(griech.), aus
Amerika
[* 10] (1852) stammende Bezeichnung einer telegraphischen Nachricht (sprachlich
richtiger Telegraphēm, wie im heutigen
Griechenland üblich). Man unterscheidet:
1) Telegramm in offener
Sprache
[* 11] mit allgemein verständlichem
Inhalt in einer gebräuchlichen
Sprache;
2) Telegramm in verabredeter
Sprache in Wörtern, die
nur für den Eingeweihten einen
Sinn geben. Die
Wörter werden für die internationale
Korrespondenz zugelassenen Wörterbüchern entnommen und bezeichnen oft ganze
Sätze, so daß das Telegramm sehr
kurz und billig wird;
Dringende Telegramme (dringend, urgent, D.) werden gegen dreifache
Gebühr vor andern befördert. Bezahlte Antwort (Antwort
bezahlt, réponse payée,
R. P.) wird für zehn
Worte berechnet, man kann aber auch für mehr
Worte und für dringende Antwort
(R. P. D.) bezahlen. Verglichene Telegramme (Vergleichung, collation, Telegramm C.) werden
von der Ankunftsstelle zurücktelegraphiert,
Gebühr für Vergleichung ein
Viertel der
Gebühr für das Telegramm Empfangsanzeige (Empfangsanzeige
bezahlt, accuser réception C. R.),
Gebühr gleich Telegramm von zehn
Worten.
Nachzusendendes Telegramm (nachzusenden, faire suivre, F. S.) wird innerhalb
Europas
dem Empfänger nachgesandt und
die
Gebühr von letzterm erhoben. Zu vervielfältigendes an mehrere Empfänger in demselben
oder an mehrere
Wohnungen desselben
Empfängers in demselben
Ort.
Gebühr für jede
Abschrift 40
Pf.
Offen zu bestellendes Telegramm (remettre ouvert,
R. O.) wird unverschlossen
übergeben.
P. P. = poste payée,
Post bezahlt;
X. P. = exprès payé, Eilbote bezahlt. Seetelegramm (sémaphorique)
für
Schiffe
[* 28] in
See muß Empfänger,
Namen des
Schiffs und der zu benutzenden Seetelegraphenanstalt enthalten.
Berichtigungs- oder Ergänzungstelegramm: 72
Stunden nach Empfang, resp. Absendung eines Telegramms kann man Richtigstellung
zweifelhaft erscheinender
Wörter fordern, hat die
Gebühr für die erforderlichen Telegramme zu hinterlegen, erhält dieselbe
aber zurück, wenn Entstellung durch
Schuld des Telegraphendienstes sich ergibt. Die für diese besondern
Telegramme angegebenen Bezeichnungen sind vor das Telegramm zu setzen, sie sind gleich dem
Inhalt des Telegramms gebührenpflichtig,
die
Abkürzungen zählen aber nur als ein
Wort.
Ähnliche Alarmfeuer waren bei den
FeldzügenHannibals, insbesondere bei den
Schotten, aber auch bei den germanischen und andern
Völkerschaften gewöhnliche
Mittel der Telegraphie, worüber sich unter andern bei
Polybios, I.
Africanus
und sonstigen Schriftstellern Nachrichten finden. Kleoxenos und Demokleitos (450
v. Chr.) sollen die
Buchstaben des griechischen
Alphabets auf fünf Tafeln verteilt und dann durch Erheben von
Fackeln nach links oder rechts zuerst die Tafel, auf welcher
der zu telegraphierendeBuchstabe stand, darauf die Nummer des letztern selbst bezeichnet haben.
Polybios (196) ließ diese Feuerzeichen durch
Röhren
[* 36] beobachten, welche in gewissen
Stellungen fixiert waren. Weitere
Ausbildung
erhielt der optische Telegraph erst 1793 durch die Gebrüder
Chappe, welche drei
Balken an einem weithin sichtbaren
Ort so an einem
Gestell befestigten, daß sie in vielfachen
Kombinationen eine große Zahl bestimmter Zeichen geben konnten.
