JosephAnton,
Schauspieler und Theaterprinzipal, geb. zu
Schweidnitz
[* 2] i. Schl.,
studierte zu
Breslau
[* 3] und
Leipzig,
[* 4] begleitete darauf einen schlesischen
Grafen auf einer
Reise nach
Italien
[* 5] und ging nach seiner
Rückkehr zur
Bühne über. Im J. 1706 tauchte er in
Wien
[* 6] auf, pachtete 1712 das Stadttheater am Kärntnerthor und wirkte hier
bis zu seinem
Tode, der am erfolgte. S. war der berühmteste
Hanswurst seiner Zeit, ein
Meister
im
Extemporieren und bei aller Derbheit reich an echter
Komik. Er hatte aus
Italien eine
Menge von
Szenen und
Entwürfen mitgebracht,
aus denen er
Stücke zusammensetzte, die zum Teil auch gedruckt wurden, und veröffentlichte unter demTitel:
»Ollapatrida des durchgetriebenen Fuchsmundi« (1722) eine Sammlung dramatischer
Skizzen (d. h. Gespräche
Hanswursts mit allerlei Leuten über allerlei Gegenstände in
Versen und
Prosa). Auch gab er eine »Lustige
Reyßbeschreibung, aus
Salzburg
[* 7] in verschiedene
Länder«
(o. J.) und »Hannswurstsche
Träume«
(o. J.) heraus.
1) (Brodnica) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Marienwerder,
[* 8] an der
Drewenz und der
LinieJablonowo-Lautenburg
der Preußischen Staatsbahn, 75 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, ein
Gymnasium, ein
Amtsgericht, ein
Hauptzollamt, Ziegelbrennerei und (1885) mit der
Garnison (ein Infanteriebataillon
Nr. 14) 5462 meist kath. Einwohner.
S. wurde 1285 neben der schon 1268 vorhanden gewesenen
Burg angelegt. -
Durch seine Untersuchungen über die
Pflanzenzelle, besonders
in den
Schriften: Ȇber
Zellbildung und Zellteilung«
(Jena 1875; 3. Aufl., das. 1880) und
»Studien über
Protoplasma« (das. 1876) u. a., wirkte S. wesentlich
umgestaltend auf die Fortentwickelung der modernen
Botanik ein. Von seinen fernern
Arbeiten sind noch hervorzuheben: Ȇber
Befruchtung und Zellteilung«
(Jena 1878);
zweiarmige Ill in drei Teile geteilt, hat elf Thore u. durch die engen, unregelmäßigen Straßen ein altertümliches Aussehen.
Ein neuer Stadtteil, im NO. liegend und aus dem durch Hinausschieben der Festungswerke gewonnenen Terrain errichtet, ist bereits
stark bebaut. Von öffentlichen Plätzen verdienen Erwähnung: der Kléberplatz mit dem ehernen Standbild Klébers,
der Gutenbergplatz mit der StatueGutenbergs (von David d'Angers), der Broglieplatz, der Schloßplatz etc. Außer den genannten
Denkmälern sind noch zu nennen: das Denkmal des GeneralsDesaix hinter dem Theater
[* 37] und das Denkmal des PräfektenLezay-Marnesia
auf einer Rheininsel.
Hervorragende Gebäude sind ferner: der neue Kaiserpalast, das Schloß (ehemals bischöfliche Residenz, später Universität,
jetzt Universitäts- und Landesbibliothek), das Stadthaus und das Theater am Broglieplatz (beide nach
der Einäscherung von 1870 neuerbaut), der Statthalterpalast, das neue Universitätsgebäude, das Bezirkspräsidium, das
Landgerichtsgebäude, das Offizierkasino, das Aubettegebäude am Kléberplatz, das Gebäude der Lebensversicherungsgesellschaft
Germania,
[* 45] das Bürgerhospital, die Manteuffelkaserne, der Zentralbahnhof, die Westmarkthalle etc.
Die Bevölkerung
[* 46] beläuft sich (1885) mit der 10,523 Mann starken Garnison (Infanterieregimenter Nr. 105,
126, 132 und 138, je 2 Infanteriebataillone Nr. 99 und 137, ein Ulanenregiment Nr.
15, ein Feldartillerieregiment Nr. 15, ein Fußartillerieregiment Nr. 10 und
ein Pionierbataillon Nr. 15) auf 111,987 Seelen, darunter 52,306 Evangelische, 55,406 Katholiken, 363 andre Christen u. 3767 Juden.
Der lebhafte Handel, unterstützt durch eine Handelskammer und eine Reichsbankhauptstelle wie durch andre Geldinstitute, durch
das verzweigte Eisenbahnnetz (S. ist Knotenpunkt der Eisenbahnen S.-Weißenburg, S.-Deutsch-Avricourt, S.-Kehl, S.-Schiltigheim,
S.-Königshofen, S.-Basel, S.-Rothau und S.-Lauterburg), durch vortreffliche Landstraßen, durch die schiffbare Ill, den Ill-,
Rhein-Rhône- und Rhein-Marnekanal und durch eine Pferdebahn, welche die innern Stadtteile mit den Vororten verbindet, ist besonders
bedeutend in Steinkohlen, Kolonial- und Lederwaren, Papier, Tabak, Eisen,
[* 50] Getreide,
[* 51] Wein, Holz,
[* 52] Gänseleberpasteten, Sauerkraut, Schinken,
Hopfen,
[* 53] Gartengewächsen der verschiedensten Art etc. An Bildungs- und andern ähnlichen Anstalten hat
S. die 1872 neugegründete Kaiser Wilhelms-Universität (Sommersemester 1888: 828 Studierende), die neue Universitäts- und
Landesbibliothek mit ca. 600,000 Bänden (größtenteils durch freiwillige Gaben entstanden und zum Ersatz für die in der Nacht
vom 24. zum verbrannte Stadtbibliothek bestimmt), ferner ein protestantisches Gymnasium (1538
gegründet), ein Lyceum (katholisches Gymnasium, verbunden mit Realgymnasialabteilung), 2 Realschulen, eine höhere katholische
Schule, ein Priesterseminar, ein evangelisches Schullehrer- und ein evangelisches Lehrerinnenseminar, 2 Taubstummenanstalten,
ein Konservatorium, ein Kunstmuseum, ein Kunstgewerbemuseum, ein Naturalienkabinett, ein Stadttheater, eine Bezirksfindel-
und Waisenanstalt, zahlreiche Sammlungen etc. In S. erscheinen fünf Zeitungen.
Die Festungswerke, deren Anlage 1682-84 von Vauban mit der auf der Ostseite der Stadt liegenden fünfeckigen Citadelle begonnen
wurde, haben seit 1870 eine bedeutende Erweiterung und Verstärkung
[* 54] erfahren. Ein Teil der Befestigung ist im NO. hinausgerückt,
und 13 Forts, 4-8 km vom Mittelpunkt der Stadt entfernt, krönen die umliegenden Höhen, 3 davon auf der
badischen Seite des Rheins bei Kehl. Die Stärke
[* 55] der Werke wird dadurch noch bedeutend erhöht, daß durch die Ill und den Rhein-Rhônekanal
ein großer Teil der Umgegend von S. unter Wasser