Schuh- und Zigarrenfabrikation, Marmorschneiderei und -Schleiferei, eine Kunstmühle, Bierbrauerei,
[* 2] Weinbau und
-Handel und
(1885) 3325 meist kath. Einwohner. Tauberbischofsheim war
schon 725 ein bischöflicher
Hof
[* 3] mit Kammerkloster, welches im 13. Jahrh. in ein
Spital umgewandelt wurde. Hier Gefecht
zwischen den
Preußen
[* 4] und Württembergern.
1)
Wilhelm, Klavierspieler und
Komponist, geb. zu
Berlin,
[* 5] bezog in seinem 16. Jahr
die
Berliner
[* 6]
Universität, wo er philosophische Kollegien hörte, zugleich aber auch unter
Berger und
KleinKomposition studierte,
und wirkte dann hauptsächlich als
Lehrer, bis ihm 1831 die Leitung der Hofkonzerte am
Klavierübertragen wurde.
Zehn Jahre
später wurde er zum
Kapellmeister der königlichen
Oper ernannt, und im
Winter 1842/43 rief er die Symphoniesoireen
der königlichen
Kapelle ins
Leben, welche er auch nach seiner 1870 erfolgten Pensionierung als Opernkapellmeister zu leiten
fortfuhr.
Seit 1839 Mitglied der
Akademie der
Künste, wurde er 1882 zum
Präsidenten der musikalischen
Sektion derselben
ernannt. Als
Komponist hat Taubert auf allen Gebieten Beachtenswertes geleistet; von seinen dramatischen Werken verdienen die
Opern: »Die
Kirmes« (1832),
3)
Emil, Dichter, Sohn von Taubert 1), geb. zu
Berlin, studierte daselbst
Philologie und
Philosophie, wurde
Lehrer am
Friedrich
Wilhelms-Gymnasium, 1877 Oberlehrer am königlichen Lehrerinnenseminar und 1886 zum Intendanturrat bei den königlichen
Schauspielen
ernannt. Er veröffentlichte außer
Novellen etc. in
Zeitschriften: »Gedichte« (Berl. 1865);
»Jugendparadies, Gedichte für jung und alt« (das.
1869) und
»Juventas.
NeueDichtungen für jung und alt« (das. 1875);
»Waffenklänge« (Zeitgedichte, das. 1870).
Als talentvoller Schilderer von Naturszenen und lebendiger Erzähler bewährte er sich vor allem in den poetischen
Erzählungen:
»Der Goldschmied zu
Bagdad«, »Am Kochelsee« und »Die
Cikade« (Leipz. 1880),
(Mosersche Bilder,
Hauchbilder). Wenn man mit einem trocknen, nicht abfärbenden Gegenstand
auf eine ebene
Fläche schreibt, so treten die unsichtbaren Schriftzüge hervor, sobald man auf der
Fläche durch Anhauchen
eine zarte
Schicht von Wasserbläschen erzeugt, weil die Wasserdämpfe auf den Schriftzügen anders kondensiert werden als
auf der übrigen
Fläche. Legt man auf eine polierte Metallfläche einPetschaft, eine
Münze oder einen
geschnittenen
Stein, so kann man nach einigen
Stunden ebenfalls durch Anhauchen das Gepräge der
Münzen
[* 12] auf der Metallfläche
hervorrufen.
Auf einer mit
Jod geräucherten Silberplatte kann man Taubilder mit Quecksilberdämpfen hervorbringen, indem sich diese bald
vorzugsweise an denjenigen
Stellen niederschlagen, an welchen eine Berührung stattfand, bald an den nicht
berührten
Stellen. Es bedarf sogar nicht einmal der unmittelbaren Berührung der Metallplatte und des
Stempels; es genügt,
wenn letzterer in sehr geringer
Entfernung über der
Platte aufgehängt wird.
Moser nahm zur
Erklärung dieser
Erscheinung die
Existenz eines latenten
Lichts an; dagegen wies Waidele nach, daß es sich hier um Molekularwirkungen zwischen
festen und gasförmigen
Körpern handelt.
Jeder feste
Körper ist für sich mit einer
Hülle verdichteter
Luft umgeben, von welcher er durch
Glühen, durch starkes anhaltendes
Reiben oder durch Berührung mit absorbierenden
Substanzen befreit werden kann. Wenn nun ein
Stempel auf eine
Platte gesetzt
wird, so werden sich im allgemeinen die Oberflächen beider
Körper nicht in einem gleichen Zustand der
Reinheit befinden; an den Berührungsstellen geht also gewissermaßen ein Austausch der
Atmosphären vor sich. Die
Platte wird
an der
Stelle, wo der
Stempel lag, je nach den Umständen mehr oder weniger
Gase
[* 13] verdichtet haben als an andern
Stellen, und hier werden also auch die
Dämpfe stärker oder schwächer kondensiert werden. Das
Bild wird mithin ein anderes,
je nachdem der
Stempel oder die
Platte von ihrer
Atmosphäre gereinigt worden war, und man erhält gar kein
Bild, wenn man auf
die gereinigte
Platte einen gereinigten
Stempel setzt.
