Dienstag und Freitag für unglücklich, und der Freitag gilt noch heute unzähligen Menschen als ein Tag, an dem man nichts beginnen
darf. Im Mittelalter dehnte sich die Tagewählerei bis auf die im Kalender verzeichneten Tage aus, an denen es gut sei, Haare zu schneiden,
zu purgieren etc. Besonders lebendig ist die Tagewählerei heute
noch bei den Russen und Finnen, Indern, Chinesen und Japanern.
Vgl. Andree, Ethnographische Parallelen und Vergleiche (Stuttg. 1878).
früher ein in manchen Gegenden Deutschlands gebräuchliches Feldmaß, eigentlich so viel Land, wie ein Ackersmann
in einem Tag bestellen kann, also etwa s. v. w. Morgen.
(spr. taddscha), Stadt in der ital. Provinz Porto Maurizio, Kreis San Remo, am Fluß Taggia und an der Eisenbahn Genua-Nizza,
unweit der ligurischen Küste, an welcher sich ein kleiner Hafen (Arma di Taggia) befindet, hat ein Gymnasium,
mehrere Kirchen, Weinbau und (1881) 4046 Einw.
Fluß im russ. Gouvernement Perm, kommt aus dem Ural im Kreis Jekaterinenburg, fließt an den Hüttenorten Werchne-Tagilsk
und Nishne-Tagilsk (s. d.) vorüber und ergießt sich nach einem Laufe von 270 km in den Fluß Tura.
(spr. talja-), Stadt in der ital. Provinz Aquila, Kreis Avezzano, mit hoch gelegenem Schloß und (1881) 3142 Einw.
Hier Schlacht zwischen Karl von Anjou und Konradin (s. d.) von Schwaben, in der letzterer besiegt
wurde.
Vgl. Köhler, Zur Schlacht von Tagliacozzo (Bresl. 1884).
(spr. talja-), Fluß in Venezien, entspringt in den Friauler Alpen, fließt anfangs östlich, wendet sich
dann südlich, ist von Latisana an für Barken schiffbar und mündet nach einem Laufe von 170 km ins Adriatische Meer.
An der Mündung liegt der kleine Hafen Porto del Tagliaménto. Der Tagliaménto gehört zu den gefährlichsten Flüssen von Friaul und fließt meist
in erhöhtem, aus Gerölle aufgebautem Bett in dünnen Wasserfäden; bei Hochwasser überschüttet er aber die Fruchtebene mit
Steinen. Bei Codroipo liegt sein Bett 9 m über der Ebene. - Nach dem Tagliaménto war unter Napoleon I. ein Departement
Italiens mit der Hauptstadt Treviso benannt.
Lieferung, im Lieferungsgeschäft (s. d.) derjenige Kauf, bei welchem der Käufer berechtigt ist, bis zu einem
bestimmten Termin an jedem Tag die Lieferung zu fordern.
(spr. taljōni), berühmte Tänzerfamilie, aus der zuerst
Philipp Taglioni, geb. 1777 zu Mailand, einen Namen gewann; er wirkte nacheinander als Ballettmeister beim Theater in Stockholm, Kassel,
Wien, seit 1840 in Warschau, ließ sich 1853 am Comersee nieder und starb daselbst Er verfaßte viele Ballette. Von
seinen fünf Kindern, die sich sämtlich der Tanzkunst widmeten, und von denen die Töchter in altadlige
Geschlechter heirateten, sind Maria und Paul zu Berühmtheit gelangt.
Seine Tochter Maria, geb. zu Stockholm, wirkte seit 1827 an der Großen Oper in Paris, seit 1832 zu Berlin und zog sich 1847 nach
ihrer Verheiratung mit dem Grafen Gilbert de Voisins nach Italien zurück. Sie war eine der vollendetsten
Tänzerinnen und
ausgezeichnet als Sylphide; starb in Marseille. Ihr Bruder Paul, geb. zu Wien, debütierte 1825 in
Stuttgart, wurde 1829 in Berlin engagiert und 1869 zum Ballettdirektor ernannt. Er verheiratete sich mit der Tänzerin Amalie
Galster, die, seit 1815 am Hoftheater zu Berlin engagiert, sowohl hier als auf Kunstreisen die Triumphe des Gatten teilte; sie
starb in Berlin.
