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hebammenschule und eine Turnlehrerbildungsanstalt; ferner 2 Gymnasien, ein Realgymnasium, eine Reallehranstalt, ein Privatlehr- und Erziehungsinstitut, ein Lehrerinnenseminar und zahlreiche niedere Schulanstalten. Unter den Sammlungen für Kunst und Wissenschaft ist die königliche Sammlung, bestehend aus einer Bibliothek von über 400,000 Bänden, Gemälde-, Skulpturen-, Antiken-, Münzen- und Naturaliensammlung, die wichtigste. Außerdem gehören hierher: die Sammlung vaterländischer Altertümer, die Gemäldesammlung des Museums der bildenden Künste und die des Kunstvereins, die permanente Kunstausstellung, die mit der Zentralstelle für Handel und Gewerbe verbundenen Sammlungen, die Präparatensammlung der Tierarzneischule, der zoologische Garten etc. Groß ist die Zahl der in S. erscheinenden Zeitschriften und politischen Zeitungen. S. ist Geburtsort des Philosophen Hegel, des Architekten Heideloff, der Dichter Hauff, Schwab u. a.
S. ist Sitz des Staatsministeriums und sämtlicher Zentralstellen des Landes, eines Oberlandes- und eines Landgerichts, eines Oberbergamtes und eines Bergamtes, des evangelischen Konsistoriums, des katholischen Kirchenrats und der israelitischen Oberkirchenbehörde, einer Militärintendantur, eines Gouverneurs, der Oberrechnungskammer, einer Stadtdirektion, einer Münze (Münzzeichen F) etc.; ferner des Generalkommandos des 13. Armeekorps, des Kommandos der 26. Division, der 51. Infanterie- und 26. Kavalleriebrigade. Die städtischen Behörden setzen sich zusammen aus 25 Gemeinderats- und 25 Bürgerausschußmitgliedern. - In der Umgebung der Stadt sind bemerkenswert: das am Ende des Schloßgartens liegende und zum Stadtdirektionsbezirk gehörige Berg (s. d.) mit königl. Villa, die königl. Lustschlösser Rosenstein und Wilhelma;
gegenüber die Stadt Kannstatt (s. d.);
im Süden die Silberburg, ein Vergnügungsort der Bewohner von S.;
über derselben die 340 m hohe Reinsburg mit schönen Villen am Abhang;
weiterhin die Uhlandshöhe über dem Schießhaus, 350 m ü. M., mit Anlagen, einem Pavillon und der Uhlandslinde;
ferner der Bosper ^[richtig: Bopser], 481 m ü. M., und die Schillerhöhe, in deren Nähe das Dorf Degerloch (s. oben);
im SW. der Stadt das Jägerhaus mit Aussichtsturm, sämtlich mit schöner Aussicht;
das Lustschloß Solitüde mit Wildpark;
endlich die Feuerbacher Heide.
Urkundlich kommt S., das seinen Namen von einem Gestütgarten oder Fohlenhof führt, zuerst 1229 vor. 1312 wurde es dem Grafen Eberhard entrissen und ergab sich an Eßlingen, wurde jedoch 1316 wieder ausgeliefert. Seitdem haben die Grafen von Württemberg hier ihren Sitz gehabt und es 1482 zur Hauptstadt der württembergischen Lande gemacht. Doch verlegte Herzog Eberhard Ludwig 1727 und nochmals Karl Eugen 1764 die Residenz für mehrere Jahre nach Ludwigsburg. Bis 1822 stand S. unter einer eignen Regierung, seitdem sind Stadt und Bezirk mit dem Neckarkreis vereinigt und bilden ein eignes Oberamt unter dem Namen einer Stadtdirektion.
Vom 6.-18. Juni 1849 hielt der Rest der deutschen Nationalversammlung, das sogen. Rumpfparlament, in S. seine Sitzungen. Im September 1857 fand hier eine Zusammenkunft zwischen Alexander I. von Rußland und Napoleon III. statt.
Vgl. Pfaff, Geschichte der Stadt S. (Stuttg. 1845-47, 2 Bde.);
Wochner, S. seit 25 Jahren (das. 1871);
Nick, Chronik und Sagenbuch von S. (das. 1875);
»S. Führer durch die Stadt und ihre Bauten« (Festschrift, das. 1884);
»Beschreibung des Stadtdirektionsbezirks S.« (hrsg. vom statistisch-topographischen Büreau, das. 1886);
Hartmann, Chronik der Stadt S. (das. 1886).