Bekannt ist die Sammlung seiner witzigen Einfälle und
Aussprüche
unter dem
Titel: »Taubmanniana« (Frankf. 1713,
Münch. 1831), die manche fremde Zuthaten enthält.
und Taubstummenunterricht. Die für
Erziehung und
Unterricht der Taubstummen
bestimmten Anstalten verdanken ihren Ursprung den seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrh.
hervortretenden
Humanitäts- und Wohlthätigkeitsbestrebungen. Im
Altertum
(Aristoteles) wie im christlichen
Mittelalter
(Augustinus,
römisches Recht) hielt man die Taubstummen für bildungsunfähig. Auch trug man öfters sogar religiöse Bedenken, Geschöpfen
die Segnungen der
Bildung sozusagen aufzudrängen, denen Gott die natürliche Befähigung für
¶
mehr
diese Güter versagt habe. Doch wurden im Altertum wie im Mittelalter einzelne Fälle bekannt, in denen die geistige Ausbildung
Taubstummer gelungen war. So werden im alten Rom
[* 20] zwei stumme Maler genannt; um 700 n. Chr. hat nach Beda dem Ehrwürdigen BischofJohannes von Hagunstald (Hexham) einen Taubstummen zum Absehen und zum Sprechen gebracht. RudolfAgricola
(gest. 1485) berichtet als Augenzeuge, daß ein Taubstummer zum ungehinderten schriftlichen Verkehr mit seiner Umgebung herangebildet
war. Der berühmteste der ältern Taubstummenlehrer ist der spanischeMönchPedro de Ponce zu Sahagun in Leon (gest. 1584), welcher
vier Taubstummen die Lautsprache beibrachte. In Deutschland
[* 21] unterrichtete gleichzeitig der kurbrandenburgische
Hofprediger JoachimPascha (gest. 1578) mit Erfolg seine taubstumme Tochter.
Zahlreicher treten ähnliche Leistungen im 18. Jahrh. hervor, in dessen zweiter Hälfte zuerst
geordnete Anstalten für den Unterricht taubstummer Kinder gegründet wurden. Dies geschah durch die menschenfreundliche Thätigkeit
zweier Männer, des AbbéCharlesMichel de l'Epée zu Versailles
[* 22] (1760, seit 1791 Staatsanstalt) und Sam.
Heinickes zu Eppendorf bei Hamburg
[* 23] (1768), welch letztern der KurfürstFriedrichAugust von Sachsen
[* 24] 1778 zur Einrichtung einer
öffentlichen Taubstummenanstalt nach Leipzig
[* 25] berief.
Seit jener Zeit ist die Pflicht des Staats und der Gesellschaft, für Erziehung und Unterricht der Taubstummen in besondern Anstalten
Sorge zu tragen, mehr und mehr zum allgemeinen Bewußtsein gekommen. Trotz zahlreicher und großenteils
gut ausgestatteter Anstalten dieser Art ist aber dem Bedürfnis selbst unter den gebildeten Völkern Europas noch bei weitem
nicht Genüge geleistet. Die Unterweisung eines taubstummen Kindes muß übrigens möglichst schon im elterlichen Haus beginnen.
Auch ist es rätlich, taubstumme Kinder, ehe sie in einer Anstalt Aufnahme finden können, in der Ortsschule
an den technischen Übungen teilnehmen und den bildenden Umgang mit vollsinnigen Kindern genießen zu lassen.
Der Taubstummenunterricht soll zunächst und vor allem den Taubstummen dahin bringen, daß er andre verstehe und sich ihnen
verständlich machen könne, woran sich dann Weckung und Übung der geistigen Kräfte des Zöglings sowie
Mitteilung der nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten anknüpfen. In dieser Hinsicht empfiehlt sich, das taubstumme Kind so
viel, wie es der natürliche Fehler zuläßt, nach der für gesunde Kinder geltenden natürlichen Methode zu unterrichten.
Ganz besonders ist hier auch der sogen. Handfertigkeitsunterricht, d. h. die Anleitung zu äußern, zur
sinnigen Beschäftigung wie zum anständigen Fortkommen im bürgerlichen Leben dienenden Fertigkeiten, am Platz. Dieser Unterricht
wird in guten Taubstummenanstalten mit besonderer Aufmerksamkeit und oft mit überraschendem Erfolg betrieben (s. Industrieschulen).
