erreichten die S. den Höhepunkt ihres
Glanzes. Erst
Philipp V. trat, wenn auch ohne Erfolg, als offener Gegner der S. auf,
welche von nun an gewerbsmäßig von bezahlten Stierkämpfern
(Toreros) betrieben wurden, die heute in ganz
Spanien
[* 2] der Gegenstand
allgemeinster
Popularität und der übertriebensten
Huldigungen sowohl innerhalb als außerhalb der
Arena
sind.
Fast jede irgend bedeutende Stadt hat ihre in Form eines
Amphitheaters errichtete
Plaza de
Toros. Die größten finden
sich in
Valencia
[* 3] (16,000
Plätze) und
Madrid
[* 4] (14,000). In
Madrid finden, mit einer kurzen
Unterbrechung im
Sommer, von
Ostern bis
Allerheiligen jeden
Sonntag und
Donnerstag, oft auch häufiger, S. statt, so im J. 1887 deren 34 mit 217
Stieren
und 372
Pferden als
Opfer; in den Provinzialstädten nicht so oft, dennoch kann man 200 S. jährlich in
Spanien annehmen.
Das moderne Stiergefecht besteht aus drei
Akten, in welchen die vier
Gruppen der Cuadrilla (alle
Toreros, welche irgendwie am
Gefecht teilnehmen) nacheinander ihre Geschicklichkeit entfalten. Die
Picadores (Lanzenreiter) auf elenden
Kleppern reizen zunächst den auf den Kampfplatz gelassenen
Stier durch Lanzenstiche in den
Nacken; seine Wut wird gesteigert
durch die Banderilleros, welche zu
Fuß dem
Stier mit Widerhaken versehene aufgeputzte
Stäbe
(Banderillas,
Fähnlein) ins
Fleisch
stoßen.
Die
Chulos (auch
Capeadores, von Capa,
Mantel, genannt) unterstützen die andern, indem sie durch geschicktes
Schwingen roter Mäntel die
Aufmerksamkeit des
Stiers von seinen Verfolgern, sobald diese in
Gefahr schweben, ablenken. Die Hauptperson
aber ist der
Espada
(Degen), der dem
Stier mit der blanken
Waffe, einem
ca. 90
cm langen, starken Stoßdegen
(Espada), den Todesstoß
in eine bestimmte
Stelle des
Nackens zu versetzen hat. Der
Espada (der
AusdruckMatador
[Töter] ist in
Spanien weniger üblich)
reizt den
Stier durch die Muleta, ein an einem
Stock befestigtes
Stück roten
Tuches, das er mit der
Linken vor sich flattern
läßt, und stößt dann dem angreifenden
Stier den
Degen zwischen den
Hörnern hindurch bis ans Heft in
den Leib.
Berühmte
Espadas erhalten 6-8000
Frank für jedes Stiergefecht.
FeigeStiere werden erst gebrannt und dann durch
Hunde
[* 5] zerrissen,
oder man durchschneidet ihnen von hinten die
Fesseln, und der
Cachetero, der auch die andern
Stiere, die nicht tödlich getroffen
sind, abfängt, tötet sie durch einen Dolchstoß ins
Genick. Jeder einzelne Stierkampf dauert ungefähr
eine halbe
Stunde; meist kommen bei einer
Vorstellung sechs
Stiere und ungefähr doppelt so viel
Pferde
[* 6] ums
Leben. Man kann heute
die
Opfer auf jährlich 1000
Stiere und mindestens 3500 getötete
Pferde berechnen. Die jährlichen
Ausgaben für
S. betragen viele
MillionenFrank. In
Spanien wie in den südamerikanischen
Republiken widmen sich zahllose
Zeitschriften dem
nationalen
Sport der
S., und die Litteratur über dieselbe ist eine sehr reichhaltige.
