Die Bezeichnung Tatarennachricht für unbeglaubigtes Gerücht stammt aus dem
Krimkrieg, wo ein türkischer
Tatar nach
der
Schlacht an der
Alma die unrichtige Nachricht vom
FallSebastopols brachte.
pelzverbrämte niedrige Tuchmütze mit viereckigem Deckel, 1860 in
Österreich
[* 5] bei den
Ulanen eingeführt,
wurde 1876 durch die
Czapka (s. d.) ersetzt.
Missionsstation in Südafrika
[* 6] am Flüßchen Tati, unter 21° 50' südl.
Br. und 27° 50' östl. L. v. Gr. Der
Distrikt
wurde bekannter durch die hier 1868 von
Mauch entdeckten goldreichen
Quarze.
christlicher Apologet des 2. Jahrh., angeblich ein Assyrer, wurde durch
JustinusMartyr zum
Christentum bekehrt, wandte sich aber nach dem
Tod seines
Meisters dualistisch-gnostischen
Lehren
[* 7] zu und erwarb
sich eine streng asketische Anhängerschaft. Erhalten ist von ihm eine 176 geschriebene
»Oratio ad
Graecos«
(hrsg. von
Otto im
»Corpus Apologetarum«, 6. Abteil., 3. Ausg.,
Jena
[* 8] 1882, und von
Schwartz, Leipz. 1888). Über das von ihm verfaßte
»Diatessaron« s.
Evangelienharmonie.
Wasilij Nikitisch, russ. Staatsmann und Schriftsteller, geb.
entstammte der
SchulePeters d. Gr., machte mehrere
Reisen ins
Ausland, war unter anderm als
Diplomat in
Schweden
[* 10] und als Aufseher
des Bergwesens in
Sibirien thätig, bekleidete 1741-45 den
Posten eines
Gouverneurs von
Astrachan und starb Er regte
zu großen wissenschaftlichen
Unternehmungen an, sammelte das
Material zu einer geographisch-historischen
Encyklopädie Rußlands
(hrsg. Petersb. 1793) und schrieb eine mehrbändige Geschichte
Rußlands, welche erst nach seinem
Tod (1769-1848, 5 Bde.) gedruckt wurde.
Vgl. Pogow, Tatischtschew und seine Zeit (Mosk. 1861, russ.).
Titus, nach der
Sage König derSabiner in
Cures, zog wegen des von den
Römern an den Sabinerinnen
begangenen
Raubes gegen
Romulus, besetzte den Quirinalischen und sodann den
KapitolinischenBerg und beherrschte nach erfolgter
Aussöhnung gemeinsam mit
Romulus den Doppelstaat der
Römer
[* 11] und
Quiriten, in welchem die zweite
Tribus nach ihm Tatienses oder
Titienses genannt ward, bis er bei einem feierlichen
Opfer zu
Lavinium von Laurentern, die er beleidigt
hatte, erschlagen ward.
Sequenz von drei Blättern heißt »Tattel« und zählt, sobald der Gegner
keine höhere hat;
Sequenz von 4 Blättern heißt
»Quart«,
[* 12] von 5 Blättern
»Fuß«. Eine
Quart zählt nicht nur als solche, sondern
auch als zwei Tattel, ein
Fuß ebenso als drei Tattel und zwei
Quarten.
Drei gleiche
Figuren werden von vier
gleichen (wenn auch niedrigern) überboten, sonst schlägt das höhere Gedritt und
Geviert das niedere des Gegners. Die
Zehn
nimmt bei den
Sequenzen und Kunststücken ihren natürlichen Platz ein. Farbebekennen wird erst nach Erschöpfung
des
Talons, in den letzten 9
Stichen, obligatorisch. Die Atoutsieben raubt.
Wer von den letzten 9
Stichen gar keinen erhält,
muß den
Matsch zahlen. Der letzte
Stich zählt, auch wenn er leer ist,
an sich 10
Points. Bezüglich der Berechnung der
Sequenzen
und Kunststücke sowie der Pointszahl, bis zu der man die ganze
Partie spielt, vgl.
Pikett. Tatteln kann übrigens
auch ohne Trumpfwahl gespielt werden.
(fälschlich Tattersall), Sammelpunkt für die
Freunde des
Sports in
London,
[* 13] hat seinen
Namen von
RichardTattesall,
Training-groom des
Herzogs von
Kingston, welcher 1795 an der südwestlichen
Ecke des Hydeparks ein Etablissement zur
Ausstellung und zum Verkauf von
Pferden begründete.
Durch den Enkel Tatesalls wurde das sehr erweiterte Etablissement 1865 verlegt.
(richtiger
Tatowieren, v. tahit. tatau), der
Gebrauch, gewisse
Stoffe, zumal
Kohle, in Form von
Ruß oder
Tusche (in
Europa
[* 16] vielfach
Schießpulver)
[* 17] auf mechanischem Weg, durch
Stechen mit
Dornen und
Nadeln
[* 18] oder durch
Einreiben in die durch
Muscheln
[* 19] oder
Zähne
[* 20] geritzte
Haut
[* 21] eines
Menschen einzuführen, um dadurch möglichst unvergängliche
Zeichnungen hervorzubringen, findet sich bei beinahe sämtlichen Völkern, den wilden sowohl als den zivilisierten, der
Erde. Er ist vorwiegend auf den
Wunsch der Betreffenden, sich zu verschönern und zu verzieren, zurückzuführen.
Verschiedentlich, zumal da, wo das Tättowieren von
Priestern ausgeübt wird sind mit
¶
mehr
demselben Begriffe meist religiöser Art verknüpft, die ursprünglich nichts mit demselben zu thun haben. Wegen der mit dem
Tättowieren verbundenen Schmerzen wird dasselbe bei beiden Geschlechtern häufig als eine der vielfach grausamen Zeremonien bei der
Feier der eingetretenen Pubertät vollzogen. Es entwickelt sich auch zum Stammes- oder Häuptlingsabzeichen und kann
mehrfach als ein Ersatz für Kleidung betrachtet werden. Völker mit dunkler Hautfarbe, wie Neger, Melanesier und Australier,
ziehen dem Tättowieren den Gebrauch vor, den Körper mit Narben zu zieren, die auf der schwarzen Haut, oft künstlich vergrößert, besser
zur Geltung kommen als die dunkelblauen Zeichnungen der Tättowierung.
Zum Tättowieren der roten Farbe wird meist Zinnober
[* 23] verwendet. In der Südsee ist die Sitte des Tättowierens durch
den Einfluß der Missionäre im Aussterben, dagegen in Hinterindien,
[* 24] Laos, Birma etc., noch lebhaft im Schwange; in Japan
[* 25] neuerdings
verboten. In Europa ist das Tättowieren, allerdings meist nur auf einzelne Figuren und Symbole beschränkt, bei Reisenden
aller Gesellschaftsklassen, dann bei Matrosen, Soldaten und Handwerkern in hohem Grad beliebt und verbreitet.
Vgl. Wuttke, Die
Entstehung der Schrift (Leipz. 1872);
Lacassagne, Les Tatouages (Par. 1881);
Joest, Tättowieren, Narbenzeichnen und Körperbemalen (Berl.
1887).