erlitten hat. Mithin ist stets die wahrscheinlichste
Reaktion, vorausgesetzt, daß nur die Affinitätskräfte den Verlauf
derselben bedingen, diejenige, bei welcher die
Atome den größten Verlust an lebendiger
Kraft
[* 2] erleiden, bei welcher also die
größte Wärmemenge entwickelt wird. Dies
Prinzip der größten
Arbeit, das am meisten bestreitbare und auch bestrittenePrinzip
der Thermochemie, ist nur eine erste
Annäherung, welche man unter Vernachlässigung aller sekundären
Kräfte erhält, und welche ihren
Wert nur so lange bewahren kann, als diese Vernachlässigung statthaft ist.
Unter dieser Voraussetzung hat das
Prinzip für die Beurteilung der
Wahrscheinlichkeit einer
Reaktion seinen großen Wert. Ein
Problem, an dessenLösung man oft gezweifelt hat, ist das, was eintritt, wenn man eine
Säure auf das
Salz
[* 3] einer andern
Säure einwirken läßt. Bringt man z. B. Natriumsulfat und
Salpetersäure zusammen, so könnten folgende
Reaktionen
eintreten: die
Salpetersäure könnte die
Schwefelsäure
[* 4] vollkommen verdrängen, so daß in der
Lösung schließlich nur Natriumnitrat
und freieSchwefelsäure vorhanden wären. Es könnte aber auch eine nur teilweise Verdrängung der
Schwefelsäure
eintreten, so daß wir eine Mischung von Natriumnitrat und Natriumsulfat, von freier
Salpetersäure und freier
Schwefelsäure
in der Endlösung anzunehmen hätten.
Die
Schwefelsäure würde sich dann aller
Wahrscheinlichkeit nach mit dem Natriumsulfat zu Natriumbisulfat vereinigen. Die
Thermochemie hat die vollkommene Sicherheit dafür verschafft, daß die zuletzt erwähnte
Teilung im
Schoß der
Lösung
vor sich geht. Die Thermochemie liefert also nicht allein die
Mittel, um die Affinitätskräfte einer genauen relativen Messung zu unterziehen,
sie gibt zugleich Aufschluß über die
Wirkungen dieser
Kräfte in
Fällen, wo alle rein chemischenMethoden
bisher versagt haben.
Sie gibt die Handhabe, um über die Möglichkeit, in vielen
Fällen sogar über die
Wahrscheinlichkeit des Verlaufs eines chemischen
Prozesses von vornherein zu entscheiden, und eröffnet der theoretischen chemischen Forschung dadurch ganz neue
Bahnen.
(griech.,
Wärmefärbung), s.
Wärmestrahlung. ^[= Wendet man das Gesicht einem geheizten Ofen zu, so empfindet man Hitze; dieses erhöhte Wärmegefüh ...]
[* 6]
[* 1] (griech.), durch
Wärme
[* 7] hervorgerufene
Elektrizität.
[* 8]
Lötet man einen
Bügelm n
[* 1]
(Fig. 1) von
Kupfer
[* 9] an einen Wismutstab
o p und erwärmt die eine Lötstelle, so zeigt eine innerhalb des Bügels auf einer
Spitze schwebende
Magnetnadel a durch ihre Ablenkung, daß ein
elektrischer Strom entstanden ist, welcher an der erwärmten
Lötstelle vom
Wismut zum
Kupfer übergeht. Wird die Lötstelle unter die
Temperatur der umgebenden
Luft
abgekühlt, so entsteht ein thermoelektrischer
Strom von entgegengesetzter
Richtung.
Verbindet man einen Antimonstab mit dem Kupferbügel, so geht der
Strom an der erwärmten Lötstelle vom
Kupfer zum
Antimon.
Einen solchen aus zwei
Metallen, welche an zweiStellen miteinander verlötet sind, gebildeten
Bogen
[* 10] nennt
man ein geschlossenes thermoelektrisches
Element (Thermoelement). Zwei Metallstäbchen, welche bloß am einen Ende zusammengelötet
sind, während die freien
EndenLeitungsdrähte tragen, bilden ein offenes thermoelektrisches
Element
[* 1]
(Fig. 2), das zu einem
geschlossenen wird, wenn man die Drahtenden miteinander in leitende
Verbindung bringt.
derseits eine solche aus 12 Teilen Antimon, 5 Teilen Zinn und 1 Teil Wismut angewandt wird. Die eine Reihe der Lötstellen wird
durch Flammen erwärmt, die andre durch Wasser oder Eis
[* 16] gekühlt. 30 Elemente dieser Art erzeugen einen Elektromagnet von 75 kg
Tragkraft. Weit günstigere Resultate gibt die Thermosäule von Noë, deren 20 Elemente sternförmig angeordnet
sind, von der Mitte aus durch einen Bunsenschen Brenner erwärmt werden und durch Vermittelung kupferner Blechspiralen die
Wärme an die Luft abgeben.
Ebenfalls auf Luftkühlung eingerichtet ist die Clamondsche Thermosäule; auch sie wird von einem cylindrischen Hohlraum aus
geheizt, um welchen die Elemente in übereinander geschichteten Kränzen aufgebaut sind. Vier solche Säulen
[* 17] zu je 400 Elementen, welche zusammen pro Stunde 3,2 cbmGas verzehren, ersetzen 50 Bunsenelemente und können demnach elektrisches
Kohlenlicht erzeugen. Leitet man durch ein Thermoelement einen galvanischen Strom, so bringt derselbe an der Lötstelle eine
Temperaturveränderung hervor, welche derjenigen entgegengesetzt ist, die einen Thermostrom von gleicher
Richtung erzeugen würde. Geht z. B. der galvanische Strom vom Antimon zum Wismut, so erwärmt sich die Lötstelle; sie kühlt
sich dagegen ab, wenn der Strom vom Wismut zum Antimon übergeht (Peltiers Phänomen).