entleert werden, oder welches auch gänzlich erfolglos bleibt.
Der S. beruht auf krampfhafter Zusammenziehung der Muskulatur
des Dickdarms und des Afterschließmuskels und ist konstantes Symptom der Dickdarmentzündungen bei Katarrhen, namentlich des
Mastdarms, bei Reizungen durch Würmer und vornehmlich bei Ruhr, Typhus etc. Der S. hört mit erfolgtem Stuhl auf, oder
dauert noch eine Weile fort;
er kann ein äußerst quälendes Symptom darstellen.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, an zwei Seen und an der Linie Thorn-Marienburg der Preußischen
Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein altes Schloß, Amtsgericht, Pferdemärkte und (1885) 2238 Einw.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, Kreis Stuhm, hat eine kath. Kirche und 602 Einw.
Hier wurde 12. Sept. 1635 unter französischer Vermittelung ein Waffenstillstand auf 26 Jahre zwischen Schweden und Polen geschlossen.
Peter Feddersen, Geschichtsforscher, geb. 28. Mai 1787 zu Flensburg, ließ sich nach beendetem akademischen Studium 1810 in
Heidelberg nieder und machte sich durch seine Polemik gegen Niebuhr in der Schrift Ȇber den Untergang der
Naturstaaten« (Berl. 1817) bekannt. Nachdem er den Feldzug von 1813 in der hanseatischen Legion und den von 1815 in der preußischen
Landwehr, dann im 6. Ulanenregiment mitgemacht, erhielt er eine Anstellung als Sekretär bei der Militärstudienkommission in
Berlin und 1826 eine außerordentliche Professur daselbst. Er starb 13. März 1851 in Berlin. Von seinen Arbeiten sind noch hervorzuheben:
»Die Staaten des Altertums und die christliche Zeit in ihrem Gegensatz« (Heidelb. 1811);
»Die Religionssysteme der heidnischen
Völker des Orients« (Berl. 1836) und der »Hellenen« (das. 1838);
»Die drei letzten Feldzüge gegen Napoleon«
(Lemgo 1832, Bd. 1);
»Der Siebenjährige Krieg« (das. 1834);
»Geschichte der See- und Kolonialmacht des Großen Kurfürsten« (Berl.
1839);
»Forschungen und Erläuterungen über Hauptpunkte der Geschichte des Siebenjährigen Kriegs« (Hamb. 1842, 2 Bde.).
Friedrich August, Architekt, geb. 28. Jan. 1800 zu Mühlhausen in Thüringen, bildete sich zu Berlin nach Schinkel,
bereiste 1829 und 1830 Frankreich und Italien, ward Hofbauinspektor und 1832 Hofbaurat und Direktor der
Schloßbaukommission. Unter Friedrich Wilhelm IV. eröffnete sich ihm ein bedeutender Wirkungskreis. Außer den »Vorlegeblättern
für Möbeltischler«, welche er mit Strack in 4 Heften (1835 ff.) herausgab, sind unter seinen architektonischen Entwürfen
die im »Album des Preußischen Architektenvereins« (Potsd. 1837 ff.)
erschienenen hervorzuheben, ferner die zu dem neuen Rathaus in Perleberg, zum Wiederaufbau des Winterpalais
in Petersburg, zu den Schloßbauten in Boitzenburg, Basedow, Arendsee, Dalwitz und zu der katholischen Kirche in Rheda.
Seine bedeutendste Schöpfung ist das Neue Museum in Berlin. Auch der Kuppelbau auf dem Triumphbogen des Hauptportals des königlichen
Schlosses ist sein Werk. Andre Bauten von ihm sind: die Alte Börse zu Frankfurt a. M. (1844), die Matthäus-,
Jacobus-, Markus- und Bartholomäuskirche in Berlin, mehrere Prachtanlagen im Park von Sanssouci, die Nikolaikirche zu
Potsdam,
die Vollendung des großherzoglichen Schlosses zu Schwerin, die Universität zu Königsberg, das Nationalmuseum zu Stockholm,
die Akademie zu Pest. Endlich lieferte er eine Menge dekorativer Zeichnungen für Gußwerke, Porzellangefäße,
Silberarbeiten etc. S. starb 18. März 1865 in Berlin.
