JohannBaptist, Erzgießer, Bildhauer und Medailleur, geb. zu Fürstenfeldbruck bei
München,
[* 2] kam zu einem Goldschmied in
München in die
Lehre,
[* 3] ward 1810 in die
Akademie der bildenden
Künste aufgenommen, 1814 als Münzgraveur
angestellt und 1819 nach
Italien
[* 4] gesandt, um die
Technik des
Erzgusses kennen zu lernen. In
Rom
[* 5] gründete
er seinen
Ruf durch den Guß der
Büste des spätern
KönigsLudwig I. von
Bayern
[* 6] nach
ThorwaldsensModell. 1822 ins Vaterland zurückgekehrt,
schnitt er
Stempel zu Kurrentmünzen und
Medaillen und ward dann zum Inspektor der königlichen Erzgießerei ernannt, in welcher
Stellung er eine lebhafte Thätigkeit entfaltete.
bei den Griechen und
Römern ein Brandmal, das Verbrechern, namentlich diebischen oder entlaufenen
Sklaven, eingebrannt wurde (gewöhnlich auf der
Stirn);
das angebliche freiwillige Auftreten der fünf Wundmale
Christi bei
Personen, die sich in eine schwärmerische
Betrachtung seiner
Leiden
[* 20] versenkt hatten. Nachdem der heil.
Franz von Assisi (s.
Franziskaner) zuerst diese Auszeichnung erhalten
haben soll und die heil.Katharina von
Siena wenigstens einen
Ansatz dazu genommen, hat sich diese
Erscheinung
im
Lauf der
Jahrhunderte an sehr zahlreichen
Personen, namentlich weiblichen
Geschlechts, wiederholt, und zwar sowohl bei
Nonnen
als bei weiblichen
Laien, und bei einigen blieb die
S. eine dauernde, indem die Wundmale alle
Freitage und am stärksten in der
Passionszeit bluteten, was dann häufig zu Schaustellungen
Anlaß gegeben hat.
Insbesondere wiederholte sich die
S. in
Zeiten religiöser Aufregung, und in unserm
Jahrhundert haben
KatharinaEmmerich,
[* 21] die
Freundin
KlemensBrentanos,
Maria v. Mörl und insbesondere
LouiseLateau in dem belgischen Dörfchen
Bois d'Haine in dieser
Richtung
großes Aufsehen erregt. Diese
Personen gaben bestimmten Verehrerkreisen Schaustellungen, indem sie theatralisch
die
LeidenChristi, während sie dieselben angeblich empfanden, in lebenden Bildern durchführten; daneben bekamen sie kataleptische
Zufälle
(Verzückungen), in denen sie unempfindlich gegen
Schmerzen zu sein vorgaben, und mancherlei andre Wundergaben
(vollkommenes
Fasten,
Empfindung der
Nähe heiliger Gegenstände etc.). Das
Urteil über diese
Fälle hat sich zuerst naturgemäß
nur in den beiden
Gegensätzen:
Wunder oder
Betrug! kundgegeben, und in der unendlichen Litteratur, die über
LouiseLateau entstand,
vertrat der belgische
ArztProfessorLefebvre
(»LouiseLateau«,
Löwen
[* 22] 1873) mit aller Entschiedenheit die Überzeugung, daß hier
ein übernatürliches Ereignis vorliege, während
Virchow u. a. es einfach als
Betrug brandmarkten.
In der That sind denn auch nicht wenige
Fälle von sogen. S. vor den
Gerichten als grober
Betrug entlarvt worden. Bei der Bedeutung,
welche von manchen Seiten dem
Fall der
LouiseLateau beigelegt wurde, ernannte die
BrüsselerAkademie der
Wissenschaften eine
Kommission zur Untersuchung desselben, und in dem
Bericht, welchen Warlomont über die
Arbeiten dieser
Kommission
erstattet hat, wird nun auf
Grund sehr sorgfältiger und den
Betrug ausschließender Untersuchungen und in Übereinstimmung
mit andern belgischen und französischen
Ärzten die schon von
Montaigne vertretene Meinung ausgesprochen, daß eine bis zur
Krankheit gesteigerte
Einbildungskraft das wiederholte freiwilligeBluten der irgendwie erworbenen
Wunden
hervorbringen könne.
Außerdem bieten viele den Stigmatisierten eigentümliche
Zufälle, wie die
Katalepsie, Unempfindlichkeit, die Nachahmungssucht
u. a., eine bedeutende
Ähnlichkeit
[* 23] mit den neuerdings genauer untersuchten Zuständen des
Hypnotismus (s. d.), welche in ähnlicher
Weise durch
Konzentration der
Gedanken und Sinneseindrücke auf bestimmte eng begrenzte Gebiete hervorgerufen werden. Danach
würde sich die
S. in den
Fällen, wo nicht grober
Betrug vorliegt, jenen zahlreichen
Erscheinungen anreihen lassen, welche mit
hochgradiger
Hysterie einhergehen, und bei denen
Krankheit und Selbstbetrug so merkwürdig miteinander verbunden sind.
