Süden 36 km lang, 1-14 km breit und zählt 3410 Einw. Der nördliche Teil der
Insel heißt
List, die südliche
Halbinsel Hörnum.
In der Mitte ragt gegen SO. in das
Wattenmeer
(»Haff«) eine breite
Halbinsel hinein, deren äußerste
Spitze Nösse heißt. Sandklittern
oder
Dünen erfüllen die südliche
Halbinsel, ebenso die nördliche Hälfte der nördlichen
Halbinsel,
während der mittlere Hauptteil, auf der
Tertiärformation
[* 2] aufgebaut (Morsumkliff am
Wattenmeer,
Rotes Kliff an der Seeseite),
Geest- und
Marschland enthält, von denen das letztere sich durch Absetzung von Schlamm in das
Wattenmeer hinein beständig
vergrößert, während auf der Seeseite
Stürme und die
Wellen
[* 3] derNordsee der
Insel ebenso stetig Abbruch
thun, so daß die teilweise bis 30 m hohen
Sandberge, in beständiger
Wanderung begriffen, immer mehr landeinwärts rücken.
Im
Januar 1300 wurde der
Flecken Wenningstadt an der Westküste, 1362 das Dorf Steidum von den
Fluten verschlungen.
In der
Nähe des
Leuchtturms wurden neuerlich altheidnische Grabstätten von bedeutendem
Umfang aufgefunden. S. ward im
Krieg
von 1864 durch den dänischen
KapitänHammer
[* 4] schwer heimgesucht, von den
Preußen
[* 5] aber13. JuliBesitz genommen.
Seitdem hat die preußische
Regierung größere
Summen zum
Schutz der Westseite der
Insel gegen die gefahrdrohenden Abspülungen
durch das
Meer verwendet. Der Besuch des
Seebades ist in steter Zunahme begriffen. Regelmäßige Dampferverbindungen finden
von
Hoyer nach
Keitum statt, von wo jetzt aus Munkmarsch eine Dampfstraßenbahn nach
Westerland führt.
Ferner hat S. Dampferverbindung mit
Hamburg
[* 6] über
Helgoland.
[* 7]
Vgl.
Hansen, Die nordfriesische
Insel S. (Leipz. 1859);
(griech.), nach einem von dem
Botaniker A.
de Bary eingeführten
Kunstausdruck das engere Zusammenleben mehrerer,
gewöhnlich zweier Lebewesen verschiedener Art, die einander wechselseitig nützen und zusammen besser
gedeihen als jeder der
Genossenschafter für sich. Der letztere Umstand unterscheidet die S. vom
Parasitismus, bei welchem
der
Schmarotzer (s. d.) einseitig Vorteil zieht und der Wirt einzig Nachteil
hat. Einen Übergang zwischen beiden Verhältnissen macht das durch J. van
Beneden als
Mutualismus bezeichneteVerhältnis,
bei welchem z. B. Hautschmarotzer ihrem Wirte durch Verzehren von Hautabfällen und Absonderungsprodukten
Säuberungsdienste leisten, ein näheres Ineinanderleben und gegenseitiges Anpassen aber nicht stattgefunden hat.
Ein andres derartiges
Beispiel bietet die
Mycorhiza (s. d.). Zu der S. zwischen
Tieren gehört als das am
längsten bekannte
Beispiel das Wohnen des Muschelwächters (Pinnoteres veterum), einer kleinen Krabbenart, in den
Schalen
der
Steckmuscheln
(Pinna). Die Alten glaubten, der an der Schalenöffnung liegende
Krebs
[* 26] benachrichtige das
Muscheltier durch
Kneipen mit den
Scheren
[* 27] von nahender
Gefahr oder
Beute und erhalte dafür seinen
Anteil an der letztern.