Zwischen
Paris
[* 37] und
Lille
[* 38] telegraphierte man mit diesem
Apparat, unter Benutzung von 20
Stationen, in 2
Minuten, und seitdem verbreitete
sich derselbe sehr schnell. In neuerer Zeit benutzt man nach dem Vorgang der Amerikaner während des
Bürgerkriegs auch bei
der optischen Telegraphie die Zeichen des Morsealphabets und stellt sie durch kurze und lange Lichtblitze,
Stellung beweglicher
Arme, Tafeln an
Stangen oder
Flaggen
[* 39] dar. Die
Engländer haben im
Kapland und
Afghanistan
[* 40] den
Heliographen (s. d.)
angewendet.
Mackenzie hat mit dem
Heliographen den
Taster des
Morse-Apparats verbunden und fixierte auf der Empfangsstation die
Lichtblitze photographisch. Spankowski hat die Lichtblitze durch
Verbrennung zerstäubten
Petroleums in einer Spiritusflamme,
und auf
¶
Die Franzosen haben zwischen Mauritius undRéunion auf 180 km Entfernung einen optischen Telegraphen eingerichtet, bei dem die
Lichtblitze einer Petroleumflamme durch Prismen verstärkt werden. Zur Zeichengebung durch bewegliche Arme bedient man sich
im Festungskrieg, auch auf den Schießplätzen der Artillerie, der vierarmigen Semaphoren. In gleicher Weise
erfolgt die Zeichengebung durch zwei nebeneinander stehende Leute, die in jeder Hand
[* 49] eine Tafel mit kurzem Stiel halten; die
senkrechte Stellung derselben bedeutet Punkte, die wagerechte die Striche des Alphabets. Nachts treten an Stelle der Tafeln farbige
Laternen; je nach Vereinbarung bedeutet die eine FarbePunkte, die andre Striche. Diese Art des Telegraphierens
bildet den Übergang zum Signalisieren (s. Signale), wobei gewisse Zeichen oder Armstellungen gewisse Bedeutung erhalten, die
durch ein Signalbuch festgestellt sind.
beruht auf der schnellen Fortpflanzung der Elektrizität in metallischen Leitern. Die Versuche, die Reibungselektrizität
zum Telegraphieren zu benutzen, führten zu keinem praktischen Ergebnis; nachdem aber in der galvanischen oder Berührungselektrizität
eine viel geeignetere Kraftform entdeckt war, benutzte Sömmerring 1809 die durch die VoltascheSäule bewirkte Wasserzersetzung
zum Telegraphieren, indem er 35 Drähte zu ebenso vielen mit Buchstaben und Ziffern bezeichneten Wassergefäßen der
entfernten Station leitete.
Die hohen Kosten einer solchen Leitung sowie die Schwierigkeit, einen Strom von erforderlicher Stärke
[* 50] auf größere Entfernungen
zu entsenden, ließen auch diese Idee als im großen unausführbar erscheinen. In späterer Zeit hat man die chemische Wirkung
des elektrischen Stroms zur Herstellung von Schreib- und Kopiertelegraphen zu verwenden gesucht, indem
man Papierstreifen mit einer farblosen Flüssigkeit tränkte, welche durch den Strom in gefärbte Bestandteile zerlegt ward,
z. B. mit einer Lösung von Jodkalium oder Blutlaugensalz. Derartige Telegraphen sind angegeben worden von Davy (1838), Bain (1847),
Gintl und Stöhrer (1852), haben aber keine Verbreitung gefunden.
Der Pantelegraph von Caselli
[* 46]
(Fig. 1, Tafel I) war 1865 zwischen Paris und Lyon
[* 51] im Gebrauch. Ein innerhalb
eines eisernen Rahmens bei D befestigtes langes Pendel
[* 52] mit der Eisenlinse E schwingt unter Mitwirkung eines ChronometersF und
der Batterie B zwischen den Elektromagneten M M1 und überträgt durch die Zugstange de seine Bewegung auf die
an dem Schlitten f befestigten Schreibstifte. Letztere bewegen sich demnach hin und her über den auf den gekrümmten Blechpulten
A A1 aufliegenden, chemisch zubereiteten Papierblättern und rücken zugleich bei jeder Schwingung
[* 53] um eine Linienbreite auf
ihrer Achse vor. Der eine Stift arbeitet nur auf dem Hingang, der andre auf dem Rückgang; es können mithin
zwei Telegramme zugleich abgegeben werden.
