Menge wertvoller
Notizen über die betreffenden
Kaiser enthalten. Außerdem besitzen wir noch Teile einer
Schrift:
»De grammaticis
et rhetoribus« (hrsg. von
Osann,
Gieß. 1854),
und
Biographien des Terenz, Horaz,
Lucanus (letztere unvollständig) sowie Reste
einer
Biographie des ältern
Plinius, alles wahrscheinlich Überreste eines größern von ihm verfaßten Werkes:
»De viris
illustribus«. Von andern
Schriften sind nur die
Namen und unbedeutende
Fragmente erhalten; die ebenfalls seinen
Namen führenden
Biographien des
Vergilius und
Persius sind wahrscheinlich unecht.
Ausgaben lieferten
Burmann (Amsterd. 1735, 2 Bde.),
Oudendorp
(Leid. 1751),
Ernesti (Leipz. 1748, 2. Aufl. 1772),
Wolf (das. 1802, 4 Bde.) undRoth (das. 1858); neuere Übersetzungen
Reichardt (Stuttg. 1855 ff.),
Stahr (2. Aufl., das. 1874, 2 Bde.)
und Sarrazin (das. 1883, 2 Bde.).
Des S. übrige
Schriften außer den
»Vitae« sind besonders herausgegeben von
Reifferscheid (Leipz. 1860).
Name eines german. Völkerbundes, welcher wohl die im
Osten der
Elbe vorhandenen, weniger vonAckerbau
als von
Jagd und
Viehzucht
[* 2] lebenden kriegerischen, wanderlustigen (»schweifenden«)
Stämme umfaßte, später
Name eines einzelnen
Volkes.
Cäsar, welcher die nach
Gallien eingedrungenen S. unter
Ariovist 58
v. Chr. besiegt hatte, begreift unter diesem
Namen
die hinter den
Ubiern und
Sigambern wohnenden
Germanen und berichtet, daß sie 100
Gaue mit je 10,000 streitbaren
Männern gezählt, aber sich bei seinem Rheinübergang weit, nach dem
WaldBacenis, zurückgezogen hätten.
Nordöstlich die Mündung des hier 2 m ü. M. liegenden Süßwasserkanals mit
großem Schleusenwerk, nordwestlich ein großes englisches
Hospital. Zu den Hafenanlagen, welche in S. weit ins
Meer hinausgebaut
sind, führt ein 3 km
langer
Damm; auf diesem läuft die
Eisenbahn zum
Bassin der Kanalgesellschaft mit
Leuchtturm und der
Statue des
Leutnants Waghorn. Das große Hafenbassin,
PortIbrahim genannt, wird durch eine mächtige
Mauer
in den
Kriegs- und den Handelshafen geschieden und kann 500
Schiffe
[* 7] fassen.
Der
Handel hat sich aber nicht hier konzentriert, sondern mehr nach
Port Said und
Alexandria gezogen, und
S. ist mehr ein Durchgangspunkt geblieben. 1886 betrug die Einfuhr 594,385, die Ausfuhr 42,697 ägyptische
Pfund. Die Stadt ist Sitz eines deutschen
Konsuls. Wahrscheinlich steht S. auf der Stätte des alten
Klysma, von den Arabern
Quolzum genannt. Es war
vor derEntdeckung des Seewegs nach
Indien um das
Kap als Hauptniederlage europäischer
und indischer
Waren ein blühender Platz, verfiel aber danach und zählte bei Beginn der Kanalbauten nur 1500 Einw.
Seekanal zur
Verbindung des
Mittelländischen und des
RotenMeers mittels Durchschneidungen der nur 113 km
breiten
Landenge von
S. (s. das Nebenkärtchen auf der
Karte »Mittelmeerländer«).
