Die Urquelle dient auch zur Trinkkur. Von den
Quellen werden 10 Badehäuser gespeist. Die Frequenz von
Teplitz-Schönau belief sich 1887 auf 7351 Kurgäste
nebst 19,224
Passanten. Der Badegesellschaft dienen als Versammlungs- und Vergnügungsorte: der in der Mitte der Stadt gelegene
Kurgarten, in welchem sich das neue Stadttheater, die Trinkhallen, der Kursalon und das palastartige
Kaiserbad befinden;
der
Turner und Propstauer
Park etc. In der
NäheEichwald, inmitten prächtiger Waldungen, in neuerer Zeit als Sommeraufenthalt
und klimatischer
Kurort vielbesucht, mit Kaltwasserheilanstalt,
Porzellan- und Siderolithfabrik. - Die
Quellen von Teplitz sollen
der
Sage nach 762 entdeckt worden sein, waren aber zweifellos viel früher bekannt.
Durch eine
Katastrophe in den benachbarten Kohlenwerken von
Ossegg welche das Thermalwasser dorthin abführte,
war die Fortexistenz von Teplitz als Badeort in
Frage gestellt. Doch wurde das Verhängnis glücklich abgewendet
und die
Quellen in kurzer Zeit (3. März) an ihren alten Austrittsöffnungen wieder zu
Tage gefördert.
Vgl.
Friedenthal, Der
Kurort
Teplitz-Schönau, topographisch und medizinisch dargestellt
(Wien
[* 6] 1877);
meist gemusterte
Gewebe,
[* 8] welche seit dem
Altertum zum Bekleiden der
Wände (die spätern
Tapeten), zum Bedecken
der Fußböden,
Polster etc. dienen. Diese vielseitige Verwendung finden die Teppiche gegenwärtig
nur noch im
Orient, während sie in
Europa
[* 9] fast ausschließlich zum Bedecken der Fußböden benutzt werden. Man unterscheidet
orientalische Teppiche, welche auf rahmenartigen Vorrichtungen durch
Handarbeit, und europäische, welche auf
Webstühlen angefertigt
werden.
Erstere, nach einer französischen
Nachahmung gobelinartige genannt, bilden ein glattes
Gewebe, dessen
Kette aus
Leinen- oder
Baumwollgarn durch einen dicht angeschlagenen wollenen
Schuß vollständig bedeckt wird, so daß ein ripsartiger
Stoff entsteht.
Der
Schuß wird indes nicht auf die ganze
Breite
[* 13] des
Stoffes eingetragen, sondern nur an den
Stellen, wo
er wirken soll, mit der
Kette verbunden. Die geknüpften, plüschartigen Teppiche werden auf baumwollener, leinener oder wollener
Kette durch das Einknüpfen von Flormaschen hergestellt, die man jede einzeln durch die
Breite des Teppichs einlegt. Nach Vollendung
des Teppichs wird der
Flor desselben mit einfachen Handscheren egalisiert. Das
Material desFlors ist Schafwolle,
für feinere Teppiche auch
Ziegenhaare und
Seide.
[* 14] Die schönsten orientalischen Teppiche sind die persischen (s. Tafel
»Ornamente
[* 15] IV«,
[* 16] Fig.
11, und Tafel
»Weberei«,
[* 17] Fig. 16) und von diesen wieder die von Farahan in der
Provinz Arak; sie enthalten auf 1 m
Breite 400-500
Flormaschen. Die indischen (s. Tafel
»Weberei«, Fig. 22) haben einen ansehnlich höhern
Flor und 300-350
Maschen auf 1 m, für den europäischen
Handel sind aber bei weitem wichtiger die ungleich billigern türkischen Teppiche, von denen
die
Smyrnaer mit 120-200
Maschen am geschätztesten sind; sie besitzen stets eine wollene
Kette, während die der persischen
und indischen aus
Baumwolle
[* 18] besteht.
Die orientalischen Teppiche, und namentlich die geknüpften Smyrnateppiche, werden mit gutem Erfolg in
Europa, speziell in
Deutschland
[* 19] (Schmiedeberg seit 1856,
Kottbus,
Wurzen,
[* 20]
Springe,
Linden etc.) und
Wien, nachgeahmt und zwar unter Anwendung derselben
Methode.
Man arbeitet aber mit
Kette aus Leinengarn und Grundschuß aus
Jute,
[* 21] erreicht eine große technische Vollkommenheit
und versteht auch die
Muster und
Farben so getreu nachzubilden, daß ein großer Unterschied zwischen echten und nachgeahmten
Smyrnateppichen nicht mehr besteht.
Nachahmungen der orientalischen geflochtenen Teppiche sind die
Gobelins (s.
Tapeten). Die eigentlichen europäischen Teppiche werden auf
mechanischen
Webstühlen, die bessern auf der
Jacquardmaschine hergestellt. Die glatten Teppiche bilden in
Europa
wie im
Orient gewöhnlich die geringere
Sorte; man verfertigt sie aus
Kuh- oder
Ziegenhaar, ordinärem Streichgarn oder
Jute und
benutzt sie als Laufteppiche zum Bedecken von
Treppen,
[* 22]
Fluren etc. Hierher gehören auch die Kidderminsterteppiche aus
Doppelgewebe,
wollener oder baumwollener
Kette und viel stärkerm wollenenSchuß; das
Muster erzeugt sich rechts und
links in gleicher
Weise.
Die Plüschteppiche haben entweder einen ungeschnittenen
Flor, welcher kleine, geschlossene
Noppen bildet
(Brüsseler Teppiche), oder
einen aufgeschnittenen
Flor, der eine samtartige Oberfläche bildet
(Velours-,
Tournai-,
Wilton-, Axminsterteppiche). Die Herstellung
ist im wesentlichen die der
Plüsche und
Samte. Das
Muster wird meist mit der
Jacquardmaschine hervorgebracht,
und je nachdem es mehr oder weniger
Farben enthält, zieht man zwischen je zwei leinenen Grundfäden mehr oder weniger Polfäden
in jedes
Riet ein und unterscheidet nach der Zahl derselben die Teppiche als drei-, vier-, fünf- etc.
chörige oder teilige. Billigere Teppiche erzielt man durch Aufdrucken des
Musters, indem man entweder das gewebte
Stuck bedruckt, oder das
Muster der
Polkettevor der Verarbeitung appliziert. Das letztere
Verfahren liefert eine sehr gute
Ware,
welche die im
Stück bedruckten
¶
mehr
Teppiche weit übertrifft. Die Ornamentation der Teppiche ahmt entweder die orientalische Sitte nach (besonders die Jacquardteppiche),
oder sie bedeckt die ganze Fläche mit Blumen, Tieren, Architektur etc. (besonders bedruckte Teppiche). Das erste Prinzip hat sich als
das für Teppiche ästhetisch angemessenste immer mehr Bahn gebrochen, so daß der Naturalismus in Deutschland,
England und Österreich nur noch die billige Ware beherrscht. In Frankreich ist dagegen das naturalistische Dessin in den extravagantesten
Formen noch vorherrschend. Gegenwärtig werden in England, Österreich und Deutschland orientalische Teppiche aller Art nachgebildet.
In Deutschland, welches früher größtenteils Kettendruckteppiche lieferte, werden auch Teppiche in Brüsseler und Axminsterart
fabriziert (Berlin).
[* 24]