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im N.: der Amanos der Alten (Gjaur Dagh), 1850 m hoch, der Kasios (Dschebel Akraa), 1770 m, der Libanon, 3063 m;
landeinwärts der Hermon (Dschebel el Scheich), 2860 m, und der Antilibanon, 2670 m. Die südliche Fortsetzung des Libanon und Antilibanon (vgl. Palästina) [* 2] steigt nirgends zu mehr als 1000-1200 m Höhe an;
ihre meist abgerundeten Gipfel und Scheitelflächen sind daher bis oben hinauf angebaut, und dasselbe gilt von den östlich sich anschließenden Hochflächen (die alten Landschaften Hauran und Baschan, 700-900 m hoch) und um Damaskus (700 m), die zum Teil aus sehr ergiebigem Thonboden bestehen.
Bei dieser Beschaffenheit der Oberfläche sind die Flußthäler (von dem nur als Grenzfluß Bedeutung habenden Euphrat abgesehen) zum größten Teil kurze Querthäler, in denen nur aus den höhern Küstengebirgen (Amanos, Kasios, Libanon) eine größere Wassermenge mit starkem Gefälle unmittelbar dem Meer zufließt. Die wenigen längern Flüsse [* 3] verlaufen in nordsüdlichen Längsthälern zwischen den Parallelketten des Kalkgebirges und zwar in entgegengesetzter Richtung nach N. und Süden, weil die bedeutendste Bodenanschwellung gerade in der Mitte Syriens unter 34° nördl. Br. liegt.
Dort steigt das breite Thal [* 4] zwischen dem Libanon und Antilibanon (jetzt Bekaa genannt, im Altertum Bukka) zu fast 1200 m an und entsendet nach N. den größten syrischen Strom, den Orontes (El Asi), nach Süden den Lita (Litani), welcher zuletzt scharf nach W. umbiegt und in einem kurzen Querthal das Meer erreicht, und in einer östlichen Parallelfalte den Jordan (s. d.). Was das Klima [* 5] anlangt, so hat S. eigentlich nur zwei Jahreszeiten, [* 6] eine mit, die andre ohne Regen. Von Anfang Mai bis Ende Oktober ist die regenlose Zeit, mit vorherrschenden Nordwestwinden; gegen Ende Oktober bezeichnen Gewitter den Beginn der Zeit, wo Südwest- und Südwinde Regen bringen.
Die Temperaturunterschiede sind bedeutend: im Innern des Landes, in der Wüste und auf den Hochebenen sinkt das Thermometer [* 7] häufig unter 0°, und in Damaskus, Jerusalem [* 8] (mittlere Jahrestemperatur +17° C.) und Aleppo fällt öfters Schnee. [* 9] Die Sommerhitze in Damaskus und sonst im Innern ist natürlich bedeutender als an der Küste, wird aber noch sehr von dem Ghor (Thal des Jordan) übertroffen. S. ist kein unfruchtbares Land und war einst angebauter als heute. Sein Küstenland gehört der Mittelmeerflora an, die sich durch immergrüne, schmal- und lederblätterige Sträucher und rasch verblühende Frühlingskräuter auszeichnet; das Plateau hat orientalische Steppenvegetation mit vielen Dornsträuchern und wenig zahlreichen Bäumen (Labiaten, Disteln, Eichen, Pistazien, Koniferen [* 10] etc.); das Ghor (s. d.) gehört der subtropischen Flora an. Die hauptsächlichsten Ausfuhrartikel sind: Weizen, Süßholz, Rosenblätter, Aprikosen, Rosinen, Oliven und Öl, Tabak, [* 11] Galläpfel, Seide, [* 12] Kokons (1877 wurden 1,925,000 kg Kokons und 140,000 kg rohe Seide produziert) und Südfrüchte.
