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und bereits zur Erklärung alttestamentlicher und einzelner neutestamentlicher Erzählungen benutzte Prinzip des Mythus auch auf den gesamten Inhalt der evangelischen Geschichte an, in welcher er ein Produkt des unbewußt nach Maßgabe des alttestamentlich jüdischen Messiasbildes dichtenden urchristlichen Gemeingeistes erkannte. Die Gegenschriften gegen dieses Werk bilden eine eigne Litteratur, in der kaum ein theologischer und philosophischer Name von Bedeutung fehlt.
Seine Antworten auf dieselben erschienen als »Streitschriften«
(Tübing. 1837). Für die persönlichen Verhältnisse des Verfassers
hatte die Of
fenheit seines Auftretens die von ihm stets schmerzlich empfundene
Folge, daß er noch 1835 von seiner Repetentenstelle
entfernt und als Prof
essoratsverweser nach
Ludwigsburg
[* 2] versetzt wurde, welche
Stelle von ihm jedoch schon
im folgenden Jahr mit dem Privatstand vertauscht wurde.
Früchte dieser ersten
(Stuttgarter) Muße waren die
»Charakteristiken
und
Kritiken« (Leipz. 1839, 2. Aufl. 184) und die Abhandlung
»Über Vergängliches und Bleibendes im
Christentum«
(Altona
[* 3] 1839). Von einer versöhnlichen
Stimmung sind auch die in der 3.
Auflage
des
»Lebens Jesu« (1838) der positiven
Theologie gemachten Zugeständnisse eingegeben, aber schon die 4.
Auflage nahm sie sämtlich
zurück. 1839 erhielt S. einen
Ruf als
Professor der
Dogmatik und
Kirchengeschichte nach Zürich;
[* 4] doch erregte diese
Berufung im
Kanton
[* 5] so lebhaften
Widerspruch, daß er noch vor Antritt seiner
Stelle mit 1000
Frank
Pension in den
Ruhestand versetzt
ward. 1841 verheiratete sich S. mit der Sängerin A.
Schebest (s. d.), doch wurde die
Ehe nach einigen
Jahren getrennt.
Sein zweites Hauptwerk ist: »Die christliche Glaubenslehre, in ihrer geschichtlichen Entwickelung und im Kampf mit der modernen Wissenschaft dargestellt« (Tübing. 1840-1841, 2 Bde.), worin eine scharfe Kritik der einzelnen Dogmen in Form einer geschichtlichen Erörterung des Entstehungs- und Auflösungsprozesses derselben gegeben wird. Auf einige kleine ästhetische und biographische Artikel in den »Jahrbüchern der Gegenwart« folgte das Schriftchen »Der Romantiker auf dem Thron [* 6] der Cäsaren, oder Julian der Abtrünnige« (Mannh. 1847), eine ironische Parallele [* 7] zwischen der Restauration des Heidentums durch Julian und der Restauration der protestantischen Orthodoxie durch den König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. [* 8] 1848 von seiner Vaterstadt als Kandidat für das deutsche Parlament aufgestellt, unterlag S. dem Mißtrauen, welches die pietistische Partei unter dem Landvolk des Bezirks gegen ihn wachrief.
Die Reden, welche er teils bei dieser Gelegenheit, teils vorher in verschiedenen Wahlversammlungen gehalten hatte, erschienen unter dem Titel: »Sechs theologisch-politische Volksreden« (Stuttg. 1848). Zum Abgeordneten der Stadt Ludwigsburg für den württembergischen Landtag gewählt, zeigte S. wider Erwarten eine konservative politische Haltung, die ihm von seinen Wählern sogar ein Mißtrauensvotum zuzog, in dessen Folge er im Dezember 1848 sein Mandat niederlegte.
Seiner spätern, teils in Heidelberg, [* 9] München [* 10] und Darmstadt, [* 11] teils in Heilbronn [* 12] und Ludwigsburg verbrachten Muße entstammten die durch Gediegenheit der Forschung und schöne Darstellung ausgezeichneten biographischen Arbeiten: »Schubarts Leben in seinen Briefen« (Berl. 1849, 2 Bde.);
»Christian Märklin, ein Lebens- und Charakterbild aus der Gegenwart« (Mannh. 1851);
»Leben und Schriften des Nikodemus Frischlin« (Frankf. 1855);
»Ulrich von Hutten« (Leipz. 1858; 4. Aufl., Bonn [* 13] 1878),
nebst der Übersetzung von dessen »Gesprächen« (Leipz. 1860);
»Herm. Samuel Reimarus« (das. 1862);
»Voltaire, sechs Vorträge« (das. 1870; 4. Aufl., Bonn 1877);
ferner »Kleine Schriften biographischen, litteratur- und kunstgeschichtlichen Inhalts« (Leipz. 1862; neue Folge, Berl. 1866),
woraus »Klopstocks Jugendgeschichte etc.« (Bonn 1878) und der Vortrag »Lessings Nathan der Weise« (3. Aufl., das. 1877) besonders erschienen.
