Hier projektierte, leitete und überwachte
er denBau eines Bahnnetzes von über 2400 km
Länge, nahm aber 1870 seinen
Abschied
und lebt seitdem in
Wien.
[* 6] Seine Thätigkeit für den
Bau von Gebirgsbahnen war epochemachend, und die
Brennerbahn
ist das Vorbild für ähnliche
Unternehmungen geworden. Er bearbeitete schon 1869 »Grundzüge für
Lokalbahnen« und veröffentlichte
in der
Folge »Normalien für Unter-,
Ober- und
Hochbau«, außerdem die
Schrift »Die
Gotthardbahn«
(Wien 1877).
die dann vereinigt unter dem
Namen: »Seasons« (deutsch von
Soltau, Braunschw. 1823; von Bruckbräu,
Münch. 1836) erschienen.
In diesen Gedichten gibt Thomson eine originelle
Beschreibung der Naturerscheinungen, die er mit aufmerksamem und liebevollem
Auge
[* 11] begleitet;
Die Eintönigkeit aber, die ein bloß beschreibendes
Gedicht kaum würde vermeiden können, weiß Thomson zu umgehen, indem er in lieblichen und ergreifenden
Episoden den
Menschen in
seinem
Verhältnis zu den Mächten der
Natur und im
Kampf mit denselben vorführt.
Haydn hat das Gedicht im
Auszug komponiert. 1731 begleitete
Thomson einen Sohn des nachmaligen
Lord-KanzlersSirCharlesTalbot auf seinen
Reisen durch den
Kontinent. Nachdem
er bis
TalbotsTod im
Genuß einer einträglichen
Sinekure gestanden, erhielt er vom
Prinzen von
Wales einen Jahrgehalt von 100 Pfd. Sterl.
und
die
Stelle eines Oberaufsehers über die
Antillen. Er starb Fast noch höher als die
»Seasons« steht »The castle
of indolence«, ein allegorisches Gedicht in der Spenserstrophe und eine der besten
Nachahmungen des Spenserschen
Stils.
AndreProduktionen von Thomson sind die trefflichen patriotischen Gedichte: »Liberty«
und »Britannia«. Am schwächsten
ist er in seinen fünf
Tragödien (darunter
»Sophonisbe« und »Tancred and Sigismunda«).
Noch
ein kleines von ihm mit einem Schulfreund,
Mallet, gemeinschaftlich geschriebenes
Stück:
»Alfred«, verdient
Erwähnung, weil in ihm zuerst das berühmte englische
Volkslied
»Rule Britannia« vorkommt. Eine Gesamtausgabe von Thomsons
Werken erschien zu
Edinburg 1768, 4 Bde. (in neuer
Ausgabe 1874). Des Dichters
Leben beschrieb Murdoch (Lond. 1803, 3 Bde.).
Glasgow. Seine erste Arbeit (1841) behandelte die Wärmeleitung
[* 22] in homogenen festen Körpern und deren Beziehung zur mathematischen
Theorie der Elektrizität.
[* 23] Sie erschien mit vielen andern Arbeiten aus dem Gebiet der Elektrizität und des Magnetismus
[* 24] in dem
Werk »Reprint of papers on electricity and magnetism« (Lond.
1872, 2. Aufl. 1884). Thomson lieferte auch verschiedene Elektrometer,
[* 25] von denen das Quadrantelektrometer für
die feinsten elektrischen Messungen große Verbreitung, namentlich zu Untersuchungen über die atmosphärische Elektrizität,
gefunden hat, während sein Spiegelgalvanometer in der Geschichte der unterseeischen Telegraphie Epoche machte.
Auf dem Gebiet der mechanischen Wärmetheorie haben seine Arbeiten neben denen von Clausius am meisten zur
Entwickelung der Theorie beigetragen. In England hat man versucht, Thomson überhaupt als den Begründer der neuen Wärmetheorie hinzustellen;
indes hat Clausius zuerst 1850 die aus dem von Mayer 1842 ausgesprochenen Prinzip von der Erhaltung derKraft
[* 26] sich ergebenden
Folgerungen in der mathematischen Behandlung der Wärmeerscheinungen verwertet. Dann aber gehen die Arbeiten
von Thomson und Clausius einander so nahe parallel, daß es manchmal schwer fällt, zu unterscheiden, welcher von beiden Forschern
gewisse Sätze zuerst entwickelt hat.
Ebenso wie Clausius hat auch Thomson die Prinzipien der mechanischen Wärmetheorie auf andern Gebieten der Physik verwertet; so entwickelte
er sofort eine mechanische Theorie der chemischen Zersetzung durch den elektrischen Strom und eine Theorie
der Thermoströme. Letztere führte ihn zu der Entdeckung der positiven oder negativen Fortführung der Wärme
[* 27] durch den galvanischen
Strom, wie er die Erscheinung bezeichnete. Hervorragendes leistete Thomson auf dem Gebiet der unterseeischen Telegraphie.
Seine theoretischen und experimentellen Arbeiten, ganz besonders seit 1858, als das erste gelegte Kabel
zwischen England und Amerika
[* 28] seine Dienste so bald versagte, haben zu den später erreichten Erfolgen auf das erheblichste beigetragen.
In Anerkennung dieser Leistungen wurde er bei der Rückkehr von der Legung des Kabels 1866, an der er sich selbst beteiligt
hatte, zum Ritter ernannt. Ein Beweis von der Vielseitigkeit des Mannes sind seine Untersuchungen über
Ebbe und Flut, über die Gestalt der Erde, über die Frage, ob das Innere der Erde fest oder flüssig ist, und über manche Frage
der theoretischen Mechanik. Thomson schrieb: »On the electrodynamic properties of metals« (1855);
Die Entdeckung einer sehr alten Form von Liliensternen in den Tiefen des Atlantischen Ozeans brachte
Thomson zu der Überzeugung,
daß in diesen Regionen die größten Schätze für die weitere Erforschung dieser Tiere zu finden seien, und auf seine Anregung
veranlaßte Carpenter die Regierung, wissenschaftliche maritime Expeditionen auszurüsten. So kamen seit 1868 die
Lightning-, Porcupine- und Challenger-Expedition zu stande, welche namentlich für die Zoologie und die physikalische Geographie
die bedeutendsten Resultate geliefert haben. 1870 wurde Thomson Professor der Naturwissenschaft in Edinburg. Von hier aus unternahm
er die Challenger-Expedition, auf welcher er 3½ Jahre von England abwesend war. Erst 1876 kehrte er nach
England zurück. Die Resultate dieser Expeditionen legte er nieder in den Werken: »The depths of
the sea« (2. Aufl., Lond. 1873) und »The
voyage of the Challenger, the Atlantic« (das. 1877, 2 Bde.).
Er starb in Edinburg.