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war so groß, daß er sich schließlich sogar die Vollmacht erteilen ließ, Kabinettsbefehle ohne königliche Unterschrift auszufertigen. Es ward ein neues Ministerium gebildet, S. selbst aber im Juli 1771 zum Kabinettsminister ernannt. Abweichend von der bisher verfolgten Politik, suchte S. Dänemark [* 2] von dem Einfluß Rußlands frei zu machen und dafür mit dem stammverwandten Schweden [* 3] eine enge Verbindung herzustellen. Im Innern wollte er nach dem Muster Friedrichs II. von Preußen [* 4] durch einen aufgeklärten Despotismus gewerbliche Thätigkeit, Wohlstand und freiheitliche Bildung begründen.
Die Finanzen wurden geordnet, die Abgaben verringert, viele der Industrie und Handel hemmenden Fesseln gelöst, Bildungsanstalten gegründet, die strengen Strafgesetze gemildert, die Folter abgeschafft und alle Zweige der Verwaltung nach Vernunftgrundsätzen geordnet; doch ging S. dabei mit zu rücksichtsloser Eile zu Werke, verfeindete sich mit allen hervorragenden Persönlichkeiten, reizte das Volk durch Verdrängung der S. unbekannten dänischen Sprache [* 5] zu gunsten der deutschen und ward daher als Tyrann verschrien, insbesondere von der orthodoxen Geistlichkeit.
Dazu ward sein Verhältnis zu der Königin verdächtigt, namentlich als diese eine Tochter gebar. An der Spitze der ihm feindlichen Partei stand die herrschsüchtige Stiefmutter Christians VII., Juliane Maria, Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, und an sie schlossen sich mehrere einflußreiche Männer an, darunter der Kabinettssekretär Guldberg und der General Rantzau-Aschberg. Am frühen Morgen des drangen diese Verschwornen in das Schlafzimmer des Königs und zwangen denselben zur Unterzeichnung des Befehls zur Verhaftung der Königin, Struensees und Brandts. S. ward in Ketten auf die Citadelle gebracht und eines Anschlags gegen die Person des Königs, um ihn zur Abdikation zu zwingen, des strafbaren Umgangs mit der Königin, der Anmaßung und des Mißbrauchs der höchsten Gewalt angeklagt.
Auf sein Geständnis eines verbrecherischen Umgangs mit der Königin begab sich eine zweite Kommission zur Königin nach Kronborg, um aus dieser ein gleiches Geständnis herauszulocken, was auch gelang. Die königliche Ehe ward getrennt, S. aber »eines großen, todeswürdigen Verbrechens wegen« 6. April zu grausamer Hinrichtung verurteilt. Ebenso lautete das Urteil gegen Brandt als Genossen Struensees. Nachdem der König das Urteil bestätigt hatte, erfolgte die Exekution, indem ihnen erst die rechte Hand, [* 6] dann der Kopf abgeschlagen und der Rumpf zerstückelt wurde.
Beide Verurteilte fielen dem Haß der von ihnen schwer beleidigten Adelsaristokratie zum Opfer. Michael Beer und Heinrich Laube machten Struensees Schicksal zum Gegenstand gleichnamiger Trauerspiele. Bouterwek lieferte einen seiner Zeit anerkannten Roman.
Vgl. Höst, Geheimer Kabinettsminister Graf J. F. S. und sein Ministerium (deutsch, Kopenh. 1826);
Jenssen-Tusch, Die Verschwörung gegen Karoline Mathilde von Dänemark und die Grafen S. und Brandt (Jena [* 7] 1864);
Wittich, Struensee (Leipz. 1878).
3) Gustav Otto von (pseudonym Gustav vom See), Romanschriftsteller, geb. zu Greifenberg in Pommern, [* 8] studierte zu Bonn [* 9] und Berlin [* 10] die Rechte, ward 1834 Regierungsrat in Koblenz [* 11] und 1847 Oberregierungsrat in Berlin. Er starb in Breslau. [* 12] Unter seinen ältern Romanen (gesammelt Bresl. 1867-69, 18 Bde.; neue Ausg. 1876, 6 Bde.) verdienen »Die Egoisten« (1853),
»Vor fünfzig Jahren« (1859) und »Herz und Welt« (1862) hervorgehoben zu werden. Seine stärkste Produktivität entfaltete der talentvolle und gebildete Erzähler in den letzten Jahrzehnten seines Lebens, wo er unter andern die Romane: »Wogen des Lebens« (Bresl. 1863, 3 Bde.),
»Gräfin und Marquise« (Leipz. 1865, 4 Bde.) mit der Fortsetzung »Ost und West« (Bresl. 1865, 4 Bde.),
»Arnstein« (das. 1868, 3 Bde.),
»Valerie« (das. 1869, 4 Bde.),
»Falkenrode« (Hannov. 1870, 4 Bde.),
»Krieg und Friede« (Berl. 1872, 4 Bde.),
»Gänseliese« (Hannov. 1873, 3 Bde.),
»Ideal und Wirklichkeit« (das. 1875, 3 Bde.),
»Erlebt und erdacht«, Novellen (das. 1875, 2 Bde.),
»Die Philosophie des Unbewußten« (das. 1876, 3 Bde.) etc. erscheinen ließ.