Bedeutender als Choreograph denn als Tänzer hat Paul Taglioni eine große Fruchtbarkeit in der Schöpfung von Balletten entwickelt,
deren bekannteste »Flick und Flock« und »Fantaska«
sind. Er starb in Berlin. Seine Tochter Maria, geb. 1833 zu Berlin, debütierte 1847 in London mit Glück, war längere
Zeit beim königlichen Ballett zu Berlin, dann am San Carlotheater in Neapel engagiert und vermählte sich 1866 mit dem Fürsten
Joseph Windischgrätz. Eine jüngere Tochter, Auguste, war eine Reihe von Jahren als Schauspielerin zu Berlin
thätig.
(Tagulanda), Insel an der Nordostspitze der Insel Celebes, 140 qkm groß mit 2000 Einw., steht unter einem
Radscha und gehört zur niederländischen Residentschaft Menado.
(Otaha), eine der noch unabhängigen Gesellschaftsinseln im südöstlichen Polynesien, zur Leewardgruppe gehörig, 82 qkm
groß, gebirgig, doch fruchtbar, mit mehreren guten Häfen und (1885) 634 Einw.,
welche durch englische Missionäre zum Christentum bekehrt wurden.
(Otaheiti), die unter franz. Protektorat stehende größte und wichtigste
der Gesellschaftsinseln, besteht aus zwei durch eine schmale Landenge zusammenhängenden Halbinseln, Taiarapu und Porionuu,
und hat einen Flächeninhalt von 1042 qkm (19 QM.). Die Insel ist von einem Korallenriff umgeben, welches mehrere Öffnungen
zum Einlaufen der Schiffe sowie mehrere Baien und Buchten mit guten Ankerplätzen hat. Das Land ist vulkanisch
und steigt von der Küste gegen die Mitte hin im Orohea ^[richtig: Orohena] oder Tobreonu bis 2104 m an. Zahlreiche Bäche ergießen
sich von den Bergen, in ihrem obern Lauf schöne Kaskaden bildend und in der Regenzeit oft zu reißenden Flüssen anschwellend.
Vom Fuß der Berge bis zum Strand ist die ganze Insel von einer schmalen Niederung umgeben, auf welcher die
Wohnungen zerstreut liegen. Das Klima ist sehr gesund; von einheimischen Produkten sind namentlich Zuckerrohr (eine der Insel
eigne Spezies), Bananen, Pisangs, Brotfrucht- und Kokosbäume, Yams, Bataten, Arum zu nennen. Die Bevölkerung wurde zu Cooks Zeiten
(wohl zu hoch) auf 120,000 Seelen geschätzt, ist sehr gesunken und betrug 1885 nur 9562, mit dem benachbarten
Morea 11,007 Seelen (davon nur 4673 weiblichen Geschlechts). Von der Gesamtzahl waren 8577 Eingeborne, 288 Franzosen (davon 132 Mann
Garnison), außerdem Engländer, Amerikaner, Deutsche, eine Anzahl Chinesen und als Arbeiter eingeführte
mehr
Polynesier andrer Inseln. Das Christentum (meist methodistisches) ist durchweg angenommen; es bestehen bereits 34 Schulen, in
welchen 1800 Kinder unterrichtet werden. Als Zeitung besteht der amtliche »Messager de Tahiti«. Unter Kultur sind 3093 Hektar, davon 2328 mit
Kokospalmen bepflanzt, der Rest mit Baumwolle, Zuckerrohr, Kaffee, Vanille, Mais u. a.; die Orangenbäume,
von Cook eingeführt, wachsen wild und liefern reiche Erträge zur Ausfuhr nach Amerika. Der Großhandel ist in den Händen englischer,
deutscher und nordamerikanischer Häuser.
ausgeführt: Baumwolle, Apfelsinen, Perlschalen, Kopra,
Trepang. 1887 betrug die Ausfuhr 1,644,308 Mk.: es liefen 172 Schiffe ein und 156 aus. Die Post beförderte
durch fünf Ämter 176,483 Sendungen. Die Ausgaben des Mutterlandes für die Kolonie betrugen 805,000, das Kolonialbudget 1,27
Mill. Frank. Die wichtigsten Häfen sind Papeete (s. d.), Papeuriri und Antimaono auf der Südküste, Papaoa ostnordöstlich
von Papeete. Ein monatlicher, von der französischen Regierung subventionierter Schiffsverkehr besteht mit San Francisco.