Karl Ferdinand, Freiherr von, Industrieller, geb. 30. März 1836 zu Saarbrücken, besuchte die Universitäten Bonn und
Berlin und übernahm sodann die Leitung der von seinem Vater gegründeten großen Eisenhüttenwerke in
Neunkirchen. 1870/71 führte er als Rittmeister der Landwehr eine Ulanenschwadron; auch erhielt er von der Regierung den Titel
eines Geheimen Kommerzienrats. Er wurde 1867 gleichzeitig in das preußische Abgeordnetenhaus und den Reichstag gewählt und
gehörte dem erstern bis 1870, dem andern bis 1881 und wieder seit 1889 an. 1882 wurde er zum Mitglied
des Herrenhauses ernannt und 1888 in den Freiherrenstand erhoben.
Mitglied der deutschen Reichspartei, unterstützte er namentlich die wirtschaftlichen Reformen Bismarcks, sowohl die schutzzöllnerische
Tarifreform von 1879 als die Maßregeln für den Schutz des Handwerks und der Arbeiter. Sein Bruder Ferdinand, Freiherr von S.,
geb. 1843 zu Neunkirchen, machte als Offizier die Feldzüge gegen Dänemark (1864) u. Österreich (1866) mit,
nahm 1868 am Feldzug der Engländer gegen Abessinien teil, trat 1869 zur diplomatischen Laufbahn über, kämpfte aber 1870/71
im Kriege gegen Frankreich und ward 1883 zum Gesandten in Darmstadt, 1885 in Kopenhagen, 1887 in Madrid ernannt. 1888 ward
er Botschafter des Deutschen Reichs in Madrid und in den Freiherrenstand erhoben.
(Colobus Illig.), Gattung aus der Familie der Schmalnasen (Catarrhini) und der Unterfamilie der Hundsaffen,
stehen den Schlankaffen (s. d.) sehr nahe, haben aber an den Vorderhänden nur Daumenrudimente;
ihr Leib ist schlank, die Schnauze kurz, der Schwanz sehr lang; sie besitzen Gesäßschwielen, aber keine
Backentaschen. Die Guereza (C. Guereza Rüpp.), 65 cm lang, mit 70 cm langem Schwanz, ist schwarz mit silbergrauer Kehle und Stirnbinde
und grauer Seitenmähne u. Schwanzquaste; er bewohnt Abessinien, lebt fast nur auf Bäumen, ist höchst behende, durchaus harmlos
und nährt sich von Blättern, Früchten und Insekten. Zu derselben Gattung gehören der Bärenstummelaffe
(C. ursinus Wagn.), in Westafrika, und der Teufelsaffe (C. Satanas Wagn.), auf Fernando Po.
Rollen, im Theaterwesen Rollen, in welchen der Schauspieler nicht spricht oder singt, sondern sich einzig und
allein durch die Gebärdensprache zu verstehen gibt (z. B. in der »Stummen
von Portici«).
das Unvermögen, artikulierte Laute hervorzubringen, zeigt sich bei Krankheiten des Gehirns (Schlagfluß, Epilepsie
etc.) und der Sprachwerkzeuge, auch bei Taubheit (Taubstummheit).
(Stupor), ein Seelenzustand, bei welchem alle Thätigkeit des Gehirns daniederliegt. Teils als selbständige
Geisteskrankheit, teils als Teilerscheinung mannigfacher Symptomenkomplexe (Melancholie, paralytische Geistesstörung)
aufgefaßt, stellt der S. den höchsten Grad des Schwachsinns dar, welcher durch die gänzliche Aufhebung aller willkürlichen
psychischen wie motorischen Äußerungen charakterisiert ist. Man sieht diese Kranken im Zustand völliger Geistesabwesenheit
und Regungslosigkeit durch Tage und
mehr
Wochen verharren; keine Frage wird beantwortet, kein äußerer Eindruck kommt zum Bewußtsein, das Gefühl gegen Frost und Hitze,
gegen Schmerzen und andere Sinneseindrücke ist verloren. Der Harn u. Speichel fließen unwillkürlich ab, die Kranken verunreinigen
sich, sie müssen künstlich ernährt werden, da sie sonst verhungern oder verdursten würden. Zuweilen ist
mit dem S. eine eigentümliche Starrsucht (Flexibilitas cerea) verbunden, bei welcher die Muskeln gespannt, ja bretthart sind
und in der einmal eingenommenen Stellung ohne Regung, ohne Ermüdung verharren. Die Ursache dieses Zustandes ist unbekannt.
Der S. geht zuweilen in Genesung über, sofern er akut und als einzige Geistesstörung auftritt; bildet
er den Ausgang chronischer, in Schwachsinn übergehender Geisteskrankheiten, so führt er ziemlich jäh den letzten Abschnitt
dieser Leiden zu Ende.