durch die
Ableitung von
Erfahrungssätzen aus den überaus zahlreichen
Fällen, die seiner Begutachtung unterlagen. Seine Hauptwerke
sind: »Étude médico-légale sur l'attentat aux mœurs« (6. Aufl.
1872; deutsch von Theile, Weim. 1860);
»Étude médico-légale et clinique sur l'empoisonnement« (2. Aufl.
1874; deutsch von Theile u.
Ludwig,
Erlang. 1868).
Außerdem schrieb er: »Dictionnaire d'hygiène publique
et de salubrité« (2. Aufl. 1862, 4 Bde.);
»Étude médico-légale sur la pendaison, la strangulation et la suffocation«
(2. Aufl. 1879);
»Étude médico-légale sur la folie« (2. Aufl.
1879),
»sur l'avortement« (4. Aufl. 1881) und »sur
l'infanticide« (2. Aufl. 1879) u. a.
(Taranto), befestigte Seestadt und Kreishauptort in der ital.
ProvinzLecce, auf einer
Insel zwischen dem großen
Golf von Tarént und dem lagunenartig ins Land hineinragenden
Mare piccolo gelegen, ist durch eine sechsbogige
Brücke
[* 3] und einen
alten byzantinischen
Aquädukt mit dem
Festland verbunden und
Station der
Eisenbahn von
Bari nachReggio di
Calabria. Die
Lage von Tarént ist eine so überaus günstige, daß diese Stadt, wie es im
Altertum der
Fall war, zum
Organ bestimmt
erscheint, durch welches
Italien
[* 4] mit dem
Orient in Beziehungen tritt. Es hat im
Mare piccolo einen tiefen, völlig geschützten
Hafen, und auch der äußere
Golf bietet in seiner
Verengerung mit den beiden vorgelagerten, trefflich zur
Verteidigung geeigneten
InselnSan Pietro und
Paolo einer ganzen
Flotte sichern
Schutz.
Zwei
Eisenbahnen, die eine an der ganzen
West-, die andre an der Ostseite der
Halbinsel bis zum
Golf von Tarént verlängert, finden
hier ihren natürlichen Endpunkt. Treffliches Quellwasser sprudelt im
Mare piccolo wie im
Mare grande selbst
empor. So dürfte sich Tarént, namentlich wenn das
Projekt der Verlegung des Kriegshafens von
Neapel
[* 5] und der
Werfte von
Castellammare
dorthin zur Ausführung gelangen sollte, neuerlich zu großer Bedeutung erheben. Auch der
Handel hebt sich schon einigermaßen. 1886 sind
im
Hafen 408
Schiffe
[* 6] mit 144,962
Ton. eingelaufen.
Der Warenverkehr zur
See (Einfuhr von
Kohle,
Holz,
[* 7]
Getreide,
[* 8] Ausfuhr von
Öl,
Wein,
Hülsenfrüchten etc.) beläuft sich allerdings
erst auf 65,000
Ton.
Fischerei,
[* 9] auch Austernzucht,
Handel,
Oliven-,
Feigen- u. Weinbau sind die Haupterwerbszweige der als sehr
indolent geltenden Bewohner, deren man 1881: 25,246 zählte. Die Stadt dehnt sich jetzt nur auf der kleinen
felsigen
Halbinsel zwischen den
Meeren aus und hat wenig Reste des
Altertums wie des
Mittelalters aufzuweisen.
Tarént ist das Tarentum
(Taras) der Alten.
Taras wurde 708
v. Chr. von den spartanischen
Partheniern unter dem
Herakliden Phalanthos gegründet und durch seine geschützte
Lage und seinen vorzüglichen
Hafen eine der mächtigsten griechischen
Pflanzstädte in Unteritalien. 272 ward dieselbe von den
Römern erobert, nachdem
Pyrrhos, der für sie seit 280 gegenRom
[* 10] Krieg geführt, 275
Italien verlassen hatte. Im zweiten
PunischenKrieg ward sie 211 von
Hannibal erobert, die
Römer
[* 11] behaupteten
sich indes in der
Burg und bemächtigten sich von da aus 209 der Stadt wieder.
Diese ward geplündert und zum Teil zerstört, und gegen 30,000 Einw. wurden in die
Sklaverei verkauft. 123 ward
die Stadt mit römischen
Bürgern bevölkert und blühte seitdem wieder auf.
Das dortige Erzbistum soll 378 gegründet worden
sein. Im
Mittelalter stand die Stadt erst unter den byzantinischen
Kaisern, ward dann von den
Sarazenen erobert und endlich
dem
Königreich beider
Sizilien
[* 12] und mit diesem 1861 dem
KönigreichItalien einverleibt. Tarént ist die Vaterstadt
des Musikers
Giovanni Paësiello. Der französische
MarschallMacdonald (s. d.) wurde von
Napoleon I. zum
Herzog von Tarént ernannt.
Vgl.
Döhle, Geschichte Tarents bis auf seine Unterwerfung unter
Rom (Straßb. 1877);
de Vincentiis, Storia di
Taranto (Neap. 1878 ff., 5 Bde.);
Tarent, Metapont, Herakleia,
Sybaris,
Thurii,
Proton und andre Griechenstädte blühten
an seinen
Ufern, denen jetzt, versumpft und ungesund, wie sie sind, zwei
Eisenbahnen, welche sie wieder mit der
Ost- und Westküste
der
Halbinsel verbinden, neues
Leben zuzuführen bestimmt sind.
(spr. -rangtähs'),Landschaft im franz.
DepartementSavoyen, das Hochthal der
Isère mit seinen Seitenthälern,
durch welches die
Straße über den
Kleinen St.
Bernhard führt, reich an Wäldern und
Weiden, von einem
kleinen, lebhaften und sich auffallend von den Umwohnern unterscheidenden Menschenschlag bewohnt.
Name der chaldäischen Übersetzungen und teilweise Umschreibungen des Alten
Testaments, die vom Beginn des zweiten jüdischen
Staatslebens an, als sich das
Bedürfnis einstellte, den Synagogenbesuchern, welche der hebräischen
Sprache
[* 15] nicht mehr mächtig waren, die Bibelvorlesungen (s.
Sidra,
Haftara) zu übersetzen und, wenn erforderlich, durch Umschreibung
zu erklären, entstanden sind. Die Übersetzung und Deutung geschah durch besonders angestellte Übersetzer.
Jahrhunderte ward, wie dies mit dem mündlichen
Gesetz (s.
Midrasch,
Talmud) üblich war, das Targum nicht niedergeschrieben. Die
erste schriftliche Fixierung geschah nach dem 3. Jahrh.
n. Chr. und zwar mit dem fast wortgetreuen Targum
Onkelos
(aramäische Form des griechischen
Eigennamens Akylas), einer Pentateuchübersetzung, welche im
Gegensatz zu Targum jeruschalmi
(das jerusalemische Targum des
Jonathan ben Usiel) Targum babli heißt und im ostaramäischen
Dialekt abgefaßt ist. Westaramäische
Targumim sind zu
Ruth,
Esther,
Hoheslied,
Prediger, Klagelieder,
Psalmen,
Sprüche,
Hiob und
Chronik vorhanden.
Sie sind meistens weitschweifige, mit Geschichte,
Sage und
Legende verquickte
¶
mehr
Textumschreibungen. Ein vorzügliches Lexikon zu den Targumim gab Levy (3. Ausg., Leipz. 1881), das Targum OnkelosBerliner
[* 17] (Berl.
1884), eine »Chrestomathia targumica« Merx (das.
1888) heraus.