Diesen
Standpunkt nehmen die
Schriften von Warlomont
(Brüssel
[* 24] 1875) und Bourneville (Par. 1875) über
LouiseLateau und
Charbonnier (»Maladies des mystiques«,
Brüssel 1875) ein; aus der unübersehbaren fernern Litteratur vgl.
Schwann,
MeinGutachten
über die
Versuche etc.
(Köln
[* 25] 1875).
(v. lat. stilus,
»Griffel«, Schreibart), bezeichnet in der Litteratur die Art und
Weise der
sprachlichen
Darstellung, wie sie sowohl durch die geistige Fähigkeit und subjektive Eigentümlichkeit des Schriftstellers
als auch durch den
Inhalt und den
Zweck des Dargestellten bedingt wird. Da der
S. also als die durch das Ganze der schriftlichen
Darstellung herrschende Art, einen Gegenstand aufzufassen und auszudrücken, nicht nur von demInhalt des
Gegenstandes, sondern auch von dem
Charakter und der
Bildung des
Menschen abhängig ist, so hat eigentlich jeder Schriftsteller
seinen eignen S., was
Buffon meint, wenn er sagt: »Der S. ist der
Mensch selbst« (»le style c'est l'homme même«). Die erste
Forderung, die man an jede Art des Stils macht, ist Deutlichkeit und
Klarheit. Die Deutlichkeit verlangt
aber Reinheit der
Sprache
[* 29] oder Vermeidung aller
¶
mehr
Wörter, die das Bürgerrecht in der Sprache nicht erlangt haben, z. B. aller Provinzialismen, ausländischer, ohne Not neugeschaffener
oder veralteter Wörter;
Korrektheit, wonach man das den darzustellenden
Begriff bezeichnende und deckende Wort wählt;
Präzision oder Bestimmtheit, wonach alles Überflüssige entfernt und nicht mehr
oder weniger gegeben wird, als was zur genauen Darstellung des Gedankens erforderlich ist.
Inhalt und Zweck der stilistischen
Darstellung können verschieden sein, und man unterscheidet insbesondere drei Kräfte, die bei derselben in Wirksamkeit treten:
Verstand, Einbildung und Gefühl, weshalb man von einem S. des Verstandes, der Einbildung und des Gefühls
spricht. Bei dem erstern wird man sich vor allem der Deutlichkeit, bei dem zweiten der Anschaulichkeit und bei dem dritten
der Leidenschaftlichkeit zu befleißigen haben. Zu dem ersten gehört die prosaische Darstellung im allgemeinen, zu dem zweiten
die Epik und das Drama, zu dem dritten die Lyrik und die Rede.
Die alten Griechen und Römer
[* 31] unterschieden, ungefähr dem entsprechend, aber ohne Rücksicht auf Inhalt und Zweck der Darstellung,
in der Prosa einen niedern (genus submissum), einen mittlern (g. medium) und einen höhern S. (g. sublime), und es sollen nach
ihrer Regel z. B. in einer Rede alle drei Stilarten miteinander abwechseln (vgl. Rede). Im übrigen unterscheidet
man mehrere stilistische Gattungen mit gewissen feststehenden Formen, z. B. den philosophischen, den didaktischen, den historischen,
den Geschäfts- und Briefstil. Die Theorie des Stils oder Stilistik ist die geordnete Zusammenstellung aller Regeln des guten
Stils oder der üblichen Art, sich schriftlich auszudrücken.
In der bildenden Kunst versteht man unter S. einerseits die in einem Kunstwerk zur Darstellung gebrachte formale und geistige
Anschauung, wie sie bei einem Volk oder in einer gewissen Zeit für die verschiedenen Künste als maßgebend angesehen ward,
anderseits die individuelle, sich von der allgemeinen Richtung in Einzelheiten unterscheidende Darstellungsweise
eines Künstlers. Wenn sich dieser individuelle S. zu einseitig ausprägt oder seinen geistigen Inhalt verliert, nennt man
diese Darstellungsweise Manier (s. d.). Ebenso bezeichnet S. in der Musik sowohl die für eine Kompositionsgattung oder für
bestimmte Instrumente erforderliche Schreibweise (Opernstil, Klavierstil, Kirchenstil, Vokalstil etc.)
als auch die eigentümliche Schreibweise eines Meisters.
Auch spricht man von einem strengen oder gebundenen S. und versteht darunter die Schreibweise mit reellen Stimmen unter Beobachtung
der für den Vokalstil gültigen Gesetze, und von einem freien oder galanten S., welcher sich nicht an eine bestimmte Anzahl
Stimmen bindet, sondern dieselben nach Belieben vermehrt oder vermindert etc.
Endlich heißt auch S. die verschiedene Rechnungsart nach dem julianischen und gregorianischen Kalender. Man unterscheidet
alten S., nach dem julianischen (noch jetzt bei den Russen gebräuchlich), und neuen S., nach dem gregorianischen Kalender,
die beide um zwölf Tage voneinander abweichen; daher datiert man meist 12./24. Jan., d. h. 12. Jan. nach
dem alten und 24. Jan. nach dem neuen S.