Die Epoche der elektromagnetischen Telegraphie begann 1820 mit ÖrstedsEntdeckung, daß eine in der Nähe des Schließungsdrahts
einer
VoltaschenSäule aufgestellte Magnetnadel je nach der Richtung des Stroms nach der einen oder der andern Seite hin abgelenkt
wird. Da hierzu, wenn die Nadel von zahlreichen Drahtwindungen (Multiplikator) umgeben ist, ein schwacher
Strom ausreicht, so war die Möglichkeit, auf große Entfernungen zu telegraphieren, gegeben. Jedoch weder das Telegraphenmodell
von Ampère und Ritchie (1820) mit 30 Nadeln
[* 54] und 60 Leitungsdrähten noch dasjenige von Fechner (1829) mit 24 Nadeln und 48 Drähten
eignete sich zur Ausführung im großen.
Erst 1832 versuchte Schilling von Canstadt, Eine Nadel mit nur zwei Leitungsdrähten anzuwenden und die verschiedenen Buchstaben
durch Kombination mehrerer Ablenkungen nach rechts und links auszudrücken. Aber schon 1833 hatten GaußundWeber zu Göttingen
[* 55] zwischen der Sternwarte
[* 56] und dem physikalischen Kabinett eine auf derselben von ihnen selbständig gefundenen
Idee beruhende telegraphische Verbindung hergestellt. Von ihnen angeregt, legte Steinheil 1837 zwischen München
[* 57] und Bogenhausen
eine ¾ Meile lange Telegraphenleitung an; er wandte, wie GaußundWeber, statt der gewöhnlichen galvanischen Ströme die Magnetinduktionsströme
an und fixierte die Zeichen in Form einer Schrift, indem seine zwei Magnetnadeln, wenn sie abgelenkt wurden,
auf einen durch ein Uhrwerk vorübergeführten Papierstreifen Punkte zeichneten. In England wurde der Nadeltelegraph durch
Cooke und Wheatstone eingeführt; ersterer hatte 1836 in Heidelberg
[* 58] ein Modell des Schillingschen Apparats gesehen und verband
sich 1837 mit Wheatstone zur Verbesserung und praktischen Verwertung der Schillingschen Erfindung.
Der Nadeltelegraph von Wheatstone und Cooke, welcher auf englischen Eisenbahnlinien noch gegenwärtig vereinzelt
in Gebrauch ist, enthält zwei auf gemeinschaftlicher horizontaler Achse befestigte, im Ruhestand vertikal stehende Magnetnadeln,
deren eine sich innerhalb einer Multiplikatorrolle, die andre als Zeiger auf der Vorderseite des Apparatgehäuses befindet;
sie bilden ein sogen. astatisches Nadelsystem, indem ihre gleichnamigen
Pole nach entgegengesetzten Seiten gekehrt sind.
Zum Zeichengeben dient der im untern Teil des Apparats angebrachte sogen. Schlüssel, durch dessen Drehung die Nadeln sämtlicher
in die Leitung eingeschalteter Apparate so abgelenkt werden, daß sie mit der Stellung, die man dem Handgriff jeweilig gegeben
hat, parallel stehen. Durch Kombinationen von Ablenkungen nach rechts und links werden die Buchstaben ausgedrückt.
Der Doppelnadeltelegraph derselben beiden Erfinder, eine Zusammensetzung zweier Nadelapparate der eben beschriebenen Art,
erfordert eine doppelte Drahtleitung, gestattet aber eine raschere Korrespondenz. Die Nadeltelegraphen haben den Vorteil,
daß zu ihrem Betrieb schon sehr schwache Ströme ausreichen; sie eignen sich deshalb vorzugsweise zur
Verwendung auf Kabellinien, wo sie in der Form empfindlicher Galvanometer
[* 59] auch heute noch benutzt werden.
Das Spiegelgalvanometer von Thomson
[* 46]
(Fig. 2 auf Tafel II), welches auf den meisten längern Unterseekabeln als Empfänger
dient, besteht aus einer Multiplikatorrolle mit vielen Umwindungen, innerhalb deren eine ungemein leichte, kleine Magnetnadel
an einem Kokonfaden freischwebend aufgehängt ist. An der Magnetnadel ist ein kleiner Spiegel
[* 60] befestigt,
welcher das in der Richtung von D einfallende Bild einer dem Instrument gegenübergestellten Lichtquelle C (gewöhnlich einer
Petroleumflamme) nach E auf einen dunkel gehaltenen Schirm AB reflektiert. Die
¶