[* 8] Dieser
Kanal
[* 9] ist gleichsam
von der
Natur vorgezeichnet, indem der
Isthmus selbst nur als eine den
Golf von S. fortsetzende Bodensenkung zu betrachten ist,
die an ihrer höchsten
Stelle, bei El Gisr, nur 16 m ü. M. liegt, und deren Durchstechung durch
drei
Seen (Ballah-, Timsah- und Bittersee) noch wesentlich erleichtert werden mußte.
Bereits im 14. Jahrh.
v. Chr. wurde der
Bau eines vom
Nil zum
Timsahsee und von da zum
RotenMeer führenden
Kanals durch die beiden
großen Herrscher
Sethos I. und
Ramses II. ausgeführt, um ihre
Flotte aus dem einen ins andre
Meer bringen zu können.
Dieser
Kanal (altägypt. ta tenat, »der Durchstich«) ging wahrscheinlich durch
Vernachlässigung zu
Grunde, und erst gegen Ende des 7. Jahrh.
v. Chr. unternahm es
Necho (616-600),
ein Sohn
Psammetichs I.,
einen neuen
Kanal vom
Nil ins
Rote Meer zu bauen, der aber durch Orakelspruch
(weil er nur den
»Fremden« nützen würde)
gehemmt wurde, nachdem sein
Bau schon 120,000
Menschen das
Leben gekostet hatte. Erst
Dareios Hystaspis (521-486) vollendete
das Werk des
Necho, welches unter den
Ptolemäern dann noch bedeutend verbessert wurde. Doch schon zu
Kleopatras Zeit war der
Kanal teilweise wieder versandet, und was unter den
Römern, namentlich unter
Kaiser Trajan (98-117
n. Chr.),
für den
Kanal geschah, scheint nicht von großer Bedeutung gewesen zu sein.
Nachdem die Araber
Ägypten erobert hatten, war es Amr, der
Feldherr des
KalifenOmar, welcher im 7. Jahrh. den
Kanal von
Kairo
[* 10] nach dem
RotenMeer wiederherstellte und zu Getreidetransporten benutzte; im 8. Jahrh. aber war
er schon wieder gänzlich unbrauchbar, und heute bezeichnen nur noch schwache
Spuren das alte Werk, an dem einst Pharaonen,
Perser,
Ptolemäer, römische
Kaiser und arabische
Kalifen bauten. Das
Verdienst, zuerst wieder auf die Vorteile eines maritimen
Kanals zwischen dem
Mittel- und dem
RotenMeer hingewiesen zu haben, gebührt
Leibniz, der in diesem
Sinn 1671 an
Ludwig XIV. schrieb.
Das Maß der zu bewältigenden Schwierigkeiten war ein ungeheures. AllesMaterial, alle Werkzeuge,
[* 13] Maschinen, Kohlen, Eisen,
[* 14] jedes
StückHolz
[* 15] mußte aus Europa
[* 16] geholt werden. 1862 waren von den 1800 Lastkamelen der Kompanie allein 1600 zum täglichen Transport
des Trinkwassers für 25,000 Arbeiter in Anspruch genommen, so daß die tägliche Ausgabe für Trinkwasser 8000 Frank betrug.
Es war also vor allen Dingen erst nötig, den Süßwasserkanal zu vollenden, welcher vom Nil Trinkwasser
nach dem Isthmus führen sollte.
