»Organ der Taubstummenanstalten« (hrsg.
von Vatter,
Friedberg,
[* 2] seit 1855) und
»Blätter für Taubstummenbildung« (hrsg. von
Walther und
Töpler, Berl., seit 1887).
(Aphonia surdorum, Surdomutitas),
Stummheit, durch
Taubheit bedingt, ist entweder angeboren oder während
der Kindheitvor der Zeit entstanden, in welcher die
Kinder gewöhnlich sprechen lernen, nämlich vom 1. oder 2. bis
zum 6. oder 7. Jahr. Viel häufiger, als man früher annahm, entwickelt sich
Taubheit nach ansteckenden
Kinderkrankheiten,
Masern und
Scharlach, welche einen
Katarrh des Mittelohrs herbeigeführt haben; allmählich verlernen solche
Kinder, denen die
Kontrolle der Lautbildung durch das
Gehör
[* 3] fehlt, auch die
Sprache,
[* 4] und so kommt volle Taubstummheit zu stande.
Die Stimmwerkzeuge sind in der
Regel von
Natur aus vollkommen gebildet und bleiben nur wegen ihres unterbliebenen
Gebrauchs
zum Sprechen in ihrer
Ausbildung zurück;
die
Zunge ist dick, schwer beweglich, nur zum
Kauen und Hinabschlucken
geeignet;
der kleine, nicht hervorspringende
Kehlkopf
[* 5] läßt nur zeitweise unwillkürliche und unangenehm klingende
Laute vernehmen;
die
Stimme ist rauh, unartikuliert, näselnd und pfeifend oder springt plötzlich aus dem
Baß in den
Sopran über;
die
Silben
werden schwierig oder gar nicht ausgesprochen, und die Artikulation ist mangelhaft. In gebirgigen Gegenden
kommt Taubstummheit verhältnismäßig häufiger vor als in den mehr ebenen, denn während sie sich hier wie 1 zu
1300-1500 verhält, ist das
Verhältnis in der kretinreichen
Schweiz
[* 6] wie 1 zu 175. In
Sardinien,
[* 7] im
Schwarzwald, in
Savoyen, in
den Kantonen Bern,
Wallis
und Aargau
kommt Taubstummheit nach den vorhandenenZählungen am häufigsten vor.
[* 10] Vorrichtungen, mittels welcher man längere Zeit unter
Wasser verweilen kann. Da die geschicktesten
Taucher höchstens zwei
Minuten in der Tiefe verharren, so hat man sich bemüht,
Mittel zu finden, um das
Atmen unter
Wasser möglich zu machen.
Hermetisch anschließende
Helme,
[* 11] welche den ganzen
Kopf des
Tauchers bedecken, gewähren
nur geringe
Hilfe, da die in ihnen enthaltene
Luft sehr schnell ihres
Sauerstoffs so weit beraubt wird, daß
sie nicht länger eingeatmet werden kann.
Geräumige
Glocken
(Taucherglocken), welche mit einem
Seil in die Tiefe gelassen werden, bergen für den in ihnen sitzenden
Taucher mehr
Luft; aber auch diese ist bald verbraucht. Für längern Aufenthalt unter
Wasser wurden daher die
Apparate erst
geeignet, als man sie durch
Röhren
[* 12] mit Pumpwerken in
Verbindung setzte, welche sie fortwährend mit frischer
Luft versorgten. Die
Pumpe
[* 13] preßt ununterbrochen
Luft in die
Glocke, so daß diese ganz wasserleer wird und große Luftblasen
an ihrem untern
Rand entweichen.
Auf diesem
Prinzip beruhen unter
anderm die großen
Apparate, in welchen mehrere
Arbeiter zum Fundamentieren der Brückenpfeiler
u. dgl. unter
Wasser arbeiten. Sie bestehen aus cylindrischen oder prismatischen
Gefäßen (caissons) aus
Eisenblech, welche
unten offen,
oben aber geschlossen sind und durch ununterbrochenes Einpumpen von frischer
Luft unter einem der Wassertiefe
entsprechenden
Druck wasserfrei gehalten werden, so daß bequem, wennschon in komprimierter
Luft, darin gearbeitet werden kann.