Eine neue, »für das Volk bearbeitete« Ausgabe seines »Lebens Jesu« (Leipz. 1864; 5. Aufl., Bonn 1889) ward in mehrere europäische Sprachen übersetzt. Einen Teil der hierauf gegen ihn erneuten Angriffe wies er in der gegen Schenkel und Hengstenberg gerichteten Schrift zurück: »Die Halben und die Ganzen« (Berl. 1865),
wozu noch gehört: »Der Christus des Glaubens und der Jesus der Geschichte, eine Kritik des Schleiermacherschen Lebens Jesu« (das. 1865). Noch einmal, kurz vor seinem zu Ludwigsburg erfolgten Tod, erregte S. allgemeines Aufsehen durch seine Schrift »Der alte und der neue Glaube, ein Bekenntnis« (Leipz. 1872; 11. Aufl., Bonn 1881), in welcher er mit dem Christentum definitiv brach, alle gemachten Zugeständnisse zurücknahm und einen positiven Aufbau der Weltanschauung auf Grundlage der neuesten, materialistisch und monistisch gerichteten Naturforschung unternahm. S.' »Gesammelte Schriften« hat Zeller herausgegeben (Bonn 1876-78, 11 Bde.; dazu als Bd. 12: »Poetisches Gedenkbuch«, Gedichte).
Vgl. Hausrath, D. F. S. und die Theologie seiner Zeit (Heidelb. 1876-78, 2 Bde.);
Zeller, S., nach seiner Persönlichkeit und seinen Schriften geschildert (Bonn 1874).
4) (S. und Torney) Viktor von, Schriftsteller, geb. zu Bückeburg, [* 14] studierte zuerst in Bonn und Göttingen [* 15] die Rechte, sodann Theologie, um in die kirchlichen Kämpfe der Gegenwart, in denen er durchaus auf seiten der Orthodoxie stand, besser gerüstet eingreifen zu können, und wurde 1840 zum Archivrat in Bückeburg ernannt. Schon seine ersten Dichtungen: »Gedichte« (Bielef. 1841),
»Lieder aus der Gemeine« (Hamb. 1843),
die Epen: »Richard« (Bielef. 1841) und »Robert der Teufel« (Heidelb. 1854), erwiesen neben echt poetischem Talent und einer seltenen Formbegabung die Entschiedenheit seines religiös-konservativen Standpunktes. 1848 zum Kabinettsrat des regierenden Fürsten von Schaumburg-Lippe, später auch zum Bundestagsgesandten ernannt, fand er auch auf politischem Feld vielfach Gelegenheit, diese konservativen Anschauungen zu bethätigen. 1866 mit dem Rang eines Wirklichen Geheimen Rats aus seiner amtlichen Stellung ausgeschieden, lebte er zuerst in Erlangen, [* 16] seit 1872 in Dresden, [* 17] eine vielseitige litterarische Thätigkeit entwickelnd. Bereits 1851 in den österreichischen Adelstand erhoben, fügte er später seinem Namen auch den seiner Gattin, einer gebornen von Torney, bei;
1882 ernannte ihn die Universität Leipzig [* 18] zum Doktor der Theologie. Es erschienen von ihm noch: »Lebensfragen in sieben Erzählungen« (Heidelb. 1846, 3 Bde.);
die dramatischen Dichtungen: »Gudrun« und »Polyxena« (beide Frankf. 1851) und »Judas Ischariot« (Heidelb. 1855);
»Weltliches und Geistliches in Gedichten und Liedern« (das. 1856);
der Roman »Altenberg« (Leipz. 1866, 4 Bde.);
»Novellen« (das. 1872, 3 Bde.);
die epische Dichtung »Reinwart Löwenkind« (Gotha [* 19] 1874);
»Lebensführungen«, Novellen (Heidelberg 1881, 2 Bde.),
und »Die Schule des Lebens«, drei Novellen (das. 1885).
Aus seinem Studium des Chinesischen gingen ein Werk über »Laotse« (Leipz. 1870) und eine meisterhafte Übertragung des ¶
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ältesten chinesischen Liederbuchs, des »Schiking« (Heidelb. 1880), hervor, mit der er den Geist der ältern chinesischen Kultur,
soweit er sich poetisch geof
fenbart, vollständig erschloß. Von seinen sonstigen Schriften sind zu erwähnen die Biographie
des Polycarpus (Heidelb. 1860); »Meditationen über das erste Gebot« (Leipz. 1866); »Essays zur allgemeinen Religionswissenschaft«
(Heidelb. 1879) und »Der altägyptische
Götterglaube« (das. 1888, Bd.
1).
5) Friedrich Adolf, Sohn von S. 1), ebenfalls Theolog, geb. zu Elberfeld,
[* 21] wurde Hilfsprediger an der Hof- und Domkirche
und, nachdem er das Morgenland bereist hatte, 1847 Divisionsprediger und 1859 Professor in Berlin,
[* 22] seit 1870 Hof
prediger zu
Potsdam
[* 23] und starb daselbst Er schrieb unter anderm: »Sinai und Golgatha. Reise ins Morgenland«
(Berl. 1846; 11. Aufl. 1882);
»Die Länder und Stätten der Heiligen Schrift« (mit seinem Bruder Otto S., Stuttg. 1861; 2. Aufl., Leipz. 1876);
»Liturgische Andachten« (1850; 4. Aufl., Berl. 1886) und »Trost am Sterbelager« (2. Aufl., das. 1874).