(ital.), eigentlich jede Flüssigkeit, mit welcher der Maler die trocknen Farben vermischt, um sie mittels des
Pinsels auftragen zu können; dann insbesondere eine im Mittelalter gebräuchliche Art der Malerei (Temperamalerei), wobei die
Farben mit verdünntem Eigelb und Leim von gekochten Pergamentschnitzeln vermischt wurden (peinture en détrempe). Seit Cimabue
verdrängte die Tempera in Italien die altbyzantinische Manier. In Deutschland malte man mit einer verwandten
Technik, bis die von den van Eycks verbesserte Ölmalerei dieselbe im Lauf des 15. Jahrh. verdrängte. In Italien hielt sich die
Tempera teilweise bis um 1500, wo die Ölmalerei auch hier vollkommen durchdrang.
(lat.), ursprünglich ein gewisser spezifischer Wärmegrad
(Temperatur) des Körpers. Man glaubte früher, daß dieser spezifische Wärmegrad abhängig sei von der Mischung der Säfte,
und stellte daher so viel Temperamente auf, als man Kardinalsäfte des Körpers (rotes Arterienblut, schwarze Galle, gelbe
Galle oder der Schleim und Lymphe) annahm. Je nach dem Vorherrschen des einen oder andern Safts im Körper
hat der Mensch ein sanguinisches, melancholisches, cholerisches oder lymphatisches (phlegmatisches) Temperament. Das sanguinische
Temperament hieß auch das warme, das melancholische das kalte, das cholerische das trockne, das phlegmatische auch
das feuchte Temperament. Obgleich sich dieser Ideengang keineswegs auf positive Thatsachen gründen läßt und als
eine zusammenhängende Reihe von Irrtümern erscheint, so hat sich doch das Wort Temperament in der Umgangssprache erhalten, weil man
das Bedürfnis fühlte, für gewisse Zustände und Erscheinungen am Körper, deren Wesen und innere Bedingungen nicht klar vor
uns liegen (wie für andre unbestimmte Begriffe), ein einfaches Wort zur Hand zu haben.
Die wissenschaftliche Medizin macht in Deutschland wenigstens keinen Gebrauch mehr von dem Wort und dem Begriff Temperament, wohl aber
geschieht dies noch in Frankreich. Um so mehr findet das Wort Temperament von seiten der Laien Verwendung, und man versteht darunter einen
gewissen Teil der Konstitution, nämlich die Stimmung und die Weise der Thätigkeitsäußerung des Gehirns.
Man hat die Temperamente folgendermaßen charakterisiert. Das sanguinische, warme Temperament ist mit Körperfülle,
weicher, zarter Haut, angenehmer frischer Gesichtsfarbe, starker Füllung der Blutgefäße verbunden.
Die körperlichen wie geistigen Funktionen sind leicht anzuregen; die Individuen von sanguinischem Temperament sind reizbar und empfindlich,
meist heiter und fröhlich, aber veränderlich in ihrer Stimmung. Das melancholische oder sentimentale
Temperament ist gekennzeichnet durch festen, straffen Körperbau, größere oder geringere Magerkeit, durch dicke, trockne, kühle
Haut, die mit dunkeln Haaren besetzt ist. In allen Bewegungen und Handlungen zeigt sich eine gewisse Langsamkeit, die aber von
großer Ausdauer begleitet ist.
Die melancholischen Individuen sind ernst, mehr zu trüber Stimmung geneigt, verfallen verhältnismäßig
oft in Geisteskrankheiten. Das cholerische oder trockne Temperament steht zwischen dem sanguinischen und melancholischen
gleichsam in der Mitte. Es zeichnet sich durch einen leichtern und beweglichern Körperbau, durch weniger braune und behaarte
Haut und eine lebhaftere Gesichtsfarbe aus, als diese dem melancholischen Temperament zukommen.
Die cholerischen Individuen sind beweglich, erhalten leicht ein wildes Aussehen, sind zum Zorn geneigt, zeigen dabei Stärke
und Nachhaltigkeit der Erregungen, Leidenschaftlichkeit.
Die Kennzeichen des phlegmatischen, feuchten Temperaments sind: ein
schlaffer, weicher Körperbau, weiche, weiße Haut, die
wenig Haare zeigt, blondes Kopfhaar, hervorstehende Augen, gleichgültige Gesichtszüge;
die geistigen
und körperlichen Funktionen gehen träge von statten, geringe und langsame Reaktion gegen geistige Erregungen, geringe Empfindlichkeit
gegen eigne und fremde Leiden;
die phlegmatischen Individuen neigen zu Fettbildung.
Man hat diese Temperamente auch untereinander
kombiniert zu einem melancholisch-phlegmatischen etc. Temperament, womit der Willkür in der Anwendung dieses ohnehin
unbestimmten Begriffs vollkommene Freiheit gegeben wurde. Auch ein nervöses Temperament hat man aufgestellt, welches sich durch Muskelschwäche
und große Nervenreizbarkeit kennzeichnen soll. Man hat auch versucht, den verschiedenen Temperamenten einen Einfluß auf
die Entstehung gewisser Krankheiten zuzuschreiben.
(lat.), der dem Gefühl und durch das Thermometer (s. d.) sich kundgebende Erwärmungszustand eines Körpers;
kritische s. Gase, S. 930; mittlere s. Lufttemperatur. - In der Musik heißt Temperatur die von der absoluten akustischen Reinheit abweichende
Stimmung der zwölf Halbtöne einer Oktave, welche es ermöglicht, von jedem beliebigen Ton als Grundton auszugehen.
Es wird dies erreicht, indem man unter Beibehaltung der Reinheit der Oktave die übrigen Töne etwas oberhalb oder unterhalb
der von der reinen Stimmung geforderten Höhe »schweben« läßt. Die Temperatur heißt gleichschwebend,
wenn alle Intervalle durch die ganze Tonleiter einander gleich, ungleichschwebend, wenn sie voneinander
verschieden angenommen werden.
gesellschaftlicher Tanz, an dem viele Paare teilnehmen.
Die Aufstellung geschieht
in Reihen zu je zwei Paaren, die sich an die mittlern wie an die gegenüberstehenden Paare nach beiden Seiten
anschließen.
Die mittlern vier Paare beginnen den Tanz mit Rond, Chassé, Croisé, Balancé und ähnlichen Touren, die dann nach
beiden Seiten der Reihe nach wiederholt werden.
Die ziemlich lebhafte Melodie steht im Zweivierteltakt
und besteht aus mehreren Reprisen von acht Takten.
Pausania, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Sassari (Sardinien), am Nordabhang des Limbaragebirges, bildet
mit Ampurias ein Bistum, hat ein Gymnasium, eine technische Schule, ein Seminar und (1881) 5452 Einw.
1) (le Temple, spr. tangpl) ehemals Ordenshaus der Tempelherren in Paris, in der Revolutionszeit Staatsgefängnis,
in welchem auch Ludwig XVI. und seine Familie im Winter 1792/93 bis zur Hinrichtung (21. Jan.) gefangen gehalten wurde. Unter Napoleon
III. ward der Temple abgebrochen und an dessen Stelle ein 7500 qm großes Square mit Trödlerhallen anlegt.
Vgl. Curzon, La maison du Temple (Par. 1888). -
2) (spr. tempel) ehemaliges
mehr
Ordenshaus der Tempelherren in London, welches 1346 den Rechtsgelehrten überlassen wurde, seither die wichtigste der sogen.
Inns of Court; s. London, S. 900.
(spr. tempel), 1) Sir William, engl. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 1628 zu London, studierte in Cambridge,
ward nach der Restauration 1660 Mitglied der irischen Konvention, 1661 des irischen Parlaments und 1662 zu
einem der königlichen Kommissare desselben ernannt. Seit 1665 englischer Resident in Brüssel, schloß er 1668 im Haag mit Holland
und Schweden die Tripelallianz und vermittelte dann den Aachener Frieden zwischen Frankreich und Spanien, worauf er
zum ordentlichen Gesandten im Haag ernannt wurde. 1671 entlassen, lebte er mehrere Jahre zurückgezogen
auf seinem Gut Sheen bei Richmond in Surrey, ging 1673 abermals als Gesandter nach dem Haag und vertrat England auf dem Friedenskongreß
von Nimwegen. 1679 kehrte er nach England zurück und trat in den von Karl II. nach Temples Entwurf organisierten Geheimen
Rat sowie für die Universität Cambridge ins Parlament, zog sich aber, mit der königlichen Politik unzufrieden, 1682 nach Sheen
zurück und starb Seine durch Form und Inhalt ausgezeichneten »Works« erschienen London 1814 in 4 Bänden. Swift
gab seine »Memoirs« (Lond. 1709, 2 Bde.)
und »Letters« (das. 1702, 2 Bde.)
heraus. Sein Leben beschrieben Luden (in »Kleine Aufsätze«, Bd. 2, Götting. 1808) und Courtenay (Lond. 1836, 2 Bde.).
Vgl. Emerton, Sir W. Temple und die Tripelallianz (Berl. 1877).