an Hope nach England absendete. In das Frühjahr 1805 fällt die Ausführung von vier Statuen: Bakchos
mit Thyrsos
[* 28] und Patera, Ganymed mit JupitersAdler
[* 29] zu seinen Füßen, Apollon,
[* 30] mit Leier und Plektron an den
Baumstamm gelehnt, und die berühmte Venus mit dem Apfel, nackt, mit dem Kleid über dem Baumstamm.
Seine ersten dortigen Arbeiten waren die Büsten des Königs und der Königin sowie mehrerer Prinzen und Prinzessinnen. Bedeutungsvoller
sind die Werke für die Frauenkirche in Kopenhagen, welche er teils damals, teils später ausführte. Im August 1820 verließ
er, zum Etatsrat ernannt, die dänische Hauptstadt und ging über Deutschland,
[* 39] Polen und Österreich
[* 40] nach
Italien
[* 41] zurück. In Rom modellierte er zunächst die treffliche Porträtstatue des FürstenPotocki (jetzt in der Kathedrale zu
Warschau) und vollendete dann (1821) die Skizzen zu dem großen Bildercyklus der Frauenkirche.