Gemeinde im deutschen
BezirkLothringen,
Kreis
[* 8]
Forbach,
[* 9] an der
Eisenbahn S. (Preußische Grenze)-Novéant,
hat ein bedeutendes Eisenhüttenwerk mit 1250 Arbeitern (Fabrikation von
Trägern, Eisenbahnschienen etc.), eine
Glashütte
und (1885) 3854 meist kath. Einwohner.
(Styfel, auch
Stieffel),
Michael, Algebrist, geb. 1487 zu
Eßlingen,
[* 21] ging in das dortige Augustinerkloster, aus
dem er aber 1522 als Anhänger
Luthers entfloh, worauf er als evangelischer
Prediger erst bei einem
Grafen von
Mansfeld, dann
in
Oberösterreich, 1528-34 zu Lochau bei
Torgau,
[* 22] hierauf bis 1547 zu Holzdorf bei
Wittenberg,
[* 23] nachher zu Haberstrohm bei
Königsberg
[* 24] i. Pr. wirkte.
Später scheint er in
Jena
[* 25] gelebt zu haben, wo er starb.
Sein Hauptwerk ist die »Arithmetica integra«
(Nürnb. 1544).
(das S.;Mehrzahl: die
Stifter), jede mit Vermächtnissen und
Rechten ausgestattete, zu kirchlichen
Zwecken bestimmte
und einer geistlichen
Korporation übergebene Anstalt mit allen dazu gehörigen
Personen, Gebäuden und
Liegenschaften. Die
ältesten Anstalten dieser Art sind die Klöster, nach deren Vorbild sich später das kanonischeLeben
der
Geistlichen an
Kathedralen und Kollegiatstiftskirchen gestaltete. Im
Gegensatz zu den mit den Kathedralkirchen verbundenen
Erz- und Hochstiftern mit je einem
Erzbischof oder
Bischof an der
Spitze hießen die Kollegiatkirchen, bei welchen kein
Bischof
angestellt war,
Kollegiatstifter.
Die Mitglieder derselben wohnten in Einem Gebäude zusammen und wurden von demErtrag eines Teils der
Stiftsgüter und
Zehnten unterhalten. So bildeten sich die
Domkapitel, deren
Glieder,
[* 26] die
Canonici, sich
Kapitularen,
Dom-,
Chor-
oder
Stiftsherren nannten. Infolge des häufigen
Eintritts Adliger entzogen sich dieselben schon im 11. Jahrh. der Verpflichtung
des Zusammenwohnens
(Klausur), verzehrten ihre
Präbenden einzeln in besondern Amtswohnungen, bildeten jedoch fortwährend
ein durch
Rechte und Einkünfte ausgezeichnetes
Kollegium, welches seit dem 13. Jahrh. über die
Aufnahme neuer
Kapitularen zu
entscheiden, bei Erledigung eines Bischofsitzes
(Sedisvakanz) die
¶
Außer den Erz-, Hoch- undKollegiatstiftern gibt es auch noch weibliche Stifter und zwar geistliche und weltliche. Erstere entstanden
durch eine Vereinigung regulierter Chorfrauen und glichen den Klöstern; bei den freien weltlichen Stiftern dagegen legen die
Kanonissinnen nur die Gelübde der Keuschheit und des Gehorsams gegen ihre Obern ab, können jedoch heiraten, wenn sie auf ihre
Pfründe verzichten, und haben die Freiheit, die ihnen vom S. zufließenden Einkünfte zu verzehren, wo
sie wollen.
Nur die Pröpstin und Vorsteherin nebst einer geringen Zahl Kanonissinnen pflegen sich im Stiftsgebäude aufzuhalten. Auch
die Pfründen dieser Stifter wußte der stiftsfähige Adel vielfach ausschließlich für seine Töchter zu erlangen, doch hängt
häufig die Aufnahme auch von einer Einkaufssumme ab. Auch sind für die Töchter von verdienten Beamten
Stiftsstellen geschaffen worden. Die Kanonissinnen dieser »freien weltadligen Damenstifter« werden jetzt
gewöhnlich Stiftsdamen genannt.