Das Ein- und Austreten der
Arbeiter erfolgt durch eine sogen.
Schleuse, eine enge
Kammer, welche nach der
freien
Luft sowie nach dem Innern des Caissons durch eine
Thür hermetisch abgeschlossen werden kann, so daß beim
Befahren
nie eine größere als dem
Inhalt der
Kammer entsprechende Luftmenge verloren geht. Indem derGrund tiefer
ausgegraben wird, sinkt der Caisson immer weiter ein und wird, wenn man auf festem
Baugrund angekommen ist, mit
Beton ausgefüllt
und so in einen mächtigen Steinblock verwandelt, auf welchem dann weiter gebaut wird.
Steigt der
Taucher auf, so nimmt der äußere
Druck sehr schnell ab, und dadurch ist die
Lunge der
Gefahr ausgesetzt, durch die
in ihr enthaltene dichtere
Luft zerrissen zu werden. Sehr wichtig ist daher der
Apparat von Rouquairol-Denayrouze,
welcher den
Taucher fortwährend mit
Luft, die unter gewöhnlichem
Druck in die
Lungen gelangt, versorgt. Der
Taucher nimmt diesen
aus zwei
Kammern bestehenden und mit komprimierter
Luft gefüllten
Apparat wie einen
Tornister aufgeschnallt mit sich in die
Tiefe.
Die eine
Kammer wird vermittelst einesSchlauchs direkt durch die
Luftpumpe
[* 16] mit komprimierter
Luft gefüllt,
während die andre
Kammer durch einen
Schlauch und ein Mundstück mit der
Lunge des
Tauchers in
Verbindung tritt. Beide
Kammern
stehen nun durch ein Kegelventil in
Verbindung, welches durch den
Druck der komprimierten
Luft in der ersten
Kammer geschlossen
wird, sich aber durch Saugen an dem Mundstück oder durch Vergrößerung des Wasserdrucks öffnet. Auf
dem zum Mundstück führenden
Rohr ist ein
Ventil
[* 17] zum Ausatmen angebracht.
Der
Apparat
(Regulator)
[* 18] kann ohne und in
Verbindung mit
Helm gebraucht werden.
Letzterer sowie der damit verbundene Taucheranzug
dient nur als
Schutz gegen die Nässe. Mit diesem
Apparat kann sich der
Taucher während mehr als 4-5
Stunden
frei und ohne
Beschwerden in der Tiefe bewegen, und da sein
Körper durch keinen weitern
Apparat belästigt ist, so vermag er
auch anstrengende
Arbeiten unter
Wasser auszuführen. Ein andrer
Apparat unterscheidet sich von diesem insofern, als der
Taucher
nur durch den
Mund aus dem
Regulator einatmet, die verbrauchte
Luft aber durch die
Nase
[* 19] in das
Innere seines
Anzugs ausstößt, aus welchem er sie von Zeit zu Zeit durch Öffnen eines
Hahns am
Helm ablassen kann. Wird letzteres eine
Zeitlang unterlassen, so füllt sich der Anzug stark mit
Luft, und der
Taucher steigt von selbst empor.
Taucherapparate sind schon
¶
Halley versah 1716 die Taucherglocke mit einer Vorrichtung, um dem TaucherLuft zuzuführen. Seine 1721 konstruierte Taucherkappe
ist im Prinzip noch heute bei den Arbeiten auf dem Meeresgrund im Gebrauch. Die Taucherapparate haben große Bedeutung
gewonnen bei der Korallen-, Bernstein- und Perlenfischerei, bei Wasserbauten, bei Reparaturen an Schiffen und namentlich auch
zum Torpedolegen. Für größere Tiefen als 45 m können Taucherapparate, welche den Aufenthalt in komprimierter Luft bedingen, nicht mehr
verwendet werden. Den Taucherapparaten verwandt sind die Rettungsapparate für Feuersbrünste (Östbergs
Patent), welche aus doppelwandigen Gummianzügen bestehen, aus denen nach allen Seiten Wasser ausspritzt, welches, wie auch
Luft zum Atmen, durch Röhren zugeführt wird. Vgl. Respirationsapparat.
[* 21]