Kälte oder anhaltender
Hitze.
Objektive Temperaturempfindungen entstehen somit nicht bloß bei Veränderungen der Hauttemperatur,
sondern auch beim
Durchgang bedeutender Wärmemengen durch die konstant temperiert bleibende
Haut.
[* 2] Wir vermögen zwischen 14 und
29° R. noch Temperaturunterschiede von 1/5-1/6°, jedoch nur bei sehr großer
Aufmerksamkeit, zu erkennen. Am bevorzugtesten
sind in dieser Beziehung die Zungenspitze, die Gesichtshaut, die
Finger.
Die Fähigkeit für Temperaturwahrnehmungen wird durch verschiedene Umstände vorübergehend beeinträchtigt, so z. B.
schon durch Eintauchen der
Hand
[* 3] in
Wasser von einigen 50
Grad, durch
Schmerzen verschiedener Art u. dgl. Ist eine
Hautstelle durch Eintauchen in niedrig temperiertes
Wasser (z. B. von 10°) abgekühlt worden, so empfindet
man beim Einbringen derselben in
Wasser von z. B. 16° einige
Sekunden hindurch
Wärme,
[* 4] so lange nämlich, als die Hauttemperatur
von 10 auf 16° steigt.
Dann erst folgt anhaltendes Kältegefühl. Die jeweilige
Temperatur der
Haut veranlaßt also falsche Beurteilungen der objektiven
Temperatur.
Schnelle Temperaturveränderungen der
Haut bedingen lebhaftereEmpfindungen.
KalteKörper, welche
die
Wärme gut leiten, wie
Metalle, halten wir deshalb (weil
sie derHaut die
Wärme schnell entziehen) für viel kälter als
andre gleich kalte, welche schlechte Wärmeleiter sind, wie z. B.
Holz,
[* 5]
Stroh etc. Die
Hand empfindet das gleiche
Gefühl des
Brennens bei
Luft von 120°, beiHolz von 80° und bei
Quecksilber von 50°, weil die
Luft langsamer als das
Holz, dieses langsamer als das
Quecksilber die
Wärme an den
Körper abgibt.
Kleine Hautstrecken verursachen schwächere Temperatureindrücke als größere. Taucht man z. B.
einen
Finger der linken
Hand in
Wasser von 32° R., die ganze rechte
Hand dagegen in ein solches von 28½°,
so erscheint uns letzteres gleich wohl wärmer als das erstere, während der Unterschied sofort den wirklichen Verhältnissen
entsprechend erscheint, wenn man beide
Hände ganz eintaucht. Die Fundamentalarbeit über den Tastsinn verdanken wir E. H.Weber:
Ȇber Tastsinn und
Gemeingefühl« in
Wagners »Handwörterbuch der
Physiologie«.
(Tastorgane), die zum
Tasten oder Fühlen dienenden Einrichtungen des tierischen
Körpers, liegen ausnahmslos
in der
Haut und bestehen aus besondern Hautzellen, welche nach innen zu mit einer
Nervenfaser in
Verbindung stehen, um den empfangenen
Reiz zur
Wahrnehmung zu bringen, nach außen gewöhnlich ein
Haar
[* 6] oder sonst eine Vorrichtung zur Erleichterung
der Berührung mit einem
Fremdkörper tragen. Bei den meisten
Tieren ist nicht die ganze
Haut in gleichem
Maß mit Tastwerkzeugen
ausgestattet, sondern diese finden sich meist an besondern Anhängen
(Fühlern,
Tentakeln,
Gliedmaßen) und dann oft in großer
Anzahl. Bei den
Wirbeltieren speziell sind die Tastwerkzeuge besonders entwickelt in der Umgebung des
Mundes (sogen.
Barteln mancher
Fische,
[* 7] Tasthaare oder Schnurrhaare mancher
Säugetiere) und vielfach auch an den
Händen und
Füßen. Wegen
der eigentümlichen
Tastkörperchen s.
Haut, S. 232.
iranischer Volksstamm, welcher mit den verwandten
Guran den äußersten
Westen von
Iran bewohnt und dort dieselbe
Stelle einnimmt wie die
Tadschik im äußersten
Osten.
(unrichtig
Tartarei), im
MittelalterName Innerasiens, dessen gegen W. heranstürmende
Horden man unter dem Gesamtnamen
der
Tataren (s. d.) begriff.
Später nannte man die
Kleine oder europäische Tatarei die russischen
GouvernementsKrim,
[* 10]
Astrachan und
Kasan,
[* 11] im engern
Sinn aber insbesondere die
Krim und die Gegenden am untern
DnjeprundDon. Die
Große oder asiatische
Tatarei, seit dem 13. Jahrh. von ihrem Beherrscher, dem Sohn
Dschengis-Chans, auch Dschagatai genannt, führt jetzt in den geographischen
Werken den allgemeinenNamenZentralasien
[* 12] (s. d.), teilweise auch
Turkistan (s. d.). Die
Namen chinesische
oder
Hohe Tatarei für das östliche und
Freie Tatarei für das westliche (russische)
Turkistan sind jetzt außer
Gebrauch.
die
Osmanen, die türkischen Bewohner der europäischen Türkei
[* 15] und teilweise
Kleinasiens, und die im engern
Sinn.
Die letztern werden nach ihrer Lebensweise als ansässige und nomadisierende Tataren unterschieden.
Ihre Zahl wird geschätzt auf 1,200,000 im europäischen Rußland, 100,000 im
Kaukasus und 70,000 in
Sibirien; sie sind alle
Mohammedaner. Die Kasanschen Tataren haben durch ihre Vermischung mit
Finnen und
Russen ihren mongolischen
Typus
mehrfach eingebüßt; sie zeichnen sich durch Nüchternheit, Gastfreiheit und Arbeitsamkeit aus, sind sehr begabt, können
alle lesen und schreiben und ernähren sich vorzugsweise durch den
Handel; ihre Zahl wird auf 450,000 angegeben.
Die
Krimschen Tataren werden in
Steppen- und Bergtataren eingeteilt, von denen die erstern den mongolischen
Typus recht rein erhalten haben. Sie beschäftigen sich vorzugsweise mit
Viehzucht,
[* 16] namentlich Schafhaltung; einige unter ihnen
bauen auch
Tabak,
[* 17]
Arbusen und
Melonen. Der
Reichtum der Bergtataren besteht in
Frucht- und Obstgärten. Ihr häusliches
Leben ist
durch Sauberkeit und Ordnungsliebe ausgezeichnet.
Ihre Zahl wird auf 250,000 geschätzt. Die stark mit
Mongolen vermischten Nogaiischen Tataren oder
Nogaier wohnen, 50,000
Seelen stark, zwischen dem
Schwarzen und dem
KaspischenMeer an den
FlüssenKuban,
Kuma,
Wolga und in der
Krim. Die
Sibirischen Tataren sind zum größten Teil ansässig, nur ein kleiner Teil nomadisiert.
Ein Hauptstamm derselben sind die Tureliner, aus denen man die eigentlichen Tataren und die nach
den von ihnen bewohnten Gegenden benannten Taraischen, Tobolskischen, Tjumenschen und Tomskischen Tataren unterscheidet.
Zum Teile leben sie in
Städten und
¶
Die Bezeichnung Tatarennachricht für unbeglaubigtes Gerücht stammt aus dem Krimkrieg, wo ein türkischer Tatar nach
der Schlacht an der Alma die unrichtige Nachricht vom FallSebastopols brachte.