Die für den Taubstummenunterricht in Betracht kommenden Mittel der Verständigung sind: die Zeichen-,
die Laut- und die Schriftsprache. Zu der erstern gehören: die natürliche Zeichen- und Gebärdensprache, auf welche sich alle
Menschen, besonders aber die Taubstummen, von Haus aus verstehen, und welche das unentbehrliche Verständigungsmittel für
den anfänglichen Verkehr der zu unterrichtenden Taubstummen mit dem Lehrer und untereinander ist; die künstliche, methodische
Zeichen- oder Gebärdensprache und die Finger- oder Handsprache, bei der die Buchstaben des Alphabets durch Finger- und Handbewegungen
dargestellt werden (s. Gebärdensprache [Fingersprache]).
Die
beiden letztern sind, als dem eigentlichen Zweck der Taubstummenbildung (Befähigung des Viersinnigen zum Verkehr in der
Welt) hinderlich, heutzutage aus allen guten Anstalten verbannt. Aber auch die (leicht überwuchernde)
natürliche Gebärde wird in Deutschland mißtrauisch angesehen und auf das engstmögliche Gebiet beschränkt. Bei der Laut-
oder Lippensprache (Artikulation) muß der taubstumme Schüler befähigt werden, durch aufmerksames Beobachten der Bewegungen
der Lippen, der Zunge und zum Teil auch der Gesichtszüge den Sprechenden zu verstehen und sich andern
durch lautes Sprechen verständlich zu machen.
Mit der Lautsprache geht die Schriftsprache Hand
[* 26] in Hand. Zu der Lautsprache den Taubstummen zu befähigen, ist zwar schwierig,
muß aber als die eigentliche Aufgabe des Taubstummenunterrichts betrachtet werden; denn hat der Taubstumme dieselbe einmal
erlernt, so ist er im stande, mit der menschlichen Gesellschaft in bewußte Wechselwirkung zu treten, wodurch
sowohl seine weitere Bildung als sein äußeres Fortkommen ungemein erleichert wird. Da auch der ausgebildete Taubstumme weder
die eignen Worte noch diejenigen andrer hört, bringt er es natürlich nicht zu einer klangvollen und wohlbetonten Aussprache,
wiewohl auch hierin einzelne begabtere Zöglinge erstaunliche Fortschritte machen.
Dagegen gelingt es in guten Anstalten stets, solche Kinder, die rechtzeitig eintreten (8.-12. Jahr) und nicht aus andern Ursachen
bildungsunfähig sind, zu einem im wesentlichen lautrichtigen und daher verständlichen Sprechen anzuleiten. Hierin ist das
Ziel angedeutet, welches sich nach Heinickes Vorgang seit Jahrzehnten alle deutschen und heutzutage alle gut
eingerichteten Anstalten stecken. Der Sieg der Artikulationsmethode ist namentlich durch die Beschlüsse der internationalen
Kongresse für Taubstummenwesen zu Paris
[* 27] (1879) und Mailand
[* 28] (1880) entschieden.
Heinicke hatte darin schon den SpanierPonce, den Schweizer Amann (in Holland um 1700) u. a. zu Vorgängern. Der Abbé de l'Epée
dagegen und nach ihm Sicard und Guyot hatten sich für die Zeichen- und Gebärdensprache als das hauptsächliche
Mittel des geistigen Verkehrs für Taubstumme entschieden, ohne die Artikulation darum ganz auszuschließen. Taubstummenanstalten
gibt es gegenwärtig gegen 400, davon in Europa
[* 29] 340, in Deutschland 100 und von diesen in Preußen 51. Man schätzt die Anzahl
der Taubstummen in Europa auf etwa 300,000, wovon 60,000 im schulpflichtigen Alter, aber nur 20,000 in
regelrechter Pflege stehen. In Deutschland genießen von etwa 8000 schulpflichtigen Taubstummen gegen 6600 Anstaltserziehung,
also etwa 82 Proz. Dagegen wachsen hier 18, in Großbritannien
[* 30] 43, in Frankreich gegen 40, in Österreich-Ungarn
[* 31] gegen 70, in
Rußland und andern Ländern bis zu 90 Proz. der Taubstummen noch ohne gehörige Bildung auf.
Vgl. Hill,
Der gegenwärtige Zustand des Taubstummenbildungswesens in Deutschland (Weim. 1866);
Derselbe, Grundzüge eines Lehrplans für
Taubstummenanstalten (das. 1867);
Schöttle, Lehrbuch der Taubstummenbildung (Tübing. 1874);
Walther, Geschichte des Taubstummenbildungswesens
(Bielef. 1882);
Derselbe, Die königliche Taubstummenanstalt zu Berlin (Berl. 1888);