Auch eine Eisenbahn von 33 km Länge besitzt Tahiti Hauptstadt ist Papeete; im Innern in Fatuahua befindet sich ein Fort, das die
ganze Insel beherrscht. Die Flagge s. Tafel »Flaggen I«.
[* ]
Die Insel Tahiti wurde von Quiros 1606 entdeckt und Sagittaria genannt; genauere Kunde verdanken wir aber erst dem
Engländer Wallis,
welcher die Insel 1767 besuchte und Georgs III.-Insel nannte. Im April 1768 wurde sie von Bougainville besucht, der
sie wegen der Sinnlosigkeit der Weiber Nouvelle Cythère (Neukythera) taufte. Cook, der sie 1769 mit Forster genauer untersuchte,
gab dem Archipel den Namen Gesellschaftsinseln. Seitdem ist der Archipel von Wilson, Turnbull, Bellinghausen,
Duperrey, Kotzebue, Beechey, Dumont d'Urville u. a. besucht und beschrieben worden.
Der gesellschaftliche Zustand Tahitis wurde besonders durch die 1797 erfolgte Ankunft der englischen Missionäre umgewandelt.
Der König Pomare I. nahm die Missionäre günstig
auf, aber erst sein Nachfolger Pomare II. trat 1812 zum Christentum über.
Vielweiberei und Kindermord, früher an der Tagesordnung, hörten auf; 1822 zählte man auf Tahiti schon 66 Kirchen
und Kapellen. Da Pomare II. 1821 einen erst 18 Monate alten Sohn, Pomare III., hinterließ, nahmen die Missionäre, damit die
Fortschritte der Bildung nicht gefährdet würden, selbst das Staatsruder in die Hand. 1824 erhielt Tahiti eine
Art von Konstitution.
Der junge König starb aber schon worauf seine 16jährige Schwester als Pomare Wahine I. auf den Thron erhoben ward.
Die Wirksamkeit der englischen Missionäre ward gestört, als, durch einen belgischen Kaufmann, Moerenhout, der sich 1829 auf
Tahiti niedergelassen, veranlaßt, französische katholische Missionäre auf Tahiti Fuß zu gewinnen suchten. Die
Königin ließ die letztern gewaltsam vertreiben, worauf die französische Regierung den Kapitän Dupetit-Thouars beauftragte,
Genugthuung und zugleich Entschädigung für die vertriebenen Missionäre zu verlangen.
Die Königin mußte nachgeben und die Ansiedelung katholischer Priester auf der Insel dulden. Auf Moerenhouts Veranlassung baten 1841 einige
Häuptlinge die französische Regierung um Übernahme des Protektorats über die Insel. Am erschien
Dupetit-Thouars wieder vor Papiti und erzwang durch Drohungen die Anerkennung von Frankreichs Protektorat. Als er aber 1843 die
Absetzung der Königin proklamierte, entstanden daraus Verwickelungen mit England.
Das französische Gouvernement mußte nachgeben und behielt bloß das Protektorat, welches aber allmählich
in völlige Herrschaft verwandelt wurde. Der Code Napoléon gilt als Gesetzbuch, die Richter werden aus den französischen Zivil-
und Militärbeamten genommen. Die Königin starb ihr Nachfolger war ihr Sohn Arijane, der als Pomare V. eine Scheinregierung
führte, die er 1880 in aller Formen Frankreich abtrat.
Vgl. Le Chartier, et les colonies françaises de
la Polynésie (Par. 1887).