Am bekanntesten wurde er als Dichter pietistisch gefärbter, aber gemütvoller und durch wahre
Frömmigkeit ausgezeichneter
Kirchenlieder (»Jauchzet ihr
Himmel,
[* 2] frohlocket ihr englischen
Chöre«, »Siegesfürst und Ehrenkönig«,
»Nun sich der
Tag geendet«
etc.). Eine Sammlung seiner
Schriften erschien
Stuttgart
[* 3] 1844-45, 8 Bde.
SeinLeben beschrieben
Kerlen (2. Aufl., Mülh. 1853)
und Stursberg (das. 1869).
in der
Geologie
[* 8] Schichtenfolge, jünger als die Kreidebildungen und älter als das
Diluvium.
[* 9] Der
Name ist im
Gegensatz
zu »primär« und »sekundär«
als Bezeichnungen der ältern
Formationen gewählt,
Ausdrücke, welche jetzt fast ganz außer
Gebrauch gekommen
sind, während speziell tertiär allgemein üblich geblieben ist. Zusammen mit dem jüngern
Diluvium (Quartär) und dem noch
jüngern
Alluvium
(Rezent), die wohl auch als Posttertiär zusammengefaßt werden, bildet das
Tertiär die känozoische Formationsgruppe
im
Gegensatz zu der mesozoischen und paläozoischen.
Charakteristisch für die Tertiärbildungen ist der große Einfluß, den die Herausbildung der Klimazonenunterschiede
auf die
Beschaffenheit der damaligen
Tier- und Pflanzenwelt ausgeübt hat, während solche klimatische Sonderungen in den ihr
an
Alter vorausgehenden
Formationen nur eben nachweisbar sind. Eigentümlich ist ferner das Zurücktreten oder vollkommene
Verschwinden vieler tierischer und pflanzlicher
Formen, welche noch dem mesozoischen
Zeitalter einen fremdartigen, von unsrer
heutigen
Schöpfung wesentlich verschiedenen
Charakter aufprägten, während im
TertiärPflanzen und
Tiere teils neu auftreten,
teils zu dominieren beginnen, welche den uns umgebenden näherstehen.
Weiter bietet das
Tertiär vorzüglich in seinen jüngern Abteilungen besondere Lagerungsverhältnisse dar: die meisten Vorkommnisse
sind auf einzelne, voneinander isolierte
Becken beschränkt, und nur von älterm Tertiärmaterial finden
sich zusammenhängende, über weite
Strecken ununterbrochen verbreitete
Ablagerungen.
In den isolierten
Becken wechseln
Schichten,
in denen Meeresformen aufgehäuft sind, mit solchen, die brackische
Formen oder
Süßwasser- und Landorganismen führen, oft
in mehrfacher
Folge.
Einige dieser Eigentümlichkeiten der Tertiärformation, namentlich die zuletzt erwähnten, erschweren die Parallelisierung
und Etagierung der
Schichten sehr bedeutend. Eine noch jetzt in ihren Grundzügen beibehaltene
Einteilung
der Tertiärschichten rührt von
Lyell (1832) her und beruht auf Verhältniszahlen zwischen ausgestorbenen und noch lebenden
Mollusken,
[* 10] welche zuerst von
Deshayes berechnet
worden waren. Derselbe hatte gefunden, daß in den ältesten
Schichten der Tertiärformation etwa 97 Proz.
allerMolluskenArten angehören, welche sich in unsrer heutigen
Schöpfung nicht mehr vorfinden, daß dieser
Prozentsatz für die mittlere Tertiärformation auf etwa 81 sinkt und in den jüngsten
Schichten nur noch 48 beträgt, so daß in diesen
die
Mehrzahl der
Versteinerungen sich den
Arten der Jetztwelt unterordnen läßt.
Lyell fixierte diese drei
Stufen als
Eocän,
Miocän und
Pliocän. Neuere Untersuchungen haben zwar diese
Zahlen wesentlich korrigiert, im allgemeinen aber doch die Zunahme noch lebender
Formen in den jüngern
Schichten bestätigt;
ja, bei der Vereinzelung vieler tertiärer
Ablagerungen bildet dieses prozentige
Verhältnis zwischen noch lebenden und schon
ausgestorbenen
Arten oft die einzige Unterlage für die relative Altersbestimmung. Dagegen hat sich der
Sprung vom
Eocän zum
Miocän als zu groß, dem
Intervall zwischen
Miocän und
Pliocän nicht gleichwertig herausgestellt, weshalb
Beyrich (1854) zwischen
Eocän und
Miocän noch
Oligocän einschob.
Mayers Originalbezeichnungen sind französisch, z. B. Tongrien,
Mayencien, Helvetien etc.
Mayer selbst aber trennt die Tertiärformation in
nur zwei Abteilungen: das Alttertiär
(Paläogen) und das Neutertiär
(Neogen), von denen das erstere
Eocän und
Oligocän, das
letztere
Miocän und
Pliocän umfaßt. Die »Übersicht der geologischen
Formationen« (s.
Geologische Formation) gibt einenKatalog
aller wichtigen Tertiärablagerungen, während im folgenden nur einige in geographischer
Anordnung besprochen werden sollen.
Kalke. Noch jünger sind die Faluns der Touraine und der Bretagne, muschelreiche Sande und Mergel, aus denen Tafel I einen Seestern
(Scutella striata) abbildet. In England sind außerdem pliocäne Schichten vertreten, der sogen. Crag, der sich in mehrere Etagen
gliedern läßt. Eine rein marine Facies des Untertertiärs ist die Nummulitenformation. Wenn auch für
diese die früher vorausgesetzte Gleichartigkeit nicht besteht, die betreffenden Gesteine
[* 15] vielmehr verschiedenen Altersstufen
untergeordnet werden müssen, so sind doch die Altersunterschiede dieser aus Kalksteinen, Sandsteinen und Schiefern bestehenden
überaus mächtigen Ablagerungen gering: es entsprechen die ältesten etwa dem PariserGrobkalk, die jüngsten der untern Abteilung
des Oligocäns.
Ungefähr gleichalterig, teils oligocän, teils miocän, sind die besonders für Württemberg
[* 25] und die Schweiz
[* 26] wichtigen Bohnerze,
welche kleine Becken oder Ausfüllungen von schlotähnlichen Vertiefungen in Jurakalken bilden, denen sie wegen dieser lokalen
Verknüpfung lange beigezählt wurden, während ihre Reste (Säugetierknochen und Zähne)
[* 27] sie der Tertiärformation zuweisen. Molasse ist
kein streng geologischer Begriff, sondern eher
ein petrographischer und bezeichnet meist feinere, lockere Sandsteine, besonders
typisch in der Schweiz, aber auch in Oberschwaben entwickelt.
Die Annahme einer Molassenformation hat nach genauern paläontologischen Untersuchungen weichen müssen; es gehören diese
Bildungen verschiedenen Stufen des obern Oligocäns und des Miocäns an und bergen teils meerische, teils
Süßwasserformen. Aus der Meeresmolasse bildet die Tafel I den Haifischzahn, Notidanus primigenius, ab. Der obern Süßwassermolasse,
dem mittlern Miocän, werden auch die Kalke von Öningen in Oberbaden zugerechnet, welche einen ganz außerordentlichen Reichtum
an pflanzlichen und tierischen Formen enthalten, unter den letztern jenen Riesensalamander (Andrias Scheuchzeri, s.
Tafel II), den Scheuchzer 1732 als Homo diluvii testis beschrieb.