Bei Sagasig zweigt derselbe sich vom Nil ab, führt zunächst in östlicher Richtung nach Ismailia und von da südlich bis Suez;
Schleusenwerke geben die Möglichkeit, ihm eine größere oder geringere Wassermenge zuzuführen. Auf dem Spiegel erreicht
er eine Breite
[* 17] von 17, am Grund von 8 m; doch ist er nur 2¼ m im Durchschnitt tief. Seine Vollendung erfolgte
wodurch eine Jahresausgabe von 3 Mill. Fr. erspart wurde. Mit Maschinenkräften, die bis 22,000 Pferdekräfte repräsentierten,
wurde trotz mancher Unglücksfälle (Ausbruch der Cholera und darauf folgende Desertion sämtlicher Arbeiter), trotz
diplomatischer und finanzieller Schwierigkeiten rüstig weitergearbeitet, so daß schon die Wasser des Mittelmeers
in den Timsahsee einströmen konnten, zu dessen Ausfüllung 80 Mill. cbm notwendig waren. Am nordwestlichen Gestade dieses Sees
entstand die Residenz der Kanalverwaltung, die Stadt Ismailia, zu welcher die neue Eisenbahn von Kairo und
Alexandria hingeführt wurde, während die alte Wüstenbahn Kairo-Suez aufgegeben ward. Am erfolgte der Einlaß
der Mittelmeerwasser in den Bittersee, und fand im Beisein vieler Fürstlichkeiten und einer ungeheuern Schar geladener
Europäer die Eröffnung desKanals unter Festlichkeiten statt, die dem Chedive 20 Mill. Fr. gekostet haben
sollen.
Die Länge des Kanals beträgt 160 km, die Breite am Wasserspiegel 58-100 m, an der Sohle 22 m, die Tiefe 8 m. Er beginnt am Mittelmeer
bei Port Said mit zwei ungeheuern in das Meer hinausgebauten Molen von 2250 und 1600 m Länge, welche den Vorhafen von
Port Said bilden und den durch westliche Strömungen herbeigeführten Nilschlamm abhalten. Der Kanal tritt dann in südlicher
Richtung in den Menzalehsee ein, wo er an beiden Seiten von Dämmen eingerahmt ist, verläßt denselben bei Kilometer 45 und
erreicht die El Kantara genannte Bodenerhebung, welche er durchschneidet, um 4 km weiter in den Ballahsee
einzutreten.
Nachdem er aus diesem wieder ausgetreten, folgen die Stationen El Ferdane und El Gisr; dann tritt der Kanal in die weite, blaue
Fläche des Timsahsees ein, an dessen Nordwestende Ismailia liegt, und den er bei Tusûn verläßt, um die 16 km lange Felsenschwelle
des Serapeums zu durchbrechen. Die nun bei Kilometer 95 folgenden Bitterseen bilden eine schöne, etwa 220 qkm
große Wasserfläche, die rings von Wüsten umgeben und am Ein- und Austritt des Kanals mit
Leuchttürmen versehen ist.
Bei El Schaluf, am Südende der Bitterseen, machen sich bereits Ebbe und Flut des RotenMeers bemerkbar, das
bei Kilometer 156 erreicht wird. Südöstlich von der Stadt Suez ist die Kanalrinne noch 4 km weit in das Meer geführt, um
endlich bei 9 m Tiefe die Reede von Suez zu erreichen. Die Baukosten des Kanals beliefen sich auf etwa 19 Mill. Pfd. Sterl.,
von denen 12,800,000 durch Aktienzeichnungen aufgebracht wurden, während den Rest der Chedive deckte.
Letzterm kaufte England 1875 die übernommenen, noch unplacierten Aktien (177,602 Stück im Wert von 3,5 Mill. Pfd. Sterl.)
ab. Bis Ende 1884 wurden mit Einschluß der Verbesserungen für den Kanal verausgabt 488 Mill. Fr., wogegen die Aktiva 76,7
Mill. Fr. betrugen.
Die Einnahmen der Gesellschaft ergaben 1872 zum erstenmal einen Überschuß von 2 Mill. Fr., der 1887 auf
29,7 Mill. Fr. stieg. Auch der Schiffsverkehr beweist den vollständigen Erfolg des Unternehmens. Es benutzten den Kanal 1887: 3137 Schiffe
von 5,903,024 Nettotonnengehalt, davon 2330 englische, 185 französische, 159 holländische, 159 deutsche, 82 österreichisch-ungarische, 138 italienische
etc. Die Zahl der Reisenden betrug 182,998 mit Einschluß von Soldaten.