zu den klassischen Werken der
Italiener. Die
»Secchia rapita« ist nachher sehr oft wieder gedruckt worden (am besten,
Mod. 1744,
Par. 1766, Vened. 1813; deutsch von Kritz, Leipz.
1842). Eine Anzahl
Briefe Tassonis hat
Gamba herausgegeben (Vened. 1827).
(ital.
Tasto, lat.
Clavis), der Teil eines musikal. Schlaginstruments, der beim Niederdrücken
mit dem
Finger sich hinten wie ein
Hebel
[* 2] in die
Höhe hebt und infolge davon entweder durch den
Schlag eines
Hammers (wie beim
Pianoforte), oder durch Öffnen eines
Ventils (wie bei der
Orgel etc.) die
Saite,
Pfeife oder
Zunge zum Ertönen bringt.
Sämtliche
zu einem
Instrument gehörige Tasten nennt man Tastatur oder auch
Klaviatur.
[* 3]
(Gefühlssinn), derjenige
Sinn, welcher über die ganze äußere Körperoberfläche und den in nächster
Nähe dieser gelegenen Teil der
Schleimhäute verbreitet ist und uns vermittelst mechanischer oder thermischer
Reibung
[* 5] über bestimmte
Qualitäten und Zustände der reizenden
Objekte sowie deren räumliche Verhältnisse Auskunft gibt.
Der Tastsinn verschafft uns zweierlei ganz verschiedene
Empfindungen von spezifischer
Natur, nämlich die
Empfindungen des
Druckes
und der
Temperatur.
Gehen die
Druck- und Temperatureinflüsse über eine gewisse
Grenze hinaus, so entsteht eine ganz neue Empfindungsform,
nämlich der
Schmerz. Es ist nicht bekannt, ob diese
Scheidung eine anatomische
Berechtigung hat, d. h. ob für jede der genannten
Empfindungen ein besonderer nervöser
Apparat besteht. In der äußern
Hautu. den benachbarten Teilen der
Schleimhäute finden
sich eigentümliche nervöse Nervenendorgane (s.
Haut, S. 232), welche aller
Wahrscheinlichkeit nach für
das Zustandekommen der
Druck- und Temperaturempfindungen von der größten Bedeutung sind. Da wir die
Empfindungen, welche
uns
Druck- und Temperatureinflüsse verursachen, ohne Ausnahme in die betreffenden Körperteile verlegen (von welchen her
sie dem
Gehirn
[* 6] zugeleitet wurden und uns hier zum
Bewußtsein kamen), so unterscheiden wir auch zwei im
übrigen völlig gleiche
Eindrücke, welche zwei verschiedene Hautstellen betreffen, als räumlich gesonderte.
Die
Organe des Tastsinnes sind also mit
Raumsinn oder
Ortssinn begabt. Außerdem fassen wir zwei auf das Tastorgan nacheinander
oder miteinander wirkende Einflüsse als zeitlich gesonderte oder als gleichzeitige auf. Man kann daher
ebensogut von einem
Zeitsinn des Tastorgans wie z. B. von einem
Zeitsinn des
Ohrs sprechen. Der
Raumsinn zeigt an den einzelnen
Körperstellen sehr verschiedene
Grade von
Schärfe; man ermittelt dieselbe am besten mit dem Tastzirkel, einem gewöhnlichen
Zirkel, dessen
Spitzen aber nicht so fein sein dürfen, daß sie die
Haut verletzen.
Die
Spitzen des
Zirkels setzt man auf irgend eine Hautstelle und bestimmt (bei geschlossenen
Augen des zu Prüfenden) den kleinsten
Abstand der
Spitzen, bei welchem noch eine zweifache Berührung wahrgenommen wird. An der Zungenspitze beträgt der kleinste
Abstand, bei welchem zwei
Punkte noch als getrennt wahrgenommen werden, 1
mm. An der ebenfalls noch feinfühligen
Beugefläche des letzten Fingergliedes beträgt der
Abstand bereits 2
mm, an dem roten Teil der
Lippen sowie an der Beugefläche
des zweiten Fingergliedes 4, an der Nasenspitze 6
mm, in der
Mitte des Oberarms und Oberschenkels sowie an dem
Rücken 35-65
mm. Fortgesetzte Übung erhöht die Feinheit des
Raumsinnes und zwar an sonst minder bevorzugten
Stellen verhältnismäßig
mehr als an den feiner tastenden Hautpartien.
Besonders entwickelt ist der
Raumsinn des
Blinden. Wie schon erwähnt, haben wir die Tastempfindungen da, wo die betreffenden
Nerven
[* 7] von den Tastobjekten selbst erregt werden, also an der Oberfläche des
Körpers. Unter Umständen
jedoch verlegen wir die Tastempfindungen nach außen und zwar entweder in nervenlose Teile, welche mit der tastenden
Fläche
verbunden sind, oder sogar an das Ende eines mit der
Haut in Berührung kommenden fremden
Körpers. Die
Haare
[* 8] z. B. leiten
Bewegungen,
welche ihnen mitgeteilt werden, bis zu den empfindenden Hautstellen, aus denen sie hervorwachsen; wir
verlegen aber die dadurch bedingten
Empfindungen in die
an sich unempfindlichen
Haare.
