83,184. Das Gouvernement Tambow gehört zu den ackerbautreibenden ersten Ranges, aber bis auf den heutigen Tag besteht fast allenthalben
noch die Dreifelderwirtschaft. Man säet hauptsächlich Hafer, Roggen, Buchweizen, im S. auch Weizen; außerdem baut man Lein und
Hanf, Kohl, Gurken, Rüben, Rettiche, Tabak und Runkelrüben. Das Areal besteht aus 63,3 Proz. Acker, 18,3 Wald,
13,4 Wiesen und 5 Proz. Unland. Die Ernte war 1887: 14,2 Mill. hl Roggen, 11,3 Mill. hl Hafer, 4,4 Mill. hl Kartoffeln, 2½ Mill.
hl Hirse, Buchweizen 1,1 Mill. hl, Weizen, Gerste und Erbsen in nicht beträchtlichen Mengen.
Die Ernte ergab beim Roggen durchschnittlich das siebenfache Korn. Viehzucht wird nur so weit betrieben,
als sie zur Befriedigung der Bedürfnisse des Ackerbaus dient; eine Ausnahme macht die Pferdezucht. Die Pferde aus den östlichen
Stutereien sind sehr gesucht, finden beständigen Absatz in St. Petersburg und Moskau und werden auch für die Armee angekauft.
Man zählte 1873: 171 Stutereien mit 525 Zuchthengsten und 3027 Stuten. Der Viehstand überhaupt bezifferte
sich 1883 auf 399,478 Stück Rindvieh, 1,326,588 grobwollige und 200,816 feinwollige Schafe, 656,338 Pferde und 269,685 Schweine.
Der Wert der industriellen Produktion ward 1885 auf 25,796,000 Rubel beziffert. Hervorragend sind: Brennerei (18 Mill. Rub.),
Tuchfabrikation (2,2 Mill. Rub.), Talgsiederei (1,4 Mill. Rub.), Zuckerfabrikation (1,3 Mill. Rub.), Tabaksindustrie
und Eisengießerei. Die Handelsumsätze des Gouvernements überschreiten 52 Mill. Rub. Den ersten Platz in Bezug auf den Handel
nimmt die Stadt Tambow ein, dann Koslow und Morschansk. Schiffbare Flüsse und mehrere Eisenbahnen begünstigen und erleichtern den
Handel. Die Zahl aller Lehranstalten belief sich 1885 auf 755 mit 48,115 Schülern, darunter 19 Mittelschulen
und 2 Fachschulen (ein geistliches und ein Lehrerseminar). Tambow wird eingeteilt in zwölf Kreise: Borissoglebsk, Jelatma, Kirsanow,
Koslow, Lebedjan, Lipezk, Morschansk, Schazk, Spask, Tambow, Temnikow und Usman. - Die gleichnamige Hauptstadt, an der Bahnlinie Koslow-Saratow,
hat 27 Kirchen (darunter eine evangelische), ein Priesterseminar, ein klassisches Gymnasium, ein Mädchengymnasium,
ein Lehrerseminar und viele kleinere Lehranstalten, das Alexander-Institut adliger Fräulein, Schulen für Feldschere und Hebammen,
ein Theater, eine Stadtbank, eine Abteilung der Reichsbank, viele Fabriken, Handel mit Getreide, Vieh, Talg und Wolle und (1885)
35,688 Einw. Tambow ist Sitz eines griechischen Bischofs.
(franz. Tambourin, spr. -áng, Handtrommel, Handpauke), ein mit einer Haut überspannter metallener oder hölzerner
Reif, welcher ringsum mit Schellen oder Glöckchen besetzt ist. Der Reif wird in der linken Hand in verschiedenen
Wendungen herumgedreht und mit dem Daumen der rechten Hand auf dem Fell im Kreis umhergefahren oder zur Markierung des Rhythmus
mit der Faust auf dasselbe geschlagen, wodurch ein verschiedenartiges Getön, Wirbel etc., verbunden mit Schellengeklingel,
hervorgebracht wird. Das Instrument ist bei den Spaniern, Ungarn, Orientalen etc. zu Nationaltänzen gebräuchlich
(in der Hand der Tänzer selbst).