Sicherer festgestellt ist der gegenseitige Vorteil bei dem oft geschilderten »Freundschaftsverhältnis«
der
Einsiedlerkrebse mit den
Aktinien oder
Seerosen, die sich auf den von jenen bewohnten Schneckenhäusern ansiedeln. Denn
die
Seerosen sind wegen der von ihnen ausgeschleuderten
Nesselorgane gefürchtete Meerestiere, die dem
namentlich von
Sepien verfolgten
EinsiedlerkrebsSchutz gewähren und dafür von ihm an günstige Beuteplätze geführt werden
sowie auch dreist zulangen, wenn der
Krebs ein gutes Beutestück erwischt hat. Man hat in Aquarien festgestellt, daß
Krebse,
die man aus ihren mit
Seerosen besetzten
Schalen vertrieben, auch die befreundete
¶
mehr
Seerose zur Übersiedelung veranlassen. Dagegen gehört das Besetzen der Schalen andrer Krebsarten mit Schwammtieren, Polypen
und Algen mehr unter den Gesichtspunkt des Maskierens (s. d.). Von den Landbewohnern hat besonders das Wohnen vieler
Tiere in Ameisennestern zahlreiche Studien veranlaßt. MancheKäfer,
[* 29] wie der blinde Keulenkäfer (Claviger), bringen ihre ganze
Lebenszeit im Ameisennest zu und werden von den Einwohnern sorgsam gepflegt und behütet, andre, wie
der bekannte Rosengoldkäfer, verleben nur ihre Larvenzeit bei den Ameisen; die Brut gewisser Blattläuse wird im Winter dort
aufgenommen. Wahrscheinlich sind die meisten dieser sehr mannigfachen Gäste der Ameisen denselben durch ihre Absonderungen
angenehm, wie dies von den Blattläusen, den »Milchkühen« der Ameisen, bekannt ist, andre mögen die Abfälle
fressen, und noch andre, zu denen sowohl zahlreiche Insekten
[* 30] als selbst Amphibien und Vögel
[* 31] gehören, sind wohl nur geduldete
Genossen.
Von besonderm Interesse ist die S. zwischen Pflanzen und Tieren, weil dadurch dauernde organische Veränderungen sowohl in der
äußern Gestalt und Färbung als in der Lebensweise hervorgebracht und neue Arten gezüchtet wurden.
Dabei kann nun entweder die Pflanze oder das Tier als Quartiergeber auftreten. Schon längst hatte man im Körper sowohl der
Protisten, wie z. B. der Radiolarien, als in demjenigen wirbelloser Tiere gewisse gelbe, bräunliche oder grüne Zellen
entdeckt, die denselben, da sie meist nahe an der Oberhaut liegen, ihre gelbliche, bräunliche oder grünliche Hautfarbe geben,
ohne daß man über ihre eigentliche Bedeutung für das Leben klar wurde.
IhreRolle wurde um so unverständlicher, als HäckelStärkemehl in ihnen nachwies, und endlich wurde durch die Untersuchungen
von Geza Enz, O.Hertel, Brandt u. a. nachgewiesen, daß es sich um einzellige Algen handelt, die in die
Körper von Protisten, Süßwasserpolypen, Seeanemonen und Korallen,
[* 32] Seewürmern, Quallen und andern Tieren eindringen, in dem durchsichtigen
Gewebe
[* 33] derselben Nahrungsstoffe bilden, sich vermehren und auch isoliert weiterleben. Daher haben diese durch einzellige Algen
gefärbten Wassertiere die Gewohnheit, ihren Körper zeitweise dem Sonnenschein oder hellem Tageslicht auszusetzen,
und scheiden dann einen Überschuß von Sauerstoff, wie Pflanzen, aus, obwohl die Tiere sonst Sauerstoff als Atmungsstoff verbrauchen.
Im beständigen Dunkel gehalten, siechen diese Tiere dahin, weil sie von den in ihrem Körper lebenden und nunmehr absterbenden
Algen sowohl Sauerstoff als auch zubereitete Nahrung empfingen. Da die Tiere ihrerseits Kohlensäure und andre
Stoffe ausscheiden, von denen die Algen leben, so ist hier im engsten Bezirk ein Austausch und Kreislauf
[* 34] der Lebensstoffe hergestellt,
wie er sonst erst im weitern Umkreis zwischen der Gesamtheit der Tiere und Pflanzen stattfindet.
Pflanzen und Bäume können sich ihrer nur erwehren, indem sie gewissen kleinen, mit einem Stachel bewaffneten Ameisen, welche
die grimmigsten Feinde der erstern sind, Wohnung und Kost gewähren.
Die sogen. Ochsenhornakazie und andre Akazienarten beherbergen
sie in ihren vergrößerten hohlen Dornen, die Armleuchterbäume (Cecropia-Arten) in den hohlen Internodien
des Stammes, an denen sich eine besondere Durchbruchsstelle für die Weibchen ausgebildet hat, noch andre Pflanzen in beulen-
oder blasenförmigen Austreibungen des Stammes, der Äste oder Blattstiele. In neuerer Zeit sind sehr zahlreiche, gewissen
Ameisen ständige Wohnung bietende Pflanzen bekannt geworden, und man hat auch angefangen, gewisse Wucherungen
und Haarbüschel in den Nervenwinkeln der Blätter (z. B. unsrer Linden) für ähnliche, den Milben als Wohnung dienende Gebilde
(»Acaro-Domatien«) anzusehen. Im weitern Sinn würden hierher auch alle die zahllosen gegenseitigen Anpassungen der Blüten
an Insektenbesuch und der Insekten an Honig- und Pollenraub gehören (s. Blütenbestäubung).
[* 35]