Der
Druck, welchen äußere
Objekte auf uns ausüben, wird entweder unmittelbar geschätzt mittels spezifischer Tastempfindungen
(Druckempfindungen) oder mittelbar dadurch, daß eine von uns gegen den drückenden
Körper ausgeführte willkürliche
Bewegung uns zum
Bewußtsein kommt. Im letztern
Fall erschließen wir nämlich die
Größe des
Druckes oder
Gewichts sowohl aus
den begleitenden
Muskelgefühlen als auch aus der
Schätzung des Kraftmaßes, des aufzuwendenden Willensimpulses, welchen wir
nötig haben, um dem
ObjektWiderstand zu leisten, oder um es zu heben.
Die nämlichen Hilfsmittel dienen zur
Wahrnehmung von Druckunterschieden
(Drucksinn). Man ist im stande,
noch zwei
Gewichte voneinander zu unterscheiden, deren
Schwere sich wie 40:41 verhält, vorausgesetzt, daß die
Gewichte weder
zu schwer noch zu leicht sind. Zunahme eines auf der
Hand
[* 9] lastenden
Druckes wird leichter wahrgenommen als Abnahme desselben.
Der
Drucksinn zeigt in den verschiedenen
Bezirken der
Haut geringere Unterschiede seiner Feinheit als der
Raumsinn. Die Leistungen des
Drucksinns sind geringer als die des
Muskelgefühls; durch das letztere schätzen wir die Druckempfindungen,
indem wir die
Gewichte auf die
Hand legen und zugleich
Bewegungen mit der
Hand ausführen.
Die zweite Art von spezifischenEmpfindungen, welche uns der Tastsinn vermittelt, sind die Temperaturempfindungen
(Temperatursinn). Wir haben nur innerhalb ziemlich enger
Grenzen
[* 10] wirkliche Temperaturempfindungen. Denn es verursacht uns z. B.
das
Wasser bei 55° C. keine eigentliche Wärmeempfindung, sondern ein leises
Brennen, während es schon bei einigen
Graden
unter
Null nicht eigentlich mehr als kalt empfunden wird, sondern uns
Schmerzen verursacht. Temperaturempfindungen
entstehen unter zweierlei
Bedingungen, nämlich durch Temperaturveränderungen der
Haut oder durch Wärmetransmission derselben.
Kommt ein
Körper, welcher dieselbe
Temperatur wie die
Haut besitzt, mit dieser in Berührung, so erscheint er uns weder kalt
noch warm.
Letzteres ist aber sofort der
Fall, wenn jener
Körper unsre
Haut durch Zuleitung von
Wärme
[* 11] höher
temperiert, oder wenn er sie durch Wärmeentziehung abkühlt. Bleibt die
Temperatur der
Haut konstant, so haben wir keine oder
nur sehr schwache Wärmeempfindungen; die verschieden temperierte
Haut der
Wangen,
Hände und
Füße z. B. erweckt in uns keine
Temperaturempfindungen. Sind aber die bei konstanterTemperatur der
Haut in einer bestimmten Zeit nach
außen abgegebenen oder von da aufgenommenen Wärmemengen verhältnismäßig bedeutend, so haben wir das
Gefühl anhaltender
¶
mehr
Kälte oder anhaltender Hitze. Objektive Temperaturempfindungen entstehen somit nicht bloß bei Veränderungen der Hauttemperatur,
sondern auch beim Durchgang bedeutender Wärmemengen durch die konstant temperiert bleibende Haut. Wir vermögen zwischen 14 und
29° R. noch Temperaturunterschiede von 1/5-1/6°, jedoch nur bei sehr großer Aufmerksamkeit, zu erkennen. Am bevorzugtesten
sind in dieser Beziehung die Zungenspitze, die Gesichtshaut, die Finger.
Die Fähigkeit für Temperaturwahrnehmungen wird durch verschiedene Umstände vorübergehend beeinträchtigt, so z. B.
schon durch Eintauchen der Hand in Wasser von einigen 50 Grad, durch Schmerzen verschiedener Art u. dgl. Ist eine
Hautstelle durch Eintauchen in niedrig temperiertes Wasser (z. B. von 10°) abgekühlt worden, so empfindet
man beim Einbringen derselben in Wasser von z. B. 16° einige Sekunden hindurch Wärme, so lange nämlich, als die Hauttemperatur
von 10 auf 16° steigt.
Kleine Hautstrecken verursachen schwächere Temperatureindrücke als größere. Taucht man z. B.
einen Finger der linken Hand in Wasser von 32° R., die ganze rechte Hand dagegen in ein solches von 28½°,
so erscheint uns letzteres gleich wohl wärmer als das erstere, während der Unterschied sofort den wirklichen Verhältnissen
entsprechend erscheint, wenn man beide Hände ganz eintaucht. Die Fundamentalarbeit über den Tastsinn verdanken wir E. H.Weber:
»Über Tastsinn und Gemeingefühl« in Wagners »Handwörterbuch der Physiologie«.