Antonio, Opernsänger (Baß), geb. zu Faenza, machte frühzeitig Gesangsstudien und wurde schon
mit zwölf Jahren für den
Opernchor in seiner Vaterstadt engagiert. Aus Neigung zum Theater verließ er mit 18 Jahren heimlich
das elterliche Haus und debütierte glücklich in dem Städtchen Cento, von wo er nach und nach an die
größern Bühnen Italiens gelangte, bis er endlich 1819 in Neapel ein vorteilhaftes Engagement und reichen Beifall fand. 1825 engagierte
ihn der berühmte Impresario Barbara auf sechs Jahre für seine Unternehmungen in Neapel, Mailand und Wien. 1832, nachdem er zuvor
noch England besucht hatte, kam Tamburini nach Paris und debütierte als Dandini im »Aschenbrödel«.
Von nun an bildete er länger als 20 Jahre das Entzücken der Pariser, und noch 1854 sang er den Don Juan mit klangvoller Stimme
und jener Leichtigkeit der Tonbildung, die ihm den Beinamen des »Rubini unter den Baritonisten« verschafft
hatte. Er besuchte von Zeit zu Zeit sein Vaterland und fand auch mehrmals in Rußland die wohlwollendste Aufnahme. Im Besitz
eines beträchtlichen Vermögens, zog er sich endlich auf seine Besitzung in Sèvres bei Paris zurück, siedelte jedoch 1871 nach
Nizza über, wo er starb.
(griech.), Schatzmeister, Rendant, ein Titel, den in Athen verschiedene Behörden führten, vor allen aber der
auf vier Jahre gewählte Verwalter der Hauptkasse, welcher von den Apodekten (Generaleinnehmern) alle für die öffentlichen
Ausgaben bestimmten Gelder abgeliefert erhielt und an die Kassen der einzelnen Behörden für ihre etatmäßigen
Ausgaben verteilte.
wilder Gebirgsfluß im schweizer. Kanton St. Gallen, 26 km lang, entspringt am Sardonagletscher, durchfließt
zunächst das nur im Sommer bewohnte Alpenthal Kalfeusen; hier liegt Sardona-Alp 1748, die Kapelle St. Martin 1351 m ü. M.
Aus dieser Oberstufe herausgebrochen, erreicht sie den obersten permanent bewohnten Thalort Vättis (947 m) und durchfließt
nun ein enges Waldthal, wo in einem Felsschlund die Therme von Pfäfers hervorquillt. Endlich gelangt der Fluß durch eine Klus
zur Rheinebene hinaus. Hier liegt am Zusammenfluß von Rhein und Tamina der Badeort Ragaz (503 m).
(vläm. Temsche), Marktflecken in der belg. Provinz Ostflandern, Arrondissement St.-Nicolas, an der Schelde und
der Bahn Mecheln-Terneuzen, mit Flachs- und Baumwollspinnerei, Segeltuch- u. Holzschuhfabrikation, Brauereien, Salzsiederei, Schiffbau
und (1888) 10,701 Einw.
ein nach seinem Versammlungsort, der Tammany Hall, benannter Klub in New York, 1789 als ein geheimer Orden
(Columbian Order) gestiftet und ursprünglich konservativ, später demokratisch. Derselbe bemächtigte sich mit Hilfe der zahlreich
zugewanderten Irländer in den 60er Jahren der einflußreichsten Stellen, namentlich der Finanzämter, in der Stadtverwaltung.
Seine Häupter, Tweed, Sweeney u. a., beuteten die Ämter, in deren Besitz sie kamen, zu ihrer Bereicherung
aufs frechste und schamloseste aus, wußten durch Bestechung und Terrorismus alle Wähler nach ihrem Sinn zu lenken und auch
in der Verwaltung und Gesetzgebung des Staats New York einen höchst verderblichen Einfluß zu gewinnen. Die
Stadt New York belasteten sie mit einer Schuld von vielen Millionen, ohne
mehr
dafür etwas zu leisten. Endlich 1871 gelang es der zur Einsicht gekommenen Bürgerschaft, die Herrschaft des Tammany-Rings
durch unabhängige Wahlen zu brechen und die Häupter dem Strafgericht zu überliefern. Trotzdem behauptete sich die Tammany
Society als demokratischer Verein und gelangte auch allmählich wieder zu Einfluß, so daß 1889 ihrem Vorsitzenden
die einträglichste Stelle der Stadt New York übertragen wurde.