Unter den Haustieren spielen die Schafe [* 13] (meist Fettschwänze) eine große Rolle, nächst ihnen die Ziegen. Das Rindvieh ist klein und wird nur im Libanon geschlachtet. Der indische Büffel kommt im Jordanthal vor, das Kamel hauptsächlich in der Wüste; auch Pferde, [* 14] Esel, Hühner [* 15] sind häufig. Die viel vorkommenden Heuschrecken [* 16] werden von den Beduinen gegessen. Die Bevölkerung [* 17] von S. zerfällt der Abstammung nach in Nachkommen der alten Syrer (Aramäer), Araber, Juden, Griechen, Türken und Franken, der Religion nach in Mohammedaner, Christen verschiedener Bekenntnisse und Juden.
Die Syrer nahmen zum Teil den Islam und die arabische Sprache an, zum Teil blieben sie Christen. Die Araber zerfallen in seßhafte und Nomaden, letztere äußerlich Mohammedaner, eigentlich aber Sternanbeter. Türken sind nur in geringer Zahl vorhanden. Von der gesamten, auf etwa 2 Mill. Seelen (14 auf 1 qkm) geschätzten Einwohnerschaft des Landes bekennen sich vier Fünftel zum Islam. Unter den Christen überwiegen die fanatischen griechisch-orthodoxen (Patriarchate von Jerusalem und Antiochia); sie sprechen meist arabisch.
Armenier und Kopten [* 18] finden sich fast nur in Jerusalem; wichtiger sind die Jakobiten, namentlich im N. verbreitet, ihrem Glauben nach Monophysiten. Die römisch-katholische Kirche, vertreten durch Lazaristen, Franziskaner und Jesuiten, besitzt in S. zwei Filialkirchen, die griechisch-katholische und die syrisch-katholische, mit gewissen Vorrechten. Zu ihr gehören auch die Maroniten (s. d.) im Libanon, deren Patriarch von Rom [* 19] bestätigt wird. Protestanten, Bekehrte der amerikanischen Mission, gibt es nur ein paar tausend.
Die Juden zerfallen in spanisch-portugiesische Sephardim und Aschkenazim aus Rußland, Österreich [* 20] und Deutschland; [* 21] außerdem gibt es ca. 50 Familien der Samaritaner in Nabulus. Von mohammedanischen Sekten sind aufzuführen: die Drusen [* 22] (s. d.) im Libanon und Hauran, zum größern Teil von den alten Syrern, zum Teil von eingewanderten Araberstämmen abstammend;
die Nossairier (s. d.), welche auf dem nach ihnen genannten Dschebel Nasairijeh ihre Sitze haben;
die Ismaeliten (s. d.), die mit den berüchtigten Assassinen identisch sind, und die Metâwile, eine Abart der Schiiten, südlich von den Drusen im Libanon und in Galiläa zwischen Saida und Tyros.
[Geschichte.]
Die Urbewohner Syriens, sämtlich Semiten, zerfielen in mehrere Stämme, von denen derjenige der Aramäer (s. Aramäa) oder der eigentlichen Syrer der bedeutendste war. Das Land zerfiel damals in einzelne Städte mit Gebieten unter besondern Oberhäuptern. Schon im frühsten Altertum werden Damaskus, Hamath, Hems oder Emesa, Zoba u. a. erwähnt. Ein altes wichtiges Emporium war die Palmenstadt Tadmor oder Palmyra; nicht minder berühmt als Mittelpunkt des Sonnenkultus war Baalbek oder Heliopolis.
Eine größere Rolle in der Weltgeschichte als die eigentlichen Syrer spielten die an der Westküste wohnenden Völker, die Kanaaniter, Phöniker und Israeliten oder Juden. Die eigentlichen Syrer vermochten sich oft fremder Unterdrücker nicht zu erwehren; insbesondere machte David einen großen Teil ihres Landes zu einer Provinz des jüdischen Reichs. Bei der Teilung desselben rissen sie sich wieder los, und in Damaskus entstand ein selbständiges Reich, welchem nach und nach die Häuptlinge der übrigen Städte tributpflichtig wurden.
Nach mannigfachen Schicksalen ward S. 730 v. Chr. von Tiglat Pilesar II. zu einer Provinz des assyrischen Reichs gemacht; die Griechen, welche das Land zuerst als assyrische Provinz kennen lernten, gaben ihm davon den Namen Syria. Nach dem Fall des assyrischen Reichs ward S. eine Provinz von Babylonien (um 600), dann von Persien [* 23] (538) und von Makedonien (333), bis es endlich durch die Seleukiden 301 wieder zu einem selbständigen Reich erhoben ward. Der Gründer dieser Dynastie, Seleukos Nikator (301-280), dehnte die Grenzen [* 24] seines Reichs nach O. bis zum Oxus und Indus aus und machte S. zum Mittelpunkt desselben. Durch Erneuerung und Gründung vieler griechischer Städte (Seleukeia am Tigris, Seleukeia am Orontes, Antiocheia u. a.) ¶
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suchte er in seinem Reich, welches 72 Satrapien umfaßte, den Wohlstand zu heben. Aber seinen Nachfolgern fehlte zum Zusammenhalten dieses Reichs die nötige Kraft [* 26] und Energie. Schon 256 rissen die Parther Iran von S. los und beschränkten 150 das Reich auf das eigentliche S., und auch dieses ward 85 großenteils dem armenischen König Tigranes unterwürfig, bis es 64 von Pompejus zur römischen Provinz gemacht wurde. Im 4. Jahrh. n. Chr. trennte Konstantin d. Gr. Kommagene und Kyrrhestika vom übrigen S. und machte daraus eine eigne Provinz, Namens Euphratensis; das übrige Land aber ward später von Theodosius dem jüngern in Syria prima und Syria secunda eingeteilt.
Unter Justinian wurden die wichtigsten Städte Syriens von den Persern genommen, darunter Antiochia. Dann brachen 635 die Araber verwüstend ins Land ein, eroberten es und bekehrten die Einwohner zum größten Teil zum Islam. Erst unter der Herrschaft der arabischen Kalifen hob sich S. wieder. Doch ward das Land den Kalifen bald von rebellischen Statthaltern und diesen wieder durch die turkmenische Miliz entrissen. Auch durch die Kreuzzüge litt das Land sehr. Saladin, Sultan von Ägypten, [* 27] entriß S. 1187 den Kreuzfahrern wieder, und unter seinen Nachfolgern kam es an die Mamelucken.
Schwer litt es dann durch die Einfälle der Mongolen unter Dschengis-Chan. 1517 eroberte der Osmanensultan Selim I. S., und fortan bildete es eine türkische Provinz. Doch empörten sich die dortigen Paschas häufig gegen die Pforte. 1833 kam S. unter die Herrschaft Mehemed Alis, Vizekönigs von Ägypten; durch die Intervention der europäischen Mächte 1840 aber kehrte es unter die unmittelbare Herrschaft der Pforte zurück. Der unaufhörliche Wechsel der Herrscher, verheerende Kriege und die Barbarei der mohammedanischen Gewalthaber haben Land und Volk völlig ruiniert, so daß es jetzt wenig mehr als eine schwach bevölkerte, sterile Einöde voll Ruinen ist. In neuerer Zeit hat S. namentlich durch die Kämpfe der Drusen (s. d.) und Maroniten (s. d.) die Aufmerksamkeit Europas wieder auf sich gezogen; infolge der blutigen Verfolgungen, denen besonders im Juni 1858 die Maroniten ausgesetzt waren, namentlich der Christenmetzelei in Damaskus vom Juli 1860 bis Juni 1861, besetzten französische Truppen das Land.
Vgl. Vogüé, Architecture civile et religieuse du I. au VI. siècle dans la Syrie centrale (Par. 1866-77, 2 Bde.);
Derselbe, Inscriptions sémitiques de la Syrie (das. 1869-77);
Burton und Drake, Unexplored Syria (Lond. 1872);
Zwiedineck, S. und seine Bedeutung für den Welthandel (Wien [* 28] 1873);
Sachau, Reise in S. und Mesopotamien (Leipz. 1883);
Lortet, La Syrie d'aujourd'hui (Reise 1875 bis 1880, Par. 1884);
Bädeker, Palästina und S. (2. Aufl., Leipz. 1880);
über die neuere Geschichte: de Salverte, La Syrie avant 1860 (Par. 1861);
Edwards, La Syrie 1840-62, histoire etc. (das. 1862);