Kälte), zurück, von welchen das erste, welches beweglich ist, den Himmel und die Gestirne, die letztern, welche unbeweglich
sind, die Erde und deren Bewohner, der Kampf zwischen beiden aber den Ursprung und das Leben aller Dinge, der seelenlosen wie
der beseelten, den Menschen inbegriffen, bestimmt. Seine Hauptschrift: »De natura«, erschien unvollständig
Rom 1568, vollständig Neapel 1586, seine übrigen Werke Venedig 1590.
Vgl. Rixner und Fieber, Leben berühmter Physiker, Heft 3 (Sulzb.
1821);
Fiorentino, Bernardino Telesio (Flor. 1872-74, 2 Bde.).
(griech., »Vollender«),
in der griech. Mythologie der Gott der Genesung, gewöhnlicher Begleiter des Asklepios, neben dem er als
kleiner, in einen Mantel gehüllter Knabe erscheint.
est notre plaisir (franz.),
»das ist unser Wille«, »so beliebt es uns«, vor der Revolution der gewöhnliche Schluß
in Reskripten und Befehlen der Könige von Frankreich an ihre Beamten.
(Tulungut, weiße Kalmücken, auch Kumanelinzen), mongolischer, aber türkisierter, ackerbautreibender
Volksstamm im sibir. Gouvernement Tomsk, an der Beja und den Telezker Seen.
Thomas, Ingenieur, geb. 9. Aug. 1757 zu Eskdale (Dumfriesshire), erlernte das Maurerhandwerk, ging 1781 nach Edinburg, 1782 nach
London, wo er unter Chambers und Adams weitere Studien machte. Hier lernte er zugleich die Anlagen der Docks
und Werften kennen, welche 1787 unter seiner Leitung vollendet wurden. 1793 wandte er sich dem Bau von Brücken zu, unter welchen
die gewölbten Brücken über den Severn bei Montfort und Bewdley sowie über den Dee bei Tongueland und die
gußeiserne Brücke von Buildwas hervorzuheben sind.
Bei dem Bau des Ellesmerekanals (mit den bemerkenswerten Aquädukten im Chirkthal und von Pont y Cyssylte) 1793 konstruierte
Telford zuerst gußeiserne Schleusenthore und dann ganze Schleusen aus Gußeisen. Noch bedeutender war der Telford übertragene Bau des 1823 für
die Schiffahrt eröffneten Kaledonischen Kanals (s. d.). Auch der Macclesfieldkanal und Birmingham-Liverpool-Junctionkanal
sind Werke Telfords. Unter seinen Hafenbauten sind die von Aberdeen und Dundee die bedeutendsten.
Unter den auswärtigen Aufträgen Telfords ist der Plan des zur Verbindung des Wenersees mit der Ostsee bestimmten Götakanals
in Schweden hervorzuheben. Das bedeutendste Werk Telfords ist die 1819-26 erbaute großartige, zur Verbindung
der Insel Anglesea mit dem Festland von Carnarvon bestimmte Kettenbrücke über die Menaistraße bei Bangor. Nach demselben System
ist die zur gleichen Zeit von ihm ausgeführte Conwaybrücke erbaut. Telford starb 1831.
Dorf in Tirol, Bezirkshauptmannschaft Innsbruck, in weiter Ebene des Oberinnthals an der Arlbergbahn
gelegen, hat eine hübsche Pfarrkirche mit Freskomalerei, ein Bezirksgericht, Franziskanerkloster, Bierbrauerei, Baumwollspinnerei,
Tuch- und mechanische Leinweberei und (1880) 2261 Einw.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Münster, an der Ems, zwischen ausgedehnten Heiden, 56 m ü. M.,
hat eine kath. Kirche mit wunderthätigem Marienbild, eine Privatirrenanstalt (Rochushospiz), Wollspinnerei und
Wollwarenfabrikation, Bierbrauerei, Mahl-, Walk-, Öl- und Sägemühlen und (1885) 2271 Einw. Telgte ist seit 1238 Stadt.
ein
zu den Drawida (s. d.) gehöriger Volksstamm in Ostindien, dessen Sprache das Telugu (s. d.), von ältern
Reisenden auch Gentoo (»Heidensprache«) genannt, ist.
^[Teliosadik] (v. griech. telos, »Vollendung«),
das vollkommenste Zahlensystem, nämlich das duodezimale mit der Grundzahl 12, dessen Verbreitung und
gesetzliche Einführung Joh. Friedrich Werneburg (geb. 1777 zu Eisenach, gest. 1851 als Professor in Jena) in seiner gleichnamigen
Schrift (Leipz. 1800) »jedem redlichen Mann, ja
jeder gebildeten, vernünftigen Regierung zur Pflicht« gemacht hat.
das (arab.), das fruchtbare, den Getreidebau gestattende Land
am Atlas in Nordwestafrika, im Gegensatz zu der unfruchtbaren Sahara.
Das Tell hat von Marokko bis Biskra in Algerien eine fast durchgehends
gleiche Breite von etwa 190 km.
Wilhelm, der besonders durch Schillers Dichtung verherrlichte Held der Schweizersage, angeblich ein Landmann aus
Bürglen im Kanton Uri,
Schwiegersohn Walther Fürsts von Uri.
Als er 18. Nov. 1307 dem vom Landvogt Geßler zu Altorf als Zeichen
der österreichischen Hoheit aufgesteckten Hute die befohlene Reverenz nicht erwies, gebot ihm der Vogt als berühmtem Armbrustschützen,
einen Apfel von dem Haupt seines Söhnleins zu schießen. Auf die Drohung, das Kind müsse sonst mit ihm
sterben, that Tell den Schuß und traf den Apfel.
Als er aber auf die Frage nach dem Zweck des zweiten Pfeils, den er zu sich gesteckt hatte, antwortete, daß derselbe, wenn er
sein Kind getroffen, für den Vogt bestimmt gewesen, befahl dieser, ihn gefesselt auf seine Burg nach Küßnacht überzuführen.
Auf dem Vierwaldstätter See aber brachte ein Sturm das Fahrzeug in Gefahr, und Tell ward seiner Fesseln entledigt, um dasselbe
zu lenken. Geschickt wußte er das Schiff gegen das Ufer, wo der Axenberg sich erhebt, zu treiben, sprang dort vom Bord auf eine
hervorragende Felsplatte, welche noch jetzt die Tellsplatte heißt, eilte darauf über das Gebirge nach
Küßnacht zu, erwartete den Vogt in einem Hohlweg, Hohle Gasse genannt, und erschoß ihn aus sicherm Versteck mit der Armbrust.
Von Tells weitern Lebensschicksalen wird nur noch berichtet, daß er 1315 in der Schlacht bei Morgarten mit gefochten und 1354 in
dem Schächenbach beim Versuch der Rettung eines Kindes den Tod gefunden habe. Nachdem schon der Freiburger
Guillimann 1607, dann die Baseler Christian und Isaak Iselin, der Berner Pfarrer Freudenberger 1752 sowie Voltaire (»Annales de l'Empire«)
die Geschichte Tells als Fabel bezeichnet hatten, ist in neuerer Zeit durch die Forschungen Kopps (s. d.) u. a.
in unzweifelhafter Weise aufgezeigt worden, daß dieselbe, wie überhaupt die gewöhnliche Tradition von der Befreiung der Waldstätte,
einerseits im Widerspruch mit der urkundlich beglaubigten Geschichte (s. Schweiz, S. 757) steht, und daß sie anderseits in
keinen zeitgenössischen oder der Zeit näher stehenden Quellen mit irgend einer Silbe erwähnt wird.
Erst gegen Ende des 15. Jahrh. taucht die Tellsage auf und zwar in zwei
Versionen. Die eine, repräsentiert durch ein um 1470 entstandenes Volkslied, die 1482-88 geschriebene Chronik des Luzerners
Melchior Ruß, ein 1512 in Uri
verfaßtes Volksschauspiel u. a., erblickt in Tell den Haupturheber
der Befreiung und Stifter des Bundes; die andre, die zuerst in dem um 1470 geschriebenen anonymen »Weißen
Buch« zu Sarnen, dann in der 1507 gedruckten Chronik des Luzerners Etterlin erscheint, gibt Tells Geschichte nur als zufällige
Episode und schreibt die Verschwörung
mehr
vornehmlich den Stauffacher zu. Erst Tschudi (s. d.) hat die beiden Traditionen zu der stehend gewordenen Gesamtsage verknüpft,
die dann im Lauf der Jahrhunderte noch mancherlei Zusätze bekam und durch J. v. Müller und Schiller Gemeingut geworden ist.
Die sogen. Tellskapellen auf der Tellsplatte, in Bürglen, in der Hohlen Gasse stammen sämtlich erst aus
dem 16. Jahrh. und sind zum Teil nachweislich zu Ehren von Kirchenheiligen gestiftet worden. In Uri
ließ sich keine Familie Tell ermitteln;
die Erkenntnisse der Urnerlandsgemeinden von 1387 und 1388, welche Tells Existenz bezeugen sollten, sowie die den Namen »Tello«
und »Täll« enthaltenden Totenregister und Jahrzeitbücher von
Schaddorf und Attinghausen sind als Erdichtungen und Fälschungen nachgewiesen.
Die Sage vom Apfelschuß ist ein uralter indogermanischer Mythus, welcher in anderm Gewand auch in der persischen, dänischen,
norwegischen und isländischen Heldensage, in welch letzterer der Held Eigil genannt wird, von dessen Sohn, König Orentel,
Tell vielleicht den Namen erhalten hat, vorkommt und in der Schweiz von den Chronisten des 15. Jahrh. zur
Ausschmückung der Befreiungssage verwendet worden ist.
Vgl. Häusser, Die Sage vom Tell (Heidelb. 1840);
Huber, Die Waldstätte
(mit einem Anhang über die geschichtliche Bedeutung des Wilhelm Tell, Innsbr. 1861);
Liebenau, Die Tellsage (Aarau 1864);
W.
Vischer, Die Sage von der Befreiung der Waldstädte (Leipz. 1867);
Rilliet, Der Ursprung der Schweizer Eidgenossenschaft
(deutsch, 2. Aufl., Aarau 1873);
Hungerbühler, Étude critique sur les traditions relatives aux origines de la Confédération
suisse (Genf
1869);
Meyer v. Knonau, Die Sage von der Befreiung der Waldstätte (Basel
1873);
Rochholz, Tell und Geßler in
Sage und Geschichte (Heilbr. 1876);
Derselbe, Die Aargauer Geßler